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Bauer Christian: Lust auf Neues? Impuls zum Auftakt des ‚Zukunftsprozesses’ der Erzdiözese Salzburg
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Lust auf Neues? Impuls zum Auftakt des ‚Zukunftsprozesses’ der Erzdiözese Salzburg

Autor:Bauer Christian
Veröffentlichung:
Kategoriekurzessay
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2016-05-31

Inhalt

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Lust auf Neues? – Vermutlich werden Sie diese Frage für sich auf ganz unterschiedliche Weise beantworten. Vielleicht gehören Sie zu denen, die von kirchlichen Zukunftsprozessen, die meist viel Papier, im pfarrlichen Alltag aber wenig Neues produzieren, längst die Nase voll haben. Dann denken Sie jetzt vielleicht: Nicht schon wieder! Vielleicht aber gehören Sie auch zu denen, die noch mit prinzipiellen Veränderungen in unserer Kirche rechnen und denen es damit gar nicht schnell genug gehen kann. Dann denken Sie jetzt: Na klar, endlich! Oder Sie gehören vielleicht zu jener dritten Gruppe, die sich genau davor fürchtet und der die ganze Unruhe, die Papst Franziskus in die Kirche bringt, ohnehin schon zuviel ist. Dann sagen Sie jetzt möglicherweise: Bitte nicht auch noch hier bei uns! Bei alldem bringt uns nur die alte geistliche Kunst der Unterscheidung weiter, denn es ist ja weder alles Neue gut und alles Alte schlecht noch alle Neue schlecht und alles Alte gut. Wie auch immer Ihre eigene Antwort auf die Frage nach der Lust auf Neues lautet, ob Sie eher skeptisch, vorwärtsdrängend oder ängstlich gestimmt sind – ich bitte Sie: Geben Sie dem Zukunftsprozess Ihrer Diözese eine Chance! Er braucht die Bereitschaft aller, von der kleinsten Pfarre bis hinauf zur Diözesanleitung, sich auf das einzulassen, was Gott heute, in dieser Zeit, vielleicht noch mit uns vorhat. Geben Sie ihm, Gott, wie es Erzbischof Lackner in seinem jüngsten Hirtenbrief formuliert hat, in Ihrem Leben eine Chance!

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1. Gott ( ) und die Welt

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Dieser Chance Gottes in unserem Leben sollen auch die folgenden pastoraltheologischen Lockerungsübungen dienen. Sie möchten innerkirchliche Verspannungszustände entkrampfen, blockierte Energien freisetzen und Lust auf Neues machen. Das gerade ist ja auch mein Job als Pastoraltheologe im gegenwärtigen Strukturwandel unserer Kirche: Lust machen. Lust auf Neues in der aktiven Gestaltung des Unvermeidlichen, Lust auf Begegnungen außerhalb des Pfarrmilieus. Dahinter steckt eine praktische Erfahrung: Menschen kommen dann ins Handeln, wenn ihre Lust größer ist als ihre Angst. Und comittment – inneres Engagement – entsteht überall dort, wo echte Beteiligung möglich ist, wo man auf eine ‚fehlerfreundliche´ Freude am Experimentieren trifft und wo Entscheidungsträger mit gutem Beispiel vorangehen. Auch Ihr heute beginnender Zukunftsprozess bringt erst dann einen pastoral nachhaltigen Aufbruch, wenn auch wirklich alle Beteiligten bereit sind, sich zu bewegen. Und je mehr Geschichten des Gelingens wir dann auch davon erzählen können, umso kleiner wird vielleicht die Angst in unserer Kirche und umso größer die Lust auf Neues. Ein großer Konzilstheologe hat es einmal so formuliert: „Wie jung eine Institution ist, lässt sich an den Risiken ablesen, die sie einzugehen bereit ist.“ (M.-D. Chenu).

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Ihre Erzdiözese jedenfalls scheint mir noch nicht aufs Altenteil zu gehören, denn sie traut sich etwas! Der Rahmen Ihres pastoralen Zukunftsprozesses ist nämlich denkbar weit gesteckt: Gott ( ) und die Welt. Was in der Klammer zwischen Gott und der Welt stehen wird, hängt nicht zuletzt auch von dem ab, was Sie ganz persönlich dort hineinschreiben! Es ist, wie Ihr Erzbischof es formuliert hat, ein [Zitat] „Freiraum, um neue Akzente zu setzen“. Und genau darum geht es heute ja hier und anderswo in der Pastoral: um freie Räume und um neue Akzente. Nachdem Sie in Salzburg – wie auch in den meisten anderen deutschsprachigen Diözesen – jahrelang auf die ‚Hardware´ Ihres Kirchenumbaus konzentriert waren, kann mit dem heute beginnenden Zukunftsprozess nun auch die inhaltliche Frage ins Zentrum rücken, wofür genau unsere neuen Pfarrverbände denn nun eigentlich da sind. Damit ist dann auch die Frage nach der theologischen ‚Software´ unseres Kircheseins gestellt: Wie funktioniert eine beteiligungsstarke Pastoral im Betriebssystem „Vatikanum 2.0“ (B. Spielberg) in unseren Breiten? Durch Papst Franziskus dürfen wir ja gerade entdecken, was es wirklich heißt, eine Kirche im vollen Sinne des Konzils zu sein. Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie in diesem pastoralen Abenteuer nicht irgendwann einmal von der Angst vor der eigenen Courage gepackt werden. Eine Kirche des Konzils jedenfalls muss sich vor nichts und niemandem fürchten: vor keiner gesellschaftlichen Herausforderung, vor keinem kirchlichen Zukunftsprozess – und schon gar nicht vor ihren eigenen Mitgliedern.

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2. Kirche größer denken

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Eine entsprechend konzilsbewegte, nach innen synodal verfasste und nach außen an die Ränder gehende Kirche der Nachfolge, wie sie Papst Franziskus vorschwebt, verwirklicht in ihrem Inneren, was sie auch nach außen vertritt. Durch sie lodern viele kleine ‚Lagerfeuer´ des Evangeliums mitten in der Welt: heiße Kerne mit offenen Rändern und Menschen, die dafür sorgen, dass das Feuer nicht ausgeht. Orte der Nähe in einem Raum der Weite. Beides brauchen wir ja im gegenwärtigen Strukturwandel unserer Kirche: Pfarren als pastorale Orte der Nähe, die keine Orte der Enge sein dürfen (Stichwort: Milieuverengung). Und zugleich auch Pfarrverbände als pastorale Räume der Weite, die keine Räume der Ferne sein dürfen (Stichwort: Kirchenverdunstung). Die Nähe der Orte wehrt der potenziellen Ferne der Räume, und die Weite der Räume entgrenzt die potenzielle Enge der Orte. Dabei dürfen wir die Kirche nicht nur im Dorf lassen, sondern sie zugleich auch größer denken als bisher – mindestens größer als unser gewohntes Pfarrmilieu. Eine Kirche des Konzils ist nämlich nicht nur ‚drinnen daheim´, sondern auch „draußen zuhause“ – so das entsprechende Motto eines großen deutschen Outdoor-Unternehmens und eines kleinen Vorarlberger Säkularinstituts. Denn sie ist nicht nur eine ‚introvertierte´ Komm-her-Kirche der Sammlung (nach Lumen gentium, der ersten Kirchenkonstitution des Konzils), sondern zugleich auch eine ‚extrovertierte´ Geh-hin-Kirche der Sendung (nach Gaudium et spes, dessen zweiter Kirchenkonstitution). Das ist gar nichts Neues, denn Kirche war von Beginn an ja immer beides zugleich: eine Kirche der umherziehenden Wanderprediger und eine Kirche der sesshaften Hausgemeinden, eine Kirche der Gründer von Gemeinden und eine Kirche der Siedler in Gemeinden. Mir scheint, dass das jesuanische Wandercharisma mit Papst Franziskus in unserer Kirche nun auch wieder verstärkt zum Zug kommt – und das sogar im Zentrum kirchlicher Sesshaftigkeit: in Rom! In einem Interview sagte er einmal:

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„Statt nur eine Kirche zu sein, die mit offenen Türen aufnimmt und empfängt [Stichwort: Komm-her-Pastoral], versuchen wir, eine Kirche zu sein, die neue Wege findet, die fähig ist, aus sich heraus und zu denen zu gehen, die nicht zu ihr kommen [Stichwort: Geh-hin-Pastoral] […]. Die Gründe, die jemanden dazu gebracht haben, von der Kirche wegzugehen […] können auch zur Rückkehr führen. Es braucht Mut und Kühnheit.“
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Das ist mal ein Wort – eine perfekte römische Steilvorlage für Ihren Zukunftsprozess! Die Erzdiözese Salzburg öffnet entsprechende Lernräume, und auf diese Weise verwandelt sich auch hier das kirchliche lehramt in ein pastorales ‚Lernamt´, das dem Lockruf von Papst Franziskus folgt und mit einer überraschbaren, lernbereiten Gottesvermutung in die Welt geht. Im Außen ihrer selbst hat die Kirche dabei vieles zu entdecken. Faszinierende Menschen, spannende Geschichten, aufrichtige Hingabe und am allermeisten: ihren eigenen Gott. Dessen Gnade wirkt nämlich, so das Konzil, auch außerhalb der Kirchenmauern. Dort draußen sind ja nicht nur fragende und suchende Menschen unterwegs, sondern auch antwortende und findende – nur eben anderswo. Und auch die Liebe kommt ja nicht allein durch uns Christinnen und Christen in die Welt, sie ist dort schon längst. Denn sie wird nicht nur von uns, sondern auch von anderen Menschen gelebt, die bereit dazu sind, so Karl Rahner, mehr in die „Bank des Lebens“ einzuzahlen als sie aus ihr herausbekommen – ohne Gott allerdings als eine Ressource ihrer Selbstlosigkeit begreifen zu können. Vielleicht sollten Sie sich in diesem Zukunftsprozess nicht so sehr fragen, wie die Liebe ‚in die Welt kommt´, sondern vielmehr, wo es gesellschaftliche Kräfte gibt, mit denen wir uns zu einer [Zitat] „Komplizenschaft geteilter Hoffnungen“ (A. Depierre) verbünden können. In der Pastoralkonstitution des Konzils jedenfalls heißt es in diesem Sinne:

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„Christus wirkt […] in den Herzen der Menschen […], indem er […] jene hochherzigen Meinungen beseelt, reinigt und stärkt, durch welche die Menschheit [heute] ihr eigenes Leben menschlicher zu gestalten versucht […]. […] Während [derselbe] Geist die einen beruft, ein sichtbares Zeugnis der Sehnsucht nach der himmlischen Wohnung abzulegen und sie in der Menschheit somit lebendig zu halten, beruft er die anderen, sich dem irdischen Dienst an den Menschen zu verschreiben und durch dieses Amt dem himmlischen Reich den Stoff zu bereiten.“ (GS 38).
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3. Verbündete für das Evangelium

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In dieser reichgottesfrohen Optik des Konzils kommen evangeliumsnahe Randsiedler des Christentums in den Blick, die im Transitbereich zwischen Kirche und Welt leben: Freundinnen und Freunde des Evangeliums, potenzielle Verbündete für die Sache Jesu. Tomáš Halík nennt sie „Zachäus-Menschen“, weil sie in interessierter Halbdistanz zum Glauben leben. Im Gespräch mit ihnen kommt man Gott selbst auf die Spur – und zwar als dem verborgenen Geheimnis einer zwar weithin kirchenfernen, deswegen aber noch lange nicht gottlosen Welt. Papst Franziskus lockt auf diese Fährte:

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„Wir müssen die Stadt von einer kontemplativen Sicht her, das heißt mit einem Blick des Glaubens erkennen, der jenen Gott entdeckt, der in ihren Häusern, auf ihren Straßen und auf ihren Plätzen wohnt. Die Präsenz Gottes begleitet die aufrichtige Suche, die Einzelne und Gruppen vollziehen, um Halt und Sinn für ihr Leben zu finden. Er lebt unter ihren Bürgern und fördert […] das Verlangen nach dem Guten, nach Wahrheit und Gerechtigkeit.“ (EG 71).
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‚Nachgehende´ Pastoral heißt in diesem Zusammenhang nicht, den Leuten solange nachzugehen, bis sie einen Verfolgungswahn bekommen, sondern vielmehr: Wir gehen unserem Gott nach, folgen den Spuren seiner geheimnisvollen Präsenz mitten im Leben der Welt. Eine in diesem Sinn ‚nachgehende´ Kirche zieht sich, auch wenn sie kleiner wird, nicht aus der Fläche zurück. Von einer ‚flächendeckenden´ Pastoral geht sie über zu einer ‚Flächen entdeckenden´ Pastoral – zu einer Pastoral, welche die Fläche ihrer gesellschaftlichen Umwelt als einen Ort der verborgenen Präsenz Gottes im Geheimnis der Welt entdeckt. Nehmen wir es doch einfach sportlich: Es gibt vielleicht noch ganz andere Orte der Pastoral als unsere Pfarrgemeinden. Und es gibt vielleicht auch noch ganz andere Orte Gottes als unsere Kirche. Gesellschaftliche Orte, an denen Menschen das Glück ihres Lebens nicht nur suchen, sondern auch finden. Die meisten von ihnen, so eine neuere religionssoziologische Erkenntnis, sind nämlich gar nicht antikirchlich – es gibt schlicht und einfach Wichtigeres in ihrem Leben als Sonntagsmesse und Pfarrkaffee... Wir brauchen daher einen neuen pastoralen Existenzialismus, in dem dieses ‚Wichtigere´ zur Sprache kommen und auch die säkulare Bedeutung des Evangeliums neu entdeckt werden kann. Öffnen wir uns also beherzt nach außen. Und zwar weniger, weil diese anderen Menschen uns so nötig hätten, sondern vielmehr weil wir sie brauchen: ihre anderen Erfahrungen, ihre anderen Geschichten vom Leben und damit auch ihre anderen Geschichten von Gott. Es gilt daher auch für die Salzburger Erzdiözese und alle ihre Pfarren, aus sich herauszugehen und diese anderen Menschen einzuladen, in ungezwungener Zeitgenossenschaft – frei nach Bruno Kreisky – ein Stück des Weges mitzugehen. Auch sie haben nämlich das Recht auf einen barrierefreien Zugang zu Gott und auf eine entsprechende Willkommenkultur in unseren Pfarren.

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4. Pastorale Gründerzeit

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In den ‚christentümlichen´ Zeiten der Vergangenheit, in denen es kaum ein echtes kirchliches Außen gab, weil ohnehin alle irgendwie ‚drinnen´ waren, war das alles kein großes Problem. In ‚nachchristentümlichen´ Zeiten wie heute aber, in denen wir Christinnen und Christen längst eine gesellschaftliche Minderheit darstellen, lautet die pastorale Gretchenfrage: Wie hältst Du´s mit dem Außen? Ist die Außengrenze unserer Kirche für Dich eher eine Schmerzgrenze oder aber eine Reizschwelle? In jedem Fall ist unsere Sendung in die Welt nichts Zusätzliches, was nach Maßgabe des Möglichen ‚irgendwie´ auf pastoralem Restenergieniveau geschehen könnte. Mission ist vielmehr, so das Zweite Vatikanum, das Wesen der Kirche. Sie findet sich erst dann selbst, wenn sie aus sich herausgeht. Und wer weiß, vielleicht erleben wir dann ja auch – wie in anderen Krisenzeiten der Christentumsgeschichte – sogar eine neue pastorale Gründerzeit. Eine Zeit der Gründung von neuen christlichen Gemeinden im Geist der Wanderprediger, in denen im Wortsinn ‚attraktive´, also anziehende neue pastorale Orte entstehen: voll sozialer Phantasie, mit gesellschaftlicher Zugkraft und einer guten Portion kulturellem Sexappeal. Orte entkrampfter christlicher Zeitgenossenschaft. Orte sich wechselseitig intensivierender Freiheiten, an denen man gleichstufig, ergebnisoffen und handlungskreativ miteinander ins Gespräch kommt: über Gott und die Welt, über Menschen und Mächte, über das Leben und die Liebe und das kleine Glück in dieser Zeit. Orte auch, an denen man in einer zunehmend unsicheren und gefährdeten Welt gegen die Feinde unserer offenen Gesellschaft politisch Stellung bezieht: gegen religiöse Fundamentalisten vom IS genauso wie gegen politische Extremisten von der FPÖ – um nur die beiden aus meiner Sicht aktuellsten Herausforderungen zu nennen.

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Dann werden unsere Pfarrverbände vielleicht auch wirklich zu Räumen einer neuen pastoralen Weite, in denen Altes in Würde sterben und Neues in Freiheit leben darf. In denen man innerkirchlich Andere in ihrer Unterschiedlichkeit anerkennt und einander nicht gleich das Katholischsein abspricht, weil man auch die eigene Position im Gebet noch einmal in den größeren Horizont Gottes stellt. Wo die jeweils höhere Ebene nur das übernimmt, was die niedrigere selbst nicht mehr schafft und wo auch nichtordinierte Amtsträgerinnen und Amtsträger lokale Gemeindeleitung innehaben. Dann werden vielleicht auch unsere Pfarren zu Orten einer neuen pastoralen Nähe, deren Seelsorgeteams spirituelle Kraftzentren bilden, die andere begeistern und mitziehen. Wo die Unterscheidung von Haupt- und Ehrenamtlichen von gestern ist, weil alle sich vor allem anderen als Jüngerinnen und Jünger Christi mit je unterschiedlichen Dienstämtern verstehen. Und dann ist vielleicht auch endlich Schluss mit dem Klerikalismus mancher Priester, Diakone und Laien im Volk Gottes! Denn in einer Kirche der gemeinsamen Jüngerschaft aller Getauften geht es zunächst einmal primär um die Nachfolge Jesu, sekundäre hierarchische Abstufungen sind im Vergleich dazu zweitrangig: „Nachfolge genügt“ so kurz und bündig hat das die Würzburger Synode bereits 1975 formuliert. Wahrhaftige Erneuerung der Kirche ist jedenfalls immer schon von einer entsprechenden Wiederentdeckung des Evangeliums ausgegangen!

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5. Kundschafter des Neuen

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Ich komme zum Schluss. Oft genug bestimmen in unseren Pfarren vor Ort, aber auch darüber hinaus die innerkirchlichen Bremser das gemeinsame Tempo. Eine Diözese jedoch, die sich im Geist von Papst Franziskus dem Aufbruch in eine evangeliumsbewegte Kirche der Jüngerschaft verschreibt – eine solche Diözese macht sich dennoch auf den Weg. Sie wartet nicht, bis sich auch noch die letzte Katholikin oder der letzte Katholik in Bewegung gesetzt haben, sondern sie schickt – so wie auch Ihre Erzdiözese – schon einmal kleine pastorale Suchtrupps voraus, Kundschafterinnen und Kundschafter des Neuen. Denn sie weiß, dass zwar nichts sicher ist im Land der Zukunft, vieles aber möglich – und dass in allem letztlich immer gilt: Auch fremder Boden trägt… Nutzen Sie also den gegenwärtigen ‚Franziskusmoment´ in unserer Kirche und setzen Sie, wie Ihr Erzbischof es in seinem Hirtenbrief so schön formuliert hat, einen „beherzten Anfang“. Nehmen Sie sich ein Herz und machen Sie sich in den angebotenen Ideenwerkstätten, Dialogräumen und Lernwochen auf den Weg – im festen Vertrauen auf Gott und seinen offenen Himmel, aufmüpfig, widerborstig und vielleicht sogar ein wenig verrückt, in jedem Fall aber ohne übertriebene Angst vor der eigenen Courage und ganz so, wie es das folgende Wort des Schweizer Dichterpfarrers Kurt Marti nahelegt: „Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wohin kämen wir denn und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir [denn nur] gingen?“ (K. Marti).

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In diesem Sinne – und mit dem Rückenwind des Heiligen Geistes:

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Bon courage!

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