Preis des Fürstentums Liechtenstein zum 35. Mal verliehen
Am 16. März fand in Vaduz bereits zum 35. Mal die feierliche Übergabe des Preises des Fürstentums Liechtenstein für wissenschaftliche Forschung an den Innsbrucker Universitäten statt. Ausgezeichnet wurden in diesem Jahr Nadine Jasmin Ortner, Michael Meyer und Florian Meinert von der Universität Innsbruck sowie Andreas Janecke von der Medizinischen Universität Innsbruck.
Der Preis des Fürstentums Liechtenstein wird seit 1983 jährlich verliehen und zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für wissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck. Die diesjährigen Urkunden verlieh Dominique Gantenbein, Generalsekretärin im Liechtensteinischen Ministerium für Bildung, Inneres und Umwelt. In ihren Grußworten betonte sie die guten Beziehungen zwischen den beiden Universitäten und dem Fürstentum: „Wir feiern dieses Jahr das 35-jährige Bestehen des Liechtenstein-Preises und damit auch die langjährigen guten und engen Beziehungen innerhalb der Bildungslandschaft von Österreich und Liechtenstein.“ Der Rektor der Universität Innsbruck, Tilmann Märk, bedankte sich für die wertvolle Unterstützung, die der Preis für die Universität Innsbruck darstellt: „Seit 35 Jahren ist der prestigeträchtige Preis des Fürstentums Liechtenstein nun bereits Ausdruck großer Anerkennung für unsere Forscherinnen und Forscher und motiviert zu weiteren Spitzenleistungen.“ Auch W. Wolfgang Fleischhacker, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, betonte die Signifikanz des Preises für den wissenschaftlichen Nachwuchs: „Mit der Stiftung dieses Preises wurde ein Zeichen der Hochachtung vor dem wissenschaftlichen Nachwuchs gesetzt. Es lohnt sich, die Potenziale unserer klugen Köpfe sicht- und nutzbar zu machen.“
Die Behandlung von Morbus Parkinson
Die Molekularbiologin Nadine Jasmin Ortner vom Institut für pharmazie der Universität Innsbruck erhält den Liechtenstein-Preis für ihre PhD-Arbeit über die Implikationen für die Neuroprotektion bei der Parkinson-Krankheit. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen hat Nadine Jasmin Ortner die Rolle der im Hirn vorkommenden Subtypen von spannungsabhängigen L-Typ Kalzium Kanälen in der Krankheitsentstehung von Morbus Parkinson untersucht. Dabei konnte sie in einer präklinischen Studie zeigen, dass, im Gegensatz zu bisher publizierten Daten, die genetische Ausschaltung von bestimmten Kalzium Kanälen das Absterben von Nervenzellen bei Morbus Parkinson nicht verhindert. Die therapeutische Dosierung des Medikaments Isradipin, welches alle im Hirn vorkommenden L-Typ Kalzium Kanäle blockiert, besitzt ebenfalls keine neuroprotektive Wirkung. Dieses Ergebnis lässt sich durch eine niedrige Empfindlichkeit dieser Kalzium Kanäle für Isradipin im Gehirn erklären. Die Ergebnisse legen nahe, dass L-Typ Kalzium Kanäle, entgegen der derzeitig weltweit untersuchten Hypothese, keinen geeigneten therapeutischen Angriffspunkt für Medikamente zur Neuroprotektion bei Morbus Parkinson darstellen.
Nadine Jasmin Ortner, geboren 1987 in Villach, ist Post-Doc am Institut für pharmazie in der Abteilung für Pharmakologie und Toxikologie an der Universität Innsbruck. Sie hat von 2006 bis 2012 das Diplomstudium der Molekularbiologie an der Universität Wien absolviert. Von 2012 bis 2017 hat Nadine Jasmin Ortner das Doktoratsstudium der pharmazeutischen Wissenschaften an der Universität Innsbruck studiert. Gleichzeitig war sie externes Mitglied im FWF-geförderten Exzellenz-PhD-Programm „Molecular Cell Biology and Oncology (MCBO)“.
Besiedlungsgeschichte des Tibetischen Hochplateaus
Der Geologe Michael Meyer erhält den Liechtensteinpreis für seine Arbeit im Rahmen eines FWF Projekts über die quartären Klima- und Umweltveränderungen sowie die Besiedelungsgeschichte des Tibetischen Hochplateaus. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Science publiziert. Meyer und sein Team konnten zeigen, dass Tibet schon vor 8.000 Jahren permanent besiedelt war, also 4.000 Jahre früher als bisher angenommen. Diese frühe Besiedelungsphase ist durch den damals erheblich intensiveren Monsun und die damit feuchteren und somit günstigeren Lebensbedingungen auf dem Hochplateau zu erklären. Auch für Genetiker sind diese neuen archäologischen Daten von Bedeutung. Sie untersuchen die Höhenanpassungsstrategie der Tibeter, da sie zur Kalibration der genetischen Uhr verwendet werden können.
Michael Meyer wurde 1973 in Österreich geboren und ist gegenwärtig Senior Scientist und Leiter des Labors für Lumineszenzdatierung am Institut für Geologie an der Universität Innsbruck. Außerdem ist er Sprecher des Forschungszentrums Geogen Dynamik, Geogene Stoffe der Universität Innsbruck. Michael Meyer hat zwischen 1994 und 2001 Erdwissenschaften sowie Geographie an der Universität Wien studiert. 2006 hat er mit Auszeichnung am Institut für Geologie der Universität Innsbruck promoviert. Von 2007 bis 2011 forschte er als Marie Curie Research Fellow am Centre for Archaeological Sciences an der Universität Wollongong, Australien.
Transportphänomene in Vielteilchen-Quantensystemen
Der Physiker Florian Meinert erhält den Liechtensteinpreis für seine Arbeit zu Transportphänomenen in Vielteilchen-Quantensystemen. Gemeinsam mit seinem Team hat er anhand von ultrakalten Atomen nahe am absoluten Nullpunkt quantenmechanische Aspekte in der kollektiven Vielteilchendynamik untersucht. Dabei sind sie häufig auf erstaunliche und der Intuition widersprechende Resultate gestoßen. So ist es dem Team etwa gelungen, ein einzelnes Quantenteilchen dabei zu beobachten, wie es durch eine stark korrelierte Quantenflüssigkeit hindurchfällt. Statt eines einfachen Falls konnte im Experiment beobachtet werden, wie das Quantenteilchen auf und ab oszilliert, ein Effekt der sich aus dem Zusammenspiel seiner Wellennatur und starken Quantenkorrelationen ergibt. Die Ergebnisse könnten dabei helfen, grundlegende Transportmechanismen in einer ganzen Reihe von Systemen besser zu verstehen und damit technisch nutzbar zu machen, wie zum Beispiel in nanostrukturierten Elektronikbauteilen oder sogar in komplexen biologischen Systemen.
Florian Meinert, 1984 in Emmendingen in Deutschland geboren, hat von 2005 bis 2012 Physik an der Albert-Ludwigs- Universität in Freiburg studiert. Während dieser Zeit hat er ein Jahr an der Universität in Ottawa, Kanada verbracht. Von 2012 bis 2016 hat er an der Universität Innsbruck unter der Betreuung von Prof. Dr. Nägerl promoviert. Anschließend war Florian Meinert Postdoktorand an der Universität Innsbruck und ist aktuell Postdoktorand an der Universität Stuttgart.
Auslöser für angeborene Durchfallerkrankungen entlarvt
Der Humangenetiker Andreas Janecke konnte in seinen, mit dem Liechtensteinpreis ausgezeichneten, Forschungsarbeiten drei Genmutationen identifizieren, die jeweils Auslöser für sehr seltene angeborene, monogene Durchfallerkrankung bei Säuglingen sind. Mithilfe der Sequenzierung des Exoms – das sind die Protein-kodierenden Anteile des Genoms – gelang es ihm, Defekte in den Genen GUCY2C sowie NH3 als Ursache für die Kongenitale Natriumverlust-Diarrhö zu entlarven. Die veränderten Gene bewirken eine Blockade bzw. überhaupt ein Fehlen eines Natriumkanals in der Membran von Darmepithelzellen, wodurch betroffene Säuglinge ab der Geburt unter chronischem und lebensbedrohlichem Durchfall leiden. Auch für die an der Medizin Uni Innsbruck erfolgreich beforschte Mikrovilli Einschlusserkrankung (MVID) – hier fehlt der für die Nährstoffaufnahme essentielle Bürstensaum im Darm – entschlüsselte Janecke eine weitere krankheitsauslösende Mutation im Protein Syntaxin 3. Die Erkenntnisse liefern einen wichtigen Beitrag zur besseren Charakterisierung dieser seltenen monogenen Erkrankungen.
Der gebürtige Deutsche Andreas Janecke studierte in Heidelberg Medizin. Nach seiner Zeit als Senior PostDoc an der Medizin Uni Innsbruck habilitierte er sich 2007 im Fach Humangenetik. Seit 2009 leitet er eine pädiatrisch-humangenetische Arbeitsgruppe an der Univ.-Klinik für Pädiatrie I. Der mehrfach ausgezeichnete Forscher und Vater von fünf Kindern ist Autor zahlreicher hochkarätiger wissenschaftlicher Arbeiten, in denen er auf erbliche und chronische Krankheiten bei Kindern fokussiert. Die Identifizierung von Mutationen erfolgt dabei auf Basis der Exom- und Genomsequenzierung. So konnten in seiner Arbeitsgruppe bereist 16 Gene für 16 monogene Krankheiten identifiziert werden.