Sabine Wartha
Derzeitige Tätigkeit:
Ich arbeite seit 1999 bei der Caritas Österreich in der Auslandshilfe und leite den Bereich Humanitäre Hilfe. Ich bin für viele Bereiche zuständig, wie beispielsweise die Koordination für internationale Katastropheneinsätze, die Erarbeitung und Implementierung von Nothilfeprogrammen, weiters die Koordination im internationalen Caritasnetzwerk, die Planung und fachliche Begleitung von Rehabilitationsprogrammen sowie die Sicherstellung von Qualitätsmanagement und Advocacy.
Studium:
Ich habe von 1987 bis 1992 Politikwissenschaften und Fächerbündel mit Schwerpunkt Spanisch und Lateinamerikanistik in Innsbruck studiert. Ein Auslandssemester absolvierte ich an der Freien Universität Berlin 1989, weiters verbrachte ich 9 Monate für die Diplomarbeit bei einer Menschenrechtsorganisation in Chile, wo ich auch ein Praktikum absolvierte.
- Warum hast Du Dich/haben Sie sich für das Studium der Politikwissenschaft entschieden? Welche Alternativen gab es für Dich/Sie sonst noch?
Das Studium Politikwissenschaften war ganz und gar nicht geplant. Da ich nach der Matura ein Jahr als Austauschschülerin in den USA verbrachte, versäumte ich sämtliche Aufnahmeprüfungen für andere Berufsrichtungen wie Physiotherapie oder Musiktherapie.
Jedoch erlebte ich in den USA ein großes Spannungsverhältnis zwischen chilenischen Studenten (Pro – Contra Pinochet), sodass ich mich brennend für das Thema zu interessieren begann. Das führte mich logischerweise ins Politikinstitut.
- Wofür hast Du Dich/haben Sie sich im Studium am meisten begeistert?
Die Studienordnung zu meiner Zeit war sehr locker und entspannt – wir konnten Seminare und Vorlesungen besuchen, die uns interessierten, egal ob wir im 1. oder im 2. Studienabschnitt waren. Am meisten faszinierten mich die internationalen Themen. Hier hatten wir hervorragende ProfessorInnen und spannende GastlektorInnen.
- Hattest Du/hatten Sie zu Beginn des Studiums bereits eine Idee, wo Du/Sie nachher landen würdest/würden?
Ja, ich wusste, dass mich das Thema der Menschenrechte sehr interessiert und ich im internationalen Kontext tätig sein möchte. Ich hörte zwar ständig, dass ich nach Abschluss arbeitslos sein werde, aber ich ließ mich nicht abhalten und habe zuerst einmal in Tirol in der Flüchtlingsbetreuung angefangen. Und mit den ersten NGO Erfahrungen bewarb ich mich dann für das JPO Programm des Außenministeriums – und wurde für den UNHCR in Guatemala rekrutiert.
- Und wie bist Du/sind Sie zu der jetzigen Stelle gekommen?
Bevor ich diese Stelle antrat, war ich für die Caritas Österreich 2 Jahre als Delegierte im Kosovo tätig und wechselte nach Programm-Ende zu UNDP nach Serbien. Dort bekam ich das überraschende Angebot, ob ich die Leitung der Katastrophenhilfe der Caritas Österreich übernehmen möchte. Da ich schon knapp 3 Jahre im Ausland lebte, war ich sehr froh nach Österreich zurückkehren zu können. Und noch dazu mit so einem spannenden Job. Somit bin ich seit 2002 in Wien wohnhaft, aber ich reise sehr viel und habe viele Einsätze zu den Krisenherden erlebt.
- Was hat Dir/Ihnen im Nachhinein besonders geholfen, nach dem Studium einen Job zu finden?
Ich wusste, was ich wollte: international tätig werden. Da ich 3 Sprachen beherrschte, war das natürlich auch bei den bewerbungen glaubhaft. Beharrlichkeit und daran glauben, dass ich das schaffen kann.
- Was machst Du/machen Sie in Deinem/Ihrem Job?
Als Leiterin des Bereichs Humanitäre Hilfe habe ich viele spannende Aufgabenfelder, angefangen von Programmkoordination, Personalführung, Planung der Einsätze, die inhaltlichen und fachlichen Diskussionen zu Standards und Qualität, die Koordination und Abstimmung im internationalen Caritasnetzwerk. Ich bin selbst oft in den betroffenen Gebieten, denn für mich sind die Kontakte mit den betroffenen Menschen sehr wichtig. Da wir in vielen Krisengebieten tätig sind, ist auch das Sicherheits- und Krisenmanagement ein wesentlicher Bestandteil meiner Arbeit.
- Inwieweit hat Dir/Ihnen da das Studium geholfen?
Die internationalen Themen, die wir in den Seminaren und Proseminaren bearbeiteten, haben mir geholfen, kritisch und holistisch zu denken, Zusammenhänge zu erkennen, Hintergründe zu ergründen. Das Studium war hilfreich mich zu orientieren, aber definitiv zu wenig, um weiterzukommen. Weiterbildungen im Sprachbereich, Ausbildungskurse, Praktika und die Begeisterung für die Themen waren unerlässlich.
- Was sind die wichtigsten Erfahrungen aus Deiner/Ihrer Studienzeit?
Das Praktikum in Chile hat mir sehr geholfen, mein Interesse zu festigen, und von da an wusste ich sehr klar, dass ich im Menschenrechtsbereich tätig sein möchte. Wie schon vorhin erwähnt: Sprachkenntnisse und die Begeisterung für die Themen sind sehr hilfreich. Wichtig ist auch die Bereitschaft, im Ausland zu leben, auch wenn die Lebensbedingungen oft sehr anstrengend sein können.
- Woran denkst Du/denken Sie besonders gern zurück?
An die spannenden Seminare über Lateinamerika, die von meinem "Diplomvater" Dr. Wolfgang Dietrich angeboten wurden. Wir hatten so viele Diskussionen über Gerechtigkeit, Armut, Menschenrechte, das internationale System und so vieles mehr!
Ich lernte während des Studiums interessante StudienkollegInnen kennen, wir hatten viele Austauschmöglichkeiten, Diskussionsforen, wir büffelten gemeinsam auf die Prüfungen, haben viel gefeiert. Kurzum: Es war eine spannende, aufregende, und schöne Zeit.
- Was würdest Du/würden Sie heute anders machen bzw. bereust Du/bereuen Sie im Zusammenhang mit dem Studium etwas besonders?
Aber bitte nein! Wir hatten viele spannende Seminare, Möglichkeiten ins Ausland zu gehen, Austauschprogramme mit anderen Ländern (obwohl es noch kein ERAMUS gab). Dadurch, dass die PoWi so klein war, kannten wir uns gut, waren vernetzt, die Vorlesungen waren nicht überfüllt, schon gar nicht die Seminare. Das Politikstudium war wirklich ein Vergnügen.
- Zu guter Letzt: Gibt es einen Rat, den Du/Sie aktuellen Studierenden für ihren Einstieg in die Berufswelt mitgeben möchtest/möchten?
Bleib offen für die Welt, bilde dich immer weiter, versuche während des Studiums Praktika zu machen. Es gibt so viele Möglichkeiten inzwischen, wie z.B. im Rahmen des EUAV [EU Aid Volunteers, Anm.] Programmes als Freiwillige ins Ausland zu gehen, wobei Trainings und Ausbildungen hier ganz oben stehen.
Stand: 17. Januar 2019