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Sommerkolleg OSTEUROPA 2024 – Universität Innsbruck
Ein Gruppenfoto mit den Teilnehmer:innen des Sommerkollegs

Gruppenfoto der Teilnehmer:innen.

Som­mer­kol­leg OST­EU­ROPA 2024

In diesem Jahr fand bereits zum dritten Mal das Sommerkolleg OSTEUROPA statt, das vom Institut für Slawistik und dem Osteuropazentrum der Universität Innsbruck ausgerichtet wird. Unter dem Motto „Österreich und Ukraine“ verbrachten 44 Studierende aus der Ukraine und aus Österreich zwei intensive Wochen gemeinsam in Innsbruck und Obergurgl.

Am 10.07.2024 wurde das Sommerkolleg OSTEUROPA an der Universität Innsbruck feierlich eröffnet. Begrüßt wurden die 44 Teilnehmer:innen aus der Ukraine und Österreich von der Rektorin der Universität Innsbruck Prof. Veronika Sexl, dem Botschafter der Ukraine in Österreich Dr. Vasyl Khymynets sowie von Landesamtsdirektor Dr. Herbert Forster und MMag. Andreas Wenninger, Leiter des OeAD-Kooperationsbüros Lemberg und des Ukraine Office Austria (BMEIA). Durch die Eröffnung führte Prof. Jürgen Fuchsbauer, Dekan der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät und Leiter des Sommerkollegs OSTEUROPA, der in seiner Begrüßung die Zielsetzung des Sommerkollegs folgendermaßen beschrieb:

„Mit Hinblick auf die gemeinsame Zukunft in einem geeinten Europa wollen wir durch die Beschäftigung mit der Kultur, der Literatur, der Geschichte und vor allem auch der Sprache der jeweils anderen in unserem Sommerkolleg das gegenseitige Verständnis zwischen aufstrebenden jungen Menschen aus Österreich und aus der Ukraine fördern.“

Dr. Eva Binder, Leiterin des Instituts für Slawistik, des Osteuropazentrums und gemeinsam mit Jürgen Fuchsbauer für die Organisation des Sommerkollegs OSTEUROPA verantwortlich, gab einen inhaltlichen Einblick in das Programm, dessen Geschichte sowie diesjährige Schwerpunkte. Abgerundet wurde die Eröffnung durch einen wissenschaftlichen Vortrag von Ass.-Prof. Lesya Skintey vom Institut für Germanistik, die zum Thema „Ukrainisch und lebensweltliche Mehrsprachigkeit als kulturelles Kapital in Österreich“ referierte und biographisch auch selbst die Verbindung zwischen der Ukraine und dem deutschsprachigen Raum – mittlerweile Tirol – verkörpert.

An der Eröffnung nahmen zahlreiche Gäste teil, die sich derzeit in Tirol für die Ukraine einsetzen, darunter der Honorarkonsul der Ukraine in Tirol DI Walter Peer, die Obfrau des Vereins „Ukrainische Gemeinde in Tirol“ Nataliya Niederkofler, Mitglieder des „Recovery Programme Ukraine Tirol“ des Landes Tirol, Dr. Klaus Schröder, ehem. Präsident des OLG Innsbruck und Mitglied des Universitätsrats der LFU, und die ehemalige Abgeordnete zum Tiroler Landtag DSA Gabriele Schiessling. Auch viele interessierte Kolleg:innen der Universität Innsbruck sind unserer Einladung zur Eröffnung gefolgt.

Ein vielfältiges Programm von Workshops bis Sprachwanderungen

Die interkulturelle Begegnung der Studierenden steht im Mittelpunkt der sogenannten Sommerkollegs, von denen es an österreichischen Universitäten und Fachhochschulen eine ganze Reihe gibt. Sie werden aus Mitteln des österreichischen Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) gefördert und zielen darauf ab, Studierende im Erwerb von Fremdsprachen zu unterstützen. Das Sommerkolleg OSTEUROPA unterscheidet sich von anderen Sommerkollegs aber grundlegend dadurch, dass die Studierenden österreichischer Universitäten nicht in das Sprachenzielland fahren – dies ist aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine derzeit nicht möglich –, sondern dass das Kolleg hier in Innsbruck stattfindet.

Wie groß das Interesse an unserem Sommerkolleg ist, zeigen die zahlreichen Bewerbungen: Aus der Ukraine erreichten uns 149 Bewerbungen, davon wurden 25 Teilnehmerinnen ausgewählt. Diese gehören 10 verschiedenen ukrainischen Universitäten in 4 ukrainischen Städten an: Charkiv, Kyiv, Lviv und Zaporižžja. Von Studierenden österreichischer Universitäten erreichten uns 26 Bewerbungen, von denen schlussendlich 19 ihre Teilnahme zusagten. Diese gehören 7 verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen in 5 Städten in Österreich an: Eisenstadt, Graz, Innsbruck, Salzburg und Wien. Dabei zeigen die 9 Nationalitäten der Studierenden österreichischer Universitäten, wie vielfältig und mehrsprachig unser Sommerkolleg auch über die gelehrten und gelernten Sprachen hinaus ist.

Inhaltlich ruht das Sommerkolleg auf verschiedenen Säulen. Im Mittelpunkt stehen dabei die kommunikativ ausgerichteten Intensivsprachkurse für unterschiedliche Niveaus: drei Deutschkurse (geleitet von Magdalena Bätge, Connor Kelm, Erika Niederlechner), zwei Ukrainischkurse (Svitlana Pidoprygora, Nataliia Sorokina) und zwei Russischkurse (Valentyna Kogler, Dragana Vasilijević-Valent). Darüber hinaus nehmen die Studierenden an zweisprachigen Tandems (Ukrainisch-Deutsch und Russisch-Deutsch) teil, in denen sie gemeinsam die Sprachen üben und sich gegenseitig beim Sprachenlernen unterstützen.

Die zweite Säule, auf der unser Sommerkolleg ruht, sind sozial- und geistes­wissenschaftliche Workshops. Die Themen der Workshops weisen einen Ukraine- oder Österreich­bezug auf – oder beides. Die Leiter:innen sind einerseits arrivierte Slawist:innen, wie der Sprachwissenschaftler Michael Moser, der über den Einfluss des Deutschen auf die ukrainische Sprache spricht, oder der Literaturwissenschaftler Alois Woldan, der über Ivan Franko, den bedeutendsten Autor der Westukraine im Habsburgerreich, referiert. Mariya Donska von der Universität Graz konzentriert sich auf das Phänomen der literarischen Mehrsprachigkeit, die sich sowohl im Inhalt des Workshops „Mehrsprachige ukrainische Literatur: історія і сьогодення“ als auch in den im Workshop verwendeten Sprachen – „German-Ukrainian (English and Russian as needed)“ – zeigt. Neben Slawist:innen ist auch die Innsbrucker Germanistik vertreten: Yvonne Kathrein vom Dialektarchiv gibt den Studierenden einen Einblick in die österreichische Dialektlandschaft. In Ergänzung zu den philologischen Kernfächern bietet in diesem Jahr Iryna Kurhanska im Künstler:innenhaus Büchsenhausen einen Workshop zu Kunst an, und die Musikwissenschaftlerin Olga Zaitseva-Herz stellt ihre Forschung zu ukrainischen Volksliedern im Kontext der Emigration vor. Eine weitere fachlich Perspektive bringen zwei Politolog:innen der Universität Innsbruck ein: Gregor Handrich präsentiert Demokratietheorien und fragt danach, wie diese auf die Ukraine anwendbar sind, während Oleksandra Terentyeva mit den Studierenden über „Decolonizing Nations: Motivations, Strategies, and Methods“ diskutiert.

Die dritte Säule bilden drei kreative Projekte, an denen die Studierenden gemeinsam arbeiten: Eine Gruppe gestaltet am Donnerstag 18.07.2024 eine Live-Sendung im Radio FREIRAD unter Anleitung von Marion Umgeher. Zudem entstehen kurze Videos, in denen die Studierenden ihren Blick auf das Sommerkolleg und auch Innsbruck zeigen können. Konzeptionelle und technische Unterstützung bietet dabei Florian Lazzari. Eine dritte Gruppe dokumentierte auf dem Instagramkanal der Slawistik (@slawistik_uibk) das Sommerkolleg. Begleitet wurde dies von Lisa Maria Marchl vom BfÖ der Universität Innsbruck und Agnes Tauscher vom Organisationsteam des Sommerkollegs. Alle Ergebnisse wurden anschließend auf unserer Webseite veröffentlicht.

Einer der Höhepunkte unseres Kollegs war auch in diesem Jahr wieder der gemeinsame Wochenendausflug zum Universitätszentrum Obergurgl. Dort fanden zwei sogenannte Sprachwanderungen statt. Diese werden vom Verein SprachWanderCamp durchgeführt, dabei werden beim Wandern im Tiroler Hochgebirge gleichzeitig die Sprachen des Sommerkollegs – Ukrainisch, Russisch und Deutsch – praktiziert.

(Hanna Niederkofler)

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