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Wandinger Nikolaus: Jesusnachfolge zwischen Kopie und Projektion
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Jesusnachfolge zwischen Kopie und Projektion
(Fallen und Chancen einer Pilgerschaft)

Autor:Wandinger Nikolaus
Veröffentlichung:
Kategorieartikel
Abstrakt:Christ oder Christin sein bedeutet Jesus nachfolgen, das scheint so klar wie das Amen in der Kirche. Doch, wie man das macht, ist alles andere als klar. Im Laufe der Geschichte haben sich verschiedene Versuche, Ideale und Modelle ergeben und doch sind diese auch wieder zeitbedingt. Klar scheint zu sein, dass Jesus nachzufolgen auf vielfältige Weise geht. Aber, wenn man sich fragt, wie man die eigene Weise finden soll, tut sich ein Dilemma auf: entweder wir ahmen nur einzelne Handlungen Jesu nach und werden dadurch zu unechten Kopien; oder wir verlegen uns auf Haltungen, die sich bei näherem Hinsehen oft nur als unsere Wunsch- oder Angstprojektionen entpuppen.Gibt es daraus einen Ausweg?
Publiziert in:Guggenberger, Wilhelm / Paganini, Simone (Hg.): Jesus nachfolgen. Auf der Suche nach christlichen Lebensformen. Vorträge der zehnten Innsbrucker Theologischen Sommertage 2009 (theologische trends 19). Innsbruck 2010, 55-75.
Datum:2011-02-21

Inhalt

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1. Nachfolge und Dogmatik?

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Christ oder Christin sein bedeutet Jesus nachfolgen, das scheint so klar wie das Amen in der Kirche. Doch, wie man das macht, ist alles andere als klar. Im Laufe der Geschichte haben sich verschiedene Versuche, Ideale und Modelle ergeben und doch sind diese auch wieder zeitbedingt. Klar scheint zu sein, dass Jesus nachzufolgen auf vielfältige Weise geht. Daher heißt der Untertitel der diesjährigen Sommertage auch „Auf der Suche nach christlichen Lebensformen“ – im Plural.

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Für einen dogmatischen Theologen ist die Frage nach den Formen der Nachfolge auf den ersten Blick nicht das nächstliegende Thema: wir sind gewohnt, das der Moraltheologie, der spirituellen Theologie oder historischen Betrachtungen zu überlassen. Wir Dogmatiker haben es ja mit den Glaubenswahrheiten zu tun, nicht mit dem Leben; aber indem man das sagt, merkt man, dass es fürchterlich wäre, wenn es zuträfe. Das wirft man der Dogmatik vielerorts vor, dass sie nichts mit dem Leben zu tun habe. Wenn es aber wirklich so wäre, könnte man zu Recht fragen, ob denn die Dogmatik dann etwas mit dem christlichen Glauben zu tun habe. Denn der christliche Glaube ist „nicht eine Rezitation von Lehren, nicht ein Annehmen von Theorien über Dinge, über die man an sich nichts weiß und dafür um so lauter etwas behauptet, er bedeutet eine Bewegung der ganzen menschlichen Existenz“1. Christentum ist „nicht ein System von Erkenntnissen […], sondern ein Weg“2, so der heutige Papst in seinem Klassiker Einführung in das Christentum aus dem Jahre 1968. Also muss die Systematik auch etwas zur Frage nach den christlichen Lebensformen beizutragen haben, und das, so möchte ich heute argumentieren, in zweierlei Hinsicht: zum einen kann sie sich überhaupt anthropo-theo-logisch3 mit der Frage auseinandersetzen, was die Parameter oder – einfacher ausgedrückt – die Leitplanken für möglicherweise gelingende Nachfolge sind; zum anderen hat sich die Nachfolge ja an dem zu orientieren, dem man nachfolgt, also an Jesus von Nazareth, von dem ChristInnen glauben, dass er der Christus ist. Die Frage, wer dieser Jesus war und was er für unsere Nachfolge bedeutet, ist aber nicht nur eine historische, sondern auch eine der kirchlichen Lehre, also der Dogmatik.

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2. Kopie oder Projektion – ein unentrinnbares Dilemma?

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2.1. Das Problem der Nachahmung

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Für Jahrhunderte sprach man vor allem von der Nachahmung Jesu. Das Buch Deimitatione Christi von Thomas a Kempis wurde ein Weltbestseller. Das Projekt einer absichtlichen Nachahmung Jesu ist aber nicht so unproblematisch, wie es zunächst scheinen mag.

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Zum ersten bestehen sicherlich begründete Zweifel, ob Menschen des 21. Jahrhunderts Jesus einfach so nachahmen können. Wir leben doch in einer ganz anderen Zeit, mit anderen Bedingungen und Umständen. Zur Zeit Jesu gab es weder Auto noch Flugzeug, auch nicht Handy oder PC; auch die Gesellschaft war eine ganz andere. Eine der Haupttätigkeiten Jesu war es, herumzuziehen, auf Straßen und Plätzen und in den Synagogen zu predigen. Wenn wir aber heute auf ähnliche Menschen treffen, so sind sie uns meistens lästig. Liegt das nur daran, dass wir nicht offen genug sind, oder auch daran, dass ihre Art Jesus zu kopieren nicht sehr sinnvoll ist? Ein Problem einer zu direkten Nachahmung ist also, dass eine Kopie immer nur ein schlechter Abklatsch des Originals ist und nicht in unsere Zeit passt. Der indische Jesuit Anthony de Mello meint so auch ziemlich rigoros zum Thema Nachfolge als Nachahmung:

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„Wie Sie wissen, gibt es Leute, die es Christus gleichtun möchten. Aber wenn ein Affe Saxophon spielt, ist er noch lange kein Musiker. Man kann es Jesus Christus nicht gleichtun, indem man sein Verhalten imitiert. Sie müssen Christus sein. Dann werden Sie auch wissen, was bei Ihrem eigenen Temperament, Ihrem Charakter und dem Temperament Ihres Gegenübers in einer bestimmten Situation zu tun ist. Niemand sonst kann Ihnen das sagen. Aber um so handeln zu können, müssen Sie sein, was Christus war. Eine Nachahmung bringt Ihnen gar nichts.“4

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Trägt de Mello da nicht etwas zu dick auf? Wie sollen wir sein, was Christus war? Er war – er ist – der Erlöser der Welt, das können wir nicht sein. Aber, dass man Jesu Verhalten nicht einfach nur eins zu eins kopieren soll, das hat sich auch schon aus unseren Überlegungen ergeben. Das wäre ja auch eine sehr primitive Auffassung von Nachahmung. Wie sieht es aus, wenn wir nicht solche Äußerlichkeiten Jesu nachahmen, sondern innere Haltungen, und aus diesen heraus dann Handeln? Das bringt uns sicher einen wesentlichen Schritt voran, denn so könnten wir auf kreative Weise selbst entscheiden, welches Verhalten in einer bestimmten Situation der Haltung Jesu angemessen ist.

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2.2. Die Gefahr der Projektion

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Und dennoch: die Menschen zu verschiedenen Zeiten haben ganz andere Haltungen Jesu als zentral angesehen: Demut und Gehorsam; oder Selbstverleugnung und Kreuzesbereitschaft; aber auch Freimut und Tapferkeit; gar revolutionäres Ungestüm und politischen Widerstand. Es scheint so zu sein, als sähen Menschen in Jesus vor allem das, was ihnen selbst wichtig ist. Jesus wird damit zur bevorzugten Projektionsfläche unserer Vorstellungen. In diesem Falle würde er nur dazu dienen, unsere Vor-Urteile noch zu verstärken. Auch die historische Forschung bietet daraus keinen sicheren Ausweg, denn es hat sich gezeigt, dass selbst dort die Jesusbilder ganz verschieden werden, je nachdem, mit welchen Voreinstellungen man an die Sache herangeht. So scheinen wir in einem Dilemma gefangen: entweder wir ahmen nur einzelne Handlungen Jesu nach und werden dadurch zu unechten Kopien; oder wir verlegen uns auf Haltungen, die sich bei näherem Hinsehen oft nur als unsere Wunsch- oder Angstprojektionen entpuppen.

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Vielleicht aber müssen wir noch einmal ganz neu ansetzen und vielleicht ermöglicht uns dieser Neuansatz auch ein besseres Verständnis der Aussage de Mellos.

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3. Neuer Blick auf die Nachahmung

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Zu diesem Neueinsatz gehört ein neuer Blick auf das Phänomen der Nachahmung. Bisher sind wir von einer bewussten und absichtlichen Nachahmung eines Vorbildes ausgegangen, entweder seines äußeren Verhaltens oder seiner inneren Haltungen. Der Anthropologe René Girard hat aber darauf aufmerksam gemacht, dass – lange bevor wir uns entschließen, jemanden nachzuahmen – eine ganz andere Art der Nachahmung uns viel fundamentaler bestimmt, als wir gemeinhin annehmen. Girard benützt hier gerne das griechische Wort Mimesis für Nachahmung, um damit auch den Unterschied zur üblichen Art der Nachahmung deutlich zu machen – seine Theorie heißt daher auch mimetische Theorie.5 Was ist nun das Besondere an dieser Mimesis?

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Girard betont, dass sie spontan und unwillkürlich, ja man könnte auch sagen, unbewusst, geschieht. Bei kleinen Kindern fängt es an: sie lernen lächeln, indem sie das Lächeln ihrer Eltern nachmachen; sie beginnen zu sprechen, indem sie die Laute ihrer Umgebung im Zusammenhang mit den entsprechenden Verhaltensweisen nachformen. Ja, man müsste sagen: diese Art von spontaner Nachahmung ermöglicht es uns überhaupt erst, zu Gliedern einer menschlichen Gemeinschaft zu werden; sie unterscheidet uns vom instinktgeleiteten Tier, lange bevor so etwas wie Rationalität und Vernunft auf den Plan tritt. Die Vorbilder dieser spontanen Nachahmung sind zunächst die Menschen, die uns am nächsten stehen, also meistens die Eltern, dann andere Personen, mit denen wir umgehen, und in einem weiteren Sinn die ganze Kultur, in die wir hineinwachsen. Und dieses Nachahmen endet auch nicht im Kleinkindalter, es geht durch die Kindheit und Jugend hindurch und bestimmt uns auch weiter.

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Hier mögen sich Einwände melden. Setzen sich Jugendliche nicht gerade ab von ihren Eltern und von der Kultur, in die sie hineinerzogen sind? Sie brechen doch gerade aus und lehnen sich dagegen auf. Das ist richtig. Aber auch das geschieht zum Teil, indem sich die Jugendlichen unbewusst an neuen Vorbildern ausrichten: an der peer group, an Stars, die „cool“ sind; zum Teil geschieht es in Gegenabhängigkeit von den bisherigen Modellen: die Eltern sind immer noch der Maßstab, nur wird jetzt nicht mehr getan, was sie vormachen, sondern oft das Gegenteil. Das ist auch eine Nachahmung, allerdings eine mit umgekehrtem Vorzeichen – und gerade das geschieht höchst unbewusst. Doch irgendwann ist man doch erwachsen, ist man vernünftig, kann unabhängig und autonom selber entscheiden! – Oder nicht?

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Gerade hierin besteht der größte Selbstbetrug, würde Girard sagen. Auch wir Erwachsenen bleiben mimetische Wesen und ahmen Modelle nach, nur ist es nicht mehr so offensichtlich, weil wir unsere Modelle nicht mehr direkt vor Augen haben müssen. Wir haben sie internalisiert – und daher fällt es anderen nicht so auf, dass wir nachahmen; uns selbst sowieso nicht, weil es ein spontaner, unbewusster Vorgang ist. Aber manchmal, wenn man kritisch hinschaut, zeigt sich das Phänomen: wenn die Werbung versucht, uns etwas dadurch als kaufenswert anzupreisen, dass sie uns zeigt, welche erfolgreichen Macher es schon gekauft haben; wenn sich jemand aufregt über eine kleine Ungerechtigkeit – da hat sich jemand vorgedrängt beim Einkaufen – und darüber so in Rage gerät, dass er sich, ohne es zu merken, selber anderen vordrängt. Ahmt der zweite trotz seiner Wut – vielleicht gerade wegen seiner Wut – nicht den ersten Vordrängler nach? Dieser war ja ein erfolgreiches Modell; so stark möchte man auch sein. Wenn man hinterher wieder zur Besinnung kommt, schämt man sich. Was war nur in einen gefahren? – Nur die übliche Mimesis, auf besonders vertrackte Weise.

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Durch diese beiden Beispiele wird noch etwas deutlich: diese Nachahmung hat aufs Engste zu tun mit unserem Begehren (sonst wäre so gestaltete Werbung völlig sinnlos) und mit unserer Aggression, die sich gerne als gerechter Zorn tarnt. Girard erklärt auch das. Wenn wir auf solche Weise ein Modell nachahmen, dann ahmen wir vor allem auch dessen Begehren nach: wir wollen so sein wie das Modell und aus diesem Grund wollen wir auch haben, was das Modell hat. Das beginnt bei kleinen Kindern, die sich um einen Ball streiten, obwohl ein zweiter, völlig gleicher, zur Verfügung stünde. Aber der Ball, den das andere Kind gerade in der Hand hat, ist doch viel interessanter als der, welcher in der Ecke liegt. Er ist erstrebenswerter, eben gerade, weil ihn das andere Kind hat und damit seinen Wert dokumentiert. Und das setzt sich fort bis in die Eifersüchteleien unter KollegInnen, HausbesitzerInnen oder SportwagenfahrerInnen (ganz zu schweigen von denen in unserem Liebesleben). Immer das, was der/die andere hat, ist erstrebenswert, gerade weil es der/die andere hat.

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Von daher wird auch verständlich, warum diese Mimesis mit Aggression zusammenhängt: Wenn ich das begehre, was mein Modell hat, gerade weil dieses es hat, wird mein Modell mir gleichzeitig zum Hindernis und wir werden einander zu Rivalen. Neid, Eifersucht, Rivalität sind die Früchte dieser Art von Nachahmung, wenn beide involvierte Menschen sich auf gleiche Weise darauf einlassen und dadurch beide einander zugleich zu Modellen und Hindernissen werden.

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Was hat aber das alles mit der Nachfolge Christi zu tun? Um das zu erläutern, kann ich sehr gut bei meinem Beitrag zu den letztjährigen Sommertagen anschließen.6 Damals habe ich die Geschichte von der Versuchung im Paradies genauer untersucht und dabei festgestellt, dass die Schlange in der Erzählung zuerst das Bild Gottes negativ verzeichnet und dann die Frau dazu bringt, dieses negativ pervertierte Gottesbild nachzuahmen: sie will sein wie Gott und zwar wie ein Gott, der sich den Menschen gegenüber geizig, neidisch und rivalisierend verhält. Als Konsequenz verhält sich die Frau in der Paradiesgeschichte genau so gegenüber Gott: sie wird zur Rivalin Gottes; allerdings nicht des wahren Gottes, sondern der Fratze, zu der ihn die Schlange verzeichnet hat.

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Ich habe weiter argumentiert, dass ein wesentlicher Teil des Wirkens Jesu darin bestand, das Gottesbild der Menschen zu korrigieren. Er tat das, indem er Gleichnisse wie das vom barmherzigen Vater erzählte, indem er im Namen Gottes Kranke heilte und Sünden vergab und indem er seine JüngerInnen Gott als ihren Vater anbeten lehrte. Hinter all dem stand aber seine eigene Erfahrung von Gott als „Abba“7, als lieber Papa, als einem freigiebigen, großzügigen und ganz und gar rivalitätsfreien Gott.

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Als Kinder beginnen wir ganz spontan und vorbewusst, Mutter und Vater nachzuahmen, und solange wir kleine Kinder sind, geraten wir normalerweise nicht in Rivalität zu ihnen, weil sie den inneren Abstand zu uns halten können und wir nicht ihre Modelle – und damit auch nicht ihre Hindernisse – werden. Das ändert sich aber – und zwar schon ziemlich früh. Auch als Erwachsene ahmen wir nach wie vor einen Vater nach, aber einen, der sich unserer unmittelbaren Wahrnehmung entzieht: Gott. Daher ahmen wir das Bild nach, das wir von ihm haben. Dieses Bild ist nicht identisch mit unserer bewussten und reflektierten Vorstellung von Gott; es reicht viel tiefer in unsere emotionalen und unbewussten Schichten und ist wohl meist nicht so positiv, wie wir denken. Die negativen Anteile werden vielleicht dann sichtbar, wenn wir einen Schicksalsschlag erleiden und fragen, ob Gott uns nun bestraft; wenn wir mit unserem Leben hadern und insgeheim feststellen, dass wir über Gott ärgerlich sind wegen unserer Verletzungen; wenn wir bei der Vater-Unser-Bitte „Dein Wille geschehe“ zögern, weil wir irgendwie doch Angst haben, Gottes Wille könnte für uns etwas Fürchterliches bereit halten. Dieses unbewusst wirksame Gottesbild ahmen wir auch nach ohne es zu merken. Daher war es für Jesus von außerordentlicher Wichtigkeit, das Gottesbild der Menschen zu transformieren zum Bild seines liebevollen Abba und selbst diesen Vater nachzuahmen. Einerseits hängen nämlich das Modell und die Art der Nachahmung eng zusammen: wir ahmen das Modell so nach wie wir es selbst empfinden. Anderseits kann auch das beste Modell auf falsche Weise nachgeahmt werden.8 Deshalb ist es nicht genug, nur das rechte Gottesbild zu haben; es muss auch auf richtige Weise nachgeahmt werden, wenn der Mensch nicht im Strudel rivalisierender Nachahmung versinken soll, und Jesus lebte vor, wie das geht.

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4. Nachfolge als neue Art der Nachahmung

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4.1. Jesus als Vorbild anderer Art ermöglicht eine andere Art der Nachahmung

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René Girard selbst hat sich einige Gedanken darüber gemacht, wie uns Jesus lehrt, den Vater nachzuahmen – und hat dies sogar mit einer Deutung des Satans in Verbindung gebracht.9 Nach Girard gibt es

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„auf der einen Seite […] Vorbilder, die für ihre Anhänger niemals zu Hindernissen und Rivalen werden, weil sie nicht gierig und konkurrierend begehren, auf der anderen Seite […] Vorbilder, deren Gier sich unverzüglich auf ihre Nachahmer überträgt und sie damit sogleich in diabolische Hindernisse verwandelt“10. „Jesus fordert uns […] auf, sein eigenes Begehren nachzuahmen, das heißt den Elan, der ihn, Jesus, zu dem Ziel führt, das er sich selber gesetzt hat: Gott, dem Vater, so ähnlich wie möglich zu werden.“11 Allerdings: „Satan ahmt dasselbe Vorbild wie Jesus nach, nämlich Gott selbst, doch tut er es arrogant und im Sinne des Machtkampfs.“12

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Und in der Tat nennen wir das Streben sein zu wollen wie Gott gemeinhin die Ursünde. Doch auch hier haben wir bereits letztes Jahr gesehen, dass das so einfach nicht stimmt, denn Gott hat uns ja als sein Abbild geschaffen.13 Wir sollen also sein wie er. Den Unterschied erläutert Girard auf folgende Weise:

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„Die Aufforderung, das Begehren Jesu nachzuahmen, mag paradox erscheinen, behauptet doch Jesus nicht, ein eigenes Begehren, ein ›ihm eigenes‹ Begehren zu besitzen. Im Unterschied zu uns behauptet er nicht, ›er selbst zu sein‹, er brüstet sich nicht damit, ›einzig dem eigenen Begehren zu gehorchen‹. Sein Ziel ist es, das vollkommene Abbild Gottes zu werden. Er setzt seine Kraft dafür ein, diesen Vater nachzuahmen. Indem er uns einlädt, ihn nachzuahmen, ihm nachzufolgen, fordert er uns auf, diese seine Nachahmung nachzuahmen.“14

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Und ich denke gerade darin besteht das Besondere an unserer Nachahmung Christi: es ist eine Nachahmung zweiter Ordnung, eine Nachahmung seiner Nachahmung, welche – weil sie nichts als das Eigene betrachtet – nicht in Rivalität abgleiten kann.15 Sie ist immer eine freigiebig weiterschenkende. In diesem Sinn ließe sich auch de Mellos Aussage verstehen, wir müssten sein wie Christus: Wir sollen seine Nachahmung Gottes nachahmen – das ist weder eine einzelne konkrete Handlung, noch eine konkrete, mit Projektionen, auffüllbare Haltung. Es ist vielmehr die Haltung der Offenheit auf das, was uns vom Vater jeweils neu zukommt. Christus hat das zum Erlöser der Welt gemacht. Wenn es uns zu Menschen macht, die seine Erlösung annehmen und nachvollziehen, können wir glücklich sein.

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Das bedeutet nicht, dass man die Art der Nachahmung, die Christus lebt, nicht missverstehen und wieder mit den Augen der Rivalität lesen könnte. Die Gegner Jesu haben das getan. Sie haben seinen hohen Anspruch, an Stelle Gottes zu handeln, als die Ursünde missverstanden, als ein rivalisierendes Sein-Wollen-wie-Gott. Es ist für sie unvorstellbar, dass Gott seine Größe nicht allein für sich behält, sondern einen Sohn haben könnte; und wenn er einen Sohn hätte, so könnten sie diesen Sohn nur als Rivalen ihrer Position sehen, wie die bösen Winzer im gleichnamigen Gleichnis. Als der Weinbergbesitzer schließlich seinen Sohn schickt, fällt ihnen nur ein: „Das ist der Erbe; wir wollen ihn töten, damit das Erbgut uns gehört.“ (Lk 20,14) Der Besitzer hatte ihn aber geschickt in der Hoffnung: „Ich will meinen geliebten Sohn zu ihnen schicken. Vielleicht werden sie vor ihm Achtung haben.“ (Lk 20,14).16

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Der Vater Jesu teilt alles mit dem Sohn, doch die Menschen können es nicht sehen; auch der Sohn hält nichts zurück, sondern er macht die Menschen zu seinen Brüdern und Schwestern und damit zu Miterben: „So bezeugt der Geist selber unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. Sind wir aber Kinder, dann auch Erben; wir sind Erben Gottes und sind Miterben Christi, […].“ (Röm 8,17) Und dieses Wir schließt auch die Heiden nicht aus, sondern betrifft auch sie (vgl. Eph 3,6).

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Was sagt uns nun dieses neue Verständnis von Nachahmung? Es bedeutet, dass es bei der Nachahmung Christi nicht in erster Linie darum geht, ihn bewusst und reflektiert äußerlich nachzuahmen oder auch seine Haltungen zu übernehmen. Es geht vielmehr darum, unsere spontane Nachahmung, unser spontanes Begehren an ihm auszurichten und so unsere ganze Wahrnehmung von Welt, Gott und uns selbst von ihm durchprägen zu lassen. Die Frage ist nur: kann man etwas absichtlich spontan tun? Ist nicht die Aufforderung zu solcher Nachahmung ein Widerspruch in sich? Auffordern kann man doch nur zu einer bewussten, absichtlichen Tat, nicht zu einem spontanen Verhalten.

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Das ist ganz sicher richtig. Daher steht diese Auforderung in den Evangelien auch eher im Hintergrund; wo sie geschieht, kann man sie verstehen als nachträgliche Reflexion über das, was Jesus auf andere Weise tut: er stellt die verschiedenen Sicht- und Lebensweisen durch Gleichnisse und Lebensbeispiele vor Augen. Das ermöglicht auf der einen Seite Distanz, weil es die Menschen nicht direkt konfrontiert; sie können so tun, als seien sie unbeteiligte Zuhörer. Auf der anderen Seite entfaltet es eine viel größere innere Kraft, weil die Menschen sich in die Geschichten hineindenken, sich mit dieser oder jener Figur identifizieren oder sich von ihr distanzieren können, wodurch die Figur ein viel größeres Potenzial zur spontanen Nachahmung entfalten kann, als wenn man sie direkt als Vorbild hinstellte.17 Und das funktioniert bis heute: auch wir können uns hineindenken in einen Vater mit seinen zwei Söhnen, in den jungen Draufgänger, der das Weite sucht und den treuen Arbeiter, der daheim bleibt, aber insgeheim voll Ressentiment auf den jüngeren ist.18 Wir können innerlich die Rollen wechseln und uns in den Gegenpart hineinfühlen und vielleicht stellen wir sogar fest, dass wir in bestimmten Phasen unseres Lebens eher dem einen, in anderen eher dem anderen entsprechen. Ähnliches gilt für viele Gleichnisse. Andere sind uns nicht mehr ganz so leicht zugänglich, weil unsere Lebenswelt eine andere geworden ist: die meisten von uns sind keine Schafhirten, Säleute und Fischer mehr. Doch es ist möglich, auch diese Gleichnisse zu erschließen und sie für uns nicht nur verständlich, sondern auch innerlich nachvollziehbar zu machen. Was aber auffällt ist, dass alle Gleichnisse irgendwie das spontan Nachvollziehbare und Erwartete durchbrechen und uns so mit einer anderen Ordnung der spontanen Nachahmung in Berührung bringen, ja sie uns durch ein wiederholtes Einschwingen in diese Geschichten innerlich nahebringen und unsere spontane Mimesis schrittweise verwandeln können. Darum gibt es in fast jedem Gottesdienst die Lesung aus der Heiligen Schrift, darum haben Spiritualitäten ganz verschiedener Ausprägung die Schriftmeditation oder betrachtung in vielfältiger Weise kultiviert und gepflegt.

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Es kommt aber noch etwas hinzu: Das Leben Jesu selbst kann uns zum Gleichnis werden – nicht in dem Sinne, dass es nur eine Geschichte sei, aus der man etwas lernen könne; sondern in dem Sinne, dass sich im Leben, Sterben und Auferstehen Jesu sogar auf deutlichste Weise zeigt, wohin ein Verfangen-Bleiben in unserer alten, satanischen Mimesis führt, und wie sie sich wandeln kann in der Nachfolge Christi. Im Gehen auf dem Weg der Nachfolge können wir schrittweise immer mehr eintauchen in die verschiedenen Modelle des Lebens, die sich uns in Jesu Lehre, Leben und Tod darbieten, und das lebenslange Sich-Einlassen auf dieses Modell kann unser spontanes Begehren langsam umformen und dem Begehren Christi angleichen. Darum ist Christentum ein Weg; man kann es nicht verstehen, wenn man nur am Straßenrand steht und zuschaut, wie die anderen gehen oder ihren Weg auf der Landkarte betrachtet. Dennoch kann man natürlich – das habe ich ja schon gesagt – darüber reflektieren, welche Wegmarken und Aussichtspunkte auf diesem Weg immer wieder erreicht wurden. Ich möchte das nun noch mit drei solchen Wegmarken tun.

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4.2. Jesu Vatererfahrung

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Ein erster wichtiger Punkt ist dabei – wie schon erwähnt – Jesu väterliche Gotteserfahrung. Man kann der Anrede Gottes als Vater, zu der Jesus auch die Menschen, die ihm nachfolgen, ermächtigt hat, sehr viel positive Kraft abgewinnen und könnte sagen: die spontane Nachahmung, die sich zunächst auf die irdischen Eltern richtet, wird durch das Bild Gottes als Vater auf diesen gelenkt. Gleichzeitig werden die Erfahrungen der Wärme, Geborgenheit und kraftvoller Autorität, die viele Menschen mit ihrem Vater verbinden, mit Gott in Beziehung gebracht. Was von Natur aus machvoll in der menschlichen Psyche wirkt, wird zur Eingangstür Gottes in sie.

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Aber Halt! Würde man so argumentieren, wäre man doch schon wieder auf dem besten Weg, Gott zu unserer Projektionsfläche zu machen. Gott Vater würde damit zu einer bloßen Übersteigerung unserer positiven Vatergefühle. Und was ist mit den Menschen, die keine positiven Vatergefühle haben? Jenen, deren Väter physisch oder psychisch abwesend waren, deren Väter sie misshandelt oder missbraucht haben, oder mit jenen, die ihren Vater nur als Versager empfinden können? Ihnen würde damit der Zugang zu Gott als Vater geradezu verbaut. Und in der Tat sind uns diese Probleme aus der psychoanalytischen Auseinandersetzung mit religiöser Sozialisation bekannt. Auf ähnliche Weise kann die Identifikation Gottes mit dem männlichen Elternteil für Frauen zum großen Problem werden, wie uns die feministische Theologie gezeigt hat. Ist die Vokabel vom Gott-Vater also nicht hoch problematisch?

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Sie ist es in jedem Fall – so viel sei zugestanden – und doch liegt das fundamentale Problem ganz woanders: es liegt darin, unseren Gott-Vater nach dem Muster unserer irdischen Väter zu entwerfen. Dazu hat uns Jesus nicht aufgefordert. Im Gegenteil werden von ihm die Aussprüche überliefert: „Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter […] gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein“ (Lk 14,26) (wörtlich übersetzt müsste es sogar heißen: „wenn jemand nicht Vater und Mutter hasst“). Und: „Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel.“ (Mt 23,9) Da Jesus es andererseits kritisierte, wenn Menschen sich nicht dem Gesetz gemäß um ihre betagten Eltern gekümmert haben (vgl. Mt 15,2-6), und dabei das Gebot, Vater und Mutter zu ehren, bekräftigte, kann es bei ersteren Aussprüchen nicht darum gehen, dass Jesus etwas gegen ein gutes Verhältnis zu den eigenen Eltern gehabt hätte. Es ging ihm darum, dass wir unsere Eltern nicht absolut setzen – und gerade das würden wir tun, wenn wir Gott-Vater nach ihrem Vorbild entwürfen, unabhängig davon, ob dieses uns den Zugang erleichtern oder erschweren würde.

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Gerade hier möchte Jesus das schier Unmögliche zuwege bringen: wir sollen nicht der spontanen Nachahmung folgen, die uns Gott als Übervater am Modell unserer eigenen Väter – oder auch Mütter – entwerfen lässt, sondern wir sollen unsere spontane Nachahmung transformieren lassen und unser Vater-Bild von Gott gewinnen, indem wir uns in die Vatererfahrung Jesu hinein nehmen lassen und in sie einschwingen: rational und affektiv. Wenn das geschieht, dann wird unsere eigene irdische Vatererfahrung nur noch ein kleiner Faktor sein – bei den einen bestärkend, bei den anderen erschwerend –, aber die Hauptsache wird der Abba sein, den Jesus empfunden, in Worten verkündet und in Gleichnissen und seinem eigenen Leben dargestellt hat.

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Das ist der Vater, der sowohl den weggelaufenen Sohn wieder in Freuden aufnimmt als auch dem Daheimgebliebenen alles gönnt; der Vater, der über Gute und Böse regnen und die Sonne scheinen lässt (vgl. Mt 5,45), und dem es nicht entgeht, wenn auch nur ein Vogel aus dem Nest fällt (vgl. Mt 6,26-30); ein Vater, dessen Macht alles vermag und der doch von Gewalt himmelweit entfernt ist, denn er hat nicht einmal mit Gewalt eingegriffen, als man seinen Sohn tötete.

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4.3. Jesu Ausrichtung auf das Reich Gottes

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Ein zweites, das mit dem ersten in unmittelbarem Zusammenhang steht, ist die Ausrichtung auf das Reich Gottes:

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„Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.“ (Mt 6,31-33)

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Und wieder stellt sich die Frage: was ist denn das Reich Gottes, um das man sich zuerst kümmern muss? Ist es, ein guter Mensch zu werden? Ist es, einem bestimmten kirchlichen Stand anzugehören? Ist es, Armut und Leid in der Welt zu bekämpfen?

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Das alles können wichtige Bausteine eines christlichen Lebens sein, aber keiner davon ist das Reich Gottes. Denn all diese Dinge können genauso in einer ich-zentrierten, ja unter Umständen sogar fanatischen Sorge geschehen, mit der Menschen auch nach Essen, Trinken und Kleidung, nach Ruhm, Macht und Besitz streben können. Was die Suche nach dem Reich Gottes davon unterscheidet, ist nicht ein bestimmter Inhalt, sondern die Ausrichtung auf das letzte Ziel und als Konsequenz daraus die Art und Weise, wie man nach dessen irdischen Bausteinen sucht: nicht ich-zentriert, sondern Gott-zentriert.

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Das ist nur möglich in jenem Vertrauen, das aus der Vatererfahrung Jesu kommt. Dieses Vertrauen ermöglicht es, sich weder in den Sorgen des Alltags noch in den hehren Projekten eines anständigen Lebens zu verlieren und damit ja doch wieder nur in eine mimetische Abhängigkeit zu verfallen – von dem Modell, das mir diesen Inhalt als wertvoll und erstrebenswert gezeigt hat, und mit dem ich dann viel zu schnell wieder in Rivalität gelangen kann. W. Palaver weist darauf hin, dass die Orientierung unseres Strebens auf das Reich Gottes von fundamentaler Bedeutung ist: Weil wir Menschen voll Sehnsucht nach dem unendlichen und universalen Guten sind, kann ein ständiger Kampf nur vermieden werden, wenn wir diese Sehnsucht nach Gott und seinem Reich ausrichten.19 Natürlich folgen aus dieser Ausrichtung dann generell ein Einsatz für das Gute und eine ganz spezielle individuelle Berufung. Aber auch diese sind nicht das Reich Gottes. Das Reich Gottes transzendiert diese immer. Wenn man dies nicht nur intellektuell weiß, sondern in dieser Haltung lebt, dann schenkt das auch Gelassenheit. Die Art und Weise, wie man seine an sich durchaus guten Ziele verfolgt, zeigt, ob man wirklich das Reich Gottes zuerst sucht oder ob man andere Dinge an seine Stelle gesetzt hat. Die Art und Weise, wie man diese Dinge verfolgt, ist – so habe ich gesagt – nicht ich-zentriert, sondern gott-zentriert. Man könnte dafür auch ein in christlichen Kreisen sehr gebräuchliches, und daher auch vorbelastetes Wort verwenden: das Suchen des Reiches Gottes erfolgt mit Hingabe.

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4.4. Jesu Hingabe in Leben und Tod

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Das deutsche Wort Hingabe hat es besonders in sich, weil es eine schillernde Bedeutungsvielfalt in sich vereint: man kann sich der Sünde hingeben, dem Wahnsinn oder der Trunksucht. Und man kann – dem Beispiel Jesu folgend – sich Gott hingeben oder sein Leben in den Tod hingeben. Und schon haben wir wieder eine Menge Probleme mit diesem Wort.

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Ich habe bisher meine Bibelzitate sehr knapp seziert und immer ein Stück weggelassen, und zwar ein Stück, das heutigen Menschen unangenehm sein könnte. Es ist aber nun zu sagen, dass diese Teile unbedingt zum Bibeltext dazugehören, soll dieser nicht verfälscht werden.. Paulus spricht ja nicht einfach davon, dass wir Miterben Christi sind, sondern er schließt noch eine Bedingung an: „wir […] sind Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden“ (Röm 8,17). Und als Jesus davon sprach, man solle, um sein Jünger zu sein, Vater und Mutter gering achten, da ging der Satz ja noch weiter: „Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.“ (Lk 14,26f.) Und es war auch die Rede davon, dass der gütige himmlische Vater so gewaltfrei sei, dass er nicht einmal eingriff, als man seinen Sohn ermordete.

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Was bedeutet dann Nachfolge und Hingabe in diesem Zusammenhang? R. Schwager nähert sich dem Begriff der Hingabe auf eher überraschende Weise, wenn er schreibt:

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„Die Hingabe darf nicht als eine Leistung, die einer äußeren Norm entspräche und aus dem eigenen Wollen hervorginge, missverstanden werden. Sie ist zunächst ein Sich-Verlieren, so etwa wie sich das Kind ans Spiel hingibt und sich dabei verliert und vergisst. Hier fragt man sich nicht mehr, was man tun kann und was man tun muss. Die Sache selbst wirkt und fängt die ganze Aufmerksamkeit ein. Die sich verlierende Hingabe löst den Menschen von sich selbst und macht ihn damit frei. […] Der tierische Ernst fällt ab. Auch in bedrängenden Fragen bleibt eine gelöste Heiterkeit. Die Hingabe schenkt Gelassenheit, und sie befreit den Menschen von der unmittelbaren Abhängigkeit von irdischen Gütern.“20

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Es geht also zunächst bei der Hingabe um etwas, das man auch Faszination nennen könnte, so wie ein Kind beim Spielen ganz fasziniert und hingegeben ist und sich dabei verliert. Und auch Schwager betont, dass es sich dabei um eine gelassene Hingabe handelt. Diese Art von Hingabe hat Jesus gelebt: er war fasziniert von seinem Gott-Vater, vom Reich Gottes und von den Menschen, die Abbilder dieses Gottes sind. Anders als bei spielenden Kindern war aber Jesu Faszination keine vorübergehende oder kurzlebige Sache, sondern sie hielt sich ein Leben lang durch, auch als sich zeigte, dass sie ihn in größere Schwierigkeiten bringen würde.

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In diesen Kontext gehört das Wort vom Kreuz tragen und vom Leiden mit Christus. Unsere Hingabe soll nicht kurzlebig, sondern letztlich genau so konsequent und nachhaltig sein wie die Jesu. Schon bei den Theologischen Sommertagen im Jahre 2001 habe ich dargelegt, dass Jesu Leiden – und damit auch das von ChristInnen in der Nachfolge verlangte Kreuztragen – nicht so zu verstehen ist, als wolle Gott, dass wir leiden. Vielmehr ist es Gottes Wille, dass das Bild vom liebevollen, alles gebenden – und daher auch gewaltfreien – Vater weiter vorgelebt und verkörpert wird, auch dann, wenn denen, die es vorleben, Ablehnung, Hass und Gewalt entgegenschlagen.21 Dieses Bild kann nicht modellhaft verkörpert werden, wenn man in der Situation der Gewalt selbst mit Gewalt zurückschlägt. Aus diesem Grund auch hat der Vater seinen Sohn nicht mit Machttaten aus dem Leiden errettet. Das hätte Gottes wahrem Wesen und damit dem Vaterbild, das Jesus uns bringen wollte, widersprochen. Jesus hat diesem Weg ganz zugestimmt, was sich durch seine Vergebungsbitte am Kreuz sehr deutlich zeigt: „Jesu Bitte am Kreuz für seine Gegner [ist] die logische Fortsetzung seiner Verkündigung des gewaltfreien und vergebenden Gottes […]. Selbst angesichts des Todes durch gewalttätige Gegner, die einem gewalttätigen Gottesbild folgen, hält Jesus fest am Bild vom gewaltfreien und vergebenden Gott.“22

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Jesus hat seine Zustimmung zu diesem Weg aber auch in seinem letzten Abendmahl gezeigt, in dem er sich selbst – mit Leib und Blut – den Menschen schenkt, in totaler Hingabe. Diese Hingabe beginnt aber nicht erst mit der Verhaftung Jesu und seinem Leidensweg. Sie beginnt in dem Augenblick, als Jesus von Gott, dem Vater, und von dessen Abbild in den Menschen so fasziniert ist, dass er sein Leben ganz der Verkündigung dieses Vaters und der Ausrichtung des Begehrens der Menschen auf dessen Reich widmet – zu deren Heil. Leiden und Tod sind keineswegs von Gott fix vorprogrammierte Elemente – oder gar das Ziel – dieses Weges, sie sind zu erwartende Hindernisse auf dem Weg dieser Faszination. Sie sind Hindernisse, die entstehen, weil Menschen in der rivalisierenden Mimesis gefangen sind und Jesu andere Nachahmung Gottes missverstehen. Sie sind zu erwarten, weil ihre Ursachen menschliche Sünde und Schwäche sind und weil alle Menschen – auch wir selbst auf dem Weg unserer Nachfolge – sündige und schwache Menschen sind und nur allzu leicht zum Hindernis auf diesem Weg werden können.

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Dass wir aber das letzte Abendmahl Jesu in der Liturgie immer wieder feiern und uns damit seine Hingabe vergegenwärtigen, ist ein elementar wichtiger Teil unserer Nachfolge. In der Eucharistiefeier verdichten sich die von mir genannten Elemente: in den Lesungen hören wir von der langen Geschichte Gottes mit seinem Volk, von den Gleichnissen Jesu, die uns das Modell des barmherzigen Vaters vor Augen führen und langsam zu unserem Modell werden lassen; oder wir bekommen vor Augen geführt, wie die rivalisierende Nachahmung eines als rivalisierend wahrgenommenen Gottes in die Spirale der Gewalt führt; schließlich tritt uns das Leben Jesu selbst in seiner modellhaften Weise gegenüber: in den Berichten über seine Person, sein Beten, seine Hingabe im Leben und schließlich auch in den Tod.23 Das alles aber wird rituell noch einmal auf einer viel tieferen, ganzheitlichen Ebene symbolisch verdichtet in der Feier von Tod und Auferstehung Jesu, die an den Wortgottesdienst innerhalb der Eucharistiefeier anschließt und uns auf ganz andere Weise auf die Nachahmung Gottes ausrichtet, als Worte es können.

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Ich argumentierte, der Vater konnte seinen Sohn nicht aus dem von Menschen verursachten Leiden erretten ohne sich selber untreu zu werden. Er konnte ihn aber sehr wohl aus dem Tod erretten. Denn der Tod entzieht uns endgültig dem Machtbereich der Menschen und damit auch dem Machtbereich der Sünde (vgl. Röm 6,4-23). Der brutalste Folterer will nicht, dass sein Opfer unter der Folter stirbt, denn er weiß, dass er durch den Tod jede Gewalt über das Opfer verliert. Die Auferweckung aus dem Tod überwältigt also nicht mit göttlicher Übermacht die menschliche Gewalt. Gott wartet, bis diese Gewalt sich tot-gelaufen hat, und zeigt dann, dass seine Macht sogar über den Tod hi-naus geht. Das ist die christliche Hoffnung auf die All-Macht Gottes.24

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Läuft das alles aber nicht doch wieder auf eine masochistische Hingabe hi-naus, auch wenn der Grund menschliche Sünde und nicht ein göttlicher Wunsch ist? Schwager hat davor massiv gewarnt:

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„Die immer mögliche, heimtückische Verkehrung der Hingabe zeigt, dass der Anruf zum ‚Umsonst‘ der Liebe nicht als ein neues Gebot missverstanden werden darf. Man kann höchstens von einem Gebot in einem ganz neuen Sinne sprechen. […] Die Hingabe ist […] nur dort eine Frucht des Glaubens, wo sie als Geschenk erfahren wird. Das äußere Wort der Verkündigung ist keine Aufforderung zu besonderen Leistungen, sondern eine Mahnung, die Möglichkeiten, die Gott immer wieder bietet, nicht zu verscherzen. Es ist kein Befehl, innerlich die Muskeln anzuspannen, sondern ein Anruf, für jene Gaben empfänglich zu sein, die sich bald anbieten und bald entziehen.“25

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Es gilt, dem Ruf dieser Faszination zu folgen und zu sehen, wohin er einen führt.

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5. Coda: Nachfolge zwischen Kopie und Projektion

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Haben wir jetzt aber die Gefahr nur zu kopieren oder zu projizieren wirklich ausgeräumt? Die Gefahr des reinen Kopierens ist sicher heute – eben wegen der ganz veränderten Lebensumstände – nicht so groß. Aber die, der Projektion zu erliegen? Ehrlicherweise ist wohl zuzugeben, dass wir die Projektion nicht eindeutig ausgeräumt haben. Vielleicht ist ja all das, was ich dargestellt habe, selbst nur Projektion? Doch selbst wenn es so wäre, bedeutete das nicht das Scheitern unserer Bemühungen, denn noch etwas können wir den biblischen Texten entnehmen:

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Gott benützt unsere Projektionen, um sich durch deren Transformation immer wieder neu zu offenbaren. So geschah es durch die lange Geschichte des Volkes Israel im AT, so geschah es durch den Weg der Nachfolge mit den JüngerInnen Jesu, so geschah es in der Geschichte der Kirche mit vielen Heiligen. Die Projektion lässt sich nicht prinzipiell und ein für alle Mal ausschließen. Aber indem wir den Weg der Nachfolge beschreiten, zeigt sich Gott neu aus unseren Projektionen heraus, wenn wir eines tun: wenn wir gegen den Gott unserer Vorstellungen und Projektionen auf den wahren Gott vertrauen, der diese immer wieder durchbricht:

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„Man möchte einen Ort erreichen, auf dem man in Ruhe stehen und von dem her man den weiteren Weg sicher auskundschaften kann. Gerade diesen, im geheimen ersehnten Fixpunkt gibt es aber nicht. Keine Erfahrung und kein Gefühl ist so endgültig, dass man für die ganze weitere Zukunft restlos darauf bauen könnte. Meinte man so etwas erreicht zu haben, dann würde man nur jenen Teil der eigenen menschlichen Wirklichkeit, die in die Erfahrung der Autorität Gottes immer hi-nein verwoben ist, absolut setzen. Genau dadurch würde aber die göttliche Autorität verfehlt und die eigene menschliche Entwicklung blockiert.“26

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„Der Glaube […] verhält sich […] ganz anders. Er versucht nicht, sich auf einen neutralen Standpunkt zurückzuziehen, um von dort her den Glaubensinhalt angeblich objektiv zu beurteilen. Täte er dies, würde er sich selbst aufgeben. Er hofft vielmehr in vermehrtem Maße auf eben jenen Gott, der ihm Anfechtungen bereitet. Er vertraut gegen Gott auf Gott. Darin zeigt sich etwas vom tiefsten Geheimnis der göttlichen Autorität.“27

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Die Bibel ist voll von Gestalten, die „gegen Gott auf Gott vertrauen“, will sagen: würden diese Menschen sich nur auf das verlassen, was sie aufgrund ihrer bisherigen Erfahrung von Gott zu wissen glaubten, dann müssten sie eigentlich an diesem Gott verzweifeln oder sich gar von ihm abwenden. So etwa Hiob, der leiden muss, obwohl er sich keiner Schuld bewusst ist, und dessen Freunde ihn davon überzeugen wollen, dass Gott ihn bestraft. Trotzdem vertraut Hiob – gegen seine vermeintlichen Freunde und gegen seine eigene Gotteserfahrung (vgl. Hiob 38-41) – im Gebet auf Gott (vgl. Hiob 16,19-21; 19,25-27) und wird errettet. Gott hat sich größer gezeigt, als Hiob oder seine Umgebung es je erwartet hätten.28 Ähnliches zeigt sich in vielen Psalmen.

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Hat ein gläubiger Mensch einmal die Weisheit erreicht, dass er offen ist für das Durchbrechen seiner Voreinstellungen durch den immer größeren Gott, so lässt sich sagen:

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„Der im Heiligen Geist glaubende Mensch […] weiß nicht im vornhi-nein, wer er im Grunde selbst ist. Er hat keine feste, bildhafte Vorstellung von seinem Ziel. Auch die zukünftigen Wege lässt er getrost weitgehend im Dunkeln. Unerwartete Begegnungen und Widerfahrnisse sind ihm deshalb nicht in erster Linie Störungen, sondern mögliche Anrufe, sich einer bisher verborgenen Wirklichkeit zu erschließen. Er hat nicht sein selbsterdachtes Lebensziel gegen sein eigenes Lebensgeschick zu verteidigen. Im Gegenteil, selbst störende und unbegreifliche Widerfahrnisse vermag er als Zeichen und Hinweis für jenen Lebensweg zu deuten, der aus einem neuen Quell entspringt. Wer dies erfährt, für den ist jenseits aller Reflexion klar, dass – wie in Jesus – so auch in ihm die göttliche Autorität am Wirken ist.“29

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Haben Sie diese Gelassenheit noch nicht? Ich auch nicht. Das beweist aber nur, dass wir auch noch auf dem Weg zum vollen Glauben sind.

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Verwendete Literatur

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De Mello, Anthony, Der springende Punkt. Wach werden und glücklich sein. Freiburg 1991.

71
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Girard, René, Hiob – ein Weg aus der Gewalt. Zürich 1990.

72
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, Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz. Eine kritische Apologie des Christentums. München 2002.

73
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Knapp, Andreas / Wolfers, Melanie, Glaube, der nach Freiheit schmeckt. Eine Einladung an Zweifler und Skeptiker. München 2009.

74
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Neufeld, Karl Heinz, Fundamentaltheologie 1: Jesus – Grund christlichen Glaubens. (Kohlhammer Studienbücher Theologie 17,1). Stuttgart 1992.

75
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Ong, Walter J., Mimesis and the Following of Christ. In: Religion and Literature 26/2 (1994), 73-77.

76
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Palaver, Wolfgang, Drawn into Conversion: How Mimetic Theory Changed My Way of Being a Christian Theologian. In: Goodhart, Sandor u.a. (Hg.): For René Girard. Essays in Friendship and in Truth (Studies in Violence, Mimesis, and Culture. East Lansing 2009, 189-209.

77
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, René Girards mimetische Theorie. Im Kontext kulturtheoretischer und gesellschaftspolitischer Fragen. (Beiträge zur mimetischen Theorie 6). Münster 32008.

78
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Rahner, Karl, Das «Gebot» der Liebe unter den anderen Geboten. In: Ders.: Sämtliche Werke 12: Menschsein und Menschwerdung Gottes. Studien zur Grundlegung der Dogmatik, zur Christologie, Theologischen Anthropologie und Eschatologie. Bearb. v. H. Vorgrimler. Freiburg 2005, 59-75.

79
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Ratzinger, Joseph, Einführung in das Christentum. Vorlesungen über das Apostolische Glaubensbekenntnis. München 1985.

80
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Sandler, Willibald, Jesus Christus – Sieger über Teufel und Dämonen. Biblische Perspektiven für einen effektiven Widerstand gegen den Sog des Bösen. In: Amor, Christoph J. / Ladner, Gertraud (Hg.): Die Macht des Bösen. Vorträge der neunten Innsbrucker Theologischen Sommertage 2008 (theologische trends 18). Innsbruck 2009, 205-236; ebenso online: http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/801.html.

81
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Schwager, Raymund, Erbsünde und Heilsdrama. Im Kontext von Evolution, Gentechnologie und Apokalyptik. (Beiträge zur mimetischen Theorie 4). Münster 22004.

82
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, Jesus-Nachfolge. Woraus lebt der Glaube? Freiburg 1973.

83
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, Jesus im Heilsdrama. Entwurf einer biblischen Erlösungslehre. (Innsbrucker Theologische Studien 29). Innsbruck 21996; ebenso online: http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/212.html.

84
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Wandinger, Nikolaus, Das Böse in uns. Von Sünde, Erbsünde und anderen unangenehmen Wahrheiten. In: Amor, Christoph J. / Ladner, Gertraud (Hg.): Die Macht des Bösen. Vorträge der neunten Innsbrucker Theologischen Sommertage 2008 (theologische trends 18). Innsbruck 2009, 107-134; ebenso online: http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/865.html.

85
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, Die Sündenlehre als Schlüssel zum Menschen. Impulse K. Rahners und R. Schwagers zu einer Heuristik theologischer Anthropologie. (Beiträge zur mimetischen Theorie 16). Münster 2003.

86
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, Is Divine Omnipotence (Non-)Violent? In: Jnanadeepa - Pune Journal of Religious Studies 8/1 (2005), 50-64; ebenso online: http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/573.html.

87
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, Wie unbequem ist Gott? oder Wie ist Gott unbequem? Überlegungen zu Gottesbild, Kreuz und Nachfolge. In: Sandler, W. / Wandinger, N. (Hg.): Der unbequeme Gott. Vorträge der zweiten Innsbrucker Theologischen Sommertage 2001. Thaur 2002, 161-188; ebenso online: http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/267.html.

88
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, Zwei (un)gleiche Brüder. Gedanken zum 4. Fastensonntag Laetare. Innsbrucker Theologischer Leseraum 2010 [cited 03/29 2010]. Online: http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/859.html.

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Anmerkungen

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1 Ratzinger, Einführung in das Christentum, 59. Zitate wurden an die neue Rechtschreibung angepasst.

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2 Ratzinger, Einführung in das Christentum, 69.

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3 Das will sagen: in einer theologischen Anthropologie, einer Lehre vom Menschen, die – neben anderen Erkenntniswegen – auch den Glauben selbst als Erkenntnisquelle für ihren Blick auf die Menschen hat.

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4 De Mello, Der springende Punkt, 103.

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5 Vgl. Palaver, René Girards mimetische Theorie und kurz: Wandinger, Sündenlehre, 193-201.

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6 Vgl. Wandinger, Das Böse in uns.

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7 Zur theologischen Bedeutung dieses Wortes vgl. Schwager, Jesus im Heilsdrama, 44-46.

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8 Wandinger, Sündenlehre, 306-310.

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9 Auf Letzteres möchte ich hier nicht näher eingehen; zur Figur des Satan vgl. Schwager, Erbsünde und Heilsdrama, 153-175 und Sandler, Jesus Christus – Sieger über Teufel und Dämonen

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10 Girard, Ich sah den Satan, 59.

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11 Girard, Ich sah den Satan, 29.

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12 Girard, Ich sah den Satan, 64.

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13 Vgl. Wandinger, Das Böse in uns, 116-118.

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14 Girard, Ich sah den Satan, 29.

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15 Genauso fordert Paulus dazu auf, ihn nachzuahmen, wie er Christus nachahmt (vgl. 1 Kor 11,1) – auch eine Nachahmung 2. Ordnung. Diesen Hinweis verdanke ich W. Palaver, der mich auf einen Artikel W. Ongs aufmerksam machte: Ong, Mimesis and the Following of Christ, hier 73.

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16 Vgl. dazu genauer Wandinger, Sündenlehre, 228f.; 308f.

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17 Vgl. zur Wirksamkeit der Gleichnisse Neufeld, Fundamentaltheologie 1, 21-25, der allerdings weder das mimetische Potenzial noch eine dramatische Sicht thematisiert.

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18 Vgl. dazu Wandinger, Zwei (un)gleiche Brüder.

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19 Vgl. Palaver, Drawn into Conversion, hier 195.

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20 Schwager, Jesus-Nachfolge, 135f.

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21 Vgl.: Wandinger, Wie unbequem ist Gott?.

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22 Wandinger, Wie unbequem ist Gott?, 169.

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23 Zur einfachen Darstellung der Bedeutung und Deutung der Bibel für ChristInnen vgl. Knapp / Wolfers, Glaube, der nach Freiheit schmeckt, 277-286.

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24 Vgl. Wandinger, Divine Omnipotence.

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25 Schwager, Jesus-Nachfolge, 140f. Etwas ganz Ähnliches scheint mir angezielt in: Rahner, Das «Gebot» der Liebe.

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26 Schwager, Jesus-Nachfolge, 134.

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27 Schwager, Jesus-Nachfolge, 128.

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28 Vgl. Girard, Hiob.

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29 Schwager, Jesus-Nachfolge, 145.

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