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Institutsgeschichte – Universität Innsbruck

Institutsgeschichte

Mit dem Inkrafttreten des UOG 2002 werden alle bestehenden Organisationseinheiten der Universität Innsbruck, also auch das Institut für Romanistik, bis zum Inkrafttreten des neuen Organisationsplanes nur mehr provisorisch weitergeführt (provisorische Institutsleiterin ist Prof. Heidi Siller-Runggaldier). Das Institut selbst wird der neu errichteten „PhilologischK ulturwissenschaftlichen Fakultät“ zugeordnet. Im SS 2004 haben über 1000 Studierende romanistische Studien belegt. Mehrere Absolventinnen und Absolventen der Innsbrucker Romanistik haben im Bereich der Wissenschaft, der Politik und der Medien einen beträchtlichen Bekanntheitsgrad erreicht.

2002: Berufung von Heidi Siller-Runggaldier (Sprachwissenschaft) und Ursula Moser (Literaturwissenschaft) auf zwei neu geschaffene Professuren. Damit stehen dem Institut nun insgesamt fünf Professuren zur Verfügung. Die Forschungsschwerpunkte von Heidi Siller-Runggaldier sind die Semantik und die Syntax (vor allem aus valenztheoretischer Sicht), die Grammatikographie, die Wortbildung, der Sprachvergleich und das Rätoromanische (im Besonderen seine ladinischen Varietäten); jene von Ursula Moser die neuere französische Literatur, die Frankophonie Nordamerikas und der Karibik, Migrationsliteraturen, Text und Musik; im Spanischen die frühe Erzählliteratur, die Volkserzählung und der Realismus.

geleitet von Prof. Ursula Mathis-Moser.

geleitet von Prof. Ursula Mathis-Moser.

Noch im gleichen Jahr: Gründung der „Abteilung für Rätoromanistik“, bis SS 2003 geleitet von Prof. Guntram A. Plangg, danach von Prof. Heidi Siller-Runggaldier. Wegen ihrer Verdienste um das Rätoromanische wird 1985 Univ. Prof. Heinrich Kuen (Erlangen) und 1990 Dr. Andrea Schorta (Chur) das Ehrendoktorat der Universität Innsbruck verliehen.

durch Helga Zangerle.

durch Herbert Frenzel. Ihm wird sein 1962 erschienenes Buch Ariost und die romantische Dichtung als Habilschrift anerkannt.

durch Luis von Villa-Secca.

Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland. Wegen des nun auch hier geltenden Gesetzes „zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ wurden in Innsbruck 54 Hochschullehrer vom Dienst enthoben, darunter am Institut für Romanistik der Lektor für Didaktik, Nikolaus Martin. Aufgrund der Anschlusswirren wird auch die Berufung von Kurt Wais ausgesetzt, die neue Universitätsleitung wünschte vielmehr eine Rückkehr Mulertts nach Innsbruck.

angeboten durch Heinrich Kuen, späterer Professor in Erlangen.

Rosa Weichert, Vorstudien zu den Récits d’un Menestrel de Reims.

Das Institut wird in einer Wohnung in der Universitätsstraße 7 untergebracht. Ihm standen drei habilitierte Kräfte zur Verfügung (sowie ein Lektor für Französisch): neben Gartner und Farinelli auch Wolfram von Zingerle (Sohn des berühmten Germanisten und Tiroler Sagenforschers Ignaz von Zingerle), der vor allem altfranzösische Literatur lehrte. Er hatte sich 1884 in Wien mit einer Arbeit über den altfranzösischen Prosaroman Floris und Liriope habilitiert und hielt ab Herbst 1886 in wechselnden Abständen Vorlesungen an der Universität Innsbruck, da er gleichzeitig Amanuensis (später Skriptor, zuletzt Oberbibliothekar) der Universitätsbibliothek war. Im Vorlesungsverzeichnis des WS 1904/05 werden folgende Lehrveranstaltungen angekündigt: Gartner: Lesung altfranzösischer Texte (VO 3h), Einführung ins Altprovenzalische (VO 3h), Seminarübung (2h); Farinelli: Petrarca e l’umanesimo in Italia (VO 3h), Il „Cortegiano“ e le questioni sulla lingua dibattutesi nel corso de secoli (VO 2h), Alarcon’s „Verdad Sospechosa“ mit textkritischen Übungen (1h); Bestaux (Lektor): Lectures et conversation françaises (2h), Traduction écrite et orale (anhand der Lektüre von Der Schwiegersohn des Herrn Poirier) (2h), Viktor [!] Hugo (2h).

Diese Lehrkanzel ist aus der seit 1816 bestehenden „Lehrkanzel für italienische Sprache und Literatur“ hervorgegangen, deren letzter Inhaber, Fortunato Demattio, bereits ab 1879 einen erweiterten Lehrauftrag für „italienische Sprache und Literatur und romanische Philologie“ innehatte. Als Begründung für die Umwandlung der italienischen in eine romanistische Lehrkanzel wurde u.a. die stetig wachsende Anzahl von Studierenden angeführt sowie der Umstand, dass „in Innsbruck die lehramtsprüfung aus Französisch nicht abgelegt werden [könne], da ein Examinator für die moderne französische Sprache und Literatur“ fehle. Das Ministerium nahm den Vorschlag Demattios und der Fakultät auf, wobei man davon ausging, dass damit die italianistische Lehrkanzel erloschen sei. Dagegen beharrte die Fakultät darauf, dass die romanistische Lehrkanzel eine Neugründung sei und Innsbruck deswegen zwei Ordinariate (ein romanistisches und ein italianistisches) zustünden. Die Problematik um diese zweite, literaturwissenschaftlich ausgerichtete Lehrkanzel wird die Geschichte und Tätigkeit der Innsbrucker Romanistik Jahrzehnte lang (bis 1965) prägen. Erster romanistischer Ordinarius wird Theodor Gartner (vorher o. Professor in Czernowitz), dessen Forschungsschwerpunkte im Bereich des Rätoromanischen und des Rumänischen lagen. Gartner, ein wissenschaftlicher Autodidakt, kann als österreichischer Vorläufer der strukturalistischen, synchronen Sprachbetrachtung angesehen werden. Berühmt wurde er vor allem durch seine Beschäftigung mit dem Rätoromanischen, dessen grundsätzliche typologische Einheit er (zusammen mit G. I. Ascoli) als einer der ersten erkannte und wissenschaftlich beschrieb. Aufgrund von Gutachten von W. Meyer-Lübke und Gustav Gröber wurden für diese Professur auch Jules Cornu (Prag, primo loco ex aequo mit Gartner), Heinrich Schneegans (Erlangen) und Matthias Friedwanger (Wien) gereiht. Gartners wertvolle Bibliothek wurde 1926 aus seinem Nachlass für das Institut angekauft. Sie beinhaltete ca. 940 Titel, davon etwa 570 vor 1900 erschienene Werke und sehr viele rätoromanische Unikate und Rarissima, die heute in der Universitätsbibliothek aufbewahrt werden.

 

zusammengestellt von Paul Videsott anlässlich der 100-Jahres-Feierlichkeiten des Instituts

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