QUALIMAT: durch Forschungsvernetzung zum Wettbewerbsvorteil
Die Universität Innsbruck und das Management Center Innsbruck (MCI) haben im Rahmen des Campus Tirol-Gedanken den Aufbau eines Qualifizierungsnetzes in den Technologiefeldern Material- und Nanowissenschaften ins Leben gerufen. Ausgewählte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von neun Tiroler Unternehmen werden künftig ihre Kompetenzen in Forschung, Technologie und Innovation an den Hochschulen erweitern. Das Projekt „QUALIMAT“ wird von der Öst. Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützt.
Forschungsaktive Unternehmen, die in den Bereichen Nano- und Materialwissenschaften angesiedelt sind, leisten innerhalb ihrer Betriebe hervorragende Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Um die damit verbundene Wettbewerbsfähigkeit allerdings auch nachhaltig sichern zu können, ist ein stetiger Ausbau der Kompetenzen und des Know-hows der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Unternehmen sehr wichtig. Die Universität Innsbruck initiierte nun gemeinsam mit dem MCI und dem Material Center Tirol (MCT) ein Projekt mit dem Titel „QUALIMAT“, das sich zum Ziel gesetzt hat, durch die Schaffung eines Tiroler Qualifizierungsnetzes die bereits vorhandene Expertise der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der entsprechenden Unternehmen weiter auszubauen. „Die lokalen Industrieunternehmen aus dem Gebiet der Materialwissenschaften sind in den Bereichen Forschung und Entwicklung sehr innovativ, stoßen allerdings beispielsweise im Hinblick auf verfügbare Forschungsgeräte oder internationale Vernetzung immer wieder an ihre Grenzen. Hier möchten wir ansetzen“, erklärt Hubert Huppertz, Professor am Institut für Allgemeine, Anorganische und Theoretische Chemie sowie Dekan der Fakultät für Chemie und Pharmazie der Universität Innsbruck. „Das Wissen, das an unseren Hochschulen in diesen Bereichen vorhanden ist, soll der Wirtschaft und somit der Gesellschaft verstärkt zugänglich gemacht werden“. Gemeinsam mit dem Chemiker, Unternehmer und Leiter des MCI-Studienganges Umwelt-, Verfahrens- und Energietechnik Marco Rupprich entwickelte Huppertz ein Qualifizierungsprogramm, das gezielt auf die Bedürfnisse in den Tätigkeitsfeldern der teilnehmenden Unternehmen abgestimmt ist. „Durch die bedarfsorientierte Anpassung der Inhalte können wir die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Forschungsvorhaben intern rascher voran zu bringen oder neue Tätigkeitsfelder zu erschließen“, betont Rupprich.
Dieser Ansatz stieß bei zahlreichen Tiroler Betrieben aus den Bereichen der Material- und Nanowissenschaften auf großes Interesse. Vier kleine Unternehmen, zwei mittlere Unternehmen und drei Großunternehmen werden sich als Projektpartner am Aufbau eines Tiroler Qualifizierungsnetzes beteiligen: Phystech Coating Technology GmbH, ADLER-Werk Lackfabrik Johann Berghofer GmbH & Co KG, D. Swarovski KG, Swarovski Optik KG, IonOXess GmbH, TUNAP Cosmetics GmbH, Ionicon Analytik GmbH, CarbonCompetence GmbH und Sunplugged GmbH. „Diese Initiative macht erneut das große Engagement seitens der Hochschulen im Hinblick auf eine Stärkung des Wissenstransfers in Wirtschaft und Gesellschaft deutlich. ‚QUALIMAT‘ ist Zeugnis des bereits seit mehreren Jahren forcierten Ausbaus der Zusammenarbeit am Hochschulstandort Tirol und der Nutzung der dadurch entstehenden Synergieeffekte“, ist Tilmann Märk, Rektor der Universität Innsbruck, überzeugt. Der bedarfsgerechte Ausbau der Expertise der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Forcierung des Wissenstransfers von Hochschulen in die Wirtschaft trägt auch einem zentralen Anliegen des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft Rechnung. Im Rahmen des Programms „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) wird „QUALIMAT“ für die Projektdauer von zwei Jahren mit einer Gesamtsumme von knapp 390.000 Euro gefördert.
Bedarfsorientierte Inhalte
Die Qualifizierungsmaßnahme setzt sich aus theoretischen und praktischen Aspekten in insgesamt sechs Modulen zusammen: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden sich nach einem einführenden allgemeinen Überblick gemeinsam mit den Forscherinnen und Forschern mit den jeweils relevanten Teilaspekten aus den Materialwissenschaften beschäftigen. Neben Oberflächencharakterisierungen bzw. – funktionalisierungen, die insbesondere im Bereich der Beschichtungstechniken von Bedeutung sind, wird es in einem weiteren Modul zum Beispiel um disperse Systeme gehen, die in der Lack- und Farbindustrie von Interesse sind. Dabei können die teilnehmenden Personen stets auf den umfangreichen Gerätepark der Hochschulen zurückgreifen und die Ausstattung in den verschiedenen Laboren kennenlernen. Den Abschluss der Fortbildung wird ein individuelles Modul bilden, in dem die teilnehmenden Unternehmen konkrete Fragestellungen aus ihren Betrieben in wissenschaftlichen Projekten gemeinsam bearbeiten und evaluieren können. Die Ergebnisse können somit umgehend in der praktischen Arbeit der Unternehmen Anwendung finden. „Das neu gewonnene Know-how fließt direkt in die Betriebe zurück, stärkt deren Wettbewerbsfähigkeit und hat somit letztlich äußerst positive Effekte für die Standortentwicklung“, bekräftigt auch Andreas Altmann, Rektor und Geschäftsführer des MCI, seine Unterstützung für dieses Projekt.
Wechselseitiges Profitieren
Von einer stärkeren Kooperation und einer Zusammenführung der Expertisen aus Forschung an Hochschulen und in Unternehmen profitieren alle Beteiligten: „Denn natürlich erhalten auch wir als Forschende von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Industrie wertvolle Impulse für unsere Arbeit sowohl im Bereich der Grundlagen- als auch in der angewandten Forschung“, sind sich Huppertz und Rupprich einig. „Darüber hinaus könnten sich aus der engen Zusammenarbeit im Rahmen der Ausbildung eventuell neue Kooperationsmöglichkeiten zwischen den einzelnen Unternehmen auf der einen Seite und zwischen den Unternehmen und den Hochschulen auf der anderen Seite ergeben“.
Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft wurde in den letzten Jahren bereits in verschiedenen Initiativen forciert, wie beispielsweise die von transidee initiierte Gründung des Material Center Tirol im vergangenen Jahr oder die Einrichtung der Forschungsplattform Material- und Nanowissenschaften an der Uni Innsbruck zeigen. „Mit QUALIMAT wollen wir diese Anstrengungen noch stärker bündeln und gezielt an einem verstärkten Kompetenzaufbau und einer positiven Standortentwicklung arbeiten – auch über die Grenzen Tirols hinaus“, ergänzt Rektor Tilmann Märk. „Als langfristige Perspektive des Qualifizierungsnetzes ist daher ein Universitätslehrgang bzw. ein gemeinsamer Studiengang aus dem Bereich der Materialwissenschaften der beiden Hochschulen Universität Innsbruck und MCI Campus Tirol angedacht“, gibt sich Märk zuversichtlich.
Die Kick-off Veranstaltung in Anwesenheit aller Kooperationspartner aus Forschung und Industrie wird im kommenden Herbst stattfinden, der Beginn der inhaltlichen Arbeit in den einzelnen Modulen ist für Jänner 2015 angesetzt.
Links:
- Material Center Tirol
- Forschungsplattform Material- und Nanowissenschaften der Uni Innsbruck
- MCI-Studiengang Umwelt-, Verfahrens- und Energietechnik: Bachelor und master