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Rückblick – Universität Innsbruck
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Rückblick

Tagung „Religion.Macht.Strukturen.Missbrauch“ // 80. Geburtstag von P. Hans Goller SJ // Fakultätsklausur in St. Michael // Theologische Sommertage 2022 // Workshop „Nomen est Omen“ // Aquinas Lecture 2022

Tagung „Religion.Macht.Strukturen.Missbrauch“

Referent*innen der TagungAm 17. und 18. Oktober 2022 trafen sich zahlreiche Interessierte im Kaiser-Leopold-Saal zu einer hochaktuellen öffentlichen Tagung des Forschungszentrums „Synagoge und Kirchen“. Unter dem Titel „Religion.Macht.Strukturen.Missbrauch“ widmeten sich acht Referentinnen und Referenten unterschiedlichen Fragen zu Machtkonstellationen und Machtmissbrauch in der katholischen Kirche sowie in anderen religiösen und gesellschaftlichen Zusammenhängen.

Zu zwei Referaten aus dem Forschungszentrum „Synagoge und Kirchen“ (von Ursula Schattner-Rieser und Wilhelm Rees) und zwei aus der Fakultät (von Nicole Bauer und Gertraud Ladner) traten vier externe Stimmen von Claudia Lücking-Michel, Martin Pusch, Doris Reisinger und Angelika Ritter-Grepl, die allesamt an führenden Stellen in laufenden Diskussionsprozessen beteiligt sind, nicht zuletzt auch im Zusammenhang des „Synodalen Wegs“ der katholischen Kirche in Deutschland.

Die Tagungsbeiträge werden in einem Sammelband publiziert, gemeinsam mit Beiträgen, die schon im Vorfeld in den monatlichen Arbeitstreffen des Forschungszentrums vorgestellt und diskutiert wurden.

Mit dieser hochkarätig besetzten Tagung endete ein einjähriger thematischer Fokus des Forschungszentrums „Synagoge und Kirchen“, das sich schon seit vielen Jahren in unterschiedlichen Arbeitsphasen jeweils neue inhaltliche Schwerpunkte setzt. Die Tagung machte zugleich deutlich, dass die kritische Betrachtung von Machtkonstellationen in religiösen Zusammenhängen nicht abgeschlossen werden darf, sondern intensiv weitergeführt werden muss. (Liborius Lumma)

„Wo sich Psychiatrie und Philosophie begegnen“ –
Festvortrag zum 80. Geburtstag von Hans Goller SJ

Prof. Marksteiner bei seinem VortragAm 5. Oktober 2022 beging das Institut für Christliche Philosophie den 80. Geburtstag von P. Hans Goller SJ mit einem Festvortrag des Leiters der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie des Landeskrankenhauses Hall. Primar Josef Marksteiner gewährte nicht nur einen beeindruckenden Einblick in die neuesten Entwicklungen in seinen wissenschaftlichen Disziplinen, sondern auch in die konkrete Praxis der Psychotherapie und Psychiatrie. Besonderes Anliegen war ihm die Herstellung von Querverbindungen zu philosophischen Fragen, etwa bezüglich der leib-seelischen Einheit des Menschen. Damit würdigte er das Wirken von P. Goller, dem es ja in seiner langjährigen Tätigkeit als Psychotherapeut und Philosophieprofessor genau um diese Schnittstelle zwischen Praxis und theoretischer Forschung ging.

Goller ist nicht nur anerkannter Forscher und Autor zahlreicher gut rezipierter Werke zu psychologie und „Philosophischer Anthropologie“. Er war Leiter des Instituts für Christliche Philosophie, davor Rektor der Philosophischen Hochschule der Jesuiten in München. Als Lehrender war er auch an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Brixen tätig.

Die große Zahl der Teilnehmer*innen an der festlichen Veranstaltung sowie am anschließenden Buffet zeigt die Beliebtheit des „Geburtstagskindes“ und die bleibende Resonanz seines Wirkens. An Institut und Fakultät dürfen wir jedenfalls sehr dankbar sein und P. Goller noch viele gesunde Jahre wünschen. (Christian Kanzian)

Wo steht die Fakultät?

Maria Juen, Christian Kanzian, Daniel WehingerProfildiskussionen sind in jeder Organisation eine immer wiederkehrende Notwendigkeit, gefühlt reißen sie eigentlich gar nie ab. Das ist letztlich auch gut so, vermögen publizierte Texte doch niemals die Dynamik einer lebendigen Gemeinschaft abzubilden, aus der Menschen ausscheiden, zu der neue hinzukommen und die auf sich stets ändernde Umfeldbedingungen zu reagieren hat. Im Zeichen einer solch kontinuierlichen Selbstvergewisserung stand die Klausur der Fakultät am 27. und 28. September 2022 im Bildungshaus St. Michael.

Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie setzten wir uns in so großer Zahl und Ausführlichkeit zusammen. 30 Personen aus allen Kurien (Studierende, nichtwissenschaftliches Personal, Lehrende) beschäftigten sich schwerpunktmäßig mit zwei großen Themen, die beide von der großen Herausforderung betroffen sind, dass es uns immer schwerer gelingt, unsere Studierendenzahl zu halten, geschweige denn zu steigern.

Die zentralen Fragestellungen lauteten: 1) Wofür wollen wir in Universität, Kirche und in der Gesamtgesellschaft stehen und gelingt es uns, das auch gut nach außen zu kommunizieren? 2) Können wir neue Studienangebote entwickeln, die auch für Personen von Interesse sind, die ihre berufliche Zukunft nicht im klassischen Bereich der Theologie sehen. Beide Fragen wurden in ausgesprochen konstruktiver Weise diskutiert, wenngleich natürlich nicht abschließend beantwortet. Jedenfalls wurden Prozesse initiiert, durch die wir uns – so hoffen wir – ein noch klareres und weiterhin attraktives Profil in Forschung und Lehre geben können.

Bei meinem Amtsantritt als Dekan vor eineinhalb Jahren habe ich davon gesprochen, dass ich Theologie und Philosophie als gesellschaftsrelevante Wissenschaften sehe, die an das rühren, was uns als Einzelne und als Gemeinschaft im Innersten berührt und betrifft. Für die Theologie erfordert das eine stabile und immer wieder selbstkritisch reflektierte Verbindung von Weltoffenheit und Glaubensverankerung, von gelebter und durchdachter Weltanschauung. Dass wir dabei über ein potentes philosophisches Institut verfügen, das unsere Reflexionsfähigkeit schärfen kann, ist ein besonderer Glücksfall. Im Rahmen unserer Klausur wurde die angesprochene Verbindung unter dem Stichwort Spiritualität diskutiert. Zugegebenermaßen handelt es sich dabei um einen sehr breit interpretierbaren Begriff, der aber doch auch für eine weit verbreitete Sehnsucht steht, an der Universität nicht nur berufliche Ausbildung und die Bereitstellung von Wissen zu erhalten. Wir sind davon überzeugt, dass die Katholisch-Theologische Fakultät Innsbruck gerade mit ihrer jesuitischen Tradition Wissenschaft zu bieten hat, die im Leben verankert ist und bei der Gestaltung des individuellen wie des gesellschaftlichen Lebens hilfreich und orientierend sein kann. Es geht dabei um die ausgewogene Verknüpfung von Information, Formation (Persönlichkeitsbildung) und gesellschaftlicher Transformation.

Was die Erarbeitung möglicher neuer Studienangebote mit interdisziplinärer Ausrichtung betrifft, wurden spannende und durchaus zukunftsweisende Ideen zusammengetragen. Da es sich dabei jedoch bislang um „ungelegte Eier“ handelt, werden wir darüber zu gegebener Zeit berichten. (Wilhelm Guggenberger)

Innsbrucker Theologische Sommertage 2022:
„Wofür es sich zu leben lohnt“

Referent*innen bei den SommertagenEthik und Spiritualität: Das waren die thematischen Schwerpunkte der Innsbrucker Theologischen Sommertage, die vom 5. bis 6. September 2022 im Madonnensaal der Theologischen Fakultät stattgefunden haben. Das Interesse an Spiritualität ist in letzter Zeit enorm gewachsen. Was ist aber mit „Spiritualität“ genau gemeint? Welche Formen kann das spirituelle Leben einnehmen, und wie spiegelt sich die Spiritualität in der Lebenspraxis wider? Hilft uns der spirituelle Weg bzw. hilft uns der Bezug zu einer Transzendenz, zu besseren Menschen zu werden und besser, rechter zu handeln? Im ersten Johannes Brief steht: Wenn jemand behauptet, ich liebe Gott, aber seinen Bruder oder seine Schwester hasst, dann ist er ein Lügner. Hier wird ein klarer Bezug zwischen Spiritualität und Ethik hergestellt: Man könne nicht Gott genuin lieben und die eigenen Geschwister hassen. Gottesliebe habe unmittelbare ethische Auswirkungen oder Konsequenzen. Vom spirituellen Fortschritt könne man nur dann sprechen, wenn es auch einen ethischen Fortschritt gibt. Welche Rolle spielt aber genau die Spiritualität für die Ethik? Hat Spiritualität einen besonderen Wert oder eine besondere Rolle in einer christlichen Ethik? Und wie hilft uns Spiritualität, ein Leben zu führen, das gelungen, und sinnvoll ist? Diese und viele andere Themen sind behandelt worden und haben zu spannenden Diskussionen mit dem Publikum geführt.

Wer die Sommertage verpasst hat, hat die Möglichkeit, sich die Vorträge anzuhören: Diese werden im Rahmen der Sendereihe „Sonntagsakademie“ von Radio Grüne Welle ausgestrahlt und sind für mehrere Wochen in dessen Audiothek verfügbar. (Federica Malfatti)

Workshop „Nomen est Omen“ 

Bischof Hermann GlettlerPastoralassistent*innen gibt es in Österreich seit vielen Jahren und doch stellt sich nach wie vor die Frage: Ist der Name Programm? Pastoralassistent*innen sind mehr als bezahlte Ehrenamtliche. Sie arbeiten in unterschiedlichen pastoralen Bereichen mit sehr unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben. Angesichts immer wieder aufbrechender Anfragen und einem eklatanten Mangel an Nachwuchs widmete sich am 7. und 8. Juli 2022 ein Workshop an der Katholisch-Theologischen Fakultät der spezifischen (kirchenrechtliche, ekklesiologische und pastorale) Stellung dieser Berufsgruppe.

Ziel des Workshops war es, durch methodisch abwechslungsreiches Programm in die Problematik eines unscharfen Berufsbildes in einer sich immer stärker ausdifferenzierenden Gesellschaft einzuführen und mögliche Schritte für die Zukunft zu konkretisieren. Neben inhaltlichen Impulsen konnten die rund sechzig teilnehmenden Pastoralassistent*innen, Ausbildenden, Entscheider*innen und Universitätstheolog*innen über das Gehörte ins Gespräch kommen und die Möglichkeiten, Freiheiten, aber auch Herausforderungen der gegenwärtigen Situation von Pastoralassistent*innen diskutieren. Unterbrechungen entstanden immer wieder durch einen Blick auf die kreative Perspektive von Nicolas Bleck, der den Workshop durch Graphic Recording begleitete, sowie durch Einwürfe der drei Prozessbeobachter*innen Fredy Bihler (Schweiz), Monika Tremel und Konstantin Bischoff (Deutschland).

Obwohl die Formulierung konkreter weiterführender Schritte ausblieb, wurden die einzelnen Gruppen dazu angeregt, eine Selbstverpflichtung zu formulieren und das Thema mit ins nächste Dienstjahr zu nehmen. Insgesamt zeichnete sich der Workshop durch ein Bewusstsein dafür aus, dass es keine schnelle Lösung für die gegenwärtigen Herausforderungen gibt, dass die unterschiedlichen Gruppen in diesen Fragen aber miteinander auf einem Weg bleiben, den sie gemeinsam gestalten wollen. (Paulina Pieper)

Aquinas Lecture 2022: Ein gutes Leben –
Edmund Runggaldier SJ zum 75. Geburtstag

P. Edmund Runggaldier  SJZur Feier des 75. Geburtstags von P. Edmund Runggaldier SJ veranstaltete das Institut für Christliche Philosophie am 29. Juni 2022 einen philosophischen Workshop mit anschließendem Festakt zum Thema „Ein gutes Leben“. Bei beiden Teilen durften wir eine große Zahl an Teilnehmer*innen, sowohl präsent als auch im virtuellen Tagungsraum, begrüßen. Im Workshop wurde „Ein gutes Leben“ aus verschiedenen Perspektiven der klassischen sowie der gegenwärtigen Philosophie beleuchtet, wobei auch der Gesichtspunkt „Philosophie und Spiritualität“ in besonderer Weise zur Geltung kam. Redner*innen waren Mitglieder des Instituts, verstärkt durch Gäste von der Philosophisch-Theologischen Fakultät Brixen und der Università Cattolica in Mailand, Institutionen, mit denen der Jubilar seit Jahren freundschaftlich verbunden ist.

Festredner im Rahmen des Festakts war BM a.D. Altrektor Karlheinz Töchterle, der in der ihm eigenen spannenden und profunden Weise über Glückskonzeptionen und Grundformen „guten Lebens“ in der Antike sprach. Grußworte des Rektors des Jesuitenkollegs, Christian Marte SJ, des Dekans unserer Fakultät, Wilhelm Guggenberger, und von Vizerektorin Ulrike Tanzer würdigten die Verdienste Edmund Runggaldiers SJ in Kirche, Universität und scientific community.

Besonders erfreulich war die gute Beteiligung von Studierenden und Absolvent*innen, die auf diese Weise ihre Verbundenheit mit Fakultät, Institut, natürlich mit dem Jubilar zum Ausdruck brachten.

Ein geselliges Beisammensein ließ den stimmigen Festtag ausklingen. (Christian Kanzian) 

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