4. PUBLIKATIONEN
Heinritz, Alena; Nantke, Julia (Hrsg.): Autor:innenschaft und/als Arbeit. Zum Verhältnis von Praktiken, Inszenierung und Infrastrukturen. Paderborn: Fink 2024 (= Literatur und Ökonomie, Bd. 9). Open Access verfügbar unter:
https://brill.com/edcollbook-oa/title/68810?contents=toc-116020
Literarisches Schreiben wird seit der Romantik als Gegenentwurf zur Erwerbsarbeit konzipiert. Allerdings muss auch das literarische Werk entworfen, geschrieben, verlegt, vertrieben und gelesen werden. Die Beiträge des Bandes beschäftigen sich mit den ökonomischen und gesellschaftlichen Bedingungen literarischer Arbeit. In welchem Verhältnis stehen Autor:innenschaft und Arbeit in einer Zeit, in der das Digitale in allen gesellschaftlichen Bereichen das leitende Paradigma ist? Auf welche Konzepte geht dieses Verhältnis historisch zurück? Im Zentrum stehen dabei erstens die (Arbeits-)Bedingungen des Schreibens und damit die materiellen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen von Autor:innenschaft. Zweitens geht es um die Akteur:innen des Schreibens, ihre Arbeitsbedingungen und Inszenierungspraktiken im zeitgenössischen Literaturbetrieb sowie Formen der Kollaboration. Drittens beschäftigt sich der Band mit dem Verhältnis zwischen literarischem Schreiben und Brotberufen.
Dunja Brötz et al. (Hg.), innsbruck university press, Innsbruck 2023, 222 S. ISBN 978-3-99106-087-1
Künstlich erschaffene (Lebe-)Wesen, die weder Mensch noch Maschine, weder Mann noch Frau, weder Organismus noch tote Materie sind, beschäftigen unsere Fantasie bereits seit Jahrtausenden. So beklagte etwa schon Aristoteles in seinem Hauptwerk Politik (4. Jh. v. Chr.), dass es (noch) keine menschenähnlichen Maschinen gäbe, die die Aufgaben von Sklaven übernehmen und damit das soziale Leben revolutionieren könnten. Auch in der Welt der Science-Fiction- und Fantasy-Literatur wimmelt es nur so vor Homunculi, Golems, Robotern, Androiden und Cyborgs. In der in den Wintersemestern 2020/21 und 2021/22 von Dunja Brötz an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck abgehaltenen Übung „Menschmaschinen/Maschinenmenschen in der Literatur: Golems, Roboter, Androiden und Cyborgs als das dritte Geschlecht“ wurden zahlreiche dieser literarischen Figuren von Studierenden des Masterstudienganges „Vergleichende Literaturwissenschaft“ aus diskursanalytischer und gendertheoretischer Perspektive untersucht. Im vorliegenden Sammelband sind einige dieser innovativen Analysen zusammengefasst, deren chronologischer Bogen sich von der Antike bis zur Gegenwart spannt und literaturwissenschaftliche Schlaglichter auf Menschmaschinen bzw. Maschinenmenschen in Texten von Ovid, E.T.A. Hoffmann, Gustav Meyrink, Marge Piercy, Andreas Eschbach, Walter Moers, Angelika Meier, Ian McEwan, Kazuo Ishiguro, Martina Clavadetscher und Raphaela Edelbauer wirft.
Alles Verblendung? Was wir (nicht) wahrnehmen können, sollen, wollen.
Sebastian Donat, Beate Eder-Jordan, Alena Heinritz, Magdalena Leichter und Martin Sexl (Hg.), Aisthesis Verlag (= Studien zur vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft 4), Bielefeld 2022.
Die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes gehen auf die XVIII. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (DGAVL) in Innsbruck im Mai 2021 zurück und untersuchen ein breites Spektrum von Verblendungsphänomenen. Die Analysen beschäftigen sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven mit Literatur, Film, bildender Kunst, Theater, Musik und digitalen Medien, (Literatur-)Wissenschaft und Philosophie, Alltagswelten und Populärkulturen. Sie widmen sich Phänomenen wie (Sinnes-)Täuschungen, Lügen, Trugbildern und -reden, Kaschierungen, Verkleidungen, Ver- und Enthüllungen, Gespenstern, Geheimnissen, Buchfassaden, Überschreibungen, Wahn und Träumen, Maskierungen, Intrigen, Mimikry, Metamorphosen, Pseudonymen, Entgrenzungen, dem Grotesken ...
Versuch über Kunst und Literatur in Zeiten des imaginären Kapitalismus.
Martin Sexl. innsbruck university press, Innsbruck 2020.
Um soziale Zusammenhänge zu generieren und zu verstehen, müssen sie erzählt werden. Dies passiert in Rahmen von Narrativen, die abhängig sind von kontextuellen Bedingungen. Den Kontext heute bildet ein imaginärer Kapitalismus, der Erzählung wie Erzähltes inszeniert und diese Inszenierungen in Waren verwandelt. Dabei stützt er sich auf ein Narrativ der Gemeinschaft, das sich vor allem durch die im Internet allgegenwärtige Fotografie verbreitet. Fotografien werden als Abbilder des Bestehenden wahrgenommen, wodurch sie herrschende Verhältnisse stabilisieren. Das Narrativ der Gemeinschaft hat jenes der Gesellschaft weitgehend ersetzt. Das Narrativ der Gesellschaft öffnet jedoch Räume für die politische Gestaltung, indem es vermeintlich Natürliches und Evidentes in seine geschichtlichen Kontexte einrückt. Um das Narrativ der Gesellschaft wieder stark zu machen, sind Formen künstlerischen Handelns nötig, die sich der fotografischen Darstellung verweigern. Dies gelingt möglicherweise nur mehr einer Kunst, die nicht als Kunst wahrgenommen wird. Das Buch versucht zu zeigen, wie solche Kunstformen beschaffen sein könnten.
Sebastian Donat, Martin Fritz, Monika Raic, Martin Sexl (Hg.) innsbruck university press, Innsbruck 2018 (= COMPARANDA 17).
Ausgangspunkt der hier vorliegenden Texte ist, den Begriff der Interferenz, wie er in der Physik gebraucht wird, literaturwissenschaftlich fruchtbar zu machen, um Phänomene im Umfeld von Vermischung, Kreuzung und Hybridität neu perspektivieren zu können. Das Anliegen besteht in einer ersten Auslotung der Anwendbarkeit des Begriffs Interferenz auf die vielfältigen Forschungsbereiche literaturwissenschaftlicher Arbeit vor der offen gestellten Hintergrundfrage, was diese Übertragung leisten kann.
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, innsbruck university press, Innsbruck 2018 (= schneeblind 1).
Mit The Artist Is Not There inszeniert der isländische Künstler Jon Törklánsson eine radikale Verwerfung von Präsenz: Das Dementi des unmittelbaren Zeigens – und die gleichzeitige Absage an Konzepte der „Originalität“, der „Referenz“ und nicht zuletzt der „Autorschaft“ als Instanzen der Bedeutungszuschreibung – verlagert die Wahrnehmung vom konkret Materiellen, vom Zu-sehen-Gegebenen auf die Repräsentation von Repräsentationen und markiert jene Leerstellen, die das Lacan’sche Reale evozieren und somit Kunst als Diskursprodukt sichtbar werden lassen: Das Sprechen über das Werk ist das Werk.
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Federico Italiano. Routledge. 2016.
Translation and Geography investigates how translation has radically shaped the way the West has mapped the world. Groundbreaking in its approach and relevant across a range of disciplines from translation studies and comparative literature to geography and history, this book makes a compelling case for a form of cultural translation that reframes the contributions of language-based translation analysis. Focusing on the different yet intertwined translation processes involved in the development of the Western spatial imaginary, Federico Italiano examines a series of literary works and their translations across languages, media, and epochs, encompassing poems, travel narratives, nautical fictions, colonial discourse, and exilic visions. Drawing on case studies and readings ranging from the Latin of the Middle Ages to twentieth-century Latin American poetry, this is key reading for translation theory and comparative/world literature courses.
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Erika Thurner, Elisabeth Hussl, Beate Eder-Jordan. (Hg.). IUP. 2015
„... in den letzten Jahren hat die wissenschaftliche Beschäftigung mit so vielen Aspekten der Geschichte, Kultur, Sprache der Roma ein Niveau erreicht, das vor zwei, drei Jahrzehnten noch kaum vorstellbar war. ... den akademischen Elfenbeinturm hat es, was die Roma-Studien betrifft, nie gegeben, denn wer immer über Roma forscht, tut es auch, um auf seine Weise das fatale und gefährliche Bild, das sich die Öffentlichkeit von den Roma so lange gemacht hat, zu korrigieren, und Wissen zu verbreiten, das in die Gesellschaft hinauswirkt.“ (Karl-Markus Gauß, Vorwort)
Die Herausgeberinnen bieten einen breiten Überblick über die gesell- schaftliche Position von Roma, Jenischen und Travellers in Österreich und in einigen anderen europäischen Staaten. Lebensverhältnisse und Lebenszusammenhänge, Sprachen und kulturelle Produktionen sind ebenso Thema wie engagiertes Aufbegehren und organisiertes Sichtbarwerden dieser Minderheiten („Wenigerheiten“ mit den Worten von Ceija Stojka). Namhafte WissenschafterInnen aus unterschiedlichen Disziplinen und AktivistInnen haben sich zu diesem Zweck vernetzt, beteiligten sich an Workshops, Lehrveranstaltungen und Tagungen an der Universität Innsbruck und stellen ihre zum Teil jahrzehntelangen Erfahrungen und Forschungsergebnisse für diesen Sammelband zur Verfügung.
» Das Unbehagen an der Kultur. Ingo Schneider, Martin Sexl (Hg.) Argument. 2015.
Der Kulturbegriff, in den Geisteswissenschaften längst zum Leitkonzept geworden und in öffentlichen Diskursen zunehmend inflationär verwendet, ist unscharf. Kultur kann singuläre Praxis sein, Handlung oder Produkt oder wie im bildungsbürgerlichen Programm Abgrenzung von einem »kulturlosen« Zustand.
Immer noch, ja verstärkt greifen kulturalistische Kon- zepte um sich, die Kultur als Bündel von Eigenschaften definieren, durch die sich die Mitglieder einer Gruppe auszeichnen und von anderen Menschen unterscheiden, die anderen Gruppen, anderen »Kulturen« angehören. Aus diesem kulturalistischen Kulturbegriff, der die Gesellschaft anhand von Identität und Differenz organisiert, lässt sich politisches Kapital schlagen. Das titelgebende Unbehagen entzündet sich an zwei parallelen Entwicklungen: der anhaltenden Konjunktur unterschiedlicher Kulturkonzepte in aktuellen (gesell- schafts)politischen Diskursen sowie dem ungebremsten Boom der Verwendung des Kulturbegriffs in den Geistes- und Sozialwissenschaften. In vielen Teilen der Welt sehen wir heute, wie »Kultur« in Gesellschaft, Politik und Wirt- schaft instrumentalisiert wird: als Strategie der Simplifizie- rung und Naturalisierung bestehender Verhältnisse sowie zur Legitimierung von Macht, Herrschaft und Gewalt. Dazu muss die Wissenschaft mehr sagen, als sie es bisher getan hat.
» Intermedialität in der Komparatistik. Dunja Brötz, Beate Eder-Jordan, Martin Fritz (Hg.) innsbruck university press. 2013.
Alle Beiträge in diesem Band stammen von Komparatist_innen oder komparatistisch arbeitenden Philolog_innen, die sich mit theoretischen Intermedialitätskonzepten beschäftigen, sie zur praktischen Analyse konkreter künstlerischer Phänomene nutzen oder sie in die eigene künstlerische Arbeit einfließen lassen. Diese unterschiedliche und vielfältige Auseinandersetzung mit medialen Verschränkungen aus komparatistischer Perspektive spiegelt sich auch in den Beiträgen dieses Bandes wider: So bilden in einigen Beiträgen literarische Werke oder die literarischen Teilkomponenten einer intermedialen Hybridform die Basis für die wissenschaftliche Analyse, während wiederum in anderen Fällen die narrativen Qualitäten audio-visueller und/oder ikonischer Medien wie Tanz, Performance-Art und Film in den Blick genommen werden. In manchen, auf die Entwicklung neuer, intermedialitätstheoretischer Modelle ausgerichteten Beiträgen werden hingegen kultur-, literatur- und medientheoretische Ansätze auf komparatistische Weise verknüpft und auf intermediale Phänomene angewendet. In ihrer Gesamtheit zeugen die in diesem Band versammelten Beiträge somit eindrücklich von der kaleidoskopischen Vielfalt des komparatistisch-intermedialen Forschungsfeldes.
» Frames of Critique. Kulturwissenschaftliche Handlungsfähigkeit 'nach' Judith Butler. Julia Prager. Nomos 2013.
Die Frage nach den Möglichkeitsbedingungen verantwortlicher Wissensproduktion gewinnt gerade dann an Aktualität, wenn die Idee vom postsouveränen Sprechen ihren Platz im Diskurs der Verantwortung behauptet. Der Band stellt sich dieser Frage und leuchtet einen Versuchsraum aus, in dem das Paradoxon von Positionierung und Transformation als produktives Denken in Gleichzeitigkeit installiert wird.Durch die Zusammenführung der radikaldemokratischen Positionen Ernesto Laclaus und Chantal Mouffes mit Judith Butlers weitreichendem Diskursmodell entsteht die Skizze einer Arbeitsweise des Sowohl-als-auch. Damit verbunden ist das Anliegen, die eingebrachten Reflexionsstrategien als demokratische Artikulationskanäle in das Öffentliche zu tragen.
» Narratives Verstehen. Brigitte Rath. Velbrück Wissenschaft. 2011.
Erzählt der Film? Macht ein Ereignis schon eine Geschichte? Ist ein Club-Besuch eine Narration? In der Diskussion solcher wie vieler anderer aktueller Fragen in den Kultur- und Literaturwissenschaften geht es darum zu klären, was narrative Texte ausmacht. Dieses Buch schlägt vor, zunächst einen Schritt zurückzutreten und diese Fragen auf eine andere Grundlage zu stellen: Denn narrativ, so die Überlegung, ist nicht eine Eigenschaft von Texten, sondern einer Art des Verstehens. Das in dieser Untersuchung entwickelte narrative Schema will auch den sozial- und kulturwissenschaftlichen Nachbardisziplinen eine operationalisierbare Beschreibung von narrativ zur Verfügung stellen. Der Bedarf danach wurde durch den narrative turn geweckt; und der häufig bedauerte wild wuchernde, inzwischen beinahe beliebige Einsatz dieses Terminus in den unterschiedlichsten Disziplinen scheint vor allem darauf hinzudeuten, dass es noch nicht gelungen ist, aus den Literaturwissenschaften ein Konzept zu exportieren, das etwa auch in der narrativen psychologie, der Geschichtswissenschaft oder in der Soziologie fruchtbar eingesetzt werden kann. Dem Trend zur Unterbestimmung außerhalb der Literaturwissenschaft steht dabei innerhalb der Literaturwissenschaft eine hoch ausdifferenzierte Diskussion gegenüber, deren Beiträge nur selten die Bedürfnisse anderer Disziplinen in den Blick nehmen. Die hier entwickelte Beschreibung ist nun gezielt darauf angelegt, auf diese Weise übertragbar zu sein.
» Dialogische Beziehungen und Kulturen des Dialoges. Analysen und Reflektionen aus komparatistischer Sicht. Beate Burtscher-Bechter und Martin Sexl (Hg). StudienVerlag. 2011.
»Der Band Dialogische Beziehungen und Kulturen des Dialogs ist der österreichischen Komparatistik Fridrun Rinner gewidmet und erschien anlässlich ihres 65. Geburtstages. Es handelt sich jedoch nicht um eine Festschrift, da die Autoren keine Hommage an ihre "Lehrerin" verfassen sollten (vgl. S. 20). Stattdessen wollen die Autoren und HerausgeberInnen den Dialogbegriff wieder in die Diskussion einführen – allerdings unter neuen, kritischen Gesichtspunkten. Besonders der Machtfaktor erhält eine große Bedeutung für die Untersuchung trans- oder interkultureller Dialoge. Daher widmen sich sowohl der theoretische Beitrag zum Dialogbegriff, als auch die drei literaturwissenschaftlichen Fallstudien zu 'Dialogen' zwischen Frankreich und Deutschland bzw. Österreich, den politischen Rahmenbedingungen kulturellen Austauschs.« (Menja Holtz: Rezension »Bedingungen für einen ›wirklichen‹ Dialog im Kulturkontakt«)
Beiträge:
- Beate Burtscher-Bechter / Martin Sexl: Vom Dialoge
- Jürgen Wertheimer: Dialog – eine Kulturtechnik im Wandel
- Karl Zieger: Der österreichisch-französische Dialog im Spiegel der (Kultur-)Vermittler
- Norbert Bachleitner: Der Dialog zwischen den Literaturen und seine Behinderung. Der französisch-österreichische Transfer im 19. Jahrhundert
- Manfred Schmeling: Französische Hefe für den deutschen Teig. Studien zur Metaphorik dialogischer Beziehungen: Menschen, Kulturen, Texte
» Deskriptive Metrik. Sebastian Donat. Studienverlag. 2010
Die »Deskriptive Metrik« versteht sich als ein Beitrag zur metrischen Grundlagenforschung, der jedoch von vornherein auf praktische Anwendbarkeit ausgerichtet ist. Es geht um die Entwicklung eines Modells, mit dessen Hilfe die Versdichtung der Literaturen der Welt gleichermaßen einfach wie präzise beschrieben und analysiert werden kann. Hierzu ist es zunächst notwendig, eine adäquate Definition des Verses vorzulegen. Die Entscheidung zugunsten einer primär optischen (und eben nicht akustischen) Wesensbestimmung des Verses erfolgt aus systematischen Gründen und wird durch empirische Proben (Klabunds Gedichtband »Die Harfenjule« sowie Helmut Heißenbüttels »Textbücher«) sinnfällig gemacht.
Auf der Basis einer kritischen Bestandsaufnahme wichtiger jüngerer englisch-, deutsch- und russischsprachiger versifikationstypologischer Ansätze wird im Hauptteil ein neues Beschreibungsmodell entwickelt. Es verfolgt ein konsequentes Grundprinzip: die gleichberechtigte Behandlung von Verskonstituenten einerseits und den produktiven Prinzipien ihrer Anordnung andererseits. Für die gebundenen Versformen wird daraus schrittweise eine deskriptiv-typologische Matrix erstellt: ein Beschreibungsraster, das es erlaubt, jeden Verstyp hinsichtlich seiner primären rhythmischen Merkmale adäquat zu bestimmen und von anderen Formen abzugrenzen.
Für die ungebundenen Verse mit ihrem stets individuellen, prinzipiell unvorhersagbaren Rhythmus wird eine Systematik erarbeitet, die zwischen obligatorischen und fakultativen Merkmalen unterscheidet und Möglichkeiten einer nicht-defizitären, sondern wesensgemäß positiven Beschreibung aufzeigt.
Das Buch enthält eine Vielzahl von Gedichtbeispielen aus der deutschsprachigen Literatur wie auch aus anderen Sprachen. Sie dienen der Veranschaulichung der abstrakten Kategorien und unterstreichen zugleich die komparatistische Anlage des Buches.
» Imagined Wars. Mediale Rekonstruktionen des Krieges. Martin Sexl, Arno Gisinger. innsbruck university press. 2010.
Kriege sind real, aber wie Nationen, Gesellschaften, der Klimawandel oder die Verteilung von Armut und Reichtum sozial konstruiert. Es ist also nicht ganz ›natürlich‹, dass es Kriege gibt, sondern kulturell bedingt: Kriege entstehen durch die Verwendung von Zeichen. Die Bezeichnung und Beschreibung von Ereignissen ist also nicht einfach ein Versuch, etwas im Nachhinein kommunikativ zugänglich zu machen – davon zu berichten und darüber zu informieren –, vielmehr ist dieser Versuch der medialen Rekonstruktion Teil des Konstruktionsprozesses selbst.
Das vorliegende Buch präsentiert zwei Essays, die einen solchen Konstruktionsprozess darstellen und gleichzeitig reflektieren: Der Textessay von Martin Sexl entwickelt eine Kritik der Verwendung von fotografischem Material in der Konstruktion von Kriegen und im Berichten darüber, der Fotoessay von Arno Gisinger demonstriert in einer gegenläufigen Bewegung, dass Fotografien nicht zwangsläufig einer Logik der Abbildung folgen müssen, sondern auch eine Erzählung aufspannen können, welche den ›Zwang zur Abbildung‹ unterläuft. Beide Essays werden gleichsam ›durchquert‹ von grafischen Arbeiten Magnus Pöhackers, welche die vereinfachende Gegenüberstellung von Text und Bild durchbrechen und erweitern.