Brigitta Erschbamer
Brigitta Erschbamer wurde 1955 in Eggen, Gemeinde Deutschnofen (Südtirol) geboren. Nach der Matura in Bozen unterrichtete sie an der Mittelschule Welschnofen, bevor sie 1975 mit dem Studium der Biologie in Innsbruck begann. 1981 promovierte sie im Fach Botanik. Für 5 Jahre zog sie wieder nach Südtirol zurück an die Mittelschule Welschnofen, wo sie Mathematik und Naturwissenschaften unterrichtete. Als ehrenamtliche Geschäftsführerin übernahm sie nebenbei die Agenden des neu entstandenen Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz in Südtirol.
1986 bewarb sie sich als Assistentin an der Abteilung Geobotanik, Institut für Botanik der Universität Innsbruck. Nach mehreren Kartierungsarbeiten in landwirtschaftlich genutzten Gebieten konzentrierte sie sich auf die Erforschung der Vegetation des Hochgebirges. Bei einem sechsmonatigen Aufenthalt an der Unit of Comparative Plant Ecology in Sheffield machte sie sich mit der Forschungsrichtung Populationsbiologie der Pflanzen vertraut, die sie dann in ihre Lehre und Forschung in Innsbruck einbaute. Sie habilitierte im Jahr 1996. In den 1990er Jahren, kurz nach der Gründung des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen (AKG) an der Universität Innsbruck, wurde Erschbamer Mitglied, von 2004 – 2010 hatte sie den Vorsitz des AKG inne.
Forschungsmäßig konzentrierte sie sich nach ihrer Habilitation zunehmend auf die Folgen des Klimawandels im Hochgebirge. So begann sie bereits 1996 ihre Untersuchungen im Gletschervorfeld des Rotmoosferners in Obergurgl und legte damit den Grundstein für die Langzeitforschung der Veränderungen im Zuge des Gletscherrückzugs. Zahlreiche Projekte folgten und Obergurgl hat sich, nicht zuletzt durch ihre Bemühungen, zu einer Langzeit-Forschungsstation im nationalen und internationalen LTER (Long Term Ecosystem Research) – Netzwerk entwickelt. Erschbamer engagierte sich intensiv in der Lehre und war in allen Studien der Biologie (Bachelor-, master-, PhD- und Lehramtsstudien) verankert. Besonders beliebt waren ihre Projektstudien und Exkursionen: alternierend im zweijährigen Rhythmus wurden von ihr mehrtägige Exkursionen in Obergurgl und ins Ausland angeboten. In den Projektstudien ging es vor allem um angewandte Fragestellungen des Naturschutzes und des Managements von Wiesen.
Im Jahr 2001 wurde sie Mitglied im Konsortium von GLORIA (Global Observation Research Initiative in Alpine Environments), einem weltweit laufenden Projekt zur Erforschung der Auswirkungen des Klimawandels auf Berggipfeln. Mit ihrer Arbeitsgruppe errichtete sie in Südtirol zwei GLORIA-Untersuchungsgebiete, die alle 5-7 Jahre auf ihre Veränderung hin untersucht werden. Die GLORIA-Ergebnisse wurden in renommierten Zeitschriften wie Science und Nature publiziert. Von 2009 bis 2020 hatte sie wissenschaftliche Leitung der Alpinen Forschungsstelle Obergurgl inne. In dieser Zeit erschienen 5 Bücher über die Lebensräume des inneren Ötztales. 2011 wurde sie zur Professorin für Geobotanik ernannt. 2012 erhielt sie den Forschungspreis der Südtiroler Sparkasse.