Habilitationsvortrag von Mathias Moosbrugger
In seinem Vortrag gab Mathias Moosbrugger einen Überblick über seine umfangreichen Forschungen zu Petrus Canisius SJ (1521–1597), dem bisweilen so genannten „ersten deutschen Jesuiten“, mit großer Bedeutung für die Theologie in der Zeit der Konfessionalisierung sowie für die Tiroler Landes- und Bildungsgeschichte. 2025 ist auch das 100-jährige Gedenken der Heiligsprechung des Petrus Canisius, der dabei in einem historisch ungewöhnlichen Vorgang durch Papst Pius XI. zugleich in den Rang eines Kirchenlehrers erhoben wurde.
Neben seinem Schwerpunkt in der Canisius-Forschung widmet sich Mathias Moosbrugger in seiner Forschung auch der jüngsten Theologiegeschichte, der Kulturgeschichte von Schrift und Schriftlichkeit, den Zusammenhängen von Religion und Gewalt, dem Verhältnis von Theologie und Kulturtheorie sowie der Geschichte des Jesuitenordens.
Seit 2009 ist Mathias Moosbrugger an unserer Fakultät tätig, zunächst am Institut für Systematische Theologie, mittlerweile am Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie. Die Zeit an der Universität wurde unterbrochen durch Tätigkeiten in der kirchlichen Pastoral sowie in einem historischen Forschungsprojekt in Vorarlberg. Seit 2022 verantwortet Mathias Moosbrugger als Assistenzprofessor den Arbeitsbereich Kirchengeschichte und Patrologie.
Zum 100-jährigen Jubiläum der Heiligsprechung des Petrus Canisius haben die Jesuiten eine filmische Dokumentation produziert, in der Mathias Moosbrugger ausführlich zu Wort kommt.
(Liborius Lumma)
Vortragsreihe rund um das Thema Politik und Religion
Der methodistische Theologe Jörg Rieger (Vanderbilt University) hielt am 5. Mai einen Gastvortrag zu seinem Konzept tiefer Solidarität als ökumenischen und interreligiösen Weg des Widerstands im Kapitalozän. Nicht der Mensch an sich sei ein Problem, sondern eine bestimmte kapitalistische Lebensart von Menschen, die einander und diese Welt ausbeuten und möglicherweise zunichte machen. Auf Grundlage einer erneuerten Befreiungstheologie entlarvt Rieger irreführende Vorstellungen von „Solidarität“ im radikal rechten Spektrum und sucht nach einer echten, wahrhaft inklusiven Solidarität.
Am 15. Mai stellte die Juristin und Historikern Marietta van der Tol (Cambridge University) ihr neues Buch „Constitutional Intolerance. The Fashioning of ‚the other‘ in Europe’s constitutional repertoires“ vor. Sie analysiert darin an Beispielen aus Frankreich, Polen, Ungarn und den Niederlanden, wie radikal rechte Politik Einfluss nimmt auf grundlegende Strukturen und Praktiken des Verfassungsrechts. Dies betrifft insbesondere den Schutz religiöser, ethnischer und sexueller Minderheiten. Franz Gmainer-Pranzl (Universität Salzburg) und Johannes Augustin (Universität Innsbruck) gaben Responses zum Vortrag. Gmainer-Pranzl strich die Bedeutung von Religionsfreiheit hervor, hinter das Zweite Vatikanum dürfe es kein Zurück geben. Augustin legte van der Tols Thesen am Beispiel der gegenwärtigen Diskussion um ein Kopftuchverbot an Schulen auf Österreich um.
Am 5. Juni hielt Massimo Faggioli (Vanderbilt University) einen Vortrag zum Thema „Far-Right Catholicism and Trump“. Faggioli ist renommierter Experte zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Ablehnung des Zweiten Vatikanums und der Katholischen Soziallehre in weiten Teilen des US-Katholizismus hat ihn zur Ausweitung seines Forschungsfelds geführt. Faggioli erläuterte die Ursprünge und Konsequenzen der Allianz zwischen der Trump-Bewegung, der antidemokratischen Rechten und mittlerweile großen Teilen des US-Katholizismus. Das Erstarken des Autoritarismus und entsprechender Theologien habe Konsequenzen, denen auch Europa nicht ausweichen könne und dürfe.
(Michaela Quast-Neulinger und Dietmar Regensburger)
Gastvortrag und Workshop mit Sr. Nathalie Becquart XMCJ
Zudem bot sich den Mitgliedern des Doktoratskollegs am nächsten Tag, dem 10. April, die großartige Möglichkeit, in weitaus kleinerem Rahmen mit Sr. Nathalie ins Gespräch zu kommen und sich ein Stück weit von ihr in die Methodik einer synodalen Kirche einführen zu lassen. Diese Erfahrung war äußerst bereichernd und zeigte auf, dass das Wissen über Synodalität und das Einlesen in die Thematik erst mit dem Einüben in und Ausprobieren von Synodalität – und mitunter dem Überraschtwerden darüber, was daraus entstehen kann – verständlich wird. Die Studierenden des Doktoratskollegs jedenfalls haben einen hervorragenden Eindruck davon bekommen, was es heißen könnte, dass Papst Franziskus ermutigt hat, die Inhalte des Schlussdokuments der Synode zu verstehen als „recommendations to be creatively put into practice“.
Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Religionspädagogik in Innsbruck
Neben einer Rückschau auf das abgelaufene Arbeitsjahr der ÖGR-Steuerungsgruppe und Berichten aus den einzelnen Hochschulstandorten erfolgte etwa eine Vorstellung von in der österreichischen religionspädagogischen Landschaft angelaufenen Forschungsvorhaben. Ebenso wurden mit Martina Kraml (Innsbruck), Zekirija Sejdini (Innsbruck), Ednan Aslan (Wien) und Robert Schelander (Wien) vier langjährige Mitglieder der ÖGR gebührend verabschiedet. Drei Impulsvorträge zum obigen Tagungsthema standen im Zentrum der zweiten Tagungshälfte. Während für Ulrike Greiner (KPH Wien/Niederösterreich) in der Ausbildung von Religionslehrkräften zukünftig vor allem Gesprächs- und religionspädagogische Organisationskompetenzen vermittelt werden sollten, plädierte Şenol Yağdı (Wien) dafür, im Rahmen der Lehrer:innenbildung den Fokus auf den Erwerb von Pluralitäts- und Ambiguitätskompetenzen zu legen. Aus Sicht der Schulaufsicht sei es für Lukas Pallitsch (Wien) hingegen erforderlich, grundlegende Tugenden wie Verlässlichkeit, Strukturiertheit oder Loyalität nicht außer Acht zu lassen.
Die Vorträge samt anschließender Diskussion betonten, wie wichtig eine fundierte religionspädagogische Ausbildung für ein professionsbewusstes Berufsleben sei. Bis zur nächstjährigen ÖGR-Tagung in Salzburg gilt es die vorgestellten Impulse weiterzudenken und an den jeweiligen Standorten zu vertiefen.
(Johannes Härting)
Theologie im Gespräch: Kriege und ihre langen Schatten
In Plenumsvorträgen und einer abschließenden Podiumsdiskussion brachten Expertinnen und Experten historische, psychologische, literarische und spirituelle Gesichtspunkte ein.
Die Koordination des Tages lag in der Verantwortung von Dominik Markl SJ, dessen zeitgeschichtliche Forschungen zu Leben und Werk von Leokadia Justman rund um das Gedenken des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs im Land Tirol große Beachtung gefunden haben.
Die Reihe „Theologie im Gespräch“, die sich besonders der Vernetzung unserer Fakultät mit anderen Wissenschaftsbereichen widmet, wird 2026 fortgesetzt. Der genaue Termin und das Thema werden rechtzeitig bekanntgegeben.
(Liborius Lumma)
The Objectivity of Morality: A Workshop in Metaethics
(Bruno Niederbacher SJ)
Antrittsvorlesung von Sabine Konrad und Liborius Lumma
Sabine Konrad ist seit Herbst 2024 Universitätsprofessorin am Institut für Praktische Theologie, zuvor hatte sie eine Professur an der Universität Graz inne.
Liborius Lumma ist ebenfalls seit Herbst 2024 Universitätsprofessor am Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie, er arbeitet bereits seit 2006 an unserer Fakultät.
Eine besondere Note erhielt die Antrittsvorlesung dadurch, dass sie exakt zur selben Zeit wie das Konklave in Rom stattfand – mitten während des Vortrags erfuhren dann die ersten Anwesenden von der Wahl des neuen Papstes Leo XIV.
Über die Antrittsvorlesung berichteten auch die Medien: Den Bericht der Kathpress können Sie unter anderem auf der Website der Diözese Innsbruck nachlesen.
Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und wird demnächst auf YouTube veröffentlicht.
(Liborius Lumma)
„Religion und Politik angesichts neuer Herausforderungen mit Blick auf Umwelt, soziale Nöte, ethisches Handeln und Migration“
(Johann Bair und Wilhelm Rees)
Erste Josef-Jungmann-Lecture
Als Festredner konnten wir den Präsidenten der Jungmann Society gewinnen, in der sich liturgiewissenschaftlich tätige Jesuiten international vernetzen: Bruce Morrill SJ von der Vanderbilt University (Tennessee) sprach zum Thema „Jungmann’s Legacy to Liturgical Scholarship: The Historical and Theological in Service to the Pastoral.“
In Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv wird außerdem derzeit an der Online-Edition von Jungmanns Konzilstagebuch gearbeitet. Rudolf Pacik (ehemaliger Mitarbeiter unserer Fakultät und später Professor für Liturgiewissenschaft an der Universität Salzburg) und markus Ender vom Brenner-Archiv stellten die laufenden Arbeiten vor. Auch die Leiterin des Brenner-Archivs, Ulrike Tanzer, war bei der Jungmann-Lecture anwesend, ebenso wie der Rektor des Innsbrucker Jesuitenkollegs, P. Christian Marte SJ, Ehrensenator unserer Universität, der maßgeblich zur Konzeption der Jungmann-Lecture beigetragen hat.
(Liborius Lumma)
(Macht-)Kritische Bildung
Ziel der Tagung war es, fachspezifische und/oder interdisziplinäre Möglichkeiten und Grenzen kritischer Bildung auszuloten und das Potential machtkritischer Ansätze für fachdidaktische Fragestellungen auf theoretischer und empirischer Ebene zu diskutieren.
Die zwei Keynotes und die in zwei parallelen Sektionen organisierten 19 Vorträge und zwei Workshops näherten sich den Themen „Machtkritik“ und „Kritische Bildung“ aus den unterschiedlichen, am Institut für Fachdidaktik vertretenen Disziplinen. Zehn Masterstudierende und Dissertant:innen präsentierten darüber hinaus bei einem Poster Walk die (ersten) Ergebnisse ihrer Forschungen und tauschten sich untereinander bzw. mit erfahrenen Kolleg:innen aus. Von Seiten der katholischen Religionsdidaktik war Johannes Härting mit seinem Dissertationsprojekt zum religionsdidaktischen Potential von Memes vertreten.
Die knapp 70 Teilnehmenden, überwiegend aus dem Verbund LehrerInnenbildung WEST, verdeutlichten die Relevanz des Tagungsthemas und nahmen theoretische und praktische Denkanstöße in die eigene Forschung und Lehre mit.
(Karin Peter)
Workshop Frauen und Mafia
(Gertraud Ladner)