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Wandinger Nikolaus: Wie unbequem ist Gott? oder Wie ist Gott unbequem?
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Wie unbequem ist Gott? oder Wie ist Gott unbequem?
(Überlegungen zu Gottesbild, Kreuz und Nachfolge)

Autor:Wandinger Nikolaus
Veröffentlichung:
Kategorieartikel
Abstrakt:Gott wird uns besonders unbequem, wenn wir an Christi Kreuz denken und an seine Aufforderung, dass seine Jünger und Jüngerinnen ihr Kreuz auf sich zu nehmen hätten wie er. Fordert Jesus da zu masochistischer Selbstablehnung auf oder kann man diesen Aufruf auch anders verstehen? Welche Hilfen gibt uns Christi Lebensweg für das Verständnis unseres Gottes und damit für den Weg unserer Nachfolge? Das dramatische Verständnis des Leidens Christi von R. Schwager einerseits und die praktische Veranschaulichung von Nachfolge von F. Jalics andererseits geben dabei Orientierung.
Publiziert in:Der unbequeme Gott. Vorträge der zweiten Innsbrucker Theologischen Sommertage 2001 (theologische trends 11). Hg. W. Sandler, N. Wandinger, Thaur: Thaur Druck- und Verlagshaus 2002, 161-188.
Datum:2002-08-10

Inhalt

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Einleitung: Kreuzesnachfolge und barmherziger Gott - ein Widerspruch?

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Nachdem Willibald Sandler bereits das oft zwischen Zorn und Liebe schillernde Gottesbild, dann aber doch die letzte Gültigkeit des Bildes vom liebenden Gott gezeigt hat, (1) möchte ich mich heute diesem Problem noch einmal unter der besonderen Rücksicht der Nachfolge zuwenden.

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Jesus verkündete einen liebenden, barmherzigen und vergebenden Gott und nannte ihn seinen Vater - das ist die eine Seite. Er starb aber eines schrecklichen Todes und empfand diesen Tod als den Willen dieses seines Vaters. Und alle, die zu ihm gehören wollen, forderte er auf: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." (Mk 8,34) Diese andere Seite hören wir heute nicht mehr gern: Sich selbst verleugnen passt überhaupt nicht in eine Zeit, in der Selbstfindung und Selbstverwirklichung als höchste Vollkommenheiten gesehen werden. Und sein Kreuz auf sich nehmen, ist das nicht nur ein billiger Versuch, Leidende daran zu hindern sich aufzulehnen und Noch-nicht-Leidende zum Leiden bereit zu machen? Bereit zu machen zu Selbsthingabe und Opfer, nach dem Beispiel Christi? Wo ist aber die Grenze zwischen Selbsthingabe und Selbstaufgabe, zwischen Selbstverleugnung und Selbstzerstörung, zwischen Nachfolge Christi und Nachfolge des Antichristen?

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Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten. Weder die vorschnelle Abkehr von neuzeitlichen Werten wie Freiheit und Selbstverwirklichung der Person bringt eine Lösung, noch die schnelle Verwerfung christlicher Tugenden wie Selbsthingabe, Nachfolge auch im Leiden und des freiwilligen Tragens dessen, das christlich kurz „Kreuz" genannt wird. Oft hat man jedes Leid, das gläubigen Menschen zustieß, als ihr Kreuz ausgegeben und sie mit frommem Unterton aufgefordert, dieses Leid eben als Willen Gottes anzunehmen. Als ich noch ins Gymnasium ging, erzählte einer unserer besten Lehrer voller Entrüstung davon, dass in bestimmten kirchlichen Krankenhäusern die Krankenschwestern, die zugleich Ordensschwestern waren, kaum Schmerzmittel vergaben, eben weil das Leiden der Patienten gottgefällig sei. Grausamkeiten dieser Art im frommen Gewande haben die Rede von der Kreuzesnachfolge und der Leidensbereitschaft zusätzlich in Verruf gebracht: entweder ist ein Gott abzulehnen, der solches verlangt, oder jedenfalls eine Religion, die ihren Gott so sieht.

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Und in der Tat ist das Heilen und Lindern von Leid etwas, das wesentlich zur christlichen Botschaft gehört: Es war Jesus von Nazareth, der sich weigerte, Menschen nicht zu heilen, ihnen nicht zu vergeben und nicht zu helfen, weil angeblich ein göttliches Gebot dies untersagte. Die Entdeckung der hohen Würde des Einzelnen Jesus von Nazareth war wesentlicher Katalysator für die Entdeckung der Würde eines jeden Menschen. Es heißt also nicht, etwas dem Glauben Fremdes in diesen implantieren, wenn man im Namen der Menschenwürde gegen die masochistische Verklärung des Leides auch in der christlichen Spiritualität auftritt. Es heißt vielmehr etwas innerhalb des Raums des Glaubens zur Geltung bringen, das aus diesem Raum stammt und in ihn gehört.

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Dennoch bleibt die Frage, wie die Spannung zu lösen ist zwischen der Aufforderung zur Kreuzesnachfolge und der Ablehnung von masochistischen Tendenzen in der Spiritualität. Gibt es ein Kriterium, das nicht nur nach Geschmack oder Mode ausgewählt, sondern im Glauben selbst verankert ist?

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1. Das Kreuz Christi als Modell für unser Kreuz

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Ich denke, ein erster Hinweis liegt in dem Bildwort vom Kreuz. Wenn Jesus uns auffordert, unser Kreuz zu tragen, und sich darin die Selbstverleugnung, die Teil der Nachfolge ist, konkretisiert, so heißt das zweierlei: Unser Kreuz heißt: es geht nicht darum, Jesus einfach zu kopieren, zu tun und zu erleiden, was er getan und erlitten hat. Jeder und jede von uns wird im Leben ein eigenes Kreuz entdecken, und dies zu tragen ist die christliche Herausforderung. Aber eben: unser Kreuz. Dass Jesus hier von unserem Kreuz spricht und nicht etwa von unserem Leid oder unserem Schicksal oder unserem Schmerz, das zeigt doch, dass es nicht um jedwede leidvolle Erfahrung geht, die uns begegnet. Unser Kreuz hat mehr mit Christi Kreuz zu tun als nur, dass es weh tut. Nicht prinzipiell alles und jedes Leid kann sich als Kreuz qualifizieren. Um also besser zu verstehen, was unser Kreuz sein könnte, ist es zuerst notwendig, das Kreuz Christi genauer zu betrachten. Worin bestand es, warum und in welchem Sinn war es Gottes Wille? Wenn wir hier einer Antwort näher gekommen sind, dann können wir uns der Frage nach unserer Kreuzesnachfolge wieder zuwenden.

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1.1 Das Kreuz Christi im Lebensdrama Jesu

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1.1.1 Jesu Verkündigung der Frohen Botschaft und der Weg ans Kreuz

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Die Bedeutung des Kreuzes Christi, das sei hier gleich vorweggenommen, will ich verständlich machen durch das dramatische Deutungsmodell des Lebens Jesu, wie es R. Schwager entwickelt hat, (2)das inzwischen als Grundlage einer dramatischen Theologie weitere Beachtung gefunden hat. (3)

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Das Kreuz Christi steht für Schwager nicht isoliert da, ebenso wenig wie eine Theologie der Erlösung durch das Kreuz isoliert stehen darf. Das Kreuz ist vielmehr Moment eines dramatischen Prozesses der Interaktion zwischen Jesus, seinem Vater und den Menschen. Den ganzen Prozess des Lebens Jesu sieht Schwager als ein Drama mit fünf Akten, in dessen Verlauf sich das Gottesbild mehrfach transformiert und dadurch klärt und auch die Theologie der Erlösung deutlich wird. Das Kreuzesgeschehen ist dabei im dritten Akt des Dramas zu finden. Es ist unerlässlich, dass ich in einem Schnelldurchgang durch das Drama dessen wichtigste Elemente kurz wiedergebe, weil sonst die Bedeutung, die das Kreuz darin hat, nicht verständlich gemacht werden kann.

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Im ersten Akt des Dramas verkündet Jesus die Frohe Botschaft vom Reich Gottes, von einem Gott, der sich als Abba ansprechen lässt, den SünderInnen ohne Vorbedingung verzeiht, dem hundertsten Schaf nachgeht, dessen Güte und Barmherzigkeit größer nicht gedacht werden kann. Am eindrücklichsten wird dieses Gottesbild wohl im Gleichnis vom barmherzigen Vater (Lk 15,11-32) dargestellt. Damit erschöpft sich der erste Akt aber noch nicht: Jesus lässt das Reich Gottes durch sein Tun auch Wirklichkeit werden: er vergibt Sünden, isst mit Menschen jeden Standes, vor allem aber auch mit Sündern und Sünderinnen, und er heilt Kranke und Besessene.

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Und dieses Heilen bringt das Matthäusevangelium mit einer alttestamentlichen Stelle in Verbindung, von der wir gewohnt sind, dass sie nur mit dem Kreuz Christi in Zusammenhang gebracht wird, dem 4. Lied vom Gottesknecht bei Jesaja. Mt 8,16f. berichtet: „Am Abend brachte man viele Besessene zu ihm [Jesus]. Er trieb mit seinem Wort die Geister aus und heilte alle Kranken. Dadurch sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Er hat unsere Leiden auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen." (vgl. Jes 53,4)

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Darüber hinaus enthält der erste Akt die Aufforderung Jesu an die Menschen, ihm nachzufolgen, was dort so viel heißt, wie es ihm gleich zu tun im Vergeben und Verzeihen, nicht zu richten und sich in allem ganz auf den Vater zu verlassen. Diese Aufforderungen oder Gebote sind nun aber nicht irgendwelche zufälligen Leistungen, die Jesus oder Gott erwartet, sondern sie sind die menschlichen Verhaltensweisen, die allein es möglich machen, dass die in Jesu Handeln anbrechende Gottesherrschaft sich entfalten und so voll zur Realität werden kann: Schwager meint, „die Bergpredigt [dürfte] genau das umschreiben, was an menschlichem Verhalten nötig ist, damit sich das neue Volk vom alten tatsächlich unterscheidet … . … Die hohen Forderungen sind nicht willkürliche Gebote, sondern sie erweisen sich sachlich als unbedingt notwendig, wenn das neue Leben tatsächlich beginnen soll." (4)Als Vorbild für sein eigenes Verhalten weist Jesus auf den himmlischen Vater hin - und auch die Menschen fordert er auf, diesen Vater als Modell zu nehmen. „Jesus rief zur Feindesliebe auf und begründete diese hohe Forderung mit dem Hinweis, dass auch Gott seine Sonne über Gute und Böse aufgehen und über Gerechte und Ungerechte regnen lässt (Mt 5,43-47). Die Zumutung Jesu an die Menschen, ihre Widersacher zu lieben, entsprang seiner Überzeugung, dass Gott selber seinen Feinden, den Sündern, gütig begegnet." (5)

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Dies scheint sich mit einem Mal aber gründlich zu ändern. Denn es finden sich im Munde Jesu auch die Droh- und Höllenworte, die uns P. Hasitschka in ihrer ganzen Schärfe vorgestellt hat. (6) Für Schwager gehören diese Aussprüche in den 2. Akt des Lebensdramas Jesu und sind in eine ganz neue Situation hinein gesprochen: in die Situation der Ablehnung der frohen Botschaft durch die religiösen Führer Israels und maßgebliche Teile der Gesellschaft. Für Schwager bedeuten sie nicht, dass Jesus etwas von seiner Frohen Botschaft zurücknehmen würde. Sie bedeuten, dass er den Menschen klar die Konsequenzen vor Augen führt, die notwendigerweise eintreten, wenn sie sein Angebot nicht annehmen, sich dem damit verbundenen Anruf verweigern und trotz des neuen Heilsangebotes in ihm, Jesus, so weiter machen wie bisher. Jesus zeigt drastisch auf, dass das kleinliche menschliche Aufrechnen und Vergelten, Bezahlen auf Pfennig und Heller, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Leben um Leben geradewegs in die Hölle führt. In dieser Sichtweise entsteht die Hölle also nicht, weil Gott besonders böse Menschen einfach da hinein verbannt; sie entsteht, weil Menschen, die sich endgültig dem Aufruf Christi widersetzen, sich selbst in diese Situation bringen. Den Menschen, die das Bild vom vergebenden Gott ablehnen und an dem eines rächenden Gottes festhalten, droht Jesus mit dem Gericht und der Hölle, in die sie sich selbst bringen.

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P. Hasitschka hat unter anderem das Gleichnis von den anvertrauten Talenten erwähnt und auch darauf hingewiesen, dass der dritte Mann, der sein Talent vergräbt, dies tut, weil er ein Bild von seinem Herrn hat, das ihm Angst macht. (7) Der Diener begründet sein Handeln gegenüber dem Herrn bei Mt so: „Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt." (Mt 25,24f.) Der Diener hat ein Bild vom Herrn, das ihm Angst macht, und deshalb verhält er sich falsch. Der Herr aber bestätigt nun das Angst machende Bild und verhält sich genau so, wie der Diener es erwartete. Oder anders gesagt: wer ein solches Angst machendes Gottesbild hat, für den verhält sich Gott tatsächlich so, weil unser Gottesbild in uns wirkmächtig ist und uns den Zugang zum realen Gott versperren kann.

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Wohl gemerkt - die dramatische Sicht behauptet nicht: für Menschen die ein falsches Gottesbild haben, verhält sich Gott so, wie es im Bild steht. Gott ändert sich nicht, wenn wir ein falsches Bild von ihm haben. Sondern: ein falsches Gottesbild ist wirksam für uns, unabhängig davon, wie der wirkliche Gott ist. Das will Jesus in der Deutung Schwagers den Menschen in den Drohworten des 2. Aktes klar machen.

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Man könnte vielleicht auch deutlicher sagen: er droht ihnen nicht, sondern er weist sie auf die eindeutigen Konsequenzen ihres eigenen Gottesbildes und des dadurch geprägten Verhaltens hin. Seine Pädagogik ist also nicht die von Eltern, die sagen: wenn du nicht folgst, dann bestrafe ich dich; sie gleicht eher der von Eltern, die ihrem Kind sagen: wenn du im Straßenverkehr nicht richtig aufpasst, dann kannst du überfahren werden und sterben. Würden wir hier sagen, die Eltern drohen ihren Kindern mit dem Tod für Unachtsamkeit im Straßenverkehr? Nein. Sie drohen nicht, sie weisen auf die Konsequenzen hin, und weil diese wirklich ernst sind, sind auch die Gerichtsworte Jesu ernst gemeint.

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Wenn aber das Kind doch nicht aufpasst, was können dann die Eltern noch tun? Oder anders gefragt: wenn die Erlösung für Menschen, die sich nicht zum wahren Gott bekehren lassen, noch schwieriger ist als ein Kamel durch ein Nadelöhr zu schicken, wie findet Gott einen Weg, dass bei ihm dies doch noch möglich ist (vgl. Mt 19,24-26 parr.)? Die Antwort darauf führt uns zurück zu unserem Thema: zum Kreuz Christi und wie es theologisch zu verstehen ist.

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1.1.2 Jesu Kreuz und die Sünde der Menschen

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Im dritten Akt spitzt sich nämlich die Auseinandersetzung Jesu mit seinen Gegnern zu: sie beschließen, ihm den Prozess zu machen und ihn zu töten. Im Prozess gegen Jesus geht es letztlich um eine ganz zentrale theologische Frage: um die Frage nach dem rechten Gottesbild, um „die Frage, wer in Wahrheit sich auf Gott berufen könne" (8), der Angeklagte oder die Ankläger. Es gibt hier keinen Mittelweg des Kompromisses. Entweder Jesus hatte Recht mit seiner Verkündigung vom allbarmherzigen Vater. Dann hätten sich die Führer des Volkes zu einem neuen Gottesbild bekehren müssen, um doch noch der Basileia zum Durchbruch zu verhelfen. Oder sie, die Ankläger, hatten Recht mit ihrem Gottesbild. Dann war es nur konsequent, dass sie einen Prediger und falschen Propheten, der das Bild dieses Gottes grob verzerrte, vor Gericht stellten und durch ein Todesurteil aus Israel wegschafften. (9)Wenn Jesus sich den Führern Israels „nicht unterordnete und gegen sie einen messianischen Anspruch erhob" (10), dann beanspruchte er damit auch, „dass vor Gott nicht sie, sondern er der wahre Richter sein werde" (11). „Der zentrale Punkt der Auseinandersetzung dürfte folglich in der Frage gelegen sein, wer den wahren Geist Gottes besitze … ." (12)

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Und hier ist es zunächst wichtig festzuhalten, dass Jesus bei aller Gewaltlosigkeit und aller Annahme des Kreuzes in diesem Punkt keineswegs nachgegeben hat: er hielt seinen Anspruch, der eigentliche Verkünder des wahren Gottes zu sein, voll aufrecht - und gerade deshalb ging er den Weg in den Tod. Denn dieser Weg war die Folge seines Anspruchs.

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Auf den ersten Blick zeigt sich also das Kreuz Jesu als ein ungerechtes Leiden, das verblendete Menschen Jesus aufzwingen, gerade weil er das Bild eines liebenden und barmherzigen Gottes verkündet, das sie so nicht wahrhaben wollen. Es scheint keine Spur davon vorhanden zu sein, dass dieser Justizmord Wille Gottes sein könnte, vielmehr erscheint er als Aufgipfelung der menschlichen Sünde, die darin besteht, dass der letzte Bote Gottes, der Sohn, getötet wird.

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1.1.3 Jesu Kreuz und der Wille des Vaters

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Betrachten wir das Verhalten Jesu angesichts dieser Situation genauer, denn wenn im Kreuzesgeschehen der Wille Gottes zu finden ist, dann ist er nur zu finden, indem wir die Gestalt Jesu danach befragen. Für ein christliches Verständnis muss nämlich in jeder Situation, auch der des Kreuzes, Jesus der endgültige und maßgebliche Offenbarer Gottes sein. Wenn wir also wissen wollen, wie sich Gott angesichts der Aufgipfelung der Sünde verhält, müssen wir sehen, wie sich Jesus in dieser Situation verhält. Das Verhalten Jesu kann dabei nach zwei Richtungen betrachtet werden: sein Verhalten gegenüber seinen Gegnern, die ihn verurteilen und kreuzigen, die ihn verraten und verleugnen, oder ihn einfach im Stich lassen; und sein Verhalten gegenüber Gott, seinem Vater, mit dem er mehrfach im Gebet spricht. Sein Verhalten gegenüber den Gegnern ist geprägt von einer vollen Treue zu seiner Botschaft und seinem Gottesbild, bei gleichzeitiger absoluter eigener Gewaltlosigkeit und gepaart mit Jesu verhinderndem Eingreifen, als einer seiner Jünger (nach Joh war es Petrus selbst) ihn mit Waffengewalt verteidigen wollte. Jesu gewaltfreies Verhalten gegenüber seinen Henkern gipfelt darin, dass er bei Gott für sie eintritt: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lk 23,34). Bei diesem Gebet handelt es sich um ein indirektes Verhalten zu seinen Gegnern, denn er verhält sich letztlich zu ihnen, indem er für sie zu Gott betet. Seine Bitte bedeutet nicht nur - wie es der Wortlaut verrät -, dass Jesus beim Vater für sie eintritt; wenn zutrifft, dass Jesus der Offenbarer Gottes ist, bedeutet sie, dass Gott selbst auch in dieser Situation immer schon der Vergebungsbereite ist. Es ist nicht so, als versuchte hier der barmherzige Sohn dem zürnenden Vater doch noch einmal Barmherzigkeit abzuringen; vielmehr offenbart der treue Sohn durch seine Bitte noch einmal den barmherzigen Vater, der selbst auf die letzte Gewalt gegen den Sohn nicht mit Gegengewalt reagiert, sondern das Gericht der Menschen, ihre selbstgemachte Hölle, ablaufen lässt, wie Jesus es im 2. Akt prophezeit hatte, selbst dann, wenn dieses Gericht und diese Hölle den Sohn selbst treffen. Es scheint hier so, als würde Gott lieber nichts tun als mit Gewalt eingreifen.

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Man kann sagen, dass Jesu Bitte am Kreuz für seine Gegner die logische Fortsetzung seiner Verkündigung des gewaltfreien und vergebenden Gottes aus dem 1. Akt ist. Selbst angesichts des Todes durch gewalttätige Gegner, die einem gewalttätigen Gottesbild folgen, hält Jesus fest am Bild vom gewaltfreien und vergebenden Gott. Deutlicher als seine Vergebungsbitte dies macht, lässt es sich wohl nicht darstellen. Hätte Christus hingegen für ein machtvolles Eingreifen seines Vaters gebetet, wie es die Spötter unter dem Kreuz wohl gerne gehabt hätten, dann hätte er damit seine eigene bisherige Botschaft für nichtig erklärt. Er hätte dann am Ende seine Verkündigung vom gewaltfreien Gott selbst zunichte gemacht, und seine Gegner, die gerade dieses gewaltfreie Gottesbild bekämpften, hätten doch noch gewonnen. Christus blieb jedoch konsequent bei seinem Bild des vergebenden Vaters.

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Das Verhalten Jesu zu Gott, bei dem es nicht um ein indirektes Verhalten zu den Menschen geht, sondern ganz um Jesu Beziehung zum Vater und dessen Auftrag, zeigt sich am deutlichsten in Jesu Gebet am Ölberg, in dem Jesus zunächst darum bittet, vom Leiden verschont zu werden, diese Bitte dann aber einer weiteren Bitte unterordnet: „Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen" (Lk 22,42). Hier nun kommt auch zum Ausdruck, dass der Weg Jesu ans Kreuz der Wille des Vaters sei. Die zahlreichen biblischen Stellen, die von der Notwendigkeit des Leidens Christi sprechen, (13) wurden oft so verstanden, als handle es sich dabei um eine Notwendigkeit, die durch Gott verfügt sei, also direkt aus seinem Willen entspringe. Würde das aber zu Jesu eigener Verkündigung vom barmherzigen Vater passen? Würde es nicht vielmehr heißen, dass Jesu Gottesbild doch fundamental verkehrt gewesen wäre? Ich denke, wir wären zu dieser Einsicht gezwungen, wenn es uns nicht gelingt, die Aussage, dass der Gang Jesu ans Kreuz der Wille des Vaters gewesen sei, anders zu verstehen.

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Es ist deshalb von zentraler Bedeutung, in welchem Sinn der Tod Jesu der Wille des Vaters und in welchem er notwendig gewesen sei, denn dies ist ausschlaggebend dafür, ob unsere bisherigen Analysen von Jesu Gottesbild zutreffen oder in die Irre gehen, und davon wird auch abhängen, was als christliche Kreuzesnachfolge gelten kann.

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Schwager entnimmt der Doppelbitte Jesu am Ölberg eine wichtige Erkenntnis über das Verhältnis Gottes zum Leiden Jesu. Er überlegt: Wenn Christus die Bitte, dass er nicht leiden müsse, „tatsächlich ausgesprochen hat …, dann zeigt sich darin" (14), dass „der Weg des Leidens … keineswegs der direkten Intention des himmlischen Vaters [entsprach], denn dieser Weg widersprach ganz der menschlichen Natur Jesu, die in ihrem Wollen, weil sie sündenlos war, unmittelbar den Willen des Schöpfers widerspiegelte." (15) Es handelt sich hier um ein dogmatisches Argument im besten Sinne: Weil der Mensch Jesus ganz ohne Sünde war, konnte er Gott nicht um etwas bitten, das dem Willen Gottes direkt entgegen stand. Wenn er aber um Verschonung vor dem Leiden bat, so kann dieses Leiden nicht dem direkten Willen Gottes entsprochen haben.

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Andererseits hat Jesus diese Bitte „gleichzeitig ganz dem größeren Willen des Vaters untergeordnet" (16). Den Grund dafür sieht Schwager in der Aufgabe, vor der Jesus in dieser Situation stand. Sie lautete: Wie kann „die Güte … [des] Vaters die menschlichen Herzen erreichen …, nachdem es sich definitiv gezeigt hatte, welcher Gegensatz zu den Mächten dieser Welt bestand und wie sehr die Menschen ihnen verfallen waren? Die überraschende Antwort Jesu zeichnet sich darin ab, dass er sich den dunklen Mächten (…) selber auslieferte und sich von ihnen treffen ließ."(17)Es ging darum, dass die frohe Botschaft vom barmherzigen Gott „in der Situation der Ablehnung nur dank einer Feindesliebe möglich war, die auf die gewaltsame Ablehnung mit einer noch größeren Hingabe antwortete" (18).

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Jesus hat sich in die Hölle „seiner Gegner hineinziehen lassen, um durch die Teilhabe an ihrem Los ihnen von Innen her nochmals einen Ausweg aus ihrem Teufelskreis und damit einen neuen Heilsweg zu eröffnen. … Seine sühnende Tat war nicht eine Ersatzleistung, damit der himmlische Vater verzeihe, sondern ein Tun an Stelle jener, die die Gottesherrschaft hätten annehmen sollen, sie aber zunächst abgelehnt haben. … Aus dieser Perspektive kann man nicht sagen, der Vater habe den Sohn deshalb ausgeliefert, weil er ihn anstelle der Sünder richten und bestrafen wollte. Das Gericht ging nicht von Gott, sondern von den Menschen aus, und der Wille des Vaters bezog sich nur darauf, dass der Sohn den Sündern bis ins Letzte nachgehe und ihr[e] Verlassenheit teile, um ihnen so aus der Welt der Verstockung und der Gottferne heraus nochmals eine Umkehr zu ermöglichen." (19)

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Für Schwager besteht also der direkte Wille des Vaters nicht darin, dass Christus am Kreuz sterben müsse; der direkte Wille besteht darin, dass Christus den in der Sünde gefangenen Menschen bis ins Letzte nachgehe. In der Situation des Unheils, in der sich die Menschen aber faktisch befinden, bedeutet „bis ins Letzte" bis zum Tod am Kreuz. Wenn Menschen so verblendet sind, dass sie ihre eigene Sünde nicht sehen und nicht wahrhaben wollen und sie stattdessen auf den einzigen Sündenreinen abladen und diesen als Gotteslästerer verurteilen, dann gibt es keine andere Möglichkeit mehr, diesen Menschen vielleicht doch noch den barmherzigen und vergebenden Gott nahe zu bringen, als sich von ihrer Sünde treffen zu lassen, diese Sünde gewaltfrei zu tragen und in Liebe umzuwandeln. Oder im etwas profanen Beispiel aus der Verkehrserziehung gesagt: Wenn die Kinder trotz aller Warnungen im Straßenverkehr nicht aufmerksam sind und der Vater oder die Mutter sieht, wie ein Auto mit tödlicher Sicherheit auf das Kind zurast, so mag die letzte Möglichkeit die sein, sich selbst vor das Auto zu werfen, um das Leben des Kindes zu retten.

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Eine solche Verhaltensweise ist nur möglich für Eltern, die sich mit ihren Kindern identifizieren. So war Jesu Hingabe auch nur möglich, weil Jesus sich mit allen Menschen, auch mit den Tätern der Sünde, die doch gleichzeitig selbst Opfer ihrer eigenen Sünde waren, unter dieser Rücksicht des Opferseins identifizierte, und so die Zerstörung seines Lebens durch sie in eine Hingabe seines Lebens an den Vater verwandelte.

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Die Unterordnung der Bitte um Verschonung unter den größeren Willen Gottes deutet Schwager deshalb so, dass Jesus dazu bereit war, „sein Menschsein für eine ihn ganz übersteigende Aufgabe gebrauchen zu lassen" (20). Das Vertrauen darauf, dass sein Vater ihm sein Leben wieder schenken konnte, befähigte ihn dazu, seine Feinde über den Tod hinaus zu lieben und dies durch seine Gewaltfreiheit zu zeigen. Er gab sein Leben hin für seine Feinde.

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Manche von Ihnen werden jetzt vielleicht erleichtert sein, dass nicht der Tod Jesu dem direkten Willen Gottes entsprach, andere wird das befremden, weil sie es bisher immer so gehört haben. Den Letzteren will ich die Annahme der neuen Sichtweise durch ein kleines Gedankenexperiment noch etwas erleichtern: Wenn man annähme, der Kreuzestod Christi sei unmittelbar der Wille des Vaters, so würde das bedeuten, dass Jesus bei seiner Bitte am Ölberg „plötzlich aufgehört hätte, der Offenbarer Gottes zu sein, und dafür seine Gegner mit dieser Sendung betraut worden wären"(21). Das widerspricht fundamental dem NT und der ganzen christlichen Tradition. Wenn es so wäre, wäre auch zu erwarten, dass sich in der Allerheiligenlitanei ein heiliger Pilatus, Kaiphas oder Judas Iskariot fänden - was die Abwegigkeit einer solchen Sichtweise vollends zeigt. (22)

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Der Wille des Vaters bezog sich also nicht direkt auf den Tod Christi, sondern nur indirekt, unter der Bedingung, dass anders die Botschaft von der Güte Gottes die Menschen nicht mehr erreichen konnte. (23) Unter dieser Bedingung war der Tod Christi dann auch „notwendig", damit die Gottesherrschaft nicht scheiterte.

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Aus diesem Grund ist das Opfer Christi, von dem der Hebräerbrief sagt, dass Christus „sich selbst kraft ewigen Geistes Gott als makelloses Opfer dargebracht hat" (Hebr 9,14) auch nicht zu verstehen als indirekte Selbstzerstörung Jesu, sondern als ein Eintreten für die Sünder und Sünderinnen im Geiste Gottes bis zum Letzten.

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Jesus konnte das tun, weil er - wie schon gesehen - sich mit den SünderInnen, insofern sie selbst Opfer der Sünde waren, identifizierte und ihr Tun verwandelte. Dadurch blieb Jesus auch in seinem eigenen Geschick seiner ursprünglichen Botschaft vom vergebenden Vater treu, und überbot diese sogar noch einmal.

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Dass diese Frohe Botschaft die wahre Botschaft von Gott ist, wird im vierten Akt von Gott selbst bestätigt. Denn dort gibt er seine scheinbare Untätigkeit auf: er erweckt den getöteten Boten vom Tod und sendet ihn zu den Jüngern, die ihn verraten und verlassen hatten, mit einer erneuten Botschaft des Friedens. Sowohl die Auferweckung als auch diese neue Sendung zeigen, dass Jesu Gottesbild das einzig zutreffende in dem Drama seines Prozesses war.

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1.1.4 Jesu Kreuz und die Verborgenheit Gottes (24)

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Obwohl für Christinnen und Christen die Bestätigung Jesu durch die Auferstehung im Glauben feststeht, so ist doch zu sehen, dass diese keine triumphale, sondern eine sehr zurückhaltende Bestätigung ist, und dass Jesus während seines Leidensweges auch so etwas wie Gottverlassenheit und Gottferne kennen gelernt hat. Was heißt aber Gottferne für den Sohn Gottes - und was heißt es später für unsere Nachfolge?

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Das Gefühl der Gottferne drückt Jesus deutlich in dem aufschreienden Gebet „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Mt 27,46; Mk 15,34) aus. Diese Worte sind jedoch auch der Anfang von Psalm 22 (Ps 22,2), der mit dem Jubel über Gottes Hilfe und seine großen Taten endet: „Denn der Herr regiert als König; … . Meine Seele, sie lebt für ihn; mein Stamm wird ihm dienen. Vom Herrn wird man dem künftigen Geschlecht erzählen, seine Heilstat verkündet man dem kommenden Volk; denn er hat das Werk getan." (Ps 22,29-32) Manche meinen deshalb, gläubige Juden zur Zeit Jesu, die die Psalmen mehr oder weniger auswendig konnten, hätten mit dem Anfang das Ende bereits mitgehört, ja es sei anzunehmen, dass Jesus mit dem Anfang das Ende bereits mitgebetet habe. Handelt es sich also gar nicht um einen Aufschrei der Gottverlassenheit, sondern bereits um den Jubel der Auferstehung?

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Ich denke, dies ist differenzierter zu betrachten. Jesus betet den Anfang des Psalms, nicht sein Ende, er bringt also ein Gefühl der Gottverlassenheit zum Ausdruck. Er drückt es aber mit den Worten eines Psalmes aus, dessen Beter auch in der Situation der höchsten Gottverlassenheit an Gott nicht irre wird, sondern - obwohl er sich von ihm verlassen fühlt - seine Sache ganz ihm anvertraut und sich ganz auf ihn verlässt. Er beruft sich darauf, dass das Vertrauen der Väter auf diesen Gott nie enttäuscht wurde, und reiht sich in die Schar der so Hoffenden ein. Und obwohl auch der Psalmist Gott als denjenigen empfindet, der ihn dem Tod ausliefert („du legst mich in den Staub des Todes"; Ps 22,16), sieht er niemals Gott, sondern böse Menschen als seine Gegner (vgl. Ps 22,7f.13-19) (25), und Gott als denjenigen, der ihm sein Leben und dessen bisherigen Schutz schenkte (vgl. Ps 22,10f.). Wir können also sagen, dass der Beter von Psalm 22 zwar die Empfindung der Gottverlassenheit zum Ausdruck bringt, dabei aber ganz auf diesen Gott vertraut und nicht etwa in Verzweiflung verfällt, und schließlich damit endet, dass sich dieses Vertrauen als begründet erweist und in Lob verwandelt.

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Ich denke, man kann dies weitgehend auf Christus übertragen. (26) Er war am Kreuz in einer Situation, in der selbst er, der Sohn, die Gegenwart und Unterstützung des Vaters nicht mehr unmittelbar spürte und empfand. Dennoch wurde er nicht an Gott irre und geriet in Verzweiflung, sondern hielt im Glauben und Vertrauen an seinen Vater fest an der Hoffnung und legte sein Leben ganz in die Hand des Gottes (vgl. Lk 23,46; Ps 31,6), den er bisher immer als liebenden Vater empfunden hatte. Diesen konnte er zwar jetzt, da ihm nur mehr Hass und Gewalt entgegenschlug, nicht mehr direkt wahrnehmen, und er empfand ihn als abwesend. Doch aufgrund seiner früheren Erfahrung und der seines Volkes vertraute er darauf, dass die Gottverlassenheit nicht das Letzte sein würde. Die Auferstehung hat ihn auch darin bestätigt.

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1.1.5 Zusammenfassung: Die Bedeutung des Kreuzes Christi

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Das Kreuz Christi ist - unter der Voraussetzung einer sündigen und verblendeten Menschheit - die notwendige Folge der Botschaft vom vergebenden und gewaltfreien Gott: es ergibt sich, wenn der Bote der Frohen Botschaft seiner Botschaft auch im Falle des Widerstandes gegen sie treu bleibt. Zur Botschaft selbst gehört die Annahme der Vergebung durch Gott und die daraus resultierende eigene Vergebungsbereitschaft. Eine solche Bereitschaft bedeutet aber in einer stark von der Sünde geprägten Welt auch die Bereitschaft zum Mittragen der Sünden anderer, und diese kann unter Umständen dazu führen, dass das eigene Leben bedroht ist und genommen wird. All das ist aber keineswegs direkte Folge des göttlichen Willens, sondern ergibt sich daraus, dass Gott trotz der Macht der Sünde sein Versöhnungsangebot nicht zurücknimmt, sondern durchhält.

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1.2 Unser Kreuz als Teil der Nachfolge

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Bleibt noch die Frage, was für uns die Aufforderung zur Kreuzesnachfolge bedeuten kann: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach" (Mk 8,34).

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Es sollte mittlerweile klar sein: Damit ist nicht gemeint, dass Gott für uns einfach etwas Negatives, Schmerzvolles etc. vorgesehen hätte, das wir zu tragen hätten. Das widerspricht dem Bild Gottes, für das Jesus mit seinem Leben eingetreten ist. Und hier besteht zwischen uns und Christus kein Unterschied: Gott will nicht das Leiden der Menschen, sondern ihr Heil. Es bestehen aber zwei wichtige Unterschiede zwischen unserer Kreuzesnachfolge und dem Kreuz Christi: Der eine ist: wir sind nicht wie Christus selbst Sündenreine; uns kann nicht nur die Sünde anderer treffen, sondern auch die eigene Sünde kann unser Problem sein. Der andere Unterschied ist: wir sind nicht die Erlöser der Welt, wir müssen nicht die Sünden der Welt tragen, anders gesagt: wir müssen nicht das Kreuz Christi auf uns nehmen, sondern jeder und jede „nur" das eigene Kreuz, die Sünden, die uns treffen.

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1.2.1 Mittragen der eingestandenen Sünde

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Schwager schreibt in einer zusammenfassenden Darstellung der angemessenen menschlichen Reaktion auf die Frohe Botschaft Jesu im ersten Akt: „Zu ihrer Verwirklichung bedurfte es … einer wunderbaren Kraft, nämlich eines Glaubens, der Berge versetzen (vgl. Mk[sic; korr.: Mt] 17,20; 21,21; Mk 11,2-3) und die kranke und vom Bösen gefangene menschliche Natur heilen und befreien konnte (vgl. Mk 1,21-2,12 parr). Dieser Glaube schloss das Kreuz zwar noch nicht ein, wohl aber die Bereitschaft, das eigene bisherige Leben zu verlieren, um es durch Gott auf neue Weise zu gewinnen (Mt 10,39 par; 16,25 par). Zum Glauben, den Jesus mit seiner Botschaft wecken wollte, gehörte auch der Wille, die Leiden und Sünden anderer mitzutragen, wie er es selber in seiner heilenden Tätigkeit getan hat (vgl. Mt 8,16f.)" (27)

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Das ist also auch ein erster Teil dessen, was für uns Nachfolge bedeutet: in einem alles wagenden Glauben auf Gott die Leiden und Sünden der Menschen mitzutragen - und zwar die der anderen und unsere eigenen -, weil dies der Weg der Heilung ist. Dabei ist auch das mitzubedenken, was die Tradition „Erbsünde" nennt, worauf ich aber hier nicht näher eingehen kann. Toleranz und Geduld mit sich selbst und anderen ist Teil dieses Glaubens, eben weil wir uns bewusst sind, dass wir Menschen der Sünde nicht so einfach abschwören können; wir werden rückfällig und deshalb würden wir uns und andere in die Hölle verdammen ohne Toleranz, Geduld und diese Bereitschaft, die Sünde anderer mitzutragen und die eigene zu ertragen, möglichst ohne sie auf andere abzuwälzen.

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Und das ist durchaus unbequem. Der erste Mörder der Bibel, Kain, hat in seiner scheinbar so unschuldigen Antwort auf Gottes Frage, wo denn sein Bruder sei, verraten, wie es uns viel bequemer wäre: „Bin ich der Hüter meines Bruders?" (Gen 4,9). Was geht er mich an, der neben mir? Vor allem, wenn er mich leiden macht, wenn seine Sünde mich trifft, was geht es mich an? Jesu Antwort wäre: Ja, du bist der Hüter deiner Schwester und deines Bruders, nicht im Sinne sie zu bevormunden, sondern im Sinne, dich auch von ihrer Sünde treffen zu lassen, wenn nur das sie näher zu Gott führen kann. Man könnte das mit dem Worten, die W. Sandler gebraucht hat, als die „Härte der Liebe des Mitleidens" (28) bezeichnen. Diese unbequeme Härte mutet uns Christus in seiner Nachfolge zu. Ja, das mutete er uns schon - wie Schwager schrieb - im ersten Akt des Dramas zu, als vom Kreuz noch gar nicht die Rede war.

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Da ging es um Menschen, die Jesus selbst um Heilung baten. Das setzte voraus, dass die zu Heilenden einen anfanghaften Glauben entwickelten und ihre Leiden und Sünden selbst anerkannten; nur so konnten sie um Heilung bitten. Und Jesus legte Wert auf diese Bitte. Selbst in Fällen, wo es offensichtlich schien, was ein Mensch erbeten würde, wie bei dem Blinden Bartimäus aus Jericho, der Jesus von Weitem entgegen und hinterher schrie, stellt Jesus die direkte Frage: „Was soll ich dir tun?" (Mt 10,51). Und erst nach einer direkten Antwort, die den anfanghaften Glauben des Bartimäus zeigt, wird seine Blindheit geheilt.

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1.2.2 Mittragen der abgeschobenen Sünde

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Beim Kreuz Christi verhält es sich etwas anders. Dort trug Jesus auch die Sünden derer, die meinten gar keine zu haben, die sich nicht helfen lassen wollten, weil sie glaubten keiner Hilfe zu bedürfen. Und so dürfte uns Christus auch das zumuten, ja er dürfte dies meinen, wenn er davon spricht, dass wir, jeder und jede von uns, unser eigenes Kreuz auf uns nehmen sollten in seiner Nachfolge: Es wird uns Gewalt (physische oder psychische) und Leid treffen, das dadurch verursacht wird, dass andere sich für in Ordnung halten und gar nicht auf die Idee kommen, sie würden uns etwas Ungerechtes oder Schmerzhaftes antun; ja vielleicht werden sie denken, sie wollen nur unser Bestes; sie werden sich nicht um Hilfe an uns wenden, sondern sie werden sich mit Verurteilung, Herblassung oder Anschuldigung gegen uns wenden, oder einfach nur mit ungerechter Behandlung und Gewalt. Sein Kreuz auf sich nehmen, bedeutet dann nicht, Fehlurteilen zuzustimmen, so zu tun als hätten die anderen schon Recht und sich in vermeintlicher Demut still zu verhalten. Das wäre gerade die Flucht vor dem Kreuz, an das Jesus gehängt wurde, weil er an seiner Botschaft festhielt. Abgesehen davon würde es doch den Hass in uns aufstauen und würde uns innerlich sehr verletzen.

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Sein Kreuz auf sich nehmen würde dann heißen: zunächst einmal sehen, ob an den Anschuldigungen und Vorwürfen auch etwas Wahres ist, denn wir haben die Gerechtigkeit nicht für uns gepachtet, und entsprechende Korrekturen vorzunehmen; dann aber das Festhalten an dem als richtig Erkannten im Vertrauen auf Gott; und das Reagieren auf die Angriffe auf eine Weise, die nicht in die Mechanismen der Vergeltung fällt, sondern immer den Weg zur Versöhnung im Auge behält.

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2. Spirituelle Konkretisierung

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Meine bisherigen Überlegungen waren im Wesentlichen von den biblisch-dogmatischen Überlegungen R. Schwagers getragen, weil ich glaube, dass sie uns Kriterien an die Hand geben, die aus dem christlichen Gründungsgeschehen selbst entwickelt werden und nicht nur unserem heutigen Nachdenken oder Fühlen entspringen - und uns deshalb davor schützen, einer bloßen Mode nachzulaufen. Umso interessanter finde ich, dass der spirituelle Lehrer und Exerzitienmeister Franz Jalics aus seiner Erfahrung zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt, die vielleicht etwas praktischer und anschaulicher und daher auf unser tägliches Leben leichter anwendbar sind als die bisherigen Überlegungen, die aber inhaltlich voll mit diesen übereinstimmen.

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2.1 „Was das Leben auferlegt"

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Zum Thema Leidensbereitschaft und Kreuzesnachfolge schreibt Jalics: „Es handelt sich dabei nicht um exotische oder masochistische Qualen, die zu erleiden sind. Wir brauchen keine Schmerzen zu suchen. Wir sind aufgefordert, das zu erleiden, was uns vom Leben zu erleiden auferlegt und was zur Erlösung der Sünde notwendig ist. Solange die Welt nicht ganz erlöst ist, gehört das Leiden notwendigerweise zum Weg." (29)Auch für Jalics ist der Grund für das Leiden unsere eigene Sünde und die der anderen Menschen, wobei er, wie Schwager, auch ausdrücklich die Erbsünde als Aspekt dieser Sünde nennt. (30)Es kommt ihm aber nicht auf das Erleiden als solches an, sondern auf das Erleiden in der Haltung der Liebe. Wo die Haltung der Liebe nicht vorhanden ist, führt das Erleiden zu Bitterkeit und Verhärtung. Auch Jalics fordert uns zu einem Gedankenexperiment auf: Würden wir von der Erlösung durch das Kreuz Christi sprechen, wenn Jesus „seinen Kreuzestod mit Wut, Hass und Ärger erlitten" (31)hätte? Wohl kaum. Gerade das in Liebe Erleiden ist für uns sehr schwer, was uns aber neues Leid bringt. Jalics weiß aus seiner Begleitungspraxis: „Das Leiden selber ist oft nicht der tiefgreifendste Schmerz. Wesentlich schmerzhafter ist es, Menschen, die einem Leid zufügen, nicht lieben zu können." (32)

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2.2 „Innen und Außen"

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Jalics wendet sich dann aber der Frage zu, wie wir uns im Alltag verhalten sollen, wenn uns jemand innerlich verletzt. Es scheint nicht christlich zu sein, einfach zurück zu schlagen oder zurück zu beleidigen. Für Jalics ist es aber genauso wenig zielführend, alles stillschweigend hinzunehmen, denn das ist eine Weise der Schmerzvermeidung, die die Heilung der Verletzung, welche ja trotzdem da ist, verhindert. Eine Lösung findet sich für Jalics in einer wichtigen Unterscheidung, der zwischen dem inneren und dem äußeren Bereich, zwischen dem Raum der contemplatio und der actio.

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Im inneren, kontemplativen, Bereich können wir uns nicht durch Willensanstrengung zu etwas zwingen oder etwas erreichen, dort können wir nur möglichst genau wahrnehmen. Wenn wir verletzt werden, können und sollen wir in diesem Bereich wahrnehmen, dass es uns weh tut, und wir dürfen uns diesen Schmerz zugestehen: wenn ich verletzt bin, darf es mir weh tun. Wenn ich länger Zeit habe, den Schmerz innerlich mit Liebe wahrzunehmen, dann kann ein Prozess ablaufen, der die Wunde heilt und diesen Schmerz erlöst. Im äußeren, aktiven, Bereich muss ich unter Umständen sofort reagieren und mich schützen oder verteidigen. Und das darf und soll ich auch, meint Jalics. Wenn es möglich ist, meine Reaktion etwas zu verschieben, dann sollte ich das tun, weil dann der innere Heilungsprozess weiter fortgeschritten ist und meine Reaktion weniger durch eigenen Hass und Ärger geprägt sein wird. Wenn ich sofort reagieren muss, so soll ich das tun. Wenn ich dennoch innerlich den Schmerz wahrnehme und mir das Recht auf diesen Schmerz eingestehe, werde ich mit weniger Zorn und Hass reagieren als wenn ich unmittelbar spontan auf die Verletzung reagiere. (33)

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2.3 „Lernen zu verzeihen"

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Und auch Jalics betont die Wichtigkeit der Vergebungsbereitschaft für den Weg der Nachfolge und bringt sie mit der Bereitschaft zu leiden in Verbindung:

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„Das größte Hindernis auf dem Weg zu Gott ist es, nicht verzeihen zu können. Jeder von uns kennt Menschen, die vor Jahren tief beleidigt, ungerecht behandelt, verleumdet oder misshandelt worden sind und die nie über diese Wunden hinwegkommen konnten. … Sie erzählen es immer wieder mit Angst, Schmerz und Verzweiflung, mit Vorwürfen, mit Hass oder Selbstmitleid. Sie werden oft bitter und feindselig oder depressiv und lethargisch. … Diese chronischen Verletzungen können nicht heilen, weil sie nicht in Annahme und Liebe ausgestanden sind. … Allein, was mit Liebe und Vergebung erduldet wird, ist geheilt." (34)„Deswegen müssen wir lernen zu verzeihen. Es ist nicht möglich, durch diese Welt zu gehen, ohne Verletzungen erleiden und Ungerechtigkeiten hinnehmen zu müssen. Aber wir müssen lernen, damit zu leben, ohne das Fließen der Liebe zu unterbrechen." (35)

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Wie Jesus leben wir in einer stark von der Sünde geprägten Welt. Anders als Jesus tragen wir selbst zu dieser Prägung durch die Sünde bei. Jesus fordert uns auf, unser Kreuz im selben Sinn wie er seines zu tragen, damit die Botschaft vom liebenden Gott hörbar bleibt in dieser Welt. Das ist nicht leicht und kann sehr ‚unbequem' sein - man sieht es daran, wie wenig wir fähig sind, Menschen zu vergeben, und wie lange das dauern kann. Aber dieses Unbequem-Sein hat nichts damit zu tun, dass das Leiden an sich etwas Gutes wäre oder Gott unser Leiden wollen würde. In diesem Sinn ist Gott nicht unbequem. Das Unbequeme ist, dass er erst am Ende deutlich spürbar eingreift durch das neue Leben, das er uns schenkt; während des Prozesses ist er uns nur in Worten und Zeichen gegenwärtig, und in anderen Menschen, die wir als seine Boten empfinden dürfen(36), aber nicht dadurch, dass er das Leiden einfach aufhebt.

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3. Kreuzesnachfolge und barmherziger Gott - ein Ganzes.

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Ich glaube, die eingangs gestellte, schwierige Frage der Grenze zwischen Selbsthingabe und Selbstzerstörung, Nachfolge Christi oder des Antichristen, lässt sich auf einer theoretischen Ebene nun beantworten: „Was uns vom Leben zu erleiden auferlegt und was zur Erlösung der Sünde notwendig ist"(37), ist Jalics' Kurzformel für die Nachfolge: „Vom Leben auferlegt", ist das, was uns zustößt und was auf sinnvolle Weise nicht zu ändern ist; „zur Erlösung der Sünde notwendig" ist die Aufhebung von allem, das uns von Gott trennt und uns seine Nähe versperrt. Schmerzen, die ich selber suche, eben weil sie Schmerzen sind, oder weil ich als so heilig dastehen will, qualifizieren sich dafür nicht. Und so steht christliche Selbstverleugnung auch nicht im Gegensatz zu einer recht verstandenen Selbstfindung und Selbstverwirklichung, wie schon K. Rahner festgestellt hat.(38)Zum religiösen Akt, zur Gottesbeziehung, gehört nach Rahner auch eine „gesteigerte … Selbstverwirklichung des Menschen" (39). Und zur Selbstverwirklichung gehört es, sich dem Leben und seiner Realität zu stellen - alles andere ist nicht Selbstverwirklichung, sondern Realitäts- und Selbstverfälschung. (40)

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In der Praxis jedoch ist diese theoretische Unterscheidung äußerst schwer durchzuführen. Wie weiß ich, ob etwas zur Erlösung notwendig ist? Wie weiß ich, was das Leben unvermeidlich auferlegt und was ich, ohne mich vor der Aufgabe zu drücken, vermeiden könnte? Wir können das in der momentanen Situation nur schwer entscheiden, weil wir nicht aus ihr aussteigen und sie aus einer Art „Ewigkeitsperspektive" betrachten können. Wir befinden uns in ihr und können nicht darüber hinaus sehen. Deshalb wird das Gefühl der Abwesenheit Gottes, der Gottverlassenheit, bei uns auch nicht fehlen. Wenn wir nur noch Gegnerschaft oder nur noch Schmerz wahrnehmen, wird uns die Erfahrung des liebenden Gottes noch viel leichter entschwinden, als es bei Christus der Fall war. Bei uns besteht darüber hinaus die Gefahr, dass wir - anders als Christus - in dieser Situation an Gott irre werden, zu verzweifeln drohen oder doch Gott als unseren Gegner empfinden. Es gilt dann auch für uns, sich der Wahrnehmung des liebenden Gottes und seiner Taten bei den „Vätern" und „Müttern", den Glaubenden vor uns, zu erinnern. Zu ihnen gehört auch Christus, den Gott aus allem Leid und Tod erweckte, und der uns zur Hilfe seinen Geist sandte.

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Es gibt also kein Rezept, wie man sein Kreuz erkennt, weil einem die Sicherheit der theologischen Beurteilung gerade in der Situation unsicher werden könnte. Jeder und jede muss versuchen, das in der jeweiligen Situation mit dem Geist Gottes, den Christus uns gesandt hat, zu erspüren und entscheiden. Trotzdem glaube und hoffe ich, dass die theoretische Antwort dabei auch eine Hilfe sein kann.

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Einem Punkt aber möchte ich mich noch einmal zuwenden. Ich habe eingangs gesagt, dass es zu einfach ist, jedes Leid, das gläubigen Christen und Christinnen zustößt, einfach als ihr Kreuz aufzufassen. Das ist richtig. Dennoch müssen wir sagen: Prinzipiell kann jedes Leid, das uns zustößt, unser Kreuz sein. Denn jedes Leid stößt uns als den Menschen zu, die wir sind, - Sünder und Sünderinnen; und die Menschen, die mit unserem Leid umgehen, gehen damit auch um als die Menschen, die sie sind, wieder als Sünderinnen und Sünder. Insofern kann tatsächlich, auf Umwegen, jedes Leiden auch mit unserem Kreuz zu tun haben.

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Kehren wir zur Illustration zurück zu jenen Krankenschwestern, die kaum Schmerzmittel vergaben: Ein Schmerz, der durch sinnvolle Medikation gelindert werden kann, ist nicht vom Leben auferlegt, sondern von jenen, die die Medikation verweigern. Diese handeln so - im günstigsten Fall - aus eigener Fehleinschätzung und Unwissenheit, - im schlimmsten Fall - aus verdrängtem Sadismus und Menschenhass, in jedem Fall aber als sündige Menschen. Ein Patient oder eine Patientin begehrt dagegen mit Recht auf, protestiert zurecht gegen eine solche Behandlung und bittet zurecht um Linderung des Schmerzes. Er/Sie ist aber den Schwestern in diesem Fall ausgeliefert. Sein/Ihr Schmerz ist Folge der Verblendung dieser Schwestern, kurz gesagt, ihrer Sünde. Wenn es aufgrund der Situation keinen Ausweg für den Patienten oder die Patientin gibt, der/die diesen von sündigen Menschen mitverursachten Schmerz erleiden muss, kann es christliche Aufgabe sein, diesen Schmerz in Liebe zu ertragen und den Verursacherinnen zu vergeben. Denn dann ist dieser Schmerz doch vom Leben auferlegt.

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Wir sehen also, wie schmal der Grat ist, auf dem wir gehen. Wir sehen daran aber auch: Die Aufforderung zur Kreuzesnachfolge darf nicht dazu missbraucht werden, dass man anderen Schmerzen zumutet; sie darf nur gebraucht werden, um zu einem Umgang mit eigenen unvermeidlichen Schmerzen führen, der dem Vorbild Christi entspricht.

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4. Nachwort

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Der bisherige Text wurde im Wesentlichen als Vortrag am 5. September 2001 gehalten, sechs Tage vor den Attentaten islamistischer Terroristen in den USA. Ich ging damals von AdressatInnen aus, die christlich sozialisiert waren und mit der Aufforderung zu Kreuzesnachfolge und Opfer in ihrem Alltag konfrontiert sind. Da diese Fragen auch nach dem 11. September nicht bedeutungslos sind, habe ich den Artikel möglichst unverändert belassen. Dennoch stellen sich nach dem 11. September einige weitere Fragen:

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Die Terroristen haben sich selbst bei ihren Anschlägen getötet - könnte so etwas, wenn es für eine gute Sache geschieht, als „Opfer" im christlichen Sinn gewertet werden?

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Andererseits wurden Menschen aus vielen Ländern Opfer der Zerstörung des World Trade Centers, eines Teils des Pentagons und der diese verursachenden Flugzeugabstürze. Kann dies ihr Kreuz gewesen sein und das ihrer Hinterbliebenen? Was folgt für die Reaktion der USA und des Westens aus dem bisher über Kreuz und Nachfolge Gesagten?

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Auf diese Fragen kann ich nicht mehr in der wünschenswerten Ausführlichkeit eingehen, doch seien einige Hinweise gegeben.

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Ein Selbstmordattentat hat in der Tat mit christlicher Selbsthingabe ein Element gemein: die Bereitschaft, sein Leben zu verlieren. Damit ist die Gemeinsamkeit aber erschöpft und die Unterschiede überwiegen bei weitem: Wir haben gesehen, dass Christi Gang ans Kreuz keine indirekte Selbstzerstörung war (vgl. oben S. 174). So ist auch christliche Selbsthingabe keine (indirekte oder gar direkte) Selbsttötung, sondern die Bereitschaft, unter bestimmten Bedingungen, das Leben zu verlieren. Der christliche Begriff von Kreuzesnachfolge, von „Opfer" im Sinne der Selbsthingabe, schließt es auch völlig aus, dass andere dadurch zu Schaden kommen, ja dass die Selbsthingabe geradezu dazu dient, andere zu töten. Denn christliche Selbsthingabe geschieht nicht aus Hass gegen jemanden, sondern aus Liebe für jemanden. Es stehen sich also gegenüber: Selbsttötung aus Hass, um andere in den Tod mitzureißen - und Hingabe (nicht aktives Nehmen) des eigenen Lebens aus Liebe, um anderen das Leben zu ermöglichen. Eine solche christliche Tat kann man bei den Passagieren des vierten Flugzeuges (Flug 93) vermuten, die - des eigenen und des Todes der Terroristen sicher - die Terroristen überwältigten um den Preis des Absturzes der Maschine, bevor diese als Geschoss missbraucht werden konnte, nicht aber bei den Terroristen, die dieses planten. Man möchte annehmen, dass der Unterschied auf der Hand liegt.

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Die Menschen, die zu Opfern der Anschläge in den USA wurden, wurden aber tatsächlich von der Sünde verblendeter Menschen getroffen und konnten dagegen nichts tun. Auch ihre Hinterbliebenen können dagegen nichts mehr unternehmen - sie können nur noch trauern. Und sie können sich der Liebe Gottes anvertrauen, und darauf hoffen, dass er ihnen hilft, dieses Kreuz zu tragen, ihre Wunden heilt und sie fähig macht, einmal sogar den Mördern zu vergeben. Dies ist in der Tat letztlich die Aufgabe, zu der sie von Gott gerufen sind. Gerade die Reaktionen auf so schreckliche Taten zeigen, wie sehr Menschen verletzt werden können und wie schwer es sein kann auch nur an Vergebung zu denken. Hier ist die christliche Botschaft so unbequem uns das zuzumuten.

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Der Schrei nach Vergeltung und Rache entspricht dem nicht, und oft verbirgt sich hinter dem Ruf nach Gerechtigkeit nur der Durst nach Rache. So schrecklich der Verlust und so groß zunächst der Schmerz und der spontane Hass auf die Täter auch sein mag, der Gott Jesu fordert uns auch hier auf, Vergebung anzustreben und die Täter nicht auf einer letzten Ebene zu richten. Uns ist dieses Kreuz vielleicht zu schwer. In jedem Fall braucht es einen langen Heilungsprozess. (41)

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Bedeutet dies nun aber, dass eine Gesellschaft, ein Staat oder die Staatengemeinschaft sich nicht gegen dieses eindeutige Unrecht zur Wehr setzen darf? Ich denke nicht. Ich glaube nicht, dass ein Staat auf wirksame Maßnahmen gegen Terrorismus verzichten kann, auch wenn es Aufgabe der einzelnen und auch der den Staat lenkenden Menschen bleibt, Versöhnung als letztes Ziel zu verfolgen. Bei staatlichen Gegenmaßnahmen muss also Prävention künftiger ähnlich gearteter Verbrechen im Vordergrund stehen und nicht Vergeltung für bereits geschehene Taten. Auch kann es nicht um einen Krieg des Guten gegen das Böse gehen - zeigt sich doch in der Konfrontation mit Christus, dass wir alle im Lager des Guten und des Bösen stehen. Daraus folgt zweierlei: Die Gegner, die bekämpft werden, dürfen nicht entmenschlicht und dämonisiert werden, sie bleiben Kinder Gottes wie wir. Und so dürfen Gegenmaßnahmen den Weg zur Versöhnung nie völlig verunmöglichen. Zum anderen ist bei uns selbst - in diesem Falle bei den USA und beim Westen - zu suchen, wo wir durch sündiges Verhalten beigetragen haben zur Ermöglichung der Verbrechen. Auch wenn die Terroristen Fehlverhalten des Westens nur als Vorwand nehmen sollten, ist das kein Grund dieses Fehlverhalten nicht zu ändern. Wir wollen wieder zurück zur Normalität. Wir haben dann auch die Pflicht eine bessere Normalität herzustellen als sie bisher bestand.

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All das lässt sich als kritischer Einwand der Antiterrorallianz, die die USA anführen, und vor allem der Rhetorik des amerikanischen Präsidenten entgegenhalten. Das Argument aber, ein Staat dürfe gegen Gewalt dieser Art nicht auch mit Gewalt vorgehen, kann ich nicht nachvollziehen. Und aus dem christlichen Ruf zu Kreuzesnachfolge und Selbstverleugnung scheint mir auch nicht zu folgen, dass ChristInnen sich einem militärischen Vorgehen gegen Terrorismus dieser Art notwendig verweigern müssten - sehr wohl natürlich dürfen. Ein solches Vorgehen ist zwar ein Übel, es kann aber das in der Situation geringere Übel sein.

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Für ChristInnen und insbesondere für die Kirchen sollte dies aber auch heißen in einen konstruktiven Dialog mit dem Islam zu treten. Inwieweit die Terroristen selbst religiös motiviert waren oder sich nur einen religiösen Deckmantel zulegten, kann nicht sicher gesagt werden. Unabhängig davon ist aber ein Dialog mit dem Islam über das Gottesbild und seine Konsequenzen für das menschliche Verhalten zu führen. Aus dem christlichen Gottesbild folgt, dass zwischenmenschliche Gewalt - auch für eine gute Sache - immer nur ein menschliches Mittel, eine menschliche Notlösung, ein Übel, sein kann, nie der direkte Wille Gottes. Das Christentum hatte diese Einsicht lange vergessen, selbst massiv dagegen verstoßen, und sie nur unter Schwierigkeiten wieder gewonnen. Umso mehr ist es nun seine Aufgabe, im Dialog diesen Standpunkt anderen verständlich zu machen. (42)

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Anmerkungen:  

106
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 1. Vgl. Sandler, W., „Schrecklich ist's, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen". In: Der unbequeme Gott. Vorträge der zweiten Innsbrucker Theologischen Sommertage 2001 (theologische trends 11). Hg. W. Sandler, N. Wandinger, Thaur: Thaur Druck- und Verlagshaus 2002, 47-84 und http://info.uibk.ac.at/c/c2/theol/itl/264.html

107
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2. Vgl.: Schwager, R., Jesus im Heilsdrama. Entwurf einer biblischen Erlösungslehre (ITS 29). Innsbruck 1990, im Internet: http://info.uibk.ac.at/c/c2/theol/itl/212.html (abgekürzt: JHD).

108
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3. Vgl. Niewiadomski, J. / Palaver W. (Hg.), Dramatische Erlösungslehre. Ein Symposion (ITS 38). Innsbruck-Wien 1992. Schwager, R. / Niewiadomski, J., Dramatische Theologie als Forschungsprogramm. In: ZKTh 118 (1996), 317-344, sowie im Internet:http://info.uibk.ac.at/c/c2/theol/itl/9.html.

109
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4. JHD 62.

110
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5. JHD 53f.

111
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6. Vgl. Hasitschka, M., „Nahe gekommen ist das Reich der Himmel". In: Der unbequeme Gott. Vorträge der zweiten Innsbrucker Theologischen Sommertage 2001 (theologische trends 11). Hg. W. Sandler, N. Wandinger, Thaur: Thaur Druck- und Verlagshaus 2002, 35-46.

112
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7. Vgl. ebd., 42.

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8. JHD 116.

114
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9. Dtn verwendet die Formel „Du sollst das Böse aus Israel wegschaffen" bei verschiedenen Vergehen als zugrunde liegende allgemeine Begründung für die Verhängung der Todesstrafe, u. a. als Strafe für einen falschen Propheten: Dtn 13,6 (andere Anlässe: Götzendienst 17,7; Ungehorsam gegen den Richterspruch eines Priesters 17,12; vorsätzlicher Mord 19,13; lügnerische Zeugenaussage wegen Anstiftung zum Aufruhr 19,19; Ungehorsam gegen die Eltern 21,21; Unzucht einer Tochter im Vaterhaus 22,21; Ehebruch 22,22 (vgl. Joh 7, 53-8,11); Untreue einer Verlobten 22,24; Weggabe eines Glaubensbruders in die Sklaverei 24,7).

115
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10. JHD 116.

116
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11. JHD 117 mit Berufung auf Strobel, A.: Die Stunde der Wahrheit. Untersuchungen zum Strafverfahren gegen Jesus (WUNT 21). Tübingen 1980, 92f.

117
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12. JHD 117.

118
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13. Vgl. etwa Mt 26,24.54; Mk 14,21; Lk 9,22; 12,50; 13,32f.; 17,25; 22,22.37; 24,7.26.44; Joh 13,18; 20,9; Apg 1,16; 17,3.

119
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14. JHD 260.

120
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15. JHD 260.

121
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16. JHD 260.

122
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17. JHD 146.

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18. JHD 148.

124
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19. JHD 153f. Für eine ausführliche, auch exegetisch-bibeltheologische, Argumentation Schwagers zugunsten dieses Verständnisses vgl. JHD 149-154, und v. a. 204-248.

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20. JHD 260.

126
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21. JHD 208.

127
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22. Der Umkehrschluss, dass alle biblischen Gestalten, die sich in der Allerheiligenlitanei befinden, den Willen des Vaters immer deutlich geoffenbart hätten, ist allerdings falsch. Diese wurden aufgrund ihrer Bekehrung zu Heiligen. Wenn aber (noch) jemand (außer Jesus) den Willen des Vaters ganz geoffenbart hätte, dann müsste(n) diese Person(en) zu den Heiligen gehören.

128
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23. B. Dieckmann drückt dies so aus: „Der Sünde erscheint die Hingabe das [sic] Glaubens als Aufforderung zum Sterben. Das ist ihr Irrtum. Sie kann das Leben nicht wahrnehmen, das sich in der Hingabe eröffnet, so mächtig, dass um ihretwillen [sic; der Diktion des Absatzes würde „seinetwillen", um des Lebens willen, besser entsprechen, Anm. d. Verf.] auch der Tod in Kauf genommen wird." (Dieckmann, B., Das Kreuz als Grund des Osterglaubens? Anfragen zur Kreuzestheologie Hansjürgen Verweyens (Fuldaer Hochschulschriften 33). Frankfurt/M 1999, 67.) Den Hinweis auf diese Stelle verdanke ich J. Niewiadomski.

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24. Dieses Unterkapitel und einige mit ihm in Zusammenhang stehende weitere Änderungen waren beim mündlichen Vortrag noch nicht enthalten. Sie verdanken ihre Entstehung dem Hinweis von Roman Siebenrock, der mich zu Recht darauf aufmerksam machte, dass eine Erörterung über das Kreuz auf diesen Aspekt nicht verzichten kann.

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25. Zur Deutung der im Psalm 22 verwendeten Bilder als Verschlüsselung von menschlichen Feinden vgl. Schwager, R., Brauchen wir einen Sündenbock? Gewalt und Erlösung in den biblischen Schriften. Thaur 31994, 107f.; ders.: Erbsünde und Heilsdrama. Im Kontext von Evolution, Gentechnologie und Apokalyptik (BMT 4). Münster-Thaur 1997 (abgekürzt EHD), 36.

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26. Vgl. JHD 151f.

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27. EHD 76.

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28. Vgl. tt 11, 59.

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29. Jalics, F., Kontemplative Exerzitien. Eine Einführung in die kontemplative Lebenshaltung und das Jesusgebet. Würzburg 1994 (abgekürzt: KE), 220. Hervorhebung von mir.

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30. Vgl. KE 220 und EHD 76.

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31. KE 220.

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32. KE 221.

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33. Vgl. KE 223-225.

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34. KE 296f. Vgl. zum Thema Vergebung das ganze Kapitel S. 295-328.

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35. KE 297.

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36. Vgl. Wandinger, N., „Begegnung mit einem Engel" oder „So muss Jesus gewesen sein". Erfahrung Gottes in der Krise. In: Kanzian, Ch. / Siebenrock, R. (Hg.), Gottesentdeckungen (theologische trends 8). Thaur 1999, 241-259. Im Internet: http://info.uibk.ac.at/c/c2/theol/itl/43.html

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37. KE 220.

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38. Vgl. Rahner, K., Selbstverwirklichung und Annahme des Kreuzes. In: Schriften zur Theologie 8. Einsiedeln-Zürich-Köln 1967, 322-326.

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39. Rahner, K. / Vorgrimler, H., Akt. In: Kleines Theologisches Wörterbuch (Herderbücherei Bd. 557). Freiburg 151985, 13f, hier 14.

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40. B. Dieckmann formuliert: „In dem Augenblick, wo der Mensch zum Glauben kommt, zeigt sich, dass nur die Sünde sterben - also der Mensch sich bekehren - musste und dass er darin ewiges Leben gewonnen hat - hier auf Erden und in Ewigkeit. Nur für die Sünde ist das Zum-Glauben-Kommen ein Sterben; vom Glauben aus gesehen, ist es Geburt, Beginn des neuen und eigentlichen Lebens. Eine theologia crucis, die Hingabe und Liebe primär als Leidensbereitschaft beschreibt, argumentiert nicht aus dem Glauben, sondern bleibt selbst dem Unglauben verhaftet, weil sie die Wirklichkeit, aus der der Glaube lebt und leidet, nicht zur Sprache bringen kann." (op. cit., siehe Anm. 23, 67f.).

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41. Zu Wichtigkeit und Schwierigkeit der Vergebung vgl. auch Johannes Paul II.: Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages am 1. 1. 2002: http://www.vatican.va/holy_father/jo hn_paul_ii/messages/peace/documents/hf_jp-ii_mes_20 011211_xxxv-world-day-for-peace_ge.html, Nr. 8-11.

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42. Papst Johannes Paul II. sprach dies für seinen Teil sehr deutlich aus beim Treffen der Religionen zum Gebet für Frieden in Assisi am 24. 1. 2002: „Once again, gathered here together, we declare that whoever uses religion to foment violence contradicts religion's deepest and truest inspiration. … There is no religious goal which can possibly justify the use of violence by man against man." http://www.vatican.va/holy_father/john_pa ul_ii/speeches/2002/january/documents/hf_jp-ii_s pe_20020124_discorso-assisi_en.html Nr. 4. Und ebenso in seiner Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages am 1. 1. 2002: http://www.vatican.va/holy_father/jo hn_paul_ii/messages/peace/documents/hf_jp-ii_mes_20 011211_xxxv-world-day-for-peace_ge.html, Nr. 6f. Für weitere Anregungen vgl. Schwager, R. u. a.: Der 11. September 2001 und die Theologie der Zeichen der Zeit: http://info.uibk.ac.at/c/c2/theol/itl/132. html Die englische Übersetzung ist bereits als Volltext einsehbar: http://info.uibk.ac.at/c/c2/theol/rgkw/xt ext/september_11en.html

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