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Inama Markus: Requiem für P. Hermann Zeller SJ
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Requiem für P. Hermann Zeller SJ

Autor:Inama Markus
Veröffentlichung:
Kategoriefak
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2014-12-16

Inhalt

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Requiem für P. Hermann Zeller SJ

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Num 6,22-27 (Neujahr)

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Evangelium: Mt 13,44-46

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Einleitung

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P. Zeller hat sich immer sorgfältig auf Gottesdienste vorbereitet. Die letzten Predigtunter­lagen, die ich in seinem Ordner gefunden habe, stammen aus dem Jahr 2010. Die Klarheit seiner Predigten erzeugt bei mir einen gewissen Erwartungsdruck. Ich hoffe, lieber Pater Zeller, dass ich Ihr hohes Niveau halten kann.

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1. Hundert Jahre

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Vor zwei Jahren hat P. Zeller einen Fragebogen zum Thema Gesundheit – mit speziellem Fokus auf die Gruppe der Ordensleute – ausgefüllt. Ich denke, dass er mit seiner Teilnahme an dieser Umfrage das Ergebnis, was zum Beispiel Lebenserwartung oder Lebensqualität betrifft, um einige Prozentpunkte nach oben geschraubt hat.

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Eine Frage lautete, was wünschen Sie sich für die Zukunft?

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Er antwortete: Ich würde gerne 100 Jahre alt werden.

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Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt. Die Zahl hundert steht für ein reiches Leben. Es ist etwas Besonderes, einen Menschen zu kennen, dessen Schatz an Erlebnissen hundert Jahre umfasst.

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2. Herkunft

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Die Eltern von P. Zeller kamen aus Bayern, übersiedelten aber vor seiner Geburt nach Berlin. Seine Mutter hieß Aloysia und sein Vater Franz Xaver. Rückblickend meinte P. Zeller, dass die jesuitischen Namenspatrone seiner Eltern, der Hl. Aloisius Gonzaga und der Hl. Franz-Xaver, eine der „göttlichen Aufmerksamkeiten“ auf seinem Weg waren.

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In einem Interview wurde er gefragt, ob der Ordenseintritt, der zu seiner Zeit mit dem endgültigen Abschied vom Elternhaus gleichzusetzen war, nicht als unmenschlich empfunden wurde. Er antwortete zunächst differenzierend:

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„Das hängt davon ab, wie viel Radikalität der im Evangelium geforderten Jüngerschaft einer Generation zumutbar ist. Die Gegenwart ist hierin sensibler als die Antike und das Mittelalter.“

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Dann erzählte er ein Erlebnis aus seinen ersten Ordensjahren:

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„Dass unsere Ordensdisziplin keineswegs unmenschlich ist, habe ich sehr bald erfahren. Im Dezember 1932, noch in meinem ersten Noviziatsjahr, war mein Vater überfallen, beraubt und entführt worden. Der Orden schickte mich sogleich nach Berlin, um meiner hilflosen Mutter beizustehen, und überbrückte mit großzügiger Hilfe die Notzeit bis zur Rückkehr und Gesundung des Vaters. Meine Berufung und sein Einverständnis wurden durch diese Erfahrung nur noch fester.“

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3. Geradlinigkeit in seiner Berufung

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Bei einem Austausch in der Jesuitenkommunität hat P. Zeller einmal gesagt, dass er nie an seiner Berufung zum Ordensleben gezweifelt hat. Für mich hatte damals diese Klarheit und Geradlinigkeit auch etwas Provozierendes.

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Seine Entscheidung, Jesuit zu werden, ist in einem kämpferischen Klima gereift. 1930, also mit 15 Jahren, wurde er als Oberstufler Mitglied einer Jugendgruppierung, dem Bund „Neudeutschland“. Diese katholische Gruppe war ein Gegenpol zur Strömung des Nationalsozialismus und wurde daher von den Nationalsozialisten mehr und mehr bekämpft.

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Die Gesellschaft Jesu sah in dieser Jugendbewegung ein wichtiges Aufgabenfeld. Angesehene Jesuiten wurden in die Jugendarbeit geschickt. In seinen biografischen Notizen erwähnt P. Zeller seine Exerzitien bei P. Esch, einem der Gründer der Jugendbewegung. Im Rahmen der Exerzitien meditierte er über Johannes als den Wegbereiter Jesu. Diese Betrachtungen veränderten den Blick auf sein eigenes Leben. Nach der Matura traf er die Entscheidung, in die Gesellschaft Jesu einzutreten.

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Der Ausbildungsweg im Orden war auf Grund des Krieges mit vielen Ortsveränderungen verbunden und wurde durch seine Einberufung zur Wehrmacht, aus der er nach zwei Jahren wieder entlassen wurde, unterbrochen. Es ist heute wahrscheinlich schwer nachzuvoll­ziehen, was es bedeutet, in so einer Zeit sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

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Unmittelbar nach dem letzten Ausbildungsabschnitt, dem Terziat, kam P. Zeller nach Innsbruck, wo er dann auch blieb.

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P. Zeller war im Jesuitenkolleg für seine Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit bekannt. Bis heute profitieren wir davon, speziell was seine Arbeit in der bibliothek betrifft.

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4. Spielerisch vertrauen

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Im vergangenen Jahr erzählte mir P. Zeller eine Geschichte aus seiner frühen Kindheit:

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Seine Eltern machten mit ihm einen langen Spaziergang an der Ostsee. Er war fasziniert von der Umgebung und er begann am Ufer zu spielen. Als er nach einiger Zeit aufblickte, bemerkte er, dass seine Eltern verschwunden waren. Hermann war zuerst beunruhigt. Irgendjemand sagte ihm, dass die Eltern ihn suchen und sicher bald zurückkommen werden. Und er hat weiter gespielt und darauf vertraut, dass ihn seine Eltern finden werden.

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Es ist nicht ungewöhnlich, dass am Lebensende frühe Kindheitserinnerungen auftauchen. Darüber hinaus ist für mich dieses Erlebnis aber ein Bild für sein spielerisches Vertrauen. Ich denke, dass seine Geradlinigkeit immer von einer Freude am Schönen getragen war.

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In einem Interview, das er 2004 einem Mitbruder gegeben hat, meinte er: „Mein Lebens­gefühl ist Dankbarkeit.“

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Die Freude und die Dankbarkeit über den Schatz oder die besonders wertvolle Perle spürte er tief drinnen in seinem Herzen. Und diese Freude wuchs, je länger er lebte.

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Mitbrüder, die ihn über einen längeren Zeitraum kannten, sagten, dass er mit den Jahren immer entspannter und humorvoller wurde.

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5. Schluss

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Anfang Oktober haben wir anlässlich des 100. Geburtstags im Sanatorium Hochrum eine Messe gefeiert, bei der P. Zeller konzelebrierte. Anschließend an den Gottesdienst hielt er eine kurze Rede, mit der er uns überraschte.

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„Seien wir dankbar, dass Gott sich bemüht hat, uns zusammenzubringen. Es war nicht einfach.“

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Sein letztes Wort war eine Ermutigung:

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„Gott in dieser Welt zu verkörpern, ist eine dankbare und manchmal auch eine schwere Aufgabe. – Auf, es geht los!“

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Lieber P. Zeller ich möchte mit einem Wort schließen, bei dem ich mir denke, es könnte auch aus Ihrer Feder stammen:

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„Wenn die Zeit unseres eigenen Sonnenuntergangs gekommen ist, wird das, was wir erreicht haben, nicht so wichtig sein. Aber die Lauterkeit und die Hingabe, mit der wir geliebt haben, werden kraftvoll vom großen Geschenk des Lebens sprechen, das wir füreinander waren.“ – Amen

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