Projektleitung Salzburg: Christina Antenhofer;
Universität Innsbruck, Institut für Sprachwissenschaft: Claudia Posch, Gerhard Rampl, Elisabeth Gruber-Tokić, Milena Peralta; Institut für Archäologien, DiSC: Gerald Hiebel;
Kooperationspartner IMAREAL: Ingrid Matschinegg, nationaler Forschungspartner:
Universität Innsbruck, Institut für Sprachwissenschaft: Claudia Posch, Gerhard Rampl, Elisabeth Gruber-Tokić, Milena Peralta; Institut für Archäologien, DiSC: Gerald Hiebel;
Kooperationspartner IMAREAL: Ingrid Matschinegg, nationaler Forschungspartner:
Burgen erfreuen sich seit Langem großer Beliebtheit. In der Forschung dominieren allerdings bislang Themen wie Politik und Militär, die vor allem den traditionell männlichen und herrschaftlichen Blick auf Burgen spiegeln. Dieses Projekt bricht mit diesem Vorgehen und fragt danach, wie sich das Leben auf mittelalterlichen Burgen abspielte. Dabei interessieren uns die verschiedenen Menschen, die auf Burgen lebten und arbeiteten, insbesondere Frauen.
Wir blicken durch das Schlüsselloch ins Innere ausgewählter Burgen im historischen Tirol, auf Räume und Dinge, die dort vorhanden waren. Als Basis dienen besondere Texte: Inventare. Dabei handelt es sich um Listen, die über die auf Burgen vorhandenen Möbel und Gerätschaften angelegt wurden. In der Regel wurden diese erstellt, wenn ein Besitzwechsel oder ein Wechsel der Verwaltung erfolgte. Es waren somit eigentlich Momentaufnahmen und zugleich Rechenschaftsberichte darüber, was auf der Burg vorhanden war.
Wie ging man vor, um alle Dinge zu katalogisieren und zu beschreiben, die sich auf einer Burg befanden? Wie wurden Räume inspiziert – oder welche wurden auch gar nicht erfasst? Welche Menschen waren an diesen Prozessen beteiligt und wie fasste man die Flut an großen und kleinen Gerätschaften in Worte? – Dies sind Kernfragen, denen sich unser interdisziplinäres Team widmet. Bislang wurden Inventare vor allem verwendet, um nach bestimmten, meist kostbaren Kunstwerken zu suchen. Wir betrachten Inventare dagegen als historische Texte, die über die Nennung von Objekten und Räumen Geschichten erzählen. Sie liefern wertvolle Einblicke in die Alltags- und Sozialgeschichte, in mit Objekten verbundene Handlungen, Gefühle, Erinnerungen, Wissensbestände und Sinneserfahrungen.
Solche Inventare haben sich für die Burgen aus dem Raum des historischen Tirol bereits für die Zeit des 14. bis 16. Jahrhunderts in bemerkenswerter Menge erhalten: 130 dieser Inventare werden wir in diesem Projekt mit digitalen Methoden bearbeiten, um Informationen zu Räumen und deren Ausstattung, aber auch zu den Menschen, die diese nutzten, zu erhalten.
Die Hypothese ist, dass Inventare Auskunft über die Tätigkeit des Inventarisierens geben, wenn verschiedene Personen durch die Räume gingen und alle Dinge beschrieben und erfassten. Die Dokumente zeigen somit Beziehungen zwischen Dingen, Menschen, Tätigkeiten, Räumen und den Worten, die dafür verwendet wurden. Digitale Methoden erlauben es, diese Beziehungen und die Tätigkeit des Inventarisierens nachzuzeichnen. Über diese Visualisierungen werden Burgen als soziale Lebensräume sichtbar. Anhand von Fallbeispielen werden bei ausgewählten Burgen auch die historischen Raumstrukturen visualisiert.
Im Projekt kooperieren Historiker:innen (Antenhofer, Matschinegg, Salzburg/Krems), Linguisti:innen mit Schwerpunkt im Bereich digitaler Methoden (Posch, Rampl, Gruber-Tokić, Innsbruck) und Experten für Digital Humanities und Datenmodellierung (Hiebel/Innsbruck) sowie Architektur- und Baugeschichte.