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Rom: Namensliste von 1943 in kirchlichen Häusern Geretteten wiederentdeckt – Universität Innsbruck
Luftansicht auf Rom, die Vatikanstadt im Vordergrund

Luftaufnahme von Rom mit der Vatikanstadt im Vordergrund.

Rom: Namens­liste von 1943 in kirch­li­chen Häu­sern Geret­te­ten wie­der­ent­deckt

Im Archiv des Päpstlichen Bibelinstituts in Rom wurde eine unpublizierte Dokumentation von Personen entdeckt, die in kirchlichen Häusern Roms vor der nationalsozialistischen Verfolgung Zuflucht suchten – vor allem Jüdinnen und Juden. Federführend beteiligt war der Innsbrucker Theologe Prof. Dominik Markl.

Am Päpstlichen Bibelinstitut in Rom wurde eine Liste mit Namen von Personen, die während der deutschen Besetzung Roms ab 1943 in kirchlichen Einrichtungen Schutz fanden, wiederentdeckt. Die zusammenfassende Liste der Schutz gewährenden Ordensgemeinschaften – 100 Frauen- und 55 Männerorden –, wurde mit der Anzahl der jeweils beherbergten Personen schon 1961 durch den Historiker Renzo de Felice publiziert, doch galt die komplette Dokumentation bisher als verschollen. Die nun wieder entdeckten Listen beziehen sich auf über 4.300 Personen, von denen 3.600 namentlich genannt sind. Aus dem Vergleich mit den am Archiv der Jüdischen Gemeinde von Rom aufbewahrten Dokumente geht hervor, dass ca. 3.200 dieser Menschen mit Sicherheit Juden waren. Von letzteren ist bekannt, wo sie versteckt waren, teils auch, wo sie vor der Verfolgung wohnten. Damit vergrößert die Dokumentation die Informationsdichte über die Rettung von Juden durch katholische Orden in Rom erheblich. Aus Gründen des Datenschutzes ist der Zugriff auf die Dokumentation derzeit eingeschränkt. Das Dokument wurde bei einer Tagung am 7. September 2023 im Museo della Shoah der jüdischen Gemeinde Roms präsentiert.

Bemerkenswerter Fund

Die wiederentdeckte Dokumentation wurde durch den italienischen Jesuiten P. Gozzolino Birolo zwischen Juni 1944 und Frühjahr 1945 erstellt – unmittelbar nach der Befreiung Roms durch die Alliierten. Birolo war von 1930 bis zu seinem Tod durch eine Krebserkrankung im Juni 1945 Ökonom des Päpstlichen Bibelinstituts. Rektor des Instituts in dieser Zeit war der deutsche Jesuit Augustin Bea, der 1959 zum Kardinal erhoben und für sein Engagement für den jüdisch-katholischen Dialog bekannt wurde, besonders durch das Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils Nostra Aetate.

Gruppenfoto von 6 Personen.

Die Referent:innen des Workshops „Salvati“ in der Stiftung Museo della Shoah in Rom. Von links: Paul Oberholzer (Päpstliche Universität Gregoriana), Iael Nidam-Orvieto (Direktor des Internationalen Instituts für Holocaust-Forschung in Yad Vashem), Silvia Haia Antonucci (Historisches Archiv der Jüdischen Gemeinde Rom), Grazia Loparco (Päpstliche Fakultät für Bildung Auxilium), Claudio Procaccia (Direktor der Abteilung für kulturelles Erbe und Aktivitäten der Jüdischen Gemeinde Rom), Dominik Markl (Päpstliches Bibelinstitut und Universität Innsbruck).

Die mit der Untersuchung der aufgefundenen Dokumente betrauten Historiker sind Claudio Procaccia, Direktor der Kulturabteilung der Jüdischen Gemeinde Roms, Grazia Loparco von der Päpstlichen Fakultät für Erziehungswissenschaften Auxilium, Paul Oberholzer von der Päpstlichen Universität Gregoriana und Iael Nidam-Orvieto, Direktorin des International Institute for Holocaust Research in Yad Vashem. Die Forschungsarbeiten wurden von Dominik Markl (Päpstliches Bibelinstitut und Universität Innsbruck) koordiniert. „Ich empfinde großen Respekt vor dem Schicksal der Tausenden von Menschen, die in diesem Dokument genannt werden: jene, die aufgrund der Verfolgung durch die Nazis bedroht waren, ermordet zu werden, und die vielen anonymen Ordensfrauen und Priester, die ihre eigene Sicherheit aufs Spiel setzten, um die Verfolgten zu schützen“, betont Prof. Dominik Markl, SJ, vom Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie der Uni Innsbruck, der die Forschungsarbeit gemeinsam mit dem Rektor des Päpstlichen Bibelinstituts, Michael Kolarcik, koordiniert. „Ich bin sehr dankbar für die Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde von Rom und Yad Vashem in Jerusalem und hoffe, dass die gemeinsame Forschung zu einem vertieften Verständnis der Geschichte der Schoah in Rom und darüber hinaus beitragen wird.“

Rom war neun Monate lang durch Nazi-Deutschland besetzt – vom 10. September 1943 bis zur Befreiung der Stadt durch die Alliierten am 4. Juni 1944. Während dieser Zeit führte die Verfolgung der Juden unter anderem zur Deportation und Ermordung von ca. 2.000 Menschen, darunter Hunderte von Kindern und Jugendlichen, von insgesamt ca. 10.000 bis 15.000 Juden in Rom.

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