Markus Warasin
Derzeitige Tätigkeit:
Ich bin Beamter des Europäischen Öffentlichen Dienstes bei den EU-Institutionen, derzeit Mitglied im Kabinett des Präsidenten des Europäischen Parlaments.
Studium:
Ich habe in den 90er Jahren zunächst Deutsche Philologie und Philosophie (Abschluss 1996) dann Politikwissenschaft und Gewählte Fächer (Abschluss 1999) studiert, sowie ein Masterstudium Internationale Beziehungen und ein Doktorat in Philosophie absolviert. Während meines Studiums konnte ich mithilfe des Erasmus-Stipendiums sowie eines Stipendiums für kurzfristige wissenschaftliche Arbeiten im Ausland auch an Universitäten in London, Paris, Madrid und Brüssel studieren.
- Warum hast Du Dich/haben Sie sich für das Studium der Politikwissenschaft entschieden? Welche Alternativen gab es für Dich/Sie sonst noch?
Während meines Germanistik und Philosophiestudiums interessierten mich v.a. politische Literatur und politische Philosophie. Nach dem Studienabschluss 1996 bekam ich 1997 die Gelegenheit zu einem EU-Praktikum. Anschließend beschloss ich, Politikwissenschaft zu studieren. Als Alternativen hätte mich Journalismus und vor allem das lehramt interessiert.
- Wofür hast Du Dich/haben Sie sich im Studium am meisten begeistert?
Vor dem Hintergrund meines EU-Praktikums habe ich mich während meines Studiums am meisten für internationale Politik und europäische Integration begeistert.
- Hattest Du/hatten Sie zu Beginn des Studiums bereits eine Idee, wo Du/Sie nachher landen würdest/würden?
Das EU-Praktikum war für mich wegweisend. Aus diesem Grund unterstütze ich auch jeden, der ein Praktikum in Brüssel absolvieren möchte oder etwa ein Auslandsstudium, da ich finde, dass diese Erfahrungen prägend sein können. Bei mir konkret, hat es mein Leben verändert. Aber natürlich hatte ich nie den Plan, in einer großen Bürokratie zu landen; sicherlich jedoch den Traum, dort arbeiten zu dürfen, wo internationale und europäische Politik gestaltet werden.
- Und wie bist Du/sind Sie zu der jetzigen Stelle gekommen?
Nach dem EU-Praktikum und dem Studium der Politikwissenschaft wollte ich wieder nach Brüssel. 1999 nach der Europawahl hatte ich die Gelegenheit, beim Südtiroler Abgeordneten Michl Ebner, der damals wiedergewählt wurde, arbeiten zu dürfen. Ab 2001 habe ich als Generalsekretär bei einer NGO, dem Europäischen Büro für Sprachminderheiten begonnen zu arbeiten und habe schließlich 2005 nach dem bestandenen Auswahlverfahren den Dienst bei der EU angetreten.
- Was hat Dir/Ihnen im Nachhinein besonders geholfen, nach dem Studium einen Job zu finden?
Ich hatte Glück, dass ich nach dem Studium, auch dank der Sprachkenntnisse, gleich ein interessantes Praktikum machen konnte. So konnte ich einen ersten Einblick in die Arbeitswelt gewinnen und die ersten Kontakte knüpfen. Den „richtigen“ Job zu finden dauerte dann aber doch etwas länger. Ich glaube, nach dem Studium braucht man etwas Geduld und langen Atem; nur nicht aufgeben!
- Was machst Du/machen Sie in Deinem/Ihrem Job?
Als EU-Beamter bin ich momentan Mitglied des Kabinetts des Präsidenten des Europäischen Parlaments. Mein beruflicher Werdegang war bisher sehr abwechslungsreich: Seit ich 2005 im EP angefangen habe, habe ich in parlamentarischen Ausschüssen, im Übersetzungs- sowie im Kommunikationsdienst gearbeitet. 2011 wurde ich Leiter des Kommunikationsreferats zur Europakampagne, anschließend Referatsleiter des parlamentarischen Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter. Seit 2017 arbeite ich direkt mit dem Präsidenten.
- Inwieweit hat Dir/Ihnen da das Studium geholfen?
Mein Studium in Innsbruck ist für mich immer wieder eine unentbehrliche Basis: Ich habe während meines Studiums der Politikwissenschaft Methoden erlernt, „politische Wirklichkeit zu lesen“; von den Professoren ein Grundwerkzeug bekommen, mit dem ich heute noch arbeite; ein interdisziplinäres Fach studiert, das mir in meiner interdisziplinären Berufswelt täglich aufs Neue hilft.
- Was sind die wichtigsten Erfahrungen aus Deiner/Ihrer Studienzeit?
Für mich war das Feedback von Professoren und Studienkollegen immer eine wichtige, bereichernde Erfahrung. Dazu kommt die solide Ausbildung in Innsbruck gepaart mit den Auslandsaufenthalten.
- Woran denkst Du/denken Sie besonders gern zurück?
An verschiedene Professoren, die mich während meines Studiums aufgrund ihrer überragenden Kompetenzen zutiefst beeindruck haben.
- Was würdest Du/würden Sie heute anders machen bzw. bereust Du/bereuen Sie im Zusammenhang mit dem Studium etwas besonders?
Ich bedauere, dass ich mich nicht mehr mit Studienkollegen ausgetauscht habe. Gerade bei der Vorbereitung von gemeinsamen Referaten ist so manche Freundschaft entstanden, wobei es auch immer wieder zu einem interessanten Gedankenaustausch kam. Ich hätte darin etwas mehr Energie stecken können: Manchmal lernt man voneinander mehr als von Büchern...
- Zu guter Letzt: Gibt es einen Rat, den Du/Sie aktuellen Studierenden für ihren Einstieg in die Berufswelt mitgeben möchtest/möchten?
Ein Praktikum, finde ich, kann eine große Hilfe sein. Und wichtig ist auch die Freude am Studium mit der vieles anfängt. Der Einstieg in die Berufswelt ist nicht immer einfach. Manchmal kann es einem nicht schnell genug gehen. Aber unsere Lebenslinien sind nicht immer eindeutig und frei von Brüchen. Manchmal fehlt einem die Orientierung, manchmal gibt es eine Durststrecke... Da hilft es, wenn man trotzdem Freude an seinem Studium oder Beruf hat.
Stand: 7. Januar 2019