Einiges hat sich getan in den vergangenen etwa 15 Jahren in der Erinnerungskultur in Tirol. 2010 begann die breite Debatte um Übergriffe und Gewalt in Einrichtungen der Heimerziehung. 2011 entzündete sich die Diskussion über die Rolle der sogenannten „Volkskultur“ in der NS-Zeit. 2013 wurde der Förderschwerpunkt Erinnerungskultur durch das Land eingerichtet, im Innsbrucker Gemeinderat kam es zu ersten Aberkennungen von Ehrungen. Seitdem wurde auf unterschiedliche Initiativen hin eine Vielzahl von Projekten realisiert – zur Geschichte von Gemeinden wie von Institutionen und Vereinen, zu allgemeinen Fragen der Kulturpolitik oder etwa Desertion im NS-Gau. Nicht selten wurden dabei die Landesgrenzen überschritten und Vorarlberg und Südtirol eingebunden. Der Fokus lag fraglos auf dem Nationalsozialismus sowie seinen Kontinuitäten und Nachfolgen, aber zunehmend kommen auch andere vergessene Geschichten in den Blick.
Inwieweit die Tiroler Erinnerungskultur dadurch nachhaltig verändert wird, ist vielleicht noch schwer abzuschätzen. Aber in jedem Fall ist es Zeit für einen „Zwischenbericht“. So entstand die Idee zu dieser Ausstellung, die unter der Leitung von Dirk Rupnow vom Institut für Zeitgeschichte und gemeinsam mit dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck von Geschichte-Studierenden in einem Seminar zur regionalen Erinnerungskultur in Tirol im Sommersemester 2024 erarbeitet wurde. Sie kann auch als eine Art Wegweiser zu abgeschlossenen, noch laufenden oder auch offenen Projekten genützt werden.