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Joseph Resch – Universität Innsbruck

Joseph Resch: Leben und Werk

Überblicksdarstellung von Stefan Zathammer

 v. 2 (08.02.2020)

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Joseph Resch als Kanoniker von Innichen (Foto: Museum Kollegiatstift-Mensalfonds Innichen)

Leben

Zu Reschs Leben und Werk sind in der Vergangenheit schon eine Reihe von kleineren Arbeiten und Darstellungen erschienen. In Folgendem soll ein gedrängter Überblick über das gegeben werden, was zu Reschs Biographie und seinem gelehrten Schaffen aus den gedruckten Quellen bekannt ist.[1]

Joseph Resch wurde am 3. September 1716 in Hall in Tirol geboren.[2] Er entstammte einfachsten Verhältnissen. Sein Vater Martin Resch war als Salzwäscher bei der Haller Saline angestellt, seine Mutter Maria Mayr, eine Bauerntochter, war Hausfrau. Mit zehn Jahren kam der begabte Junge als Sängerknabe an die Domschule[3] in der alten Bischofsstadt Brixen. Nach Abschluss des dort angesiedelten fünfklassigen Gymnasiums (dieses war damals noch nicht vollständig ausgebaut, es fehlten in Brixen noch die beiden Humanitätsklassen der Poetik und Rhetorik) widmete sich Resch zunächst an der Universität in Innsbruck, dann im Priesterseminar in Brixen dem Studium der Philosophie und der Theologie.

1741 in Brixen zum Priester geweiht, bekleidete er zunächst das Amt eines Kooperators im kleinen, bei Sterzing gelegenen Dorf Stilfes. Dort erwarb er sich die Gunst und Freundschaft des damaligen Pfarrers und Dekans, des Grafen Johann Recordin, nachmalig Domdechant zu Brixen, Propst zu Innichen und Dompropst zu Regensburg, mit dem er zeitlebens eng verbunden blieb.

Nach nur einem Jahr wurde Resch auf Betreiben des Domherren Christoph Anton Migazzi (1714–1803), später Erzbischof von Wien (reg. 1757–1803), vom Brixner Domkapitel von seiner Seelsorgestelle wieder abberufen und zurück in die Bischofsstadt geholt, wo ihm an seiner alten Schule die Präfektur sowie das lehramt über eine Klasse übertragen wurde. Resch sollte von da an rund zwanzigjahre (1742–1761) dort tätig sein.[4] Mit dem von ihn angestoßenen Reformen wurde die mittelalterliche Domschule zu einem vollständigen, an der Studienordnung der Jesuiten (Ratio Studiorum) orientierten Gymnasium ausgebaut, das ganz den Erfordernissen der Zeit entsprach. 1748 wurde die Poetik-, zwei Jahre später, 1750, die Rhetorikklasse neu eingeführt, die Grammatikalklassen wurden damit einhergehend von fünf auf vier reduziert. Allein wegen des chronischen Geld- und Platzmangels, unter dem die Domschule schon seit vielen Jahrzehnten litt und der durch die ständigen Streitigkeiten über die die Schule betreffenden Rechte und Pflichten zwischen Fürstbischof und Domkapitel noch verstärkt wurde, ging die Erneuerung des Instituts anfangs nur schleppend voran und stieß auf mancherlei Schwierigkeiten. Resch sah sich in seiner Not zeitweise sogar gezwungen, den Unterricht in beiden Humanitätsklassen zu übernehmen und diesen außerdem noch unentgeltlich (ex sola charitate impulsus) abzuhalten.[5] Dass der Reformeifer des gelehrten Priesters sich manchen Problemen gegenübersah und dieser mitunter auch herbe Rückschläge hinnehmen musste, davon zeugen nicht nur die erhaltenen Tagebucheinträge, sondern ganz plastisch auch die 1751 als Herbstspiel aufgeführte Schulkomödie Rhetorica (s.u.). Im Schuljahr 1753/1754 ist der schrittweise Ausbau der Domschule zu einem vollwertigen Gymnasium endgültig abgeschlossen.

Als im Jahr 1756 das diözesane Priesterhaus in das Spital zum Hl. Kreuz auf der Insel verlegt wurde und dort für die Unterbringung des geistlichen Nachwuchses ein neuer Gebäudekomplex errichtet werden sollte, gelang es Resch, zu erwirken, dass das alte Seminargebäude am Kreuzgang der Domschule zum eigenen Gebrauch abgetreten wurde. Damit konnte endlich auch dem chronischen Raumproblem, an dem die Domschule litt und das in der Vergangenheit zu mancherlei groben Missständen in der Brixner Schülerschaft geführt hatte, Abhilfe geschaffen werden. Mit den neu dazugekommenen Gebäuden war es nun möglich, nun ein regelrechtes Studentenkonvikt (nach dem Brixner Diözesanpatron Kassian von Imola Cassianeum genannt) einzurichten, in dem alle Zöglinge, die bislang zum Großteil privat bei Bürgerfamilien in der Stadt zur Miete gewohnt hatten und außerhalb ihrer Schulzeit ohne Aufsicht gewesen waren, alle unter einem Dach gemeinschaftliche Unterbringung, Verpflegung und Unterricht erhielten.

Nicht nur die äußere Umgestaltung der Domschule ist wesentlich Reschs Verdienst, sondern auch deren innere Reform. Besonders bemühte er sich um eine Besserung und Erweiterung des Unterrichts, so wurden Geographie und Mathematik neu in den Lehrplan aufgenommen. Als Hilfsmittel seiner Lehrtätigkeit verfasste Resch in diesen Jahren auch drei Unterrichtswerke zur Einführung der Schüler in die lateinische Vers- und Dichtungslehre (s.u.). Es war daneben aber insbesondere die Hebung des Theaterspiels, um das sich Resch besonders verdient gemacht hat. Belege für Theateraufführungen am Brixner Gymnasium lassen sich schon für das frühe 18. Jahrhundert anführen, während Reschs Tätigkeit an diesem Institut erlebte das Schultheater dort aber seine beachtliche, wenn auch späte Blüte mit einem regen und regelmäßigen Spielbetrieb.[6]

Von einschneidender Bedeutung für den weiteren Werdegang Reschs sollte sich der 1745 unter Fürstbischof Kaspar Ignaz von Künigl (reg. 1702–1747) in Angriff genommene Neubau des Brixner Domes erweisen. Den drohenden Verlust der zahlreichen Denkmäler und Grabsteine vor Augen, unternahm es Resch, diese unschätzbaren historischen Monumente zu sammeln und so vor ihrer Zerstörung zu bewahren. Es war dieser Kirchenbau wohl der eigentliche Antrieb, der den gelehrten Priester sich nun schier rast- und ruhelos der Erforschung der Geschichte der Diözese Säben bzw. Brixen widmen ließ. In der unterrichtsfreien Zeit unternahm er auf der Suche nach alten Inschriften ausgedehnte Reisen in die verschiedenen Teile seiner Tiroler Heimat und nach Norditalien. Die entlegendsten Archive und Bibliotheken dursuchte er nach Manuskripten und Urkunden, von denen er oftmals eigenhändig in mühsamer Arbeit Abschriften anfertigte.

Zugleich verkehrte er in den gelehrten Gesellschaften von München, Innsbruck und Rovereto und unterhielt einen regen Briefwechsel mit zahlreichen kirchlichen Würdenträgern und Intellektuellen: mit Kardinal Christoph Anton Migazzi, Joseph von Spaur, Fürstbischof von Seckau und nachhin von Brixen, dem Schriftsteller und Philologen Jacopo Facciolati in Padua, dem berühmten Tiroler Polyhistor Anton Roschmann, dem wegen seiner Gelehrsamkeit weithin berühmten Jesuiten Ignaz Weitenauer, dem Franziskaner Benedetto Bonelli in Trient u.a.m.[7]

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Epitaph in der Kirche des Brixner Priestseminares (Evangelienseite des Schiffes), errichtet anlässlich des 50. Todestages (Foto: M. Planinschenk, Brixen)

So bekannt und geschätzt die Person und Arbeit von Joseph Resch im Ausland auch war, blieb seine Karriere in der Brixner Diözese recht bescheiden. Reschs Bewerbungen um ein Kanonikat an der Brixner Domkirche und am Kollegialstift am Kreuzgang blieben in mehreren Versuchen stets erfolglos. Das änderte sich auch dann nicht, als sich Resch im Oktober 1759 an der Universität von Padua der Prüfung und Disputation unterzog, um zum Doktor der Theologie promoviert zu werden. Berufungen auf die Lehrkanzeln für polemische Theologie und Kirchengeschichte an der Universität Innsbruck scheiterten zwei Mal, zuerst im Dezember 1760 und dann im Juli 1761, im letzten Augenblick. Im Sommer 1761 war sich Resch seiner Berufung an den Polemiklehrstuhl, dessen bisheriger Inhaber Gallus Weyeter wegen einer moralischen Verfehlung abgesetzt worden war, so sicher gewesen, dass er alle seine Ämter am Brixner Gymnasium niederlegte und sich auf den Weg nach Innsbruck machte.[8] Dort angekommen, musste er aber eine herbe Enttäsuchung erleben. Professor Weyeter hatte inzwischen Verzeihung erwirkt und war wieder in seine frühere Stellung eingesetzt worden. Auch in Brixen war in der Zwischenzeit die vakant gewordene Professorenstelle am Gymnasium wieder neu besetzt worden.

1762 ernannte Fürstbischof Leopold von Spaur (reg. 1747–1777) Resch zum Hofkaplan und Direktor des Hofarchivs, das er als erster systematisch erschloss und inventarisierte – ein großes Verdienst, stellt es doch „die letzte große Bestandsaufnahme vor der […] Teilung des Archivs“[9] im Zuge der Säkularisation des geistlichen Hochstiftes Brixen im Jahre 1803 dar.

1766 wurde Resch zum Professor für die Hl. Schrift am Brixner Priesterseminar berufen und 1768 wurde ihm von Papst Clemens XIII. (reg. 1758–1769) endlich das lang ersehnte Kanonikat, um das er sich bislang wiederholt vergeblich bemüht hatte, verliehen, nämlich eines an der Stiftskirche zu Innichen. Es war dies zwar kein gut dotiertes und brachte keine Einnahmen, Resch standen nun aber die reichen Archivbestände des schon 769 vom bayrischen Herzog Tassilo III. gegründeten Stiftes ungehindert offen. Die Ernennung zum wirklichen geistlichen Rat 1770 durch Fürstbischof Anton Ignaz von Fugger-Glötz (reg. 1769–1787) und die damit verbundene Einladung, nach Regensburg zu übersiedeln, lehnte Resch dankend ab. Ein Jahr später wurde ihm aber derselbe Titel vom Brixner Oberhirten verliehen. 1775 wurde Resch mit einem weiteren Amt am fürstbischöflichen Hof betraut, Fürstbischof Leopold ernannte ihn zum Hofbibliothekar.

Anfang Februar 1782 wurde Resch anlässlich des vierzigstündigen Gebetes zu einer Kanzelrede nach Klausen gebeten. Dort erkrankte er an einer schweren Lungenentzündung. In seine Wohnung nach Brixen gebracht, schied Joseph Resch am 15. Februar aus dem Leben. Seine letzte Ruhestätte fand er in der Kirche der Kapuziner in Brixen.


Werk

Der Nachwelt blieb der Name Joseph Resch vor allem wegen seiner Tätigkeit als Historiker in Erinnerung. Otto Stolz bezeichnete ihn treffend wegen seiner großen Verdienste auf dem Feld der Landes- und Kirchengeschichtsschreibung als „Bahnbrecher in der Tirolischen Geschichtsforschung.“[10] Reschs gelehrte Tätigkeit war aber keineswegs allein darauf beschränkt.

Schule. Als Professor am Brixner Gymnasium verfasste Resch als Hilfsmittel für seinen Unterricht drei Dichtungslehrbücher in lateinischer Sprache: Ars metrica ad stylum elegiacum P. Ovidii Nasonis (Augsburg und Linz 1748), Phraseologia poetica ad stylum P. Ovidii Nasonis (Linz 1749) und Compendium prosodiae Latinae universae (Venedig 1750).[11] Diese drei, aufeinander aufbauenden und einander ergänzenden Unterrichtswerke bildeten zusammen genommen eine umfassende Einführung in die lateinische Vers- und Dichtungslehre. Mehrfach neu aufgelegt fanden sie als solides Unterrichtsmaterial weit über die Landesgrenzen hinaus Verwendung und wurden zeitweise, so ältere Quellen, sogar an den Schulen der Jesuiten bevorzugt in der Lehre eingesetzt.[12]

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Titelblatt der Perioche von Albuinus (1748) (Bibliothek Priesterseminar Brixen, Sign. F23)

Schultheater. Als Professor der Poetik- und Rhetorikklasse hatte Resch auch die an der Schule gespielten Stücke zu verfassen und war für deren Inszenierung und Aufführung verantwortlich.[13] Unter seiner Leitung erlebte der Theaterbetrieb am Hochfürstlichen Gymnasium in Brixen seine Blüte und erreichte ein beachtliches Niveau. Da die Räumlichkeiten an der Schule selbst nicht ausreichten, diente als Spielstätte wahrscheinlich der Theatersaal in der fürstbischöflichen Hofburg.

Das überlieferte dramatische Œuvre von Joseph Resch umfasst 16 Stücke, die im Zeitraum zwischen 1745 und 1761 entstanden sind (s. dazu die Übersicht in der Rubrik Texte und Übersetzungen) Das Corpus besteht aus 13 Schuldramen, die als sog. Herbstspiele zum Ende des Schuljahres im September auf die Bühne gebracht wurden, sowie drei Meditationsspielen, die an den Sonntagen der Fastenzeit gespielt wurden. Im Druck erschienen nur letztere. Elf Schuldramen sind vollständig in Manuskripten überliefert.[14]

Die Brandbreite des dramatischen Werkes Reschs ist außerordentlich breit: Inhaltlich reicht sie von der Dramatisierung antiker Stoffe aus Mythologie und Geschichte (z.B. Agamemnon und Iughurta) über die Heiligenlegende (Sanctus Lucanus ) und das christliche Historiendrama (Ludovicus und Constantini hostia) bis hin zur selbstreferentiellen Schulkomödie (Rhetorica und Praemia Aureliani).

Die formale Spannweite ist nicht weniger breit als die stoffliche. Knappe Komödien, die aus nur einem Akt bestehen und in der Handschrift nicht mehr als 13 Seiten umfassen (Rhetorica), stehen neben massiven Tragödien aus fünf Akten mit knapp hundert in dichter Kurrentschrift beschriebenen Seiten (Iesus Gondarenus). Der bunten inhaltlichen und formalen Vielfalt steht auch die sprachliche um nichts nach. Die lateinischen Schauspiele überwiegen zwar deutlich, neben rein einsprachigen (z.B. Innocentia coronata) stehen aber auch zwei- und mehrsprachige Stücke, die entweder aus lateinischem Spieltext und deutschen Chören (z.B. Sanctus Ingenuinus) bestehen oder umgekehrt – deutscher Spieltext und lateinische Chöre – ausgeführt sein können (z.B. Adiatorix und Iesus Gondarenus), oder in denen gar ein ganzes Sprachengewirr von Latein, Deutsch, Italienisch und Französisch zum Einsatz kommt (Praemia Aureliani).

Theologie. Auf dem Gebiet der Theologie erwies sich Resch als profunder Kenner der Hl. Schrift. In seiner Stellung als Professor für diesen Lehrgegenstand am Priesterseminar in Brixen (die Berufung erfolgte 1766) stellte er für seine Hörer eine zur damaligen Zeit vielfach verwendete Evangelienharmonie zusammen (Harmonia sanctorum evangeliorum, Brixen 1771).[15]

Historiographie. Es war, wie bereits erwähnt, der 1745 begonnene Neubau der Brixner Kathedralkirche, der Reschs gelehrte Tätigkeit entscheidend prägen sollte und der für ihn den eigentlichen Anstoß bedeutet hat, sich der Erforschung der Geschichte der Diözese Säben bzw. Brixen zu widmen.[16] Mit seinen historischen Arbeiten leistete Reschs Außerordentliches, nicht nur für die Geschichte des Bistums Brixen im Besonderen, sondern für den gesamten Tiroler Raum überhaupt. Sein Erstlingswerk auf diesem Gebiet der Historiographie, Gloria filiorum patres eorum (Prov. 17,6), erschien 1748 in Brixen anlässlich der Inthronisation des neuen Brixner Fürstbischofs Leopold von Spaur, dem die Schrift auch gewidmet ist. In gedrängter Form wird darin eine kurzgefasste Geschichte des Bistums Säben von seinen Anfängen bis zur Verlegung des Bischofssitzes nach Brixen unter Bischof Albuin (um 1000) geboten. Ein Folgeband wurde von Resch zwar selbst angekündigt, ist aber nie erschienen.

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Titelblatt der Erstausgabe (Johann Cassian Krapf: Brixen 1748)

Fertiggestellt wohl schon im Jahre 1755, erschien 1757 in Augsburg der erste Teil der Annales ecclesiae Sabionensis nunc Brixinensis, Reschs historiographisches Hauptwerk, gewidmet dem gelehrten Papst Benedikt XIV. (reg. 1740–1758). Mit seinen Annales legte Resch das „erste auf Quellenkritik beruhende Werk über die Anfänge der Geschichte Tirols vor.“[17] Mit einer Fülle von eingearbeiteter Literatur und Quellenmaterial wird im ersten Band der Annalen die Geschichte des Bistums Säben in des ersten fünf Jahrhunderten nach der Zeitenwende dargestellt. Einer Untersuchung und Erwähnung wert erachtet Resch dabei alle historischen Ereignisse, soweit sie nur irgendwie mit Tirol bzw. dem Gebiet der Diözesen Brixen und Trient in Verbindung stehen. Seine Methode – Resch weiß sich darin ganz den Bollandisten und Maurinern verpflichtet – zeichnet sich durch „sehr gründliche Benützung der Quellen und sorgfältigste Wiedergabe derselben“[18] aus.

Der zur Zeit der Drucklegung des ersten Bandes der Annales wohl schon vollendete zweite Teil erschien 1759.[19] Darin widmet sich Resch nun ganz der Untersuchung der Ursprünge des Säbener Bischofsstuhles. Breiter Raum wird insbesondere dem Bistumsheiligen und Diözesanpatron Ingenuin von Säben (6. Jahrhundert), der damals im Zentrum eines heftig geführten hagiographischen Diskurses stand, eingeräumt.[20] 1767 erschien der letzte Teil der Annalen, der der Geschichte der Kirche von Säben des 9. und 10. Jahrhunderts bis zum Tode des Bischofs Albuin im Jahre 1006 behandelt.

1765 veröffentlichtete Resch unter dem Titel Monumenta veteris ecclesiae Brixinensis eine umfangreiche Sammlung von Inschriften aus dem Gebiet der Diözese Brixen, an die sich elf Jahre später eine Fortsetzung, das Supplementum ad monumenta, anschloss. 1770 folgte eine Geschichte des Bistums Chur in deutscher Sprache (Annales ecclesiae Curiensis, Brixen) und 1772 gelangte die Aetas millenaria ecclesiae Aguntinae, eine seinem alten Gönner dem Grafen Johann Karl von Recordin gewidmete, anhand von Urkunden reich illustrierte Geschichte von Innichen zum Druck.

Reschs Bedeutung für die Tiroler Geschichtsforschung erschöpft sich nicht nur in seinen der Öffentlichkeit vorgelegten Werken, sondern liegt insbesondere auch an den Vorarbeiten, die er auf dem Gebiet der Quellenerfassung und -kritik geleistet hat. Ohne Rückgriff auf die von Resch geschaffenen Grundlagen und den umfassenden Materialsammlungen, die er aus ganz Tirol zusammengetragen hat, wären die Arbeiten seiner Nachfolger – der „Brixner Historikerschule“[21] –, wie die eines Stefan von Mayrhofen (1751–1848), Ignaz Paprion (1752–1812), Johannes Rosbichler (1750–1804) und nicht zuletzt die neun massive Bände füllenden Beyträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche zu Säben und Brixen in Tyrol (Brixen 1821–1835) Franz Anton Sinnachers (1772–1836) nicht möglich gewesen.

Ausführliche Werkübersicht. Vollständige Bibliographie der Werke von Joseph Resch mit Downloadlinks zu den digital verfügbaren Ausgaben  von Stefan Zathammer zusammengestellt auf WikiSource.

 

Literatur

Ammann, H. (1901). Geschichte des k. k. Gymnasiums zu Brixen a.E. Von den ersten Anfängen bis zur Wiedererrichtung unter der österreichischen Regierung 1816, verbunden mit kurzen Nekrologen des Praefecten Benedict Paldele und des Directors Leo Unterberger. Bd. 1. Brixen.

Gelmi, J. (2007). Pietas et Scientia. 400 Jahre Priesterseminar Brixen (1607–2007). Brixen.

Grass, F. (1962). „Der Brixner Geschichtsforscher Dr. Joseph Resch und seine Innsbrucker Antrittsvorlesung von 1761. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte Tirols“. In: Festschrift Hans Gamper zur Vollendung seines 65. Lebensjahres. Hrsg. von F. Grass. Bd. 3. Innsbruck, S. 167–194.

Hochenegg, H. (1968). „Nachlese zu Joseph Resch“. In: Der Schlern 42, S. 205–207.

Kompatscher, G. und M. Korenjak (2012). „Sprachdidaktik, Poetik, Philologie“. In: Tyrolis Latina. Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol. Hrsg. von M. Korenjak u.a. Bd. 2. Wien u.a. S. 797–806.

Kofler, W. und S. Wirthensohn und S. Zathammer (Hrsg.) (2019). Jopseh Resch und das lateinische Schultheater des 18. Jahrhunderts. Tübingen [in Vorbereitung].

Kühebacher, E. (1982). „Joseph Resch. Zum 200. Todestag des großen Tiroler Historikers“. In: Der Schlern 56, S. 435–440.

Mitterrutzner, J. C. (1882). „Ein Blatt der Erinnerung an Dr. Joseph Resch“. In: XXXII. Programm des k.k. Gymnasiums zu Brixen, S. 24–32.

Mutschlechner, K. (1975/1976). „Das Jesuitentheater in Brixen“. Diss. Università degli studi di Padova.

Nössing, J. (1997). „Die Anfänge der modernen Tiroler Geschichtsschreibung oder das Problem mit der geschichtlichen Wahrheit“. In: Der Schlern 71, S. 363–371.

Petramer, A. (1952). „Die Domschule von Brixen“. In: Der Schlern 26, S. 233–236.

Resch, J. (1932). „Dr. Joseph Resch. Biographische Skizze zum 150. Todestag des berühmten vaterländischen Historikers“. In: Der Schlern 13, S. 170–177.

Rosbichler, J. (1808). „Joseph Resch. Größtentheils aus, vom Pf. Joh. Rosbichler Chor-Beneficiaten zu Brixen eingesandten Nachrichten“. In: Der Sammler für Geschichte und Statistik von Tirol. Bd. 3. Innsbruck, S. 39–58.

Sauser, E. (1994). „Joseph Resch“. In: BBKL 8, Sp. 56–57.

Sinnacher, F. A. (1821). Beyträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche zu Säben und Brixen in Tyrol. Bd. 1. Brixen.

Stolz, O. (1938). Geschichte und Bestände des staatlichen Archivs zu Innsbruck. Wien.

Šubarić, L. u.a. (2012). „Geschichtsschreibung“. In: Tyrolis Latina. Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol. Hrsg. von M. Korenjak u.a. Bd. 2 Wien u.a. S. 726–777.

Tilg, S. (2012). „Theater“. In: Tyrolis Latina. Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol. Hrsg. von M. Korenjak u.a. Bd. 2. Wien u.a. S. 660–700.

Tinkhauser, G. (1854). „Geschichte der alten Domschule oder des Knabenseminars zum hl. Cassian in Brixen“. In: Katholische Blätter aus Tirol 12, S. 649–661, 673–686, 697–712.

Wirthensohn, S. und S. Zathammer (2019): „Die Dramen von Joseph Resch. Ein Überblick“. In: Joseph Resch und das lateinische Schultheater des 18. Jahrhunderts. Hrsg. von W. Kofler u.a. Tübingen.

Zathammer, S. und E. Kühebacher (2019): „Leben und Wirken von Joseph Resch“. In: Joseph Resch und das lateinische Schultheater des 18. Jahrhunderts. Hrsg. von W. Kofler u.a. Tübingen.

 


Anmerkungen

[1] Den Grundstock der biographischen Angaben, auf den sich hauptsächlich auch alle späteren Lebensbeschreibungen stützen, enthalten die Darstellungen von Rosbichler 1808 und Sinnacher 1821, S. III–XXXII (Auszüge aus Reschs Tagebuch dort S. XLVI–LXX). Gute Lebensskizzen bieten daneben auch Mitterrutzner 1882, Resch 1932 und Kühebacher 1982; zuletzt ausführlich Zathammer und Kühebacher 2019.

[2] In der (älteren) biographischen Sekundärliteratur wird als Geburtsort häufig fälschlicherweise der kleine Ort Heiligkreuz, ehedem Gampas, bei Hall in Tirol angeführt (so auch noch Sauser 1994, Sp. 56), tatsächlich aber war Resch ein gebürtiger Haller (vgl. Hochenegg 1968, S. 205).

[3] Die Geschichte der Brixner Domschule und des daraus hervorgegangenen Gymnasiums ist gründlich dargestellt bei Ammann 1901 undTinkhauser 1854, kürzer bei Pertramer 1952 und Gelmi 2001, S. 212–220.

[4] Zu Reschs Tätigkeit am Hochfürstlichen Gymnasium s. Sinnacher 1821, S. V–IX, XI–XII.; Tinkhauser 1854, S. 703; Ammann 1901, S. 23–26.

[5] Vgl. den Tagebucheintrag vom November 1750 bei Sinnacher 1821, S. XLVII–XLVIII.

[6] Zum Spielbetrieb am Brixner Gymnasium Mutschlechner 1975/1976.

[7] Eine lange Liste Reschs wichtigster Korrespondenzpartner bieten Rosbichler 1808, S. 50 und Sinnacher 1821, S. XXVI–XXVII.

[8] Resch hatte sogar schon seine Antrittsvorlesung Eo magis commendari theologiam controversionum, quo minus illa habebat controversium vorbereitet. Eine Ausgabe mit deutscher Übersetzung besorgte Grass 1962, S. 184–195.

[9] Gelmi 2007, S. 138.

[10] Stolz 1938, S. 72.

[11] Vgl. Kompatscher und Korenjak 2012, S. 799–800.

[12] Vgl. Sinnacher 1821, S. IX.

[13] Zu Resch als Autor von Schuldramen nach wie vor wichtig die Arbeit von Mutschlechner 1975/1976; überblicksartig Tilg 2012, S. 682–688 und Wirthensohn und Zathammer 2019; grundlegend die Untersuchungen bei Kofler u.a. 2019.

[14] Die Meditationsspiele erschienen 1751 gesammelt als Meditationes Sacrae in Venedig im Druck. Die erhaltenen Handschriften der Schuldramen liegen in der Bibliothek des Brixner Priesterseminars. Von zwei Stücken, Sanctus Lucanus (1747) und Scanderbegi victoria (1756) sind nur mehr die Periochen erhalten. Die Handschrift des letzteren ist erst in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen, Mutschlechner 1975/1976 konnte sie für seine Arbeit noch benutzen.

[15] Vgl. Šubarić u.a. 2012, S. 761.

[16] Zu Reschs historischen Schriften vgl. Šubarić u.a. 2012, S. 756–761; Grass 1962, S. 167–183.

[17] Grass 1962, S. 174.

[18] Stolz 1938, S. 78.

[19] In einigen Drucken wird dieser Band der Annales als der dritte, in anderen wiederum als der zweite gezählt, je nachdem der erste Band in zwei Teile unterteilt wird oder nicht (vgl. Sinnacher 1821, S. XIV; Resch 1932, S. 175 Fn. 20).

[20] Die Polemik hatte der Trientner Weltgeistliche Girolamo Tartarotti (1706–1761) mit seiner Schrift De origine ecclesiae Tridentinae (Venedig 1743), eine kleine Abhandlung über die Ursprünge der Diözese Trient, losgetreten. Zur Verteidigung Kassians und Ingenuins traten der bekannte Tiroler Polyhistor Anton Roschmann (1694–1760) und der streitlustige Franziskaner Benedetto Bonelli (1704–1783) auf. Beinahe im Jahrestakt erschienen auf beiden Seiten Streitschriften und Erwiderungen. S. dazu Nössing 1997.

[21] Grass 1962, S. 179.

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