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... ausgezeichnete Kenntnisse – lobenswerther Eifer ... – Universität Innsbruck

... aus­ge­zeich­nete Kennt­nisse – lobens­wer­ther Eifer ...

Die Anforderungen an Professoren waren ganzheitlich: eine solide (Aus-)Bildung, gute Qualität der Lehre und Erfolg in der Vermittlung, eine untadelige Lebensführung. Weniger wichtig schienen Forschungsleistungen und Publikationen.

 Schreiben Gubernium an philosophisches Studiendirektorat v. 15.Jänner 1824. UAI, PhilFak 1822–1824.
Transkription:

An
Das kk philosophische Studien=
Direktorat Dahier

Der Professor der Philosophie, Peithner v Lichtenfels dahier ist bey der hohen Studien=Hofkommission in einem ganz unbelegten Gesuche um die Beförderung auf die Lehrkanzel desselben Faches an der Universität zu Prag eingekommen.

Da nun die Hauptberichte über die philosophischen Studien am hiesigen Lyzeum in den letzten Jahren keine hinlängliche Auskunft über diesen Professor enthielten, so wird das prov. Directorat in Folge hohen Studienhof=Commissions=Decrets vom 27ten v. Mts Zahl 8895/1263 hiemit angewiesen, mit möglichster Beschleunigung über die Kenntniße seines Lehrfaches, Verwendung im Lehramte, Lehrmethode, moralisches Betragen, Grundsätze, Benehmen und Denkungsart, welche dieser Profeßor während seiner Lehramtsführung am hiesigen Lyceum am Tag gelegt hat, einen gewißenhaften Bericht anher zu erstatten.

Auch hat das prov. Directorat über Einsicht der Studien- und anderer Zeugniße dieses Profeßors über seine übrigen Kenntnisse in Sprachen pp und über seine bisherigen Anstellungen sich anher zu äußern, oder allenfalls eine Ausweis-Tabelle vorzulegen.

Innsbruck den 15ten Jänner 1824
Chotek

 Schreiben Gubernium an philosophisches Studiendirektorat v. 15.Jänner 1824. UAI, PhilFak 1822–1824.

[Simon Schwalt erstattete] „nach besten Wissen, und Gewissen“ folgenden Bericht:

Aus den Directorats=acten erhellet, daß Professor Peithner von Lichtenfels sich die volle Zufriedenheit der früheren Directoren, nämlich des Herrn Prof. Benitius Mayr und des jetzigen Herrn Hofrathes bey der obersten Justiz=Stelle von Jenull erworben habe.

Diesem Urtheile tritt der gehorsamst Unterzeichnete aus voller Uiberzeugung bey, und gibt über denselben folgende gewissenhafte Erklärung ab.

Professor von Lichtenfels besitzt in seinem Lehrfache ausgezeichnete Kenntnisse, zeigte während seines Hierseyns einen lobenswerthen Eifer, und eine sehr fleißige Verwendung, ein musterhaftes Betragen als Lehrer und Haus=Vater, als wahrer Katholik, und guter, anhänglicher Unterthan. So wie aber der gehorsamst Unterzeichnete den Kenntnissen dieses Professors in seinem Lehr=Fache, seinem Fleiße, seinem moralischen Betragen, seinen am Tag gelegten Grundsätzen, und seiner vortrefflichen Denkungsart das verdiente Lob beylegen muß, so muß er auf der anderen Seite auch bemerken, daß besonders anfangs seine Lehrmethode nicht durchgehends Beyfall fand. In den ersten Jahren seines Lehramtes hörte man öfters Klagen von Schülern über das Dunkle in seinem Vortrage, und hie und da selbst über zu große Strenge im Classificiren, und der übrigen Behandlung derselben. Der gehorsamst Unterzeichnete rechnet indessen eine weise und gerechte Strenge zu den lobenswerthen Eigenschaften eines öffentlichen Lehrers in unseren Tagen, und die Grenzen derselben hat Professor von Lichtenfels, wenigstens solange der Unterzeichnete das Directorat versieht, niemahls überschritten. Auch die Klagen über Dunkelheit im Vortrage erscheinen gegenwärtig als ungegründet; seitdem derselbe die vorhin streng wissenschaftliche Entwicklung seines Gegenstandes zu einem mehr populären Vortrag herabstimmte.

Uibrigens hat von Lichtenfels die philosophischen Studien, und zwar größtentheils /: insbesondere die eigentliche Philosophie selbst :/ mit Auszeichnung zurückgelegt, und dann noch den ersten Jahrgang des medicinischen Studiums vollendet, wobey er aus der Anatomie, und speciellen Naturgeschichte die Vorzugsnote, aus der Botanik aber die erste Classe erhielt; am vierten July 1816 wurde derselbe als Adjunct für die eigentliche Philosophie bey der philosophischen Facultät in Wien angestellt, und behielt diese Anstellung bis zu seiner Beförderung zum Professor der Philosophie an dem hiesigen Lyceum am 30ten Oktober 1819, welchem Amte er noch gegenwärtig vorstehet. Von neueren Sprachen versteht er italiänisch, und französisch, als Schriftsteller ist er noch nicht aufgetreten.

Innsbruck den 20ten Jänner 1824
Schwalt mp

Antwort Schwalt an Gubernium v.  20. Jänner 1824 (Konzept). UAI, PhilFak 1822–1824.

Der Lyzealprofessor Johann Peithner von Lichtenfels hatte sich für eine Professur an der Universität Prag beworben. Da er bereits eine Professur an einer „hohen Schule“ innehatte, musste er nicht mehr am Konkurs teilnehmen. Jedoch gaben die jährlich eingeforderten Hauptberichte der Fakultät nicht die verlangten Auskünfte (zu welchen Themen Stellungnahmen nötig gewesen wären, wird im Schreiben des Guberniums aufgelistet). Zusatzinformationen schienen nötig, nicht nur zu seiner Lehre, sondern auch zu seinem Betragen innerhalb und außerhalb der Universität. Daher musste der provisorische Studiendirektor diese Informationen nachreichen. Er entwarf dabei fast den Idealtypus eines Professors. Möglichen Argumenten, die gegen Peithner von Lichtenfels hätten eingewendet werden können, nahm er schon im Vorfeld den Wind aus den Segeln. Die Bedeutung wissenschaftlicher Publikationen war immer noch gering, ob welche vorlagen, musste aber immerhin erwähnt werden. Allerdings erschien 1824 Peithners Grundriß der Psychologie in Innsbruck. Peithner wurde später an die Universität Wien berufen. Weitere Publikationen folgten.

 (Margret Friedrich)

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