INTERAKTIONEN: Tirol anti/kolonial. Spuren einer Globalgeschichte des Regionalen
Vortrag mit Diskussion | 14. März 2024, 11:30 Uhr | Institut für Zeitgeschichte, Seminarraum 1, AAKH, Universität Wien
Es gibt zahlreiche Belege für Verflechtungen zwischen dem Regionalen und Globalen und anti/koloniale Dimensionen der Tiroler Geschichte im 20. Jahrhundert, so etwa in medialen Diskursen, in Geschichten von Personen und Gruppen, in kulturellen Manifestationen, in politischen Positionierungen. Die Spuren wurden zum Teil vergessen, zum Teil zur zeitlosen Tradition mythologisiert: im periodischen Geschehen der Fasnacht, im Kolonialwarenhandel oder in Plänen, Matrei (Osttirol) als Welthauptstadt eines deutschen Kolonialreiches zu etablieren; in „Völkerschauen“ und in der Einübung und Rekonfigurierung zivilisatorischer Narrative im Zuge von Missions- und Entwicklungsarbeit. Koloniale Ordnungsmuster und Rassismen wurden jedoch auch hinterfragt, etwa im Rahmen von Solidaritätspraktiken durch Gewerkschaftsverbindungen oder Antiapartheid-Proteste. Ziel des Vortrags und Anspruch des angedachten Forschungsprojekts ist es, zu zeigen, dass der Bruch mit der dominanten Wienzentrierung bisheriger postkolonialistischer Forschungen für die österreichische Zeitgeschichte eine produktive „Entmetropolisierung“ und „Provinzialisierung“ bedeutet, die einen Blick auf andere Chronologien und die Kolonialität des Regionalen eröffnet – und damit das Regionale zugleich „entprovinzialisiert“.
Konzept und Organisation:
Lucile Dreidemy, Institut für Zeitgeschichte / Universität Wien
gemeinsam mit
Eric Burton, Institut für Zeitgeschichte / Universität Innsbruck
Kontakt:
Ass.-Prof. Mag. Dr. Eric Burton
Institut für Zeitgeschichte
Universität Innsbruck
Innrain 52d, 6020 Innsbruck
+43 512 507 44026
Eric.Burton@uibk.ac.at
Bild: © Foto von Raphael Waser, 02.08.2022; Nasenschild der Firma „Unterberger & Comp.“ mit der Aufschrift „Kolonialwaren“, Herzog-Friedrich-Straße 26 in Innsbruck.