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„Es gibt hunderte Arten, die Erde zu küssen“ |
Autor: | Findl-Ludescher Anni |
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Veröffentlichung: | |
Kategorie | predigt |
Abstrakt: | |
Publiziert in: | |
Datum: | 2025-05-20 |
1![]() | Heute Abend noch wird auf der Bühne des Song Contest der österr. Interpret von der Liebe singen: „Wasted Love“ – und viele andere Beiträge besingen sie auch: die Liebe. Von der Liebe wird gesungen, gespielt, geschrieben, getanzt, gemalt. Wenn es auch manchmal kitschig oder peinlich daherkommt: jede Generation findet neue Ausdrucksformen dafür – nicht nur im Mai, aber doch besonders gern im Frühling und ja: Jesus spricht auch davon – von der Liebe. |
2![]() | In einer Lehrveranstaltung habe ich mit Studierenden diskutiert über das, was Seelsorge ausmacht, was das Spezifische, das Unterscheidende ist im Vergleich mit anderen hilfreichen Kontakten. Jemand hat gemeint: „Vielleicht wegen der Liebe?“ Darauf ein Student ganz vehement: „Ach hör mir doch auf mit der Liebe. Wir sollten in der Kirche nicht von Liebe reden. Sobald Liebe im Spiel ist, ist die Gefahr von Missbrauch gegeben.“ |
3![]() | Der Einwurf des Studenten war ernst zu nehmen. Wir haben das besprochen. Aber es blieb doch die Frage: Christentum ohne Liebe: geht das? |
4![]() | „Ach hör mir doch auf mit der Liebe“. Diesen Ausruf noch im Ohr lese ich das Evangelium von heute: |
5![]() | „Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ |
6![]() | Wir können nicht damit aufhören. Was wir heute hören ist das Testament Jesu, so wie der Evangelist Johannes es aufgeschrieben hat. Jetzt ist es entschieden. Judas hat die Seite gewechselt, jetzt läuft alles auf Verrat, Verhör und Tod zu. Der Auftrag zu lieben ist das Vermächtnis Jesu, sein Testament. „Liebt einander“. Und bei all meinem Nachsinnen darüber meldet sich immer wieder dieser Satz in meinem Kopf „Ach hör mir doch auf mit der Liebe“. Es ist nicht nur wegen des Missbrauchthemas, auch sonst bleibt oft ein schaler Nachgeschmack beim Reden von der Liebe: Wenn die „Lieben Brüder und Schwestern aufgefordert werden, immer mehr zu lieben, denn die Liebe hört nie auf…“ Und dann noch die unzähligen Sprüche, Weisheiten auf Karten und T-Shirts, im Netz. Liebe ist alles, ist so vieles und doch auch nichts Genaues. Ein Hinweis im Evangelium hilft mir heraus aus dieser Aporie: Jesus sagt nicht nur „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander!“. Er redet weiter und sagt: „Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ |
7![]() | „Wie ich euch geliebt habe…“ Dieser Spur folge ich: |
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9![]() | Das sind einige „Liebes-Funde“ von mir. Es gibt noch andere Facetten der Liebe Jesu. Je nachdem wie wir gestrickt sind und in welchen konkreten Situationen wir stehen, entdecken wir unterschiedliche Szenen. Gut ist, wenn wir konkret werden. Dann verliert der Begriff „Liebe“ diesen schalen Geschmack. So konkret geworden, kann Liebe leuchten. Ich muss ja nicht umfassend lieben, sondern in meinem jetzigen Alltag auf eine bestimmte Weise liebevoll handeln, lieben. |
10![]() | Der Mystiker Rumi sagt „Es gibt hunderte Arten, die Erde zu küssen“. |
11![]() | Es gibt hunderte Arten, zu lieben. Wichtig ist, dass wir die Erde, das Leben, genau da, wo wir jetzt gerade stehen, küssen, versuchen zu lieben. |
12![]() | Wir brauchen uns nicht über die richtige Art der Liebe streiten. Jesus hat seine Liebe auf vielfältige Weise gelebt und gezeigt. Wenn wir, wenn jede und jeder ein Stück Weg mit Jesus geht, finden wir die Spur, eine bestimmte Szene oder Begegnung, die uns beim Lieben hilft. |
13![]() | „Es gibt hunderte Arten, die Erde zu küssen“. Wichtig ist, dass wir es tun, dass wir küssen, dass wir lieben. |
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