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Siebenrock Roman: "Nicht von dieser Welt …"
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"Nicht von dieser Welt …"
(Eine systematisch-theologische Annäherung an Franz Jägerstätters gelebtes Credo)

Autor:Siebenrock Roman
Veröffentlichung:
Kategorieartikel
Abstrakt:
Publiziert in:Manfred Scheuer (Hg.), Selig, die keine Gewalt anwenden. Innsbruck-Wien: Tyrolia 2007.
Datum:2007-08-31

Inhalt

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Mit der Anerkennung des Opfertodes von Franz Jägerstätter am 9. August 1943 als Martyrium durch die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen und Papst Benedikt XVI. am 1. Juni dieses Jahres und der offiziellen Feier seiner Seligsprechung im Linzer Mariendom am Österreichischen Nationalfeiertag dieses Jahres hat für mich als Theologe das Nachdenken über ihn eine neue Dimension bekommen, die Dimension einer ernsthaften Herausforderung.1 Karl Rahner warnte ja in seinem Aufsatz über das Martyrium davor, dieses Äußerste christlicher Existenz „zum Gegenstand leeren Geschwätzes oder billiger Begeisterung zu machen.“2 Auf vielerlei Weise aber kann solches geschehen; und die Gnade des Herrn möge uns heute davor bewahren. Deshalb kann ein Theologe dem gelebten Credo Franz Jägerstätters nur in Ehrfurcht und Achtsamkeit nach-denken, dessen eingedenk, dass eine Differenz bleibt, ein Anderer in Vollendung ihm entgegentritt und ihm deshalb eine Spur vorgegeben bleibt. Gelebter, vollendeter Heiligkeit nähere ich mich mit einer Hermeneutik der Ehrfurcht und Hochachtung.
Mein Nachdenken kann ich mit Ihnen nur in dem Bewusstsein teilen, dass ich von ihm noch zu lernen habe. Darin kann uns allen deutlich werden, dass die gesamte lehrende Kirche immer zuerst und zuletzt eine Lernende ist, eine Lernende in der Schule der Heiligen, insbesondere jener ZeugInnen, die – weil Sie Ihre Taufe mit dem Leben frei und in Nachfolge Christi ratifiziert haben – uns immer nahe bleiben. Denn im Martyrium ereignet sich eine doppelte Gleichzeitigkeit: die Gleichzeitigkeit der JüngerInnen zu Christus und die Gegenwart Christi zu ihnen; - und so durch sie vermittelt auch zu uns. Deshalb ist das Martyrium die Aufhebung aller Sakramente. In ihm wird Hoffnung und Vollendung, Zeugnis und Gestalt, Wahrheit und Leben eins. Deshalb ist der Märtyrer das lebendige Sakrament Christi in unserer Geschichte - hautnah, ja beängstigend und verunsichernd nah. Wahrlich: hier ist heiliger Boden. Ehrfurcht und Anerkennung, mit der wir uns hier allein nähern können, weiß aber auch darum, dass einerseits das Denken das Leben niemals einholt, aber andererseits unser denkendes Erinnern, dieses Leben Franz Jägerstätters im Gedächtnis unserer Kirche und unseres Landes wach hält.3

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1. Ein Blick zurück: Wie trat Franz Jägerstätter in mein Leben ein?

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Beginnen möchte ich aber mit einer kurzen Selbstbesinnung darauf, wie ich selber seiner Persönlichkeit begegnet bin. Meine erste Erinnerung an Franz Jägerstätter war, wenn ich mich nicht täusche, indirekter Art. In der Schülerjugend der Schönstattbewegung war uns ein wirkliches Vorbild ein junger Pallotinerpater aus Tirol, der ein Jahr vor Franz Jägerstätter aus gleichem Grund in Berlin hingerichtet worden ist: P. Franz Reinisch.4 An seinem Grab neben der Marienkapelle in Schönstatt/Vallendar hatten wir Nachtwache gehalten und in unserer Jugendzeitschrift „Parallele“ war uns selbstverständlich, dass Christen keine Konformisten sein konnten, dass sie eine gute Differenz in und zu ihrer Zeit leben sollen und können. Da zudem der Gründer dieser Bewegung, P. Josef Kentenich, jahrelang in Dachau im KZ einsaß, wie jener münsteraner Schönstattpriester, Karl Leisner, der am Sonntag Gaudete 1944 (17.12.) im Priesterblock geweiht wurde, ließ uns nach anderen Christinnen und Christen im Widerstand Ausschau halten. In diesem Kontext trat Franz Jägerstätter in mein Leben zunächst eher am Rande ein; gestützt auch durch den Film von Axel Corti.5
Als zweites ist meine in der Schule grundgelegte Hochachtung jenen Personen gegenüber hier zu erwähnen, die politisch-geistig und militärisch Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet haben. Ich erinnere mich noch sehr gut, was uns ein eher konservativer Lehrer, unser Oberstudiendirektor Dr. Schmid, nahe zu bringen versuchte. Als Neonazis in den 70er Jahre in Deutschland wieder laut wurden, meinte er: „Wenn Sie wirklich etwas für Ihr Vaterland übrig haben, dann dürfen sie die nationalsozialistischen Verbrecher und Totengräber des deutschen Volkes nicht verharmlosen. Als Patriot können Sie kein Nazi sein.“ So war es mir selbstverständlich, dass die große Kaserne in Sigmaringen – ich stamme aus dieser Gegend - nach Graf von Stauffenberg benannt ist und dass wir die Texte der Studenten der Weißen Rose schon in der Schule gelesen haben.6 Gewiss liegt auch etwas an schwäbischem Regionalpatriotismus darin, dass wir stolz darauf waren, dass keiner der führenden Nazis aus Schwaben kam, hingegen nicht wenige Widerständler aus Schwaben stammten; - so nicht nur Stauffenberg und Rommel, sowie die Geschwister Scholl, sondern auch Georg Elsner, der das Attentat auf Hitler im Bürgerbräukeller in München am 9.11.1939 im Alleingang plante.7 Kurzum: Als wir auf unserer Maturafahrt nach Berlin die „Gedenkstätte Deutscher Widerstand“8 besuchten, war das Geschichtsbild geprägt. Auf der anderen Seite ist mir später klar geworden, dass der linke, auch kommunistische Widerstand (sieht man von der Gruppe „Die rote Kapelle“ ab) nicht in der gleichen Weise gewürdigt wurde und die Situation Österreichs im Geschichtsunterricht nicht wirklich vorkam. Von dieser Voraussetzung her bleibt mir bis heute der Umgang der Republik Österreich mit ihren Widerstandskämpfern fremd; ja ich bin der Meinung, dass es teilweise beschämend ist, wie mit ihnen umgegangen worden ist und teilweise wird.9
Als dritter Aspekt fließt in diesen Vortrag die historische und theologische Auseinandersetzung mit den christlichen Kirchen im Nationalsozialismus ein; - vor allem in der Frage Ihres Verhältnisses zur Judenverfolgung und in der Frage der Gehorsamspflicht gegenüber dem Staat; - Paulus Römerbrief (Kap. 13) wirft hier ja seinen langen Schatten. Dietrich Bonhoeffer, Alfred Delp SJ und P. Augustin Rösch, Pfarrer Metzger und die Verhaltensweise der Bischöfe wurden studiert und analysiert, aber auch der Kreisauer Kreis um den Pazifisten James Graf von Moltke in Erinnerung gerufen. In diesem Kontext habe ich die Zeugnisse Franz Jägerstätters gelesen. Dabei ist mir aufgegangen, dass er wie die Studenten der Weißen Rose den Russlandfeldzug als Verbrechen einschätzte, dass er wie Dietrich Bonhoeffer die Gehorsamspflicht gegenüber der Obrigkeit an das Recht, und zwar das Lebensrecht aller Völker, zurückband, dass er wie so viele sein Leben und seine Entscheidung in die Gestalt Jesu Christi eintauchte und von dieser Orientierung her seine Klarheit und Entschiedenheit in der Nachfolge des Herrn gewann. Und ich musste aber auch erkennen, dass wir von der theologischen Zunft Franz Jägerstätter als Märtyrer des Gewissens wohl hoch schätzen, aber ihn als eine Herausforderung gelebter Theologie an uns noch nicht wahrgenommen haben.10
So wage ich es mit diesem Aufsatz meine Erfahrungen in der Schule seiner Praktik des Glaubens mit Ihnen zu teilen. Folgende Schritte möchte ich in seiner Spur mit Ihnen gehen. Zuerst möchte ich im Rückblick auf die traditionelle, altkirchliche Theologie des Martyriums verdeutlichen, dass das Zeugnis Franz Jägerstätters manche Unklarheiten und Ambivalenzen in dieser Tradition einerseits zu klären und anderseits weiter zu entwickeln vermag. Er gibt uns deshalb für unser gegenwärtiges öffentliches Gerede vom Martyrium eine höchst wichtige Orientierung. Er gehört zu jenen Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts, wie Dietrich Bonhoeffer, Alfred Delp, P. Christian de Cherge, Edith Stein und nicht so wenige andere, die heute das christliche Martyrium als Orientierung der einen Menschheit nahe bringen können.
In einem zweiten Schritt frage ich danach, wie er als einfacher Bauer zu einem solch’ klaren Urteil und geradlinigen Entscheidung in einer Zeit kommen konnte, in der viele nicht nur in ihrem Urteil getrübt waren. Wie kam Franz Jägerstätter zu seiner von klarer Erkenntnis und präzisem Urteil getragenen Überzeugung? Was oder wer stärkte ihn darin, seinem Gewissen treu zu folgen? Ich glaube, dass ich mit Hilfe des englischen Kardinals John Henry Newman (1801-1890) darauf hinweisen kann, dass wir aus seinen Lebenszeugnissen die Entwicklung und Realisierung des Glaubenssinns eines Glaubenden in einer seltenen Klarheit beobachten können. An ihm können nicht allein wir akademisch ausgebildeten Theologen lernen, was die Kirchenkonstitution (Lumen Gentium 12) meinte, wenn sie lehrt, dass der Glaubenssinn der Glaubenden unfehlbar sei. Ich meine, dass solch gelebte ‚Unfehlbarkeit eines gewissenhaften Glaubenszeugnis’ jener Fels darstellt, auf dem die Kirche letztlich gebaut ist.
In einem dritten Schritt gehe ich davon aus, dass Märtyrer Zeitgenossen sind, nie nur historische Gestalten musealen Erinnerns. Eines Märtyrers sich zu erinnern, bedeutet vielmehr, sich einer gefährlichen Erinnerung (wie es Johann Baptist Metz einmal formulierte) auszusetzen. Niemand kann ohne Rückfrage an sich selbst sich der Gestalt eines solchen Zeugnisses nähern. Was er mir aufgegeben hat und aufgibt, möchte ich an einigen Beispielen abschließend verdeutlichen. Mit meiner ganzen Rede aber möchte ich nur verdeutlichen, dass wir erst begonnen haben in die Schule Franz Jägerstätters zu gehen.

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2.Wer ist ein Märtyrer? Die Klärung eines verschütteten Ideals durch das Zeugnis Franz Jägerstätters

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Fragen wir in einem ersten Schritt, was Franz Jägerstätter zur Klärung und Entwicklung der Theologie des christlichen Martyriums beiträgt. Dazu ist es wichtig sich sowohl den aktuellen Kontext als auch die klassische Theologie des Martyriums zu vergegenwärtigen.
Mit der Rückkehr des Religiösen in die Öffentlichkeit erlangen scheinbar längst abgelegte Begriffe wieder öffentliche Reputation. In den unterschiedlichsten Kontexten ist heute wieder vom Martyrium die Rede. Da die öffentliche Sprache, immer auch eine pragmatische Seite kennt und daher mit der Absicht verbunden ist, die öffentliche Meinung für sich zu vereinnahmen, bedarf sie einer kritischen Klärung. Was nennt man heute ein „Martyrium“? Was sollte „Martyrium“ genannt werden?
Folgende Aspekte können unterschieden werden. Eine horrende, unverschuldete Leidensgeschichte kann gemeint sein, wenn vom Martyrium eines Kindes oder eines Menschen in qualvollen Umständen zu lesen ist. Der Aspekt der unschuldig Gequälten dominiert in dieser Bedeutung. Als Märtyrer werden heute wie ehedem auch Menschen bezeichnet, die wegen ihren Überzeugungen verfolgt und getötet werden. Ja, es ist kaum ins Bewusstsein gedrungen, dass das 20. Jahrhundert nicht nur ein Jahrhundert der Menschenvernichtung war, sondern umfassender Christenverfolgungen und Morden aus weltanschaulichen Gründen; - welch ein horribles Jahrhundert.11
Säkulare Abkömmlinge des Begriffs tauchen in der Rede von Helden und Heroen auf. Während in den säkularen Gesellschaften von Helden gesprochen wird, verwenden Gesellschaften mit religiösem Kulturhintergrund eher den Begriff des Märtyrers, um die Selbsthingabe eines Menschen für die Gesellschaft oder die „Nation“ erinnerungswirksam zu erhalten. Auch Selbstmordattentäter erheben den Anspruch auf diesen Titel; oder werden als solche zu den Ehren (nicht allein) medialer Altäre erhoben. Menschen, die ihr Leben nicht schonen, verbreiten dann abgründige Angst, wenn der bewusst in Kauf genommene Tod als Waffe verwendet wird, und vielfachen Tod anderer nicht allein nüchtern einkalkuliert, sondern beabsichtigt wird: Die Tat als bloßer Schrecken. Dadurch wird die scheinbar unbesiegbare militärische Gewalt einer Weltmacht bloß gestellt. Denn diese, wie jede menschliche Macht und Gewalt, basiert auf der Fähigkeit zu Töten. Jede Tötungsmacht aber wird durch den Akt vorbehaltloser Sterbebereitschaft unterlaufen. Welche Abschreckung zählt noch, wenn der eigene Tod nicht schreckt?
Hier eröffnet das Martyrium einen Blick auf den seltsam verschlungenen Knoten von Macht und Ohnmacht in ihrer wechselseitigen Verstrickung und Rivalität. Ein Knoten, der immer wieder zur Nachahmung und mimetischem Heroismus angeregt hat.12 Mit dem Begriff bleibt aber bis heute der Versuch verbunden, das Gedächtnis zu besetzen und die öffentliche Meinung für sich einzunehmen. Jüngst hat die älteste Tochter von Saddam Hussein mit folgender Bemerkung auf einer Trauerkundgebung diesen Aspekt des Themas in Erinnerung gerufen: „Danke für die Solidarität und Unterstützung für den Märtyrer“13. Mit einer solchen Sprechweise sollen die anderen ins Unrecht gesetzt werden.
In diesem Kontext hat die Kongregation für die Heilig- und Seligsprechungen vom Martyrium Franz Jägerstätters gesprochen. Wenn dieses Wort seine Wahrheit nicht verlieren soll, dann müssen wir kritisch nach den Kriterien des christlichen Martyriums fragen. Der Begriff des Märtyrers, so wie er – vor allem durch die englische Sprache vermittelt– heute weltweit verwendet wird, ist jüdisch-christlichen Ursprungs. Deshalb haben wir Christen eine besondere Verantwortung für die Kultivierung dieses Wortes. Wir sind nicht einfach dem pragmatischen Sprachgebrauch ausgeliefert sind. Denn sind Märtyrer Fanatiker, Spinner, todessehnsüchtig oder schlicht auf diese oder jene Weise pathologisch? Franz Jägerstätter hat ja seinen eigenen Weg oftmals mit dem Zeugnis der Märtyrer der frühen Kirche verglichen. Diese Sprachkultivierung ist deshalb von hoher Bedeutung, weil dadurch auch das Wort „Gott“ ins Zwielicht gerät.
Es gibt die Möglichkeit, in einer Art Archäologie das missbrauchte Ideal frei zu legen, um zu versuchen, es in seiner Würde gegen die Zerstörung zu bewahren. Wir können versuchen, von der eigenen Tradition her, Kriterien dafür zu entwickeln, wer zu Recht Märtyrer genannt und damit verehrt zu werden verdient. Gerade im Zwielicht dieses Phänomens hat sich eine religiöse Tradition, insbesondere das Christentum zu bewähren. Wenn das Evangelium eine Heilsbotschaft, eine gute Nachricht für alle Menschen haben sollte, dann hat sich das Kriterium des Evangeliums an diesem Phänomen zu bewähren.14
Worin dieser Herausforderung besteht, können wir begreifen, wenn wir die oben eher locker aneinander gereihten Sprachbeobachtungen zusammenfassen. Es scheinen sich folgende Bedeutungskomponenten im Begriff des Martyriums unterscheiden zu lassen. Ein Märtyrer ist ein Opfer, das (unschuldig) nach langer oder erheblicher Leidens- und Qualzeit zumeist wegen seinen Überzeugungen stirbt und den Anspruch erhebt, im Gedächtnis der Gemeinschaft bewahrt zu bleiben. Mit diesem Selbstopfer ist der Anspruch verbunden, die Überzeugungen eben dieser Gemeinschaft zu bestätigen. Der Märtyrer wird als Lebensbeweis für die Gültigkeit des Wahrheitsanspruchs der ihn tragenden Überzeugungsgemeinschaft in Erinnerung behalten. Von seinen Gegnern her ist er eine Person, die Hochverrat begeht, die Grundlagen der Macht untergräbt und daher aus dem Gedächtnis gelöscht zu werden verdient.
Im Martyrium wird die Praktik zum Wahrheitskriterium. Für den christlichen Glauben ist eine kritische Sichtung des Phänomens und dadurch eine Reinigung des Gedächtnisses deshalb unverzichtbar, weil die Rede vom Martyrium seine Würde immer aus der Repräsentanz des Todes Jesu Christi gewinnt. Im Martyrium wird der Tod Jesu gegenwärtig. Gerade deshalb hat die christliche Tradition um das wahre Martyrium gerungen und es gegen seine Verunstaltungen schon im Ursprung zu schützen versucht. Dass dieser Versuch nicht ohne Erfolg war, zeigt sich schon allein daran, dass die erste umfassende Kriteriologie des Martyriums, wie sie uns in der Akte des Polykarpmartyriums vorliegt, den Sprachgebrauch bis heute definierte. Es ist deshalb unsere Pflicht diesen urchristlichen Begriff heute neu zu klären.

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2.1 Das altkirchliche Martyrium: erster Zugang

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Mit dem Text des Polykarpmartyriums wurde nicht nur eine Gattung „erfunden“, sondern auch der spezifische Sprachgebrauch bis heute festgelegt. Während zuvor mit dem Wort ‚martyr’ ein Zeuge bezeichnet wurde15, heißt von nun an „Martyrium“: „Blutzeugnis“.16 Deshalb gehören zum Begriff des „Martyriums“ zwei Mindestbedingungen: der gewaltsame Tod; und die Ursache für diesen Tod „wegen des Glaubens“. Von außen gesehen beinhaltet das Martyrium ein „Opfer“, von der zu Tode gekommenen Person impliziert dieser Vorgang einen Akt der „Lebenshingabe“. In dieser doppelten Perspektive wird uns ein Ringen um die höchste Macht offenbar. Sowohl die Macht zu Töten, als auch die Macht der Bereitschaft, das Leben hinzugeben, implizieren einen absoluten Anspruch und einen höchsten Wert. Daher, das sei hier schon vermerkt, geht es im Martyrium immer um den Konflikt „Gott oder die Götzen“. Deshalb stellt sich die Frage, wer tatsächlich als Vorbild und Orientierung im Gedächtnis kultisch bewahrt werden darf. Die Kirche hat von Anfang an sich dieser Pflicht gestellt und bis heute eine starke und hilfreiche Kriteriologie entwickelt.
Es kann hier nicht die gesamte Entwicklung der Geschichte und Theologie des Martyriums entwickelt werden. Es ist aber im Blick auf Franz Jägerstätter notwendig auf folgende Veränderung im letzten Jahrhundert eigens noch hinzuweisen. Im 20. Jahrhundert erkennen wir den Versuch nicht nur des totalitären Staates, den Opfer ihre Ehre zu nehmen. Das Gedächtnis soll dadurch strukturell enteignet werden, als die Getöteten und Verfolgten offiziell nicht mehr wegen ihres Glaubens, sondern wegen allfälligen Strafdelikten oder politischem Verrat angeklagt werden und anonym verscharrt werden.17 Bei Franz Jägerstätter heißt der Verurteilungsgrund „Wehrkraftzersetzung“. Lassen wir uns dadurch nicht täuschen. Weil dieses Regime sich nicht an Recht und Gerechtigkeit hielt und seine Legitimation mit neomythischen Religionskonstrukten begründete, erscheinen Nation, Rasse und der Führer selbst als „der höchste Gott“ der Gesellschaft.18 Im christlichen Martyrium steht daher letztlich immer Gott gegen die Götzen.19

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2.2 Die starken Kriterien des Polykarpmartyriums

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Die Akte des Martyriums des Heiligen Polykarps, der den Prototyp des nachbiblischen Blutzeugen darstellt, wird als Ermutigungsschreiben an die benachbarten Gemeinden überliefert und geht auf das Jahr 160 n.Chr. zurück. Polykarp repräsentiert in seinem hohen Alter von ca. 86 Jahre die zweite Generation der apostolischen Tradition, weil er als ein Schüler des Evangelisten Johannes gilt. Damit ist eine doppelte Kriteriologie durch ihn verkörpert: er ist Märtyrer und als Bischof in einer authentischen Nachfolge eines Apostels. Der Konflikt, der zur Verurteilung führt, findet sich im Prozess und kommt im folgenden Dialog zwischen dem Bischof und den Prokonsul zum Ausdruck: „Der Prokonsul ermahnte ihn dringend und sprach: ‚Schwöre, und ich lasse dich frei, lästere Christus!’ Polykarp antwortete: ‚Sechsundachtzig Jahre diene ich ihm, und er hat mir kein Unrecht zugefügt; wie kann ich da meinen König lästern, der mich gerettet hat?’ (PolMart 9,3)20 Nur auf den ersten Blick ist diese Aufforderung harmlos. Bei Lichte besehen wird der Bischof aufgefordert, seine gesamte Lebensorientierung zu ändern. Die Aufforderung zum Schwur betrifft ja die maßgebliche Orientierungsinstanz. Damit aber wäre der Bischof gezwungen seine ihn tragende Lebensbeziehung zu verraten. Es geht also nicht darum, wie viele heute unterstellen, die Macht des Kaisers abzulehnen. Seit dem Römerbrief des Heiligen Paulus wissen die Christinnen um ihre prinzipielle Loyalität zum Staat, auch gegenüber jenem Staat, der sie verfolgt.21 Der Konflikt geht vielmehr darum, ob der Staat das Recht hat, die innerste Bindung des Christen an seinen Herrn aufzulösen. Im hier geschilderten Konflikt geht es bereits, um die Frage der Grenze weltlicher Macht und staatlicher Gewalt. Andererseits zeigt sich das Christsein als Beziehung, die stets dem Herrn die höchste Ehre erweist. Daher kann es nicht darum gehen für Christus oder gar für Gott zu sterben. Das Motiv, das Polykarp anführt, darf nicht übersprungen werden: Er hält an dieser Beziehung fest, weil er darin nur Gutes erfahren hat und weil er mit seinem König auf immer leben möchte. Im Martyrium zeigt sich daher die klassische Theologie der Taufe als Einheit von Kreuz und Auferstehung, als Leben und Sterben des Christen mit Christus. Das letzte Motiv des Martyriums ist daher nicht eine nihilistische Todessehnsucht, sondern die Sehnsucht mit Christus in Tod und Leben für das ewige Leben verbunden zu sein. Daher kann das Martyrium auch als höchste Vergegenwärtigung des „Mysterium paschale“ Kraft des Heiligen Geistes in der Geschichte der Kirche verstanden werden. Aus dieser Grundüberzeugung heraus werden im Text des Polykarpmartyriums die beiden klassischen Kriterien des wahren Martyriums entwickelt.
Als erstes Kriterium ist das Wort von der „Gnade des Martyriums“ zu nennen. Das Martyrium darf nicht selbst inszeniert, provoziert, oder gar aus eigener Initiative gewählt werden. Dazu werden zwei Aspekte angeführt, die als Gattungsmerkmale der Märtyrerakten angesehen werden können. Zunächst wird die „Zwei-Wege-Theorie“ mit dem Beispiel des Quintus (PolMart 4) illustriert. Dieser hat sich selbst gestellt und so die Staatsmacht provoziert. Doch: er hält nicht stand, sondern fällt im Laufe des Prozesses ab. Als zweite Illustration kann das Fluchtmotiv gedeutet werden. Polykarp entzieht sich auf ausdrückliche Bitten seiner Gemeinde zweimal der Verhaftung (MartPol 5,1f). Die „Gnade des Martyriums“ beinhaltet zwar die Bereitschaft zum Bekenntnis, aber nicht mit allen Mitteln. Aber es fordert auch nicht zu endloser Flucht auf, wodurch der Märtyrer ein Gejagter würde. Vielmehr beendet Polykarp, obwohl er noch einmal hätte fliehen können, die Situation mit den Worten Jesu im Garten: „Der Wille Gottes geschehe“ (MartPol 7,1). Das Martyrium ist ein Charisma, das aus der Beziehung zu Christus erwächst. Es ist daher freie Gnade für eine freie Person, keine Leistung, noch viel weniger eigenwillige Tat und kann daher nie befohlen. Undenkbar ist, dass es eine Ausbildung zum Martyrium geben könnte. Die Gnade impliziert durchgehend die Freiheitstat des Märtyrers, weil er jederzeit die Möglichkeit behält, teilweise von der verhörenden Instanz ausdrücklich eingeräumt, von seinem Bekenntnis zurückzutreten.22
Als zweites Kriterium ist das Wort vom „gottgewollten Martyrium“ auszulegen. Gott gewollt ist jenes Martyrium, das dem Evangelium gemäß ist.23 Dieses habe der Herr selbst gezeigt (MartPol 1,1). Jesu in seinem Sterben ist der Protoyp des Märtyrers. Daher ist, wie schon die Vergegenwärtigung des Sterbens Jesu in der Geschichte des ersten christlichen Märtyrers Stephanos (Apg 7, 54-60), die Gattung durchgehend als Passionserzählung gestaltet. Polykarp steht in einer ausdrücklichen Leidensgemeinschaft mit Christus, so dass „… der Herr ihnen zur Seite stand und mit ihnen redete“ (MartPol 2,2). Diese Leidensgemeinschaft fordert nach dem Beispiel Jesu die grundsätzliche Gewaltlosigkeit. Polykarp wendet nicht nur keine Gewalt an, mehr noch. Er bewirtete bei seiner Verhaftung noch jene Soldaten, die ihn verhaften wollten (MartPol 7,2). Wie in der johanneischen Passionsgeschichte bleibt der Bischof Subjekt des Handelns.
Zur christlichen Kriteriologie gehört natürlich das öffentliche Bekenntnis zu Jesus Christus: „Christianus sum – Ich bin ein Christ!“ Der Grund der Anklage liegt im Bekenntnis. Dadurch aber wird die Beziehung zur Identitätsbestimmung des Angeklagten. Was hat Polykarp getan, was er nicht schon immer getan hätte, und bei seiner Verhaftung auch tut: Er betet und gibt so seinem Herrn die Ehre. So will Polykarp sein Leben nur weiterführen. Er ist nicht der Heroe des letzten Augenblicks, der ultimativen Tat. Sein ganzes Leben zählt, und vor allem sein Dienst als Bischof. So sieht er auch seinen Tod, dem er ruhig entgegen geht, voraus (MartPol 5,2).
In seiner gewaltfreien Souveränität kann der tief greifende Machtkonflikt ausgetragen werden. Wenn Macht bedeutet, zu wirken und etwas zu bewirken, dann erweist sich in der Souveränität des greisen Bischofs die Überlegenheit des eschatologischen Reiches Gottes in der Heiterkeit seines Zeugens gegenüber der bis an die Zähne bewaffneten Weltmacht. Wie grotesk solche Ungleichheit wirkt, fällt bereits den Soldaten in der Groteske der Verhaftung auf. Muss man sich gegen einen alten Mann bis an die Zähne bewaffnen, der zudem uns zum Mahl einlädt und nur noch sein Gebet vollenden möchte? Diese Überlegenheit setzt sich im Verhör fort und findet ihren Höhepunkt in der Heiterkeit angesichts der Folter; ja im Gebet selbst noch auf dem Scheiterhaufen.24 In dieser Dialektik von Macht und Ohnmacht (denn der Märtyrer ist nur scheinbar ohnmächtig) kommt wie in der johanneischen Passionsgeschichte der eschatologische Vorbehalt des Evangeliums vom Reich Gottes aller weltlichen Macht gegenüber zum Ausdruck. Schon Jesus hatte vor Pilatus alle weltliche Tötungsmacht durch seine Freiheit, die aus der Bindung an den Willen seines Vaters folgte, entmächtigt. Nicht nur dass sein Reich nicht von dieser Welt wäre, ist damit gemeint. Sondern auch der Anspruch, dass sein Reich nie vergehen werde. Die Macht Gottes kommt daher (nur!) in der Ohnmacht seiner Zeugen zum Ausdruck. Nur in der scheinbaren Ohnmacht kann sich die Wirkmacht des wahren Gottes in dieser Geschichte ausdrücken, wie es vor allem im Gebet aus dem Feuer zum Ausdruck kommt (MartPol 14,1). „Mein Reich ist nicht von dieser Welt – aber es bricht in und für diese Welt an. Die Allmacht des rettenden und erlösenden Gottes kommt in dieser Welt nur im Zeichen der Ohnmacht, der Verletzbarkeit und Entäußerung, kurz im Zeichen des Kreuzes an.

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2.3Verschüttungen im Ursprung: das vergessene, ganze Evangelium

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Auch wenn der Charakter der Ermutigungsschrift in einer extremen Situation in Betracht gezogen wird, meine ich dennoch bereits in diesem Urtext Verschüttungen feststellen zu können, die sich in der späteren Geschichte des Martyriums teilweise verheerend ausgewirkt haben. Zum einen ist die heroische Schmerzunempfindlichkeit zu nennen, die eine außerbiblische Begründung erfährt. Nicht allein die in Aussicht gestellten Tötungsmethoden schrecken den Bischof nicht, vielmehr wird von standhaften Märtyrern gesagt, dass sie „außerhalb des Körpers weilten“ (MartPol 2,2). Dieser Aspekt wird zwar in anderen Märtyrergeschichten zurückgenommen, doch bei Laurentius z.B. wird dieser Aspekt so ausgefaltet, dass geradezu von einer „Lust-Schmerz-Symbiose“ gesprochen werden muss.
Schwerer wiegen jedoch zwei anderer Verzerrungen. Der ihn anklagenden Menge gegenüber behält er aristokratischen Abstand. Er spricht nicht mit Ihnen (MartPol 9,2; 10, 2). An zwei Stellen (MartPol 13,1; 18,1) kommt deutlich ein frühchristlicher Antijudaismus zum Ausdruck.25 Die Juden wären besonders eifrig am Aufbau des Scheiterhaufens beteiligt. Sie wären von Bosheit durchdrungen. Die eschatologische Ermutigung und Unterscheidung kippt bisweilen in einen Gut-Böse-Dualismus um, der dämonische Mächte am Werke sieht. Das Martyrium stellt den Sieg über den Teufel dar (MartPol 3,1). Auffallend ist aber vor allem, im Gegensatz zu Jesus und zu Stephanos, dass in der Akte Polykarp nicht für seine Verfolger betete, oder Gott gar um Vergebung für Ihre Sünden bat. Dies ist deshalb besonders eindrücklich, weil – wie oben schon gesagt – Polykarp in seinen Briefen eindrücklich zum Gebet für die Verfolger auffordert.
Zwei Hauptverzerrungen werden im Texte des Polykarpmartyriums deshalb deutlich, weil es mit seiner episkopalen Autorität eine starke Kriteriologie aufbaut. Der christliche Märtyrer antwortet in seiner Lebenshingabe in Freiheit auf die freie Gnade Christi. Er wird Opfer der Gewalt, ohne selber Gewalt anzuwenden oder dieser ungehörig zu provozieren. Er ist also ein gewaltfreies Opfer im Zeichen des Lammes. Im Blick auf die Passion Christi vermisse ich aber die Todesangst Christi im Garten und das Gebet um Vergebung für seine Mörder. Erst mit diesen beiden Aspekten wäre das Ideal dem Evangelium gemäß. Diese Verschüttungen sind in der Geschichte des Christentums nicht immer überwunden worden. Ich kann hier nicht allen Aspekten nachgehen, sondern möchte nur verdeutlichen, was Franz Jägerstätter durch sein Zeugnis zur Reinigung des verschütteten Ideals und zur Neubestimmung des Martyriums beitragen kann.

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2.4Die Reinigung des Gedächtnisses des christlichen Martyriums durch das Lebenszeugnis von Franz Jägerstätter

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In dieser Tradition steht Franz Jägerstätter. Er nimmt diese Tradition nicht allein in der Annahme seines Weges bewusst auf26, sondern er schreibt sie weiter. Zunächst muss jedoch festgehalten werden, dass die zwei klassischen Kriterien des Martyriums für Franz Jägerstätter zutreffen.27 Er hat sich nicht darum gerissen28, sondern weiß um die „Gnade des Martyriums“, wenn er schreibt: „Hätte mir Gott nicht die Gnade und Kraft verliehen für meinen Glauben auch zu sterben, wenn es verlangt wird, so würde ich halt vielleicht dasselbe tun, wie die Mehrzahl es tut. Gott kann eben jedem soviel Gnaden geben, wie er will. Hätten andre diese vielen Gnaden empfangen, wie ich sie schon erhalten habe, sie hätten vielleicht schon weit mehr Gutes geleistet wie ich.“29 Damit steht er in seinem Gewissen „coram Deo“, ohne billig über andere herzuziehen. Im Gegenteil, wir werden es noch hören.
Franz Jägerstätter steht im Glanz des von Gott selbst gezeigten Martyriums, das kein anderes ist als der durch das Evangelium bezeugte Tod Jesu. Der Märtyrer lebt entschieden, die Gebote Gottes, die in der Thora-Regel Jesu ihre Mitte haben. Er schreibt: „Deshalb hab ich Euch nichts dringenderes ans Herz zu legen als, nehmet Euch den festen Entschluß alle Gebote zu halten und jede Sünde zu meiden. Du sollst Gott Deinen Herrn lieben und den Nächsten wie Dich selbst, auf diesen beiden Geboten ruht das ganze Gesetz“.30 Es muss gerade heute betont werden, dass das christliche Martyrium die Verwirklichung dieses dreifachen Liebesgebots unter den extremsten Bedingungen darstellt. Denn in einer Welt der Sünde und der Gewalt hat die Verwirklichung der armen und gewaltlosen Liebe Gottes immer die Passion, das Leiden mit sich. Die Realisierung des Liebesgebots erscheint bei Jägerstätter aber nicht zuerst als eine moralische Anweisung, sondern als Ausdruck seiner Lebensgemeinschaft mit Gott in und durch Jesus Christus. Hören wir ihm zu: „Offensichtlich zeigt Gott manchmal seine Kraft, die er dem Menschen zu geben vermag, die ihn lieben und nicht das Irdische dem Ewigen vorziehen. Nicht Kerker, nicht Fesseln auch nicht der Tod sind es imstande, einen von der Liebe Gottes zu trennen, ihm seinen Glauben und den freien Willen zu rauben. Gottes Macht ist unbesiegbar.“31
Solche Gewaltlosigkeit ist keine Passivität und bloßes Erdulden, und noch viel weniger Feigheit oder gar Schwachheit. Wie könnte denn die Liebe zu den Feinden anders durchgehalten werden und das Beispiel Jesu in einem Leben anders realisiert werden? Nein diese Gewaltlosigkeit ist Widerstand gegen das Böse, der in sich den Keim der Erlösung trägt; - auch für die anderen: für jene, die seinen Weg nicht gehen konnten und sogar als Angebot für jene, die ihn zu Tode gebracht haben. Er schreibt: „Feindesliebe ist nicht charakterlose Schwäche, sondern heldische Seelenkraft und Nachahmung des göttlichen Vorbildes. (Vgl. Mt 5, 43ff).“32 Und der eigentliche Grund dieser Haltung wird in der Aussage erkenntlich: „Wenn wir bedenken, daß jede Stunde, in der wir in Feindschaft leben, für die ewige Glückseligkeit verloren ist, denn wer mit den Menschen in Feindschaft lebt, kann nicht mit Gott in Freundschaft sein. Christus hat ja gesagt, gehe hin, versöhne dich mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.“33 Die Aussagen des Evangeliums, das Böse mit dem Guten zu überwinden34, sind ihm Orientierung. Die Feindesliebe ist für ihn das Charakteristikum des Christen.35 Da Jägerstätter sein eigenes Schicksal mit dem großen traditionellen Begriff der Versöhnung und Sühne36 gedeutet hat, darf die Frage nach der christologischen Dimension seines Todes nicht übergangen werden.
Es scheint mir möglich zu sein, einen großen theologischen Begriff, mit der wir die Existenz Jesu beschreiben, auf ihn anzuwenden: Stellvertretung. Er ersetzt dabei meine Entscheidung nicht, sondern weist uns daraufhin, wo wir stehen sollen und wo wir in der Kraft der Gnade Gottes stehen können. Daher eröffnet der wahre Märtyrer allen eine Möglichkeit der Umkehr, der Trauer über die eigene Sünde und Schwäche und gibt so die Ermutigung zu neuem Leben. Dabei ist nicht nur an die große, außerordentliche Tat gedacht. Die Haltung, die zum Martyrium führt ist nicht der Heroismus des letzten Augenblicks. Franz Jägerstätter drückt es in seiner Auslegung der dritten Vater-unser-Bitte sehr präzise aus: „Das Gottesreich zieht ein auf Erden und in meine Seele, nur dann, wenn der Wille Gottes erfüllt wird. Das ist kurz gesagt, der Inbegriff aller Gebete. Was will Gott von uns? Daß wir seinen Willen tun. Sein Wille wird erkannt, nicht bloß in seinen Geboten, auch in unserem Leben, in unserem Beruf und Stand, daß wir stets erfüllen auch unserer Berufs- und Standespflichten, seien wir auch Helden des jetzt!“37 Helden des Jetzt: Jede Gegenwart steht unter dem Anruf des Willen Gottes.
Seine Grundhaltung kann daher als Ernsthaftigkeit im Alltag angesehen werden. Da die Maxime des Willen Gottes im dreifachen Liebesgebot der Toraregel Jesu für Jägerstätter zusammengefasst ist, darf gefragt werden, was dieses Gebot konkret bedeutet. Die Verwirklichung des Liebesgebots zeigt sich bei ihm in ganz konkreten, ja alltäglichen Lebensvollzügen, die von einer ursprünglichen christlichen Tugend zeugen: der Kraft und Fähigkeit zur Vergebung: „Wenn man gegen niemanden Rachegedanken hat und allen Menschen verzeihen kann, wenn auch manchmal einem ein hartes Wort zugeworfen wird, so bleibt das Herz in Frieden und was gibt es Schöneres auf dieser Welt als den Frieden, bitten wir Gott darum, daß ein wahrer und dauernder Friede recht bald in diese Welt einziehen möge.“38 Als Sühne zur Versöhnung versteht er daher seinen Tod im Abschiedsbrief an seine Frau. Die Bitte um Vergebung in diesem Testament, darf nicht als Floskel übergangen werden. Sie ist die Voraussetzung von Versöhnung und der Anfang des richtigen Verstehens und der richtigen Wirksamkeit seiner Handlung.39 Der letzte Grund des Verzeihens, der Feindesliebe und die Weise wie diese göttliche Tugend im eigenen Leben Wirklichkeit zu werden vermag, drückt er in aller theologischen Klarheit in folgenden Worten aus: „Es ist viel besser für alle zu beten, als über andre zu richten, denn Gott will, dass alle selig werden.“40 Im Dienst des universalen Heilswillen Gottes zu sein, ist die letzte theologische Radikalität seines Lebenszeugnisses. Daher kann nicht deutlich genug betont werden: Ein Märtyrer ist keine Waffe. Niemanden greift er an. Denn er richtet sich nicht gegen Menschen, sondern gegen die Sünde.
Und eben hier liegt meiner Ansicht nach die erste bewegende Weiterentwicklung des christlichen Martyriumsbegriff durch Franz Jägerstätter – gegen die Zerstörung der Freiheit und der wahren Aufklärung. Ja, ich meine, dass wir von ihm lernen können, dass die Märtyrer (er auf alle Fälle), die großen Aufklärer des 20. Jahrhunderts waren und sind. Oftmals beklagt er, dass es keine Glaubensfreiheit gebe und wahrlich kostbar ist ihm, die Freiheit eines Christenmenschen zu leben: „Wenn ich sie [diese Worte] auch mit gefesselten Händen schreibe, aber immer noch besser, als wenn der Wille gefesselt wäre“41. Hellsichtig durchschaut er die Struktur totalitärer Herrschaft, die nur Pflichten aber keine Rechte für den Einzelnen kennt, und alle traditionellen Kommunikationsorte (wie z.B. der Stammtisch) aushöhlt, ja dass das Wesen totalitär Herrschaft darin liegt, die alltägliche Kommunikation der Menschen zu zerstören. Vor allem aus diesem Grunde hat sich das Ehepaar Jägerstätter abgesondert, ja absondern müssen. Er fühlte sich in Feindesland.42
Das aber führte ihn dazu, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. So hieß ja Kants Antwort auf die Frage „Was heißt Aufklärung?“43 Die selbst verschuldete Unmündigkeit hätte ihren eigentlichen Grund nach Jägerstätter darin, dass wir unsere Verantwortung abgegeben haben. Dass zu dieser Form von Aufklärung stets Mut gehört, kann nicht nur an Jägerstätter abgelesen werden. Nur ist für ihn, im Gegensatz zu Kant und unseren Spätaufklärern heute, das vorzügliche Objekt solcher Aufklärung nicht die Religion, sondern die gesellschaftliche und politische Ideologie. Motiv für seine Form der Aufklärung aber ist nicht die eigene Entschließung einer sich als autonom vorkommenden Vernunft, sondern schlicht eine Passage aus der Pfingstsequenz, die er ironisch im Blick auf den Führergehorsam anführt: „Die Gabe der Weisheit und des Verstandes dürfen wir dann bei den sieben Bitten, um die wir zum Hl. Geist beten, gleich streichen. Denn wenn wir ohnedies blindlings dem Führer zu gehorchen haben, zu was brauchen wir da viel Weisheit und Verstand?“44 Ist Aufklärung dann aber eine Gabe und Aufgabe des Heiligen Geistes?
Der Märtyrer verweigert jeder menschlichen Instanz den absoluten Gehorsam: „Keiner irdischen Macht steht es zu, die Gewissen zu knechten.“45 Damit zieht er jeglicher menschlichen Macht eine klare Grenze. Keine Macht der Welt darf das Gewissen und die Freiheitsentscheidung des Einzelnen missachten: „Keiner irdischen Macht steht es zu, die Gewissen zu knechten. Gottes Recht bricht Menschenrecht“.46 Damit verpflichtet Jägerstätter den Staat nicht nur auf die Anerkennung der personalen Freiheit, sondern noch mehr (besonders im Bereich der zentralen Auseinandersetzung um Gehorsam und Krieg) auf Gerechtigkeit gegenüber allen Menschen. Was später „Verbrechen gegen die Menschheit“ genannt worden ist, hat in seinem Analyse des nationalsozialistischen Kriegsführung klar erkannt.47
Die aufklärerische Kraft dieses einfachen Bauern ist mir am nachdrücklichsten nahe gekommen in der Auseinandersetzung um die Gehorsamspflicht gegenüber dem Staat und in der Sicht der Verantwortlichkeit. Klar ist die Grundorientierung, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen. Seine immer wieder betonte Entschließung, den Glauben nicht preiszugeben, bezieht sich dabei nicht so sehr auf ein Ensemble weltanschaulicher Sätze, sondern auf die Nachfolge Christi, in der für ihn die Gottesbeziehung konkret wird. Weil der Nationalsozialismus gerade diese Bindung, und dann konkret in der Auseinandersetzung mit der Kirche, zu zerstören sucht, ist er gottlos und seine Anordnungen nicht anders. Der Militärdienst ist deshalb glaubensfeindlich, weil dadurch ein gottloses Regime und seine Zeile unterstützt werden.48 Ich meine, dass bis heute seine Klarsichtigkeit in der Verquickung von Wehrmacht und nationalsozialistischem Staat (wir schreiben das Frühjahr 1943) kaum überboten und eingeholt worden ist.49 Diese Gott- und Glaubensfeindlichkeit erfährt Jägerstätter an eher, für uns heute, banalen Erfahrungen. Er wird in der Ausbildungszeit durch den Dienstplan absichtlich schickaniert, so dass er über lange Zeit nicht am Gottesdienst teilnehmen kann. Mit seiner Analyse aber passt er nicht in das Schema der damaligen Verantwortungsanalyse und stellt auch viele der Analysen in Frage, die nach dem Krieg Hitler alle Verantwortung zuschreiben wollten.50 Es beginnt der einsame Weg eines wirklich mündigen Christen, der sich seine Verantwortung nicht abnehmen ließ.
Wenn die Weiterentwicklung des Martyriumsbegriff durch Franz Jägerstätter zusammenfassen, dann können wir sagen. Er führt die traditionelle Frage nach den sittlichen Konsequenzen des Glaubens auf die Verantwortlichkeit jedes einzelnen Christen für die politische und gesellschaftliche Kultur weiter; - und zwar im Blick auf Friede im umfassenden Sinne in der einen Menschheit. Der Friede ist für ihn höchstes Gut. Dieser impliziert das Lebensrecht der anderen Völker. Deshalb darf die Loyalität und Treue zur eigenen Gruppe, dem eigenen Staat nicht zur Unterdrückung oder gar Vernichtung anderer Menschen als Ziele des Handelns missbraucht werden.

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3.Die Kultivierung des Glaubenssinn eines Glaubenden: Franz Jägerstätters gelebte „Erkenntnislehre“

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Um die verstreuten Aussagen Jägerstätters besser zu verstehen, mit denen er seine Erkenntnisse und seine Entscheidung begründet, möchte ich auf die Glaubensanalyse von John Henry Kardinal Newman (1801-1890) zurückgreifen51 und auf einen wesentlichen Aspekt der Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils verweisen. Dadurch versuche ich, mich der theologischen Herausforderung der impliziten Theologie52 seines gelebten Glaubens zu nähern.
In seinem theologisch-philosophischen Hauptwerk „Essay in aid of a grammar of assent“ stellt Newman sich die Fragen, wie Menschen ihre Glaubenszustimmung entwickeln und ausbilden; - wie also Menschen so glauben, als ob sie sehen würden. Ich kann nicht alle Aspekte hier darstellen, sondern nur auf jene eingehen, die mir für die hier gestellte Aufgabe als wichtig erscheinen. Im rationalistischen Kontext seiner Zeit sagt Newman gegen den Trend des beginnenden wissenschaftlichen Zeitalters, dass Denken keine Rechen maschine, sondern ein Vollzug der gesamten menschlichen Person mit allen ihren Fähigkeiten sei. Zustimmendes Denken geschieht auf der einen Seite mittels der Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen, andererseits mit seiner Kraft zu Folgern. Je nach Art der Wahrnehmung und des Folgerns ist dann auch die Zustimmung „notional“ oder „real“. „Notional“ nennt er ein Zustimmung in der Weise, wie Jägerstätter die „Namenchristen“ charakterisiert: Lippenbekenntnisse ohne existentiellen Ernst. „Real“ ist eine Zustimmung, wenn die ganze Person im Spiel ist.
Er unterscheidet dabei ein formelles, ein natürliches und ein formloses Folgern. Unter formellem Folgern versteht er ein Denken, dass akademisch gebildet und der Logik gemäß vorgeht. Dieses ist nach Newman vor Barbarei nicht geschützt. Rationalität ist eine zutiefst ambivalente Fähigkeit des Menschen. Wissenschaft ist nicht nur ein Segen, sondern auch eine Last und bedeutet eine riesengroße Verantwortung, die aber nicht mit der gleichen Art des formellen Folgerns geleistet werden kann. Als natürliches Folgern bezeichnet hingegen er jenes Denken, mit dem die Menschen ihr Leben orientieren und bewältigen. Ein Bauer weiß, wann er säen muss, er spürt das Wetter. Dazu bedarf es langer Erfahrung aus unmittelbarer Beziehung zu diesen Dingen. Daher ist die hier genannte Fähigkeit stark bereichsbezogen. Doch ist diese Art des Folgerns durch Vorurteile („Idole“) und religiös durch Aberglaube gefährdet. In seiner „Grammatik“ möchte er ein sogenanntes formloses Folgern entwickeln, das die Fähigkeiten des natürlichen Denkens mit dem kritischen Sinn formellen Folgerns zu verbinden versucht. Dies soll dazu führen, einen gebildeten Folgerungssinn, von ihm „illative sense“ genannt, zu entwickeln.
Dieses Folgern hängt von ersten Prinzipien ab, die stets wertorientiert sind und ihren letzten Maßstab am Gewissen finden. Ein christliches Gewissen aber bildet sich nach Newman auf der Basis der „Imagination“ in drei wesentlichen Orientierungen aus. Das erste Prinzip des Christen ist es, nach Jesus Christus Ausschau zu halten, also in der Beziehung mit ihm zu leben. Für Franz Jägerstätter ist diese Beziehung durch das Wort der Schrift und das Sakrament der Messe vor allem lebendig. Nach Newman verbinden sich der Blick auf das Evangelium mit dem Hören und Wahrnehmen des eigenen Gewissens als Echo der Stimme Gottes. Beide Bewegungen entwickeln erst zusammen ihre eigentümliche Kraft. Dass das Gewissen der ursprüngliche Statthalter Christi ist, und selbst der Papst auf diesem Fundament steht, ist für Newman eine Kernüberzeugung nach der Erklärung über die Unfehlbarkeit.53
Als zweites Kriterium führt er die alte Kirche und die lange Tradition der Kirche, einschließlich des lehramtes der Bischöfe an. Im Leben mit und aus dem Gedächtnis der universalen Kirche schöpfen die Christen Orientierung.
Das dritte Kriterium möchte ich das Prinzip des „realize“, der Realisierung nennen. Christentum ist wesentlich ein gelebte Beziehung, ein Handeln, durch die eigene Existenz ratifizierte Überzeugung. Dieses Kriterium fordert nach Newman das Prinzip der Heiligkeit, zu der alle Getauften gerufen und berufen sind. Heiligkeit aber impliziert Wagnis.
Was aber bedeutet Imagination? Es ist die Fähigkeit, die Worte des Glaubens in ihrer Realität zu ergreifen. Ich habe den Eindruck, dass Franz Jägerstätter in vorzüglicher Weise uns verdeutlichen kann, wie solche Glaubenszustimmung wächst und wie sie ihre Gestalt gewinnt. Vielleicht darf ich ihnen als ein „Genie des illative sense“ bezeichnen. Versuchen wir nun mit dieser Orientierung Franz Jägerstätters implizite Theologie aufzudecken.
Die Voraussetzung für seine Entwicklung ist nicht nur ein Leben in und mit der Kirche, sondern die Entschließung zur christlichen Ernsthaftigkeit: „Um die Berufung zum Christsein ist es etwas bitter Ernstes.“54 Diese Entschließung impliziert die ernsthafte Nachfolge Christi, in ich vor der Wahl stehe, mich zu Gott zu entscheiden55, das Himmlische oder das Irdische zu wählen. Wie Newman uns später Blondel fragt Jägerstätter nach der Grundentscheidung, der Fundamentaloption eines Lebens. Seine Exzerpte und seine prägnanten Bibelkommentare scheinen mir in diese Richtung zu zielen. Die Fundamentaloption seines Lebens besteht darin, den Willen Gottes zu suchen und ihm zu gehorchen.
Jede menschliche Erkenntnis aber hat einen Sitz im Leben, einen lebensweltlichen Ort, der mit bestimmten Optionen versehen ist. Keine Erkenntnis kommt aus dem Nichts. Ich möchte auf drei Dimensionen vor allem hinweisen: die besondere Kirchlichkeit Jägerstätters, seine ihn bestimmenden und tragenden Beziehungen und seine im Gewissen geprüfte geistige Auseinandersetzung mit dem Sachproblemen.
Beginnen wir mit der letzten Fragestellung. Das gewichtigste Sachproblem habe ich schon genannt: es ist die Frage nach dem Gehorsam gegenüber der Obrigkeit im Kontext der Tradition des „bellum iustum“.56 Mir ist aufgefallen, dass Jägerstätter das 38er-Jahr nicht nur religiös sehr Ernst nimmt und die völlige Aufgabe einer eigenen österreichischen Identität zurückweist. Wie kann etwas, was bis 1938 zurückgewiesen und verboten war, heute ohne Einschränkung möglich oder gar gefordert sein?57 Seine Auseinandersetzung mit dieser Kernfrage führt Jägerstätter hauptsächlich im Gespräch mit drei Referenzen („Loci“58): mit den Schriften des Neuen Testamentes, den beispielhaften Heiligen59 und der kirchlich-lehramtlichen Verlautbarung der Gegenwart. Besonders bedeutsam erscheint mir seine Lektüre und Auslegung eben dieser lehramtlichen Verlautbarungen; - gerade auch und gegen die Zurückhaltung des eigenen Bischofs. Seine Fragenkataloge sind ebenso frappierend, wie klar.60 Zwar nimmt er Priester und Bischöfe wegen der aktuellen Gefahrensituation in Schutz61, doch er lässt sich seine eigene Verantwortung nicht abnehmen. Ja, er meint es läge etwas Providentielles darin, dass durch das Schriftapostolat nun die aktuellen Bischöfe und Priester in ihrer Orientierungsfunktion ersetzt würden.62
Die dritte Dimension, die personalen Beziehungen erweisen seinen Glauben, bei aller Einzigartigkeit und Einsamkeit seines Weges, doch in einem kleinen Netz verankert; letztlich in der Beziehung zu seiner Frau. Zum einen sind einige Freunde zu erwähnen, vor allem wohl Rudolf Mayer. Sein Eintritt in den Dritten Orden des Heiligen Franziskus am 8.12.1940 verbindet ihn mit einer ausdrücklichen Tradition, die ihn mit der Gewaltfreiheit unmittelbar in Berührung bringen musste. Sein Cousin Hans Huber, der Zeuge Jehovas geworden ist, darf hier nicht übersehen werden63 und auch der Mut des früheren Pfarrers von Radegund, Karobath.
In dieser Hinsicht aber kann seine Frau nicht hoch genug gewürdigt werden. Mit großer Bewegung habe ich folgende Briefpassage vom April 1943 gelesen: „ Liebste Gattin, heute waren es sieben Jahre, da wir uns vor Gott und dem Priester Liebe und Treue versprochen und ich glaube, wir haben dies Versprechen auch bis heute treu gehalten und ich glaube, dass uns Gott auch weiterhin die Gnade verleihen wird, wenn wir auch jetzt getrennt leben müssen, dieses Versprechen bis zum Ende unseres Lebens treu zu halten. Wenn ich so Rückschau halte und all dies Glück und die vielen Gnaden, die uns während dieser sieben Jahre zuteil geworden sind, die manchmal sogar an Wunder grenzten, betrachte und es würde jemand sagen, es gibt keinen Gott oder Gott hat uns nicht lieb und würde dies glauben, wüsste ich schon nicht mehr, wie weit es mit mir gekommen wäre. Liebste Gattin, weshalb sollte uns für die Zukunft so bange sein, denn der uns bis jetzt erhalten und beglückt hat, wird uns auch weiterhin nicht verlassen, wenn wir nur auf das Danken nicht vergessen und im Streben nach dem Himmel nicht erlahmen. Dann wird unser Glück fortdauern bis in alle Ewigkeit.“64 Ich keine schönere und bewegendere Theologie des Ehesakraments als dieser kurze Brief: Ich habe zuvor nirgends gelesen, dass die Ehe als Beweis der Liebe Gottes erfahren werden kann. Welch’ schöne Deutung dieses Sakraments. Die beiden Eheleute stärken sich wechselseitig im Glauben: Ich stimme Bischof Manfred zu, wenn er sagt, dass der Weg Franz Jägerstätters ohne seine Frau nicht möglich gewesen wäre. Deshalb ist seine Seligsprechung auch eine Anerkennung dieser Ehe als „ecclesiola“, einer wahren Kirche im Kleinen. Daher ist es sehr stimmig, wenn Franz sein Schicksal und das seiner Frau mit jenem Schmerz vergleicht, der Jesus seiner Mutter zumuten musste, als er die Passion auf sich nahm.65 Ich habe diese Passage als wahren Ausdruck dessen gelesen, was ohne Kitsch „Heilige Familie“ genannt werden darf.
Die entscheidende religiöse Fähigkeit, die Vorstellungskraft („imagination“) ist bei Jägerstätter in besonderer Weise, wie ich sage möchte, als „eschatologische Vorstellungskraft“ ausgebildet.66 Dies ist einerseits die Konsequenz seiner Klarheit in der Analyse der Bedeutung der Fundamentaloption eines Lebens, andererseits aber durch den unvorstellbar hohen Druck, dem er ausgesetzt war, verständlich. Erstaunlich aber ist, dass er immer wieder mahnt, aus verschiedenen Gründen, andere nicht zu verurteilen.67 Nicht nur der Gedanke an das Gericht, sondern Newmans „realize“ ist hier deutlich zu erkennen. Deshalb lehnt er jede Lüge ab und geht keinen Kompromiss68 ein. Dies ist einer der wichtigsten Gründe für seine Wehrdienstverweigerung. Was tun wir angesichts der Realität des ewigen Lebens wirklich? Setzen wir uns so ein, wie die illegalen Nazis vor 1938?69 Wie viele lassen sich nicht von der Masse mitreißen?70

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4.Eine gefährliche Erinnerung: Franz Jägerstätters Herausforderung heute

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Ich habe gesagt, dass es gefährlich sei, sich eines Märtyrers zu erinnern. Immer stellt er uns in Frage, weil in ihm Christus selber in unserer Geschichte gegenwärtig geworden ist. So erlaube ich mir abschließend ein paar Punkte anzusprechen, die mich bewegt haben.
Das Zeugnis Franz Jägerstätters und die Erinnerung an ihn hat mir in doppelter Weise im Blick auf die traditionelle Frömmigkeit und religiösen Bildung zu denken aufgegeben. Einerseits ist seine christliche Frömmigkeit und Bildung ganz in der traditionellen Schule des Volkskatholizismus und der nachtridentinischen religiösen Bildung verwurzelt: die Bedeutung der regelmäßigen Messfeier, die Hochschätzung der Herz-Jesu-Frömmigkeit, der Gewissenspiegel, sowie die Orientierung an den kirchlichen Verlautbarungen. Dies bedeutet für mich, dass es keinen Grund gibt, auf sogenannte ‚vorkonziliare’ Formen herabzublicken, zumal gerade bei ihm sehr deutlich zu sehen ist, dass das Zweite Vatikanische Konzil in hohem Maße seine Kraft dadurch erhält, dass es bereits gelebte Entwicklungen und Zeugnisse gesamtkirchlich anerkennt. Andererseits aber hat es doch sehr lange, fast zu lange gedauert (und diese Entwicklung ist noch lange nicht am Ziel), dass er auch von seiner näheren Umgebung als Zeuge Christi anerkannt wird. Vielfach habe ich, um nur ein Beispiel zu nennen, gehört, er sei ein Spinner. Ich finde, dass diese Qualifikation, auch wenn sie ganz anders gedacht ist, an eine urchristliche Erfahrung rührt, die Paulus berichtet: „Wir sind Narren um Christi willen“ (1 Kor 4, 10). Damit war immer ein Nonkonformismus, auch im ‚aggiornamento’ von Johannes XXIII:, gemeint. Wir Christen können nicht zu allem Ja und Amen sagen, und segnen, was ohne uns abläuft. Es ist daher für mich auf der anderen Seite erschreckend, dass eine sogenannte christliche Kultur nicht wirklich einen authentischen christlichen Sensus ausgebildet hat, sondern ihn fast widerstandslos von der säkularen Größen wie Gehorsam, Nation und Vaterland unterlaufen ließ. Götzen machen Menschen, wenn sie Endliches absolut setzen. Absolut wird etwas gesetzt, wenn dieses alles kosten darf. Deshalb scheint mir eine der wichtigsten Aufgaben der sogenannten „Neuevangelisation“ darin zu bestehen, einen christlichen Sinn, Instinkt, ja Urteilsvermögen zu bilden. Solches ist aber nur möglich, wenn Leben mit Leben in Berührung kommt. Vielleicht liegt hier die besondere Bedeutung künftiger Heiligenverehrung. Der künftige Seelige Franz Jägerstätter sollte daher nicht aufs Podest gestellt, sondern als „Reiseführer“71 für christliche Orientierung oder als Lehrer eines christlichen Wahrnehmungsvermögen lebendig bleiben.
Wir reden heute viel von der Möglichkeit postmoderner Vielfalt der Optionen. Ich war immer skeptisch. Die Entschiedenheit mit der Jägerstätter auf die Bedeutung der Fundamentaloption verweist, hat mir gezeigt, dass dies gar nicht möglich ist, weil wir auf diese oder andere Weise durch die scheinbar Pluralität der Optionen die tatsächliche Macht bestärken. Wir sind vor die Wahl gestellt: Im letzten gibt es keine Pluralismus, sondern ein Ja oder ein Nein. Nicht lau sollen wir sein.72 In diesem Zusammenhang gehört auch die Rede, dass nichts zu machen sei. Jägerstätter, als ein Patron der eigenen Verantwortung, würde uns diese Meinung auszutreiben versuchen.73
In einer Zeit der allgemeinen, stark diffusen Religiosität, die jegliche Entschiedenheit auf ein Bekenntnis mit Misstrauen belebt, sehe ich in ihm die Herausforderung der Entschließung in der konkreten Tradition der Kirche, den Willen Gottes zu suchen. Religiöse Pluralisten suchen vielleicht letztlich doch nur die Bestätigung des Eigenen. Wir sollten uns daher nicht wundern, dass Franz Jägerstätter das gemeinsame Priestertum betont74 und das Laienapostolat – gerade beim Versagen der Bischöfe - hervorhebt.75
Ist es zu gewagt eine berühmte Aussage von John Henry Newman, die er 1859 im Zusammenhang mit seiner Untersuchung über den Glaubenssinn der Glaubenden (und dass dieser konsultiert werden müsste) für Gemeinden im arianischen Streit nach dem Konzil von Nizäa (325) aussprach, auf Franz Jägerstätter anzuwenden und auf alle jene, die mit ihm Zeugnis gaben? „Doch betrachten wir die Geschichte von einem umfassenden Blickwinkel aus, so müssen wir im großen und ganzen feststellen, daß die Führungsschicht der Kirche versagte und die Geführten sich in Glaube, Eifer, Mut und Treue hervortaten. Das ist eine sehr bemerkenswerte Tatsache, hinter der sich eine Moral verbirgt. Vielleicht wurde das zugelassen, um der Kirche, die gerade zu jener Zeit aus ihrer Situation des Verfolgtwerdens im Übergang war zu ihrem langen weltlichen Aufstieg, die großartige evangelische Lektion zu erteilen, daß nicht die Weisen und Mächtigen, sondern die Unbeachteten, die Unwissenden und Schwachen ihre eigentliche Stärke ausmachen.“76 Könnte es sein, dass am Ende dieser sogenannten konstantinischen Epoche uns wieder gezeigt und gelehrt werden soll, dass die Kirche primär nicht auf Instanzen, Gelehrsamkeit und Macht gegründet ist, sondern auf Personen, die in der Einfalt des Herzens Christus nachfolgen?
Eine solche Einsicht aber führt zu einer Selbstbesinnung, wie sie z.B. Karl Rahner in seinem eingangs genannten Aufsatz anführt. Diese Fragen können uns daran erinnern, dass nicht nur das 20. Jahrhundert, sondern auch das 21. bislang eine Zeit der zu einem guten Teil verkannten und verschwiegenen Märtyrer ist: „Fast kann man denken, dass man das christliche Leben nur begreift, wenn man den christlichen Tod schlechthin, das Martyrium, versteht. Fast kann man meinen, daß man die Ärmlichkeit und Dürre unseres Christseins daran erschreckt ablesen könne, dass so wenig Mut zu solcher Berufung in uns lebt. Es ist darum geziemend, dass wir aufschauen zu Jesus, dem Anführer und Vollender des Glaubens, der anstatt der ihm greifbaren Freude ungeachtet der Schmach das Kreuz erduldete (Hebr 12, 2), daß wir unsere Herzen stärken (betend um die Gnade eines getreuen Herzens) im Blick auf die, die uns in aller Wahrheit und Greifbarkeit im Zeichen des Glaubens vorangegangen sind, auf die Zeugen der alten und der jungen Tage der Kirche. Heute, da wir bloß reden, leiden unzählige um des Namen Jesu willen, leiden glaubend und duldend, unbekannt und ungerühmt, sühnend auch unsere Schuld der feigen Gleichgültigkeit, der Glaubensschwäche und der genusssüchtigen Mittelmäßigkeit. Sie sind die Opfer, von denen wir leben, sie gehen den Weg, der plötzlich auch für uns der einzige werden kann, der zum Leben führt, sie erfahren, welche Berufung in der Tiefe der Wirklichkeit auch uns zuteil wurde, da wir in der Taufe in den Tod Christi hineingetauft wurden und im Sakrament des Altares den Leben empfangen, der für uns in den Tod dahingegeben wurde. Sie sind die wahren Nachfolger des Herrn, in denen er selbst leidet und stirbt, die Nachfolger der wahren Liebe (wie schon Polykarp sagte). Dass man doch auch heute und hier sagen könne, was einst der große Origenes in seiner Gemeinde sagte: „Ich zweifle nicht, daß es in dieser Gemeinde eine Anzahl von Christen gibt – Gott allein kennt sie -, die vor ihm nach dem Zeugnis ihres Gewissens schon Märtyrer sind, die bereit sind, sobald man es von ihnen verlangt, ihr Blut für Christus zu vergießen. Ich zweifle nicht, dass unter uns solche sind, die ihr Kreuz schon auf sich genommen haben und ihm folgen.“77
Heute ergeht durch das Zeugnis Franz Jägerstätters der Ruf an uns in die Ernsthaftigkeit des Lebens und des Glaubens, ein Ruf in die alltägliche Nachfolge Jesu in der Bildung des eigenen Gewissens. Dazu schenke er uns auf die Fürbitte seines Dieners Franz Jägerstätters seine Gnade.

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1 Der vorliegende Text möchte den Vortragscharakter nicht verschleiern. Aus diesem Grunde mögen sich auch die Leserinnen angesprochen fühlen. Es ist vielleicht die einzig Weise, wenn Leben mit Leben kommuniziert, und wie Newman es in seinem Kardinalsmotto ausdrückt, das Herz zum Herzen spricht, oder es wenigstens versucht: Cor ad cor loquitur. Die wesentlichen Quellen für diesen Vortrag bilden: Putz, E., Franz Jägerstätter. „… besser die Hände als der Wille gefesselt…“. Linz-Wien 1985; Jägerstätter, F., Franz Jägerstätter: Gefängnisbriefe und Aufzeichnungen. Hg. Erna Putz. Linz-Wien 1987.

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2 Zur Theologie des Todes. Exkurs: Über das Martyrium, in: Rahner, K., Sämtliche Werke. Bd. 9. Maria, Mutter des Herrn. Mariologische Schriften. Bearbeitet von Regina Pacis Meyer. Freiburg-Basel-Wien 2004, 418-441, hier 418.

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3 Daher gilt Dank jenen, die diese Erinnerung bis heute wesentlich getragen haben. Es liegt mir am Herzen, wenigstens einige Personen ausdrücklich zu nennen: die Seele der jährlichen Erinnerungstage in Ostermiething, Frau Dr. Erna Putz, Bischof Schwarz, dem derzeitigen Bischof der Diözese Linz und seinem Vorgänger Maximilian Aichern, der den Seligsprechungsprozess aufnahm, dem Postulator meinem Heimatbischof Manfred; und – last but not least – der Familie von Franz Jägerstätter, vor allem seiner Frau, Franziska Jägerstätter. Es ist mir nicht möglich diesen Text zu veröffentlichen, ohne mich vor Ihr zu verneigen. Wie Tradition entsteht und wie sein Leben fast weltweit andere Leben bewegt, bezeugen Briefe, die an Frau Jägerstätter zum 90. Geburtstag geschrieben worden sind (Erna Putz – Manfred Scheuer [Hg.], Wir haben einander gestärkt. Briefe an Franziska Jägerstätter zum 90. Geburtstag. Linz 2003). Auch dass sein Grab in Erinnerung behalten worden ist, obwohl nichts an ihn erinnern durfte, zeigt uns, wie sehr sein Leben noch über den Tod hinaus dem urkirchlichen Martyrium gleicht.

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4 Durch den Gefängnisseelsorger, Pfarrer Kreutzberg, kannte er das Schicksal des jungen Priesters. Er fühlte sich innerlich gestärkt in seiner einsamen Entscheidung, da er nicht der erste und auch kaum der letzte sei (Jägerstätter, Gefängnisbriefe 72). In einem Brief des Pfarrers an seine Frau vom 18.2.1946 heißt es: „Ich habe kaum einen glücklicheren Menschen gesehen im Gefängnis als Ihren Mann nach den wenigen Worte über Franz Reinisch“ (ebd., 233).

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5 Hilfreich war sicherlich der Fernsehfilm von Axel Corti: Der Fall Jägerstätter (1971). Da ich mich mit der NS-Geschichte schon als Jugendlicher sehr beschäftigte, und ich besonders die Kriegserzählungen meines Vaters aufarbeiten musste, waren mir andere Schicksale sehr bedeutsam.

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6 Zu Beginn des Studiums wurde mir ein Büchlein wichtig, dass die letzten Briefe vieler Personen, die während dieser Zeit hingerichtet wurden: Helmut Gollwitzer, Käthe Kuhn, Reinhold Schneider (Hg.), Du hast mich heimgesucht bei Nacht. Abschiedsbriefe und Aufzeichnungen des Widerstandes 1933 bis 1945. München 1954 (Taschenbuch 51977).

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7 Kritisch betrachtet dürfte dies so nicht zutreffen. Während der Tage in Ostermiething habe ich erfahren, wie viele Priester gerade im Innviertel durch die Nazis verhaftet und getötet wurden. Es wäre an der Zeit, alle diese Geschichten ins allgemeine Gedächtnis zurückzurufen.

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8 Siehe: http://www.gdw-berlin.de

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9 Gewiss hatte Österreich eine andere, verschiedene Geschichte. Es wäre längst an der Zeit, nicht nur einen Militärstandort, sondern vielleicht sogar die Adresse des Verteidigungsministeriums mit einer Erinnerung an einen dieser Menschen zu benennen. Es scheint mir in der Kritik an Jägerstätter vielfach übersehen worden zu sein, dass er ein überzeugter Österreicher war, der sich durch 1938 dieses Land nicht nehmen ließ.

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10 Es wäre daher an der Zeit, die Theologie der Menschen im Widerstand herauszuarbeiten. Nicht nur am Beispiel Franz Jägerstätters könnte gelernt werden, was eine wirkliche Laientheologie ist: in welcher Lebenswelt sie wurzelt, welche Referenzen sie bevorzugt und wie sie ihre Erkenntnisse ausdrückt und realisiert. Einen ersten Ansatz werde ich unten in Kapitel zwei versuchen.

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11 Siehe z.B.: Moll, Helmut, Die katholischen deutschen Martyrer des 20. Jahrhunderts. Ein Verzeichnis. Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Paderborn u.a. 1999.

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12 Girards Analyse der Mimesis kann auf die scheinbar irrationale Nachahmung der Selbsttötung ein Licht werfen. Seine Analytik der christlichen Begriffsbestimmung des Martyriums im Kontext der gesellschaftlichen Sündbockstruktur im antiken Rom sieht deutlich die Anerkennung des unschuldig Verfolgten. Damit wird das Phänomen des unschuldig Verfolgten nach Girard nicht erstmals erkannt. Sokrates, Antigone und andere sprechen für sich. Doch diese Erkenntnis hatte nur punktuelle Bedeutung, keine weitere Bedeutung für das allgemeinen Bewusstsein. Mit dem christlichen Martyrium wird die Gesellschaft als Ganze betroffen, weil z.B. die mimetischen Implikationen der Alltagssprache ins Bewusstsein dringen. Girard verweist auf den Terminus „persequire“, der im frühen Latein die Verfolgung durch die Behörden meinte, ohne Wertimplikation. Jetzt aber hat „Verfolgung“ einen klaren Klang. Die die Kanonisierung der Märtyrer kann deshalb nicht als Sakralisierung interpretiert werden, auch wenn Elemente des primitiven Heiligen in der Legendenbildung mitspielen. Die scheinbar paradoxe Struktur des Martyriums gleicht der Passio Christi, die den mythologischen Vorgang wiederholen muss, um „ihn so ans Licht zu bringen und grundlegend umzustürzen“ (Girard, R., Der Sündenbock. Zürich 1988, 283).

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13 Raghad Saddam, zitiert nach: Tiroler Tageszeitung vom 2.1.2007, S. 9.

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14 Weil dieses Kriterium vom wahren Märtyrers zunächst gelebt und dann erst bedacht, haben wir hier ein Musterbeispiel gelebter Theologie vor uns.

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15 Dieser Sprachgebrauch ist im Neuen Testament und in der frühchristlichen Tradition bis einschließlich Justin dem Martyrer oder Ignatius von Antiochien zu finden. Aus der Fülle der Literatur zum altchristlichen Martyrium, die in den letzten Jahren eher zugenommen hat, darf ich verweisen auf: Baumeister, Theofried, Genese und Entfaltung der altkirchlichen Theologie des Martyriums. Traditio Christiana VIII. Bern u.a. 1991; Brox, N., Zeuge und Märtyrer. Untersuchungen zur frühchristlichen Zeugnisterminologie. StANT 5. München 1961; Campenhausen, Hans Freiherr von, Die Idee des Martyriums in der alten Kirche. Göttingen 1936 (21964); Frend, W. H.C., Martyrdom and Persecution in the Early Church. A Study of Conflict from the Maccabees to Donatus. Oxford 1965; Klauser, Th., Christlicher Märtyrerkult, heidnischer Heroenkult und die spätjüdische Heiligenverehrung, Köln 1969; Schwemmer, Anna M., Prophet, Zeuge und Märtyrer. Zur Entstehung des Märtyrerbegriffs im frühen Christentum, in: Zeitschrift für Theologie und Kirche 96 (1999) 320-350; Vittinghoff, Friedrich, Christianus sum. Das „Verbrechen“ von Außenseitern der römischen Gesellschaft, in: Historia 33 (1984) 331-357. Als Überblick: Gerlitz, Kanarfogel, Slusser, Christen, Martyrium I-III., in: TRE 22 (1992), 196-220.

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16 Daher erweitert der Begriff die klassischen Zeugnisbegriffe wie: Apostel, Evangelist, Theologe, Prophet. Der frühere Wortgebrauch könnte heute mit dem Terminus „BekennerIn“ wiedergegeben werden. Es ist bemerkenswert, dass der Begriff in dieser Form als ‚Fremdwort’ in alle europäischen Sprachen rezipiert worden ist. Von hier aus findet es auch seinen Weg in den allgemeinen Sprachgebrauch heute. Deshalb könnte man von einer Univeralisierung der biblischen Tradition sprechen. Wenn dabei noch beachtet wird, wie selbstverständlich gegen jede religionsgeschichtliche Plausiblität der Maxime der späten Lehrverkündigung von Papst Johannes Paul II. zugestimmt wird, dass Gewalt kein Name Gottes sein könne, wäre es vielleicht berechtigt, von einer Jesuanisierung der Gottesgeschichte zu sprechen. Zumindest wäre der unausdrücklichen Wirkungsgeschichte des Evangeliums nicht nur im säkularen Kontext, sondern auch im ausdrücklich religiösen eingehender nachzugehen.
Aus diesem Grund empfiehlt es sich nicht, den Begriff „Martyrium“ für einen allgemeinen Bekenntnisvorgang zu verwenden (z.B. Religionsunterricht als Martyrium). Die Bezeichnung eines der Grundvollzüge der Kirche als „Martyria“ wird vor diesem Missverständnis allein durch die ausdrücklich fremdsprachliche Sprechweise geschützt.

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17 Hier kann nicht die Frage diskutiert werden, ob – wie bisweilen mit guten Gründen gesagt – die Shoah als jüdisches Martyrium anzusehen sei.

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18 Siehe: Bärsch, C.-E., Die politische Religion des Nationalsozialismus. Die die religiösen Dimensionen der NS-Ideologie in den Schriften von Dietrich Eckart, Joseph Goebbels, Alfred Rosenberg und Adolf Hitler. München 22002.

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19 Darauf hat die offizielle Begründung des Martyriums durch die Kongregation dadurch hingewiesen, als sie von der antichristlichen Haltung eines neoheidnischen Staates spricht.

38
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20 Siehe: Buschmann, G., Das Martyrium des Polykarp. Kommentar zu den Apostolischen Vätern 6. Göttingen 1998. Den Text zitiere ich im Haupttext mit der entsprechenden Abkürzung (MartPol).

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21 In seinem Brief fordert Polykarp ausdrücklich dazu auf, für die Könige, Machthaber und Fürsten, selbst für jene, die Christen verfolgen und hassen, zu beten (Bauer, J. B., Die Polykarpbriefe. Kommentar zu den Apostolischen Vätern. Göttingen 1995, 69 (Kap XII). An anderer Stelle führt Polykarp ausdrücklich für diese Haltung die Mahnung der Bergpredigt an (ebd., 42, Kap. II.).

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22 Andererseits wird daraus auch der ‚tolerante’ Umgang mit den Schwachen in der Großkirche verständlich; also mit mit jenen, die während der Verfolgungszeit nicht standhaft geblieben sind.

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23 Buschmann, a.a.O., 56 sieht darin die antimontanistische Tendenz des Textes.

42
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24 MartPol 14, 1-3. Buschmann vertritt die These, das sich in diesem Gebet die Tradition des jüdischen Dankopfergebets in ein eucharistisches Märtyrergedächtnisgebet der frühchristlichen kleinasiatischen Gemeinden gewandelt habe (ebd., 226-257).

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25 Buschmann, a.a.O., 222.

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26 Es ist vielleicht überinterpretiert, aber mir ist aufgefallen, dass der Chor der kleinen Kirche in St. Radegund mit Glasfenster ausgestattet ist, die frühchristliche Märtyrer zeigen. Auch die Pietà und die Madonna, mit dem Schwert im Herzen, sind dargestellt.

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27 Die offizielle Erklärung des Martyriums klärt auf diesem Hintergrund die Frage, ob Franz Jägerstätter tatsächlich für den Glauben gestorben sei.

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28 Die Einberufung erging nicht auf seine Initiative. Ebenso ist der Entschluss nicht von vornherein unerschütterlich gewesen, sondern hat sich in und nach der ersten Wehrzeit herausgebildet. Das Fluchtmotiv kommt im Kontext der Zeit natürlich nicht in Frage.

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29 Jägerstätter, Gefängnisbriefe 75.

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30 Ebd., 63.

49
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31 Ebd., 74.

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32 Ebd., 184.

51
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33 Ebd., 115.

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34 Ebd., 206; bzw. das Böse nicht mit Bösen vergelten (ebd., 142).

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35 Ebd., 116.

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36 Vor allem in seinem Abschiedsbrief (ebd., 59).

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37 Jägerstätter, Gefängnisbriefe 96.

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38 Jägerstätter, Gefängnisbriefe 48 (auch 59f, 65). Seine Frau ermahnt er sogar, nicht zu zürnen (ebd., 25). Dass er dabei eine wirkliche Vergebung meint und keine Strategie zeigt seine Auslegung der Vater Unser-Bitte (ebd., 115f).

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39 Viele Vorwürfe an ihn, übersehen diese Bitte und kehren sie faktisch dadurch um, als sie in Jägerstätters Tat einen Vorwurf an sie selbst oder eine Verurteilung ihres Lebens sehen. Darin zeigt sich auf der einen Seite die Unauslöschlichkeit der Kriegserfahrung, auf der anderen Seite aber auch jene psychologische Charakterisierung dieser Generation, die das Ehepaar Mitscherlich als die Unfähigkeit zu trauern, bezeichnet hat (Mitscherlich, Alexander und Margarete, Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens [1967]. München 182004).

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40 Jägerstätter, Gefängnisbriefe 64.

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41 Ebd., 74.

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42 Putz, Franz Jägerstätter 178.

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43 Kant, I., Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, in: Kant, I., Akademie-Ausgabe, Bd. VIII. Berlin 1968, 33-42. Kant definiert Aufklärung als Weg aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit (35), die er vor allem in Religionssachen ansiedelt (ebd., 41).

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44 Jägerstätter, Gefängnisbriefe 161.

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45 Und er fügt hinzu: „Gottes Recht bricht Menschenrecht“ (ebd., 191).

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46 Ebd., 191.

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47 Siehe die Zusammenfassung seiner Analysen bei: Putz, Franz Jägerstätter 136-139.

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48 Ebd., 100.

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49 Siehe die Zusammenfassung seiner Analysen bei: Prutz, Franz Jägerstätter 130. Im Vergleich die Sicht der kirchlichen Autorität hierzu: ebd., 147-175.

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50 Zunächst hält er fest, dass die Ziel des Regimes klar und verständlich verkündet worden sind (Jägerstätter, Gefängnisbriefe 139), dann schreibt er: „An der Diebesbeute wollen wir uns zwar fast alle ergötzen, die Verantwortung über das ganze Geschehen wollen wir nur einem in die Schuhe schieben“ (ebd., 140).

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51 Ausführlich dazu meine Studie: Wahrheit, Gewissen und Geschichte. Eine systematisch-theologische Rekonstruktion des Wirkens John Henry Kardinal Newmans. Internationale-Cardinal-Newman-Studien, Folge XV. Hg. Heinrich Fries u. Günter Biemer. Sigmaringendorf: regio Verlag Glock und Lutz 1996.

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52 Zu diesem Begriff siehe: Wandinger, N., Zur Rede von einer ‚impliziten Theologie’. Versuch einer Begriffsklärung, in: Drexler, Christoph - Scharer, Matthias (Hrsg.): An Grenzen lernen. Neue Wege in der theologischen Didaktik. Mainz a. Rhein: Matthias-Grünewald-Verlag (= Kommunikative Theologie 6), 189-212.

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53 Wie Jägerstätter schreibt Newman, dass er niemandem absoluten Gehorsam leisten würde; das würde die Grenzen der Sittlichkeit überschreiten (Newman, J.H., Polemische Schriften. Abhandlungen zu Fragen der Zeit und der Glaubenslehre. Mainz 1959,157.

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54 Dies fordert die Abkehr vom Namenschristentum (Jägerstätter, Gefängnisbriefe 195).

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55 Ebd., 185.

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56 Für mich bedeutet dieser Begriff, dass damit nicht gemeint sein muss, dass ein Krieg gerecht und daher irgendwie gut sei, sondern dass er, auch als kleineres Übel, rechtfertigbar ist.

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57 Hier räumt er ein mögliches Verteidigungsrecht ein (Jägerstätter, Gefängnisbriefe 167, 180).

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58 Unter „Loci“ versteht man Ort, die für die theologische Wahrheitsfindung von Bedeutung, ja notwendig sind. „Loci“ sind Instanzen mit denen ein Gespräch geführt werden kann, auf die zu hören ist, die aber in ihrer Wahrheitskraft die eigene Überzeugung bilden, nicht ersetzen.

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59 Im Austausch mit Rudolf Mayer wird auch eine Heiligenbiographie über Thoma Morus erwähnt (Prutz, Franz Jägerstätter 110). Auf die frühen Märtyrer verweist er im unmittelbaren Vergleich mit seiner eigenen Situation. War ihre Vergehen (Verweigerung des Weihrauches) nicht viel geringer als seine Aussicht, an einem Raub- und Mordzug sich zu beteiligen? (siehe: Jägerstätter, Gefängnisbriefe 179f; allgemein zu Heiligen als Vorbild: ebd., 76).

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60 Jägerstätter, Gefängnisbriefe 177-183.

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61 Den Bischof nimmt er in Schutz (ebd., 147).

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62 Ebd., 120.

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63 Prutz, ebd., 118f.

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64 Ebd., 37.

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65 Ebd., 59f.

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66 Über Zeit und Ewigkeit macht er sich Gedanken (ebd., 36), schreibt eine kleine Eschatologie (ebd., 99-120) und es finden sich einige Gedanken zum Tod (ebd., 171f).

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67 Siehe: Ebd., 164f.

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68 Ebd., 66f.

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69 Jägerstätter, Gefängnisbriefe 143.

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70 Ebd., 28f.

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71 Ein Ausdruck, den er selber verwendete in seiner Einsamkeit (siehe: Prutz, Franz Jägerstätter 178).

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72 Den Text aus Offb 3,16 zitiert er öfters (Jägerstätter, Gefängnisbriefe 142, 171).

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73 Siehe, ebd., 144-147.

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74 Ebd., 204.

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75 Ebd., 162.

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76 Zitiert nach: Biemer, G., Holmes, D., Leben als Ringen um die Wahrheit. Mainz 1984, 261.

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77 Rahner, Anm. 1., 440. Das Zitat von Origenes: Hom. In Num. 10, 2; GCSB 30, 72, 21-24).

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