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Schwager Raymund: Krieg im Namen Gottes - und das Kreuz Christi
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Krieg im Namen Gottes - und das Kreuz Christi

Autor:Schwager Raymund
Veröffentlichung:
Kategoriekommentar
Abstrakt:
Publiziert in:# Originalbeitrag für den Leseraum
Datum:2003-04-08

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Kreuzzüge und Religionskriege gehören zu jenen geschichtlichen Ereignissen, die heute am meisten verurteilt werden. Die Urteile sind dabei meistens so überheblich, dass man meinen könnte, es handele sich um Vorgänge, die heute undenkbar wären. Gewalt darf nicht durch Religion begründet oder gar verklärt werden. Und doch! Beim gegenwärtigen Krieg im Irak haben beide Seiten sich auf Gott berufen. Ähnlich war es bei den Konflikten im ehemaligen Jugoslawien, und wohl am deutlichsten zeigt sich dieses Phänomen in der Auseinandersetzung zwischen Israel und den Palästinensern. Hier gibt es nicht bloß auf beiden Seiten religiöse Scharfmacher, die wachsenden Anhang finden und die den Konflikt stets neu anheizen. Gemäß dem Urteil von Moshe Amirav, der nach dem Misserfolg der Friedensverhandlungen in Camp David (2000) im Auftrag von Premierminister E. Barak Geheimverhandlungen mit Palästinensern führte (2001), sind diese letztlich an der Frage der Souveränität über den Tempelberg gescheitert ("The Palestinian Struggle for Jerusalem," published 2002 by the Jerusalem Institute for Israel Studies). Obwohl Barak und Arafat zunächst keine religiöse Menschen waren, gewannen, je stärker der Konflikt wurde, religiöse Überlegungen bei ihnen immer mehr an Stellenwert, und schließlich ist alles - so Moshe Amirav - an einem religiösen Symbol gescheitert, das wirtschaftlich wie strategisch gar keine Bedeutung hat.

2
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Solche Erfahrungen sollten uns zunächst im Urteilen vorsichtiger machen. Sie zeigen, wie bei tiefgehenden Konflikten religiöse Fragen auch heute fast unweigerlich auftauchen. Wer darüber nur abfällig urteilt, verrät eher, dass er von der tieferen Problematik menschlichen Zusammenlebens noch wenig verstanden hat.

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Ein Konflikten, bei dem sich beide Seiten auf Gott berufen haben, gab es auch zwischen Jesus und der damaligen jüdischen Führungsschicht (Pharisäer, Schriftgelehrte, Hohepriester). Gerade dieser Konflikt macht verständlich, wieso der Weg Jesu zum Kreuz geführt hat, ja dorthin führen 'musste'. Um der Wahrheit willen, für die er in Namen seines Gottes eintrat, hat er die Auseinandersetzung nicht gescheut, und sie sogar, wie es notwendig wurde, durch seine Gerichtsworte verschärft. Von Anfang an hat er aber ebenso zu verstehen gegeben, wie er sich im Konflikt letztlich verhalten will: 'Liebt eure Feinde und leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.' Mit dieser Lehre offenbarte Jesus zugleich, wie er seinen Gott, den Gott Israels, verstanden. Seine Gegner, die sich ebenfalls auf den Gott Israels beriefen, urteilten diesbezüglich jedoch ganz anderes, wie ein Wort des Hohenpriesters in der kritischen Situation verrät: 'Es ist besser, wenn ein einziger Mensch stirbt, als dass das ganze Volk zugrunde geht' (Joh 11,50).

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Wie der damalige Hohepriester so haben Politiker praktisch immer gehandelt, und so tun sie es auch heute. Im Interesse des eigenen Volkes werden einige vom Volk oder andere Völker 'geopfert', und dabei wird ausdrücklich vom 'Opfer' geredet. Die religiöse Sprache drängt sich in solchen Situationen unweigerlich auf. Dass es widersprüchlich ist, wenn zwei verfeindete Parteien sich auf den gleichen Gott berufen, ist theoretisch leicht einsichtig. Dennoch ist dieser Widerspruch praktisch sehr schwer zu beheben. Nur wer bereit ist, auch den Weg Jesu zu gehen, kann solche tragische Situationen durchbrechen. Nur vom Kreuz her - und nicht vom aufklärerischen oder fortschrittlichen Geist - ergibt sich auch eine berechtigte Kritik an den Kreuzzügen und Religionskriegen. Umgekehrt wird verständlich, dass Menschen, die nicht bereit sind, diesen Weg zu gehen, erneut für ein heidnisches Ethos plädieren, gemäß dem Götter gegen Götter kämpfen können (vgl. R. Kaplan, Warrior Politics. Why Leadership Demands a Pagan Ethos [2002]).

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