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Vogelparadies zwischen Beton und Asphalt – Universität Innsbruck
Satellitenaufnahme der Innenstadt von Paris in grüner Farbe

Blick auf das Zentrum von Paris aus der Vogelperspektive.

Vogel­pa­ra­dies zwi­schen Beton und Asphalt

Die Zoologin Marion Chatelain unternahm mit Biologiestudierenden in diesem Semester eine Exkursion zum Campus Technik und zum Botanischen Garten der Universität, um dort nach Brutplätzen von Vögeln zu suchen. Ihre Ergebnisse fassten die Studierenden in Berichten für die breitere Öffentlichkeit. Exemplarisch berichten hier Friederike Glauch und Katharina Mantl über ihre Spurensuche im Botanischen Garten.

Satellitenaufnahmen einer der größten Städte Europas verdeutlichen die enormen Veränderungen der Landschaft durch den Menschen. Aus der Vogelperspektive zeigt sich die Stadt Paris als eine Landschaft geprägt von versiegelten Flächen und Betonbauten. Gemeinsam mit den übrig gebliebenen Grünflächen entsteht das fachsprachlich bezeichnete „urban mosaic“. Obwohl dieses Städte-Mosaik einen völlig anderen Lebensraum für Vogelarten darstellt, müssen Stadtbewohner:innen auf morgendliches Vogelgezwitscher nicht verzichten. Im Rahmen einer Exkursion mit Marion Chatelain vom Institut für Zoologie der Universität Innsbruck untersuchten wir die Auswirkungen städtischer Landschaften auf heimische Vogelarten.

Obwohl Innsbruck bezogen auf die Bevölkerungsdichte nicht mit einer Großstadt wie Paris zu vergleichen ist, weist die fünftgrößte Stadt Österreichs einige Charakteristika einer urbanen Landschaft auf. Eine hohe Bevölkerungsdichte einhergehend mit vielen versiegelten Flächen und hohen Bauwerken, Lichtverschmutzung und ein vielfältiges und leicht verfügbares Futterangebot für die Tiere. Neben dem Effekt, dass es in Städten wie Innsbruck zu höheren, bodennahen Lufttemperaturen kommt, müssen sich Vögel auch vor Streunerkatzen und Füchsen schützen. Alle diese Faktoren führen zu einer Veränderung der heimischen Vogelwelt. Vögel zwitschern lauter in Städten, um über den Straßenlärm hinweg miteinander kommunizieren zu können. Andere spezialisieren sich zum Schutz vor Prädatoren (Beutemachern) auf besondere Nistplätze in Hochhäusern oder Dächern. Wer diese Gegebenheiten am besten für sich nutzen kann, darf bleiben.

Ab ins gemachte Nest

Um herauszufinden, welche Vogelarten sich hauptsächlich in urbanen Landschaften durchsetzen können, trafen wir uns im Botanischen Garten Innsbruck. In der gut zugänglichen, aber naturbelassenen Anlage konnten wir unter idealen Bedingungen Vögel beobachten und deren Nistplätze ausmachen. Neben leicht zu erkennenden Arten wie Amsel und Taube gesellten sich Blau- und Kohlmeise sowie Hausspatz dazu. An den Bäumen waren in regelmäßigen Abständen Nistkästen montiert, welche von den Vögeln gut angenommen wurden. Ein besonderes Highlight war die Sichtung eines Turmfalken am Campus Technik, der den installierten Nistkasten an einem der Gebäude bewohnt. Interessierte können sich mithilfe der Karte des Botanischen Gartens selbst auf die Suche nach Vogelnestern begeben und Sichtungen von neuen Nistplätzen weiterleiten.

Eine Karte des Botanischen Gartens, marktiert die Punkte, wo Vögel beobachtet wurden.

Vögel, wie die in Innsbruck überall anzutreffenden Tauben, können die urbane Landschaft besonders gut für sich nutzen. Die einst zur Briefbeförderung eingesetzte Vogelart hat die Scheu vor Menschen völlig abgelegt und ist als Allesfresser nicht wählerisch bei der Futtersuche. Aber auch Zugvögel haben die Vorteile der Stadt für sich entdeckt. Hochhäuser als Rückzugsort und das in Städten mildere Klima machen die beschwerliche Flugreise Richtung Süden unattraktiv.

Das Vogel-Einmaleins

Abgesehen von Amsel und Taube fällt die Unterscheidung der Vogelarten vielen Menschen oft schwer. Die gefiederten Tiere verweilen nur kurz an einem Ort bevor sie sich wieder in die Lüfte schwingen und in der nächsten Baumkrone verschwinden. Wer einen genauen Blick auf die Tiere werfen will, muss sich in Geduld üben. So vergingen zu Beginn der Exkursion tatsächlich einige Stunden, bis wir die gesichteten Vögel einer Art zuordnen konnten. Auch das Motto „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ trifft wortwörtlich zu. In den frühen Morgenstunden trifft man die Tiere besonders häufig an. Ebenso empfehlenswert ist es, sich in der Nähe einer Futterstelle oder eines bewohnten Nestes zu platzieren. Besonders hilfreich erweisen sich bei der Bestimmung die Namen der einzelnen Vogelarten. So ist das Rotkehlchen-Männchen mit der orange-roten Brustfärbung unverwechselbar.

Die Männchen der Mönchsgrasmücken – auf Englisch eindeutiger blackcap – zeigen sich mit schwarzer Kappe. Auch das Grünfink-Männchen präsentiert sich getreu seinem Namen im gelbgrünen Prachtkleid. Wer ein besonders gutes Gehör hat, kann vor allem Arten wie den unscheinbaren Zilpzalp anhand seines Gesangs ausnahmslos erkennen.

Zeichnungen von acht verschiedenen Vögeln, die im Botanischen Garten zu finden sind.

Papagenos Konzert

Nicht nur Mozart sprach den Vögeln und deren Klängen in seinem Singspiel eine bedeutende Rolle zu. Die heimische Vogelwelt ist Teil unseres Lebensraums, in- und außerhalb der Stadt. Da vor allem heimische Vogelarten unter dem Anpassungsdruck einer sich stark verändernden städtischen Landschaft stehen, spielt die Erforschung von Dynamiken und Evolution in der urbanen Tierwelt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung von gesunden und nachhaltigen urbanen Landschaften. Durch die Bereitstellung von Nistplätzen, vogelfreundliche Gärten und akkurater Vogelfütterung können Privatpersonen einen Beitrag leisten und sich auch in Zukunft über morgendliches Gezwitscher freuen.

(Katharina Mantl/Friederike Glauch)

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