Das „Ehrenmal“ der Universität Innsbruck
Am 3. Juli 1926 wurde vor dem im Herbst 1923 bezogenen neuen Hauptgebäude am Innrain das von vier Linden begrenzte und vom Tiroler Architekten Lois Welzenbacher gestaltete Denkmal zur dauernden Erinnerung an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Angehörigen der Universität Innsbruck enthüllt. Auf dem dreieckigen Steinsockel, über den ein aus Kupfer getriebener Adler seine Schwingen breitet, steht der burschenschaftliche Wahlspruch „Ehre – Freiheit – Vaterland“. Ursprünglich waren auch die Namen der im Weltkrieg gefallenen Universitätsangehörigen am Ehrenmal angebracht. Sie wurden 1952 um die Namen der im Zweiten Weltkrieg Gefallenen ergänzt.
Die Einweihung im Jahr 1926 war eine deutschnationale Kundgebung der Innsbrucker Professoren und Studierenden. Prorektor Theodor Rittler beendete seine Ansprache wie folgt: „Es zeigt uns den Adler, der die Wappen Deutschlands, Österreichs und Tirols schmückt. Wir wussten kein besseres Zeichen unseren Toten aufzuerrichten. Denn für Deutschlands Größe, Österreichs Ehre und die Einheit Tirols sind sie in den Kampf gezogen. Im Anblick des Adlers wollen wir uns der Kraft und Stärke unseres Volkstums getrösten und gläubig sprechen: Deutschland, Dein Reich komme!“ Schon Welzenbachers Vertrag enthielt die Klausel, dass ihm die Wahl der Mitarbeiter freigestellt sei, „doch verpflichtet er sich, nur Deutsche hiezu zu wählen“.
Am 17. Mai 1984 beschloss der Akademische Senat, eine Gedenktafel für den als Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ am 22. Februar 1943 in München hingerichteten Medizinstudenten Christoph Probst am Ehrenmal anzubringen. Er war am gleichen Tag von der Universität Innsbruck (damals „Deutsche Alpenuniversität“) „dauernd vom Studium an allen deutschen Hochschulen ausgeschlossen“ worden. Mit Beschluss vom 11. Januar 1990 wurde eine zweite Gedenktafel hinzugefügt: zur Erinnerung an die Befreiungstheologen Ignacio Ellacuría SJ und Segundo Montes SJ, Absolventen der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck. Beide wurden am 16. November 1989 wegen ihres Einsatzes für Frieden und gerechtigkeit in San Salvador ermordet.
Als ein weiteres Gedenkzeichen wurde der Universitätsvorplatz am 16. März 1993 in Christoph-Probst-Platz umbenannt. Am 21. Februar 2019 wurde im Rahmen einer gemeinsamen Gedenkstunde der Medizinischen Universität Innsbruck und der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck seine Exmatrikulation symbolisch rückgängig gemacht.
Die ursprünglich klar deutschnationale Ausrichtung führte immer wieder zu Protestaktionen gegen das Denkmal – zuletzt wurde es im Oktober 2010 von Unbekannten rosa eingefärbt. Anlässlich ihres 350-jährigen Jubiläums im Jahr 2019 hat die Universität Innsbruck nach einem Wettbewerb den Vorarlberger Künstler Wolfgang Flatz zu einer künstlerischen Intervention am Denkmal eingeladen – als Zeichen eines offenen und selbstkritischen Umgangs mit der eigenen Geschichte. Sie wurde am 11. Oktober 2019 der Öffentlichkeit übergeben.