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Niewiadomski Jozef: Ostern der Katholischen Kirche
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Ostern der Katholischen Kirche

Autor:Niewiadomski Jozef
Veröffentlichung:
Kategoriekommentar
Abstrakt:
Publiziert in:# Originalbeitrag für den Leseraum
Datum:2005-03-24

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

1
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Die Gazetten zeigen die Bilder des kranken Papstes. Eine Zeitung hierzulande hat gar schon die Riesenschlagzeile gewagt: “Ostern: zum ersten Mal ohne Papst!” Die Feuilletonschreiber schreiben sich die Finger wund über die Sterbeprozesse in der Katholischen Kirche: Priestermangel, Kirchenaustritte, Sinnentleerung der kirchlichen Feiertage. Inmitten dieses medialen Trubels feiert die Kirche - wie seit eh und je - das triduum sacrum, die liturgische Vergegenwärtigung des Sterbens und der Auferstehung Jesu: Ostern in der Kirche und Ostern der Kirche im Jahre 2005.

2
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Wir vergegenwärtigen uns die Tatsache, dass sich Jesus der Destruktion nicht entzogen hat. Wir führen uns vor Augen wie brutal Prozesse der Zerstörung sind. Und wir ringen mit dem Glauben, dass Jesus in Agonie und Tod vom Vater, dem Liebhaber des Lebens, getragen war. Er vertraute auf ihn, nicht auf Erfolg! Er bezog seine Kraft im Sterben und Tod aus dem Glauben, nicht aus dem Ressentiment.

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Dass Kirche Leib Christi ist, darüber sind schon die Erstsemestler informiert. Dass Leib Christi den brutalsten Zerstörungsprozessen unterworfen ist, dass wollen wir aber alle am liebsten verdrängen. Tagtäglich werden Hunderte von Christinnen und Christen um ihres Glaubens willen verfolgt und getötet, Tausende aber Tausende sind den gewaltsamen Sterbeprozessen unterworfen. Auch Sterbeprozesse kirchlicher Strukturen hierzulande stellen keine soziologische Banalität dar; sie bilden einen Teil der Passion des Leibes Christi. Genauso wie das Sterben einer jeder Christin und eines jeden Christen. Nicht zuletzt auch das Sterben des Papstes.

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Ostern 2005 macht das christliche Geheimnis in seinen vielfältigen Nuancen vor dieser Welt deutlich. Und diese scheint dies auch zu bemerken. Die große deutsche Wochenzeitung: “Die Zeit” bringt auf der Titelseite des Osterausgabe den bemerkenswerten Artikel: “Roms wahre Größe”. Thomas Assheuer (Schüler von Jürgen Habermas) beschreibt den Machtverlust der Katholischen Kirche und urteilt: “Besseres kann ihr nicht passieren”. Sie verwandelt sich zunehmend in ihren Worten und Taten aber auch in ihrem Geschick in “eine machtlose Gegenmacht”. “Die Zeit” beschreibt diese mit den Worten von johannes Paul II.: diese Kirche tritt einer “willfährigen Angleichung der Kulturen an das Kulturmodell der westliche Welt” entgegen, ohne Anmaßung lebt sie “anderen Glaubensrichtungen” vor, dass “Religion ... niemals ein Grund für Gewalt sein darf”. Dies kann sie, weil sie Konsequenzen aus ihrer eigenen - bitteren - Geschichte gezogen hat. Eine solche Kirche - so “Die Zeit” - “wäre wahrhaft universal”. Und dies gerade nicht trotz, sondern wegen der vielschichtigen Passionserfahrungen. Als Priester und Theologe denke ich da an den Ostermorgen und an die Tatsache, dass die Jünger nur sehr schwer zum Glauben an die Auferstehung Christi gefunden haben. Die verbreitete Resignation gerade unter den Priestern und TheologInnen legt eher die Assoziationen zum Karsamstag, zur Erfahrung des Ausgelaugtseins und der Leere und zu den versperrten Türen des Abendmahlsaales. Diese wurden von außen aufgerissen durch Maria von Magdala. Mögen uns sollen solche “liberale” Journalisten wie Thomas Assheuer zu einer “Maria von Magdala” werden!

5
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Dem Innsbrucker Blickwinkel fällt auf, dass Assheuer am zentralen Wendepunkt seines Argumentationsduktus auf das Denkmodell von René Girard hinweist. Das aufgeklärte Bewusstsein wende sich ja immer noch mit Schaudern vom Kreuz ab, es wirft dem “katholischen Christentum” vor: dieses sei “insgeheim eine archaische Opferreligion... Je größer das Leid, desto näher der Herr!” Eine solche Kritik ist blind für die Wirklichkeit, sie übersieht aber vor allem die revolutionäre Kraft des Opfers Christi. ”Welchen Einschnitt die Passionsgeschichte bedeutet, hat kaum jemand so eindringlich beschrieben wie der Religionsphilosoph René Girard. Die Lehre vom Kreuz, sagt er, folge weder der archaischen Religion noch dem griechischen Mythos, im Gegenteil: Sie breche mit ihnen. In der mythischen Welt ist alles, was auf der Welt geschieht, immer schon gerechtfertigt, auch die Gewalt. In den Evangelien nicht. Sie verbieten es, Gewalt als Heilmittel einzusetzen, und stellen die unschuldig Leidenden ins Zentrum” (Th. Assheuer, Roms wahre Größe. In: Die Zeit 13 vom 23. März 2005, 1; auf der Seite 49 bringt dieselbe Nummer ein ausführliches Interview mit Girard).

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