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Michael Kirchler – Universität Innsbruck

Michael Kirchler

In der eigenen Spur

(25.07.2024)

Ganz so eng sieht Michael Kirchler es mit Normen und Konventionen nicht. Das ist schnell offensichtlich, wenn er im bunt-gemusterten Hemd die Tür öffnet und kurz darauf in einem grasgrünen Lehnstuhl mit Blätter-Print Platz nimmt, der sein Büro ziert. Denn auch während er mit seinem Outfit und seiner Einrichtungs-Wahl an der SoWi nicht ganz fehl am Platz wirkt, ist sein farbenfrohes Auftreten am Institut für Banken und Finanzen doch ein wenig unerwartet. „Farben sind mein Freund“, bestätigt er darauf angesprochen. Einen tieferen Hintergrund oder gar ein Kalkül gäbe es dabei aber nicht. „Das ist einfach so passiert“, meint der Verhaltensökonom. Aber ganz mit der grauen Norm zu gehen und Dinge so zu tun wie alle anderen, wäre auch etwas langweilig, findet er.

Vorbelastet

Diese Einstellung ist bei dem gebürtigen Tiroler grundsätzlich Programm. Seine Neugierde rund um das Finanzwesen und um Ökonomie verdankt er zum Beispiel ganz klassisch seinem Elternhaus: Sein Vater war schon in einer Bank tätig und hat ihm den Umgang mit Geld und Zahlen gewissermaßen in die Wiege gelegt. Doch wie Kirchler seinem Interesse nachgeht, macht ihn auch wissenschaftlich ein wenig zum Exoten – „oder vielleicht sogar zum Vorreiter“, überlegt er laut. Denn er befasst sich weniger mit Portfolios und Börsenkursen, sondern seit mittlerweile fast 20 Jahren vor allem mit dem Faktor Mensch und seinem Verhalten auf verschiedensten Märkten, in Konkurrenzsituationen, deren ethischen Aspekten und auch ganz breit mit der Wissenschaft über die Wissenschaft.

Wintersport, aber anders

Und auch was seine Freizeit angeht, hat der Verhaltensökonom von einer recht typischen Ausgangssituation aus, seinen eigenen nicht ganz konventionellen Weg eingeschlagen. „Angefangen hat das mit dem sport bei mir ganz klassisch“, blickt er zurück. Als Jugendlicher kam erst der Fußball, später und vor allem während des Studiums dann der Wintersport – eigentlich ganz Tirol(er)-typisch. Deutlich weniger typisch, vor allem für die 1990er-Jahre, zog es ihn aber nicht auf Abfahrten und Pisten, sondern auf Loipen. „Das Langlaufen habe ich während ich während meiner Teenagerjahre für mich entdeckt“, erzählt er. „Für einen Tiroler war das damals fast schon eine unerhörte Wintersportart.“

Amateur mit Ambition

Dennoch ist er seiner Spur bis heute treu geblieben – inklusive eines kleinen Intermezzos in Richtung Profi-sport: Mit Anfang Dreißig stellte sich Kirchler wieder einmal bei den Staatsmeisterschaften der Konkurrenz, darunter auch mehreren österreichischen Weltcupläufern, und holte Bronze. „Damit haben meine semiprofessionellen Ambitionen dann aber auch ihr Ende gefunden. Abgesehen von der einen oder anderen Teilnahme an einem Skimarathon wie dem Wasalauf in Schweden. Aber da ist man ‚nur‘ einer von 15.000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen – die eigene Erfahrung zählt.“

Begeisterung teilen

Die Wettkampfsituation tritt für Kirchler so oder so schon länger in den Hintergrund. Primär geht es ihm um den Genuss und das Natur-Erlebnis. Und das teilt er auch gerne: Zum einen mit seiner Frau, mit der er seine Flitterwochen ganz standesgemäß ungewöhnlich in Finnland nördlich des Polarkreises beim Langlaufen verbracht hat und inzwischen auch mit ihren beiden Kindern. „Die haben mittlerweile viel Spaß daran“, sagt er. „Oder zumindest täuschen sie es sehr überzeugend vor.“ Zum anderen widmet er sich in einem Tiroler Langlaufverein dem Nachwuchs. „Das ist ein echtes Erfolgserlebnis“, beschreibt Kirchler. „Wenn man merkt, wie jemand bei etwas aufgeht, das man vermittelt und wie Freude an dem entsteht, was man jemandem näherbringen kann. Das ist derselbe Mechanismus, der mir auch in der studentischen Lehre an der Universität extreme Freude bereitet.“

Ressourcenschonend

In den hohen Norden verschlägt es Kirchler heute nicht mehr so oft. Das habe aber vor allem ideologische und ökologische Gründe. Denn das Fliegen ist ihm zunehmend ein Dorn im Auge. „Das ist eine Überzeugungsfrage“, erklärt er. „Vielleicht hat da der Umgang mit den ‚künstlichen Ressourcen‘ der Finanzwelt auch mein Auge für die endlicheren natürlichen Ressourcen geschärft.“ Doch ab und zu werde er sich und seiner Familie auch das wieder einmal in ferner Zukunft gönnen. „Und dazwischen lässt es sich ja auch im Umkreis der eigenen Haustür hervorragend langlaufen.“

(Autor: Daniel Feichtner)

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Steckbrief

Porträt von Michael Kirchler

Name

Michael Hannes Kirchler

Funktion

Professor für Finanzwirtschaft

An der Uni seit

2003

Wohnort

Innsbruck

Herkunft

Wattens

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