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Siebenrock Roman: Von Göttern und Menschen: Wer ist ein christlicher Märtyrer?
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Von Göttern und Menschen: Wer ist ein christlicher Märtyrer?
(Geschichtliche und systematisch-theologische Hintergründe zum gleichnamigen Film über die Trappisten-Märtyrer aus Algerien)

Autor:Siebenrock Roman
Veröffentlichung:
Kategorieartikel
Abstrakt:
Publiziert in:Überarbeiteter Auszug aus: Roman A. Siebenrock: Christliches Martyrium. Worum es geht. Innsbruck 2009. Topos-TB 662 (v.a. 70-95). Mit der Dokumentation des Testamentes von P. Christian de Chergé OSCO.
Datum:2011-01-26

Inhalt

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Vorbemerkung

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Bei meiner Frage nach den Kriterien des wahren christlichen Martyriums in einem Kontext, in dem das „Martyrium“, das in der Tradition immer den exemplarischen christlichen Tod in der Nachfolge Christi meinte, in sein Gegenteil verkehrt zu werden scheint, wurde mir das Schicksal der Mönche von Thibirine zum Schlüssel, den Knäuel von Heldentum, missbrauchtem Heroismus und christlicher Lebenshingabe zu entschlüsseln. Mit großer Ehrfurcht habe ich das Testament des Priors gelesen. Immer bewegt es mich, wenn ich es lesend bete, und damals ist es mir zur Grundlage meiner Kriteriologie geworden, die hier in einer überarbeiteten Fassung veröffentlicht werden soll. Ähnlich, wenn auch in anderer Weise berührte mich der Film des französischen Agnostikers Xavier Beauvois. Da er sich in seinem Werk auf die innere Entwicklung der Gemeinschaft und der einzelnen Mönche in der unmittelbaren Zeit der Bedrohung konzentriert, sollen mit diesem kleinen Beitrag sowohl ein wenig die biographischen Hintergründe der französischen Mönche als auch der kirchliche Kontext etwas verdeutlicht werden. Thematisch ist es dann aber von großer Bedeutung, ihr Zeugnis in den umfassenden Horizont der Theologie des Martyriums in Geschichte und Gegenwart der römisch-katholischen Kirche zu stellen.1 Gerade so gewinnt das testamentarische Zeugnis des Priors seinen besonderen Glanz. Als Anhang wird das Testament im französischen Original und deutscher Übersetzung dokumentiert werden.

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Kleine Geschichte der Mönche und ihres Priors

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P. Christian de Cherge OSCO (1937-1996)wurde als Sohn eines französischen Berufssoldaten am 18. Januar 1937 in Colmar geboren. Er stammte aus einer adeligen Familie, deren Wappenspruch „semper recte“ („immer in rechter Weise“) ethische Gradlinigkeit und aufrechten Gang anzeigt. Mit sieben Geschwistern verbrachte er drei Jahre während des Zweiten Weltkrieges in Algerien. Hier diente er später auch als Berufsoffizier. Seinen Wunsch, Priester zu werden, verwirklichte er mit dem Eintritt in das Seminar der Karmeliten 1956 in Paris. 1959-1961 wurde er während des spätkolonialen Krieges zum Militärdienst nach Algerien eingezogen. Ab 1961 studierte er erneut in Paris, wo er 1964 zum Priester geweiht wurde. Nach einigen Jahren als Kaplan von „Sacré Cœur“ trat er 1969 in den Trappistenorden ein. Ab 1971 ist er im Bergkloster „Notre-Dame de l´Atlas“ in Tibhirine, etwa 100 km südlich von der Hauptstadt Algier. Nach einem Studienaufenthalt in Rom (1974-1976), bei dem er seine religionswissenschaftlichen, insbesondere islamkundlichen Kenntnisse vertiefte, kehrte er in das Atlaskloster zurück, wo er 1984 zum Prior gewählt wurde. Entführt wurden er und sechs seiner Mitbrüder (P. Christophe Lebreton, Br. Michel Fleury, P. Bruno Lemarchand, P. Célestin Ringeard, Br. Paul Favre-Miville und der Laienbruder und Arzt Luc Dochier) in der Nacht vom 26. auf den 27. März 1996. Ihre Köpfe wurden acht Wochen später entdeckt und feierlich beigesetzt. Die überlebenden drei Mönche sind nach dem Mord nach Marokko gezogen. Das Kloster im Atlas ist bis heute verwaist.2

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Das Testament von P. Christian de Chergé von Orden der Trappisten stellt in nahezu vollkommener Reinheit das Ideal des christlichen Martyriums in der Gegenwart dar. Wir wissen nach strengen historischen Kriterien nicht, ob die Trappistenpatres wirklich Märtyrer sind, weil niemand die Stunde ihres Sterbens bislang öffentlich bezeugt hat.3 Doch kann dieses Dokument in der Gegenwart deshalb das Ideal des christlichen Martyriums verdeutlichen, weil Umstände und Personen nicht nur vielfältig bezeugt und untersucht werden können, sondern weil es vor allem ein autobiographisches Dokument darstellt. Im Gegensatz dazu sind fast alle altkirchlichen Zeugnisse spätere literarische Erzeugnisse, die wohl historische Erinnerung bewahren. Einen Blick in die innere Motivation der ZeugInnen aus erster Hand aber ermöglichen sie nicht. In seinem Testament nimmt P. de Chergé seinen möglichen Tod vorweg und möchte in einer authentischen Eigeninterpretation seines gewaltsamen Todes dessen Missbrauch verhindern. Gleichzeitig aber bittet der Verfasser Gott um jene Haltung in der kommenden Stunde seines Todes, die er mit seinem Testament vorwegnimmt. Wer künftig das Martyrium des Fanatismus bezichtigt, sollte sich zuvor mit diesem Dokument ausgesetzt haben.

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P. Christian de Cherge OSCO: Zeugnis und Gestalt

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Die Mönche gehörten zum Kloster der Trappisten „Notre-Dame de l´Atlas“ in Tibhirine in Algerien.4 Die Biographien fast aller Mönche waren in die Unheilsgeschichte zwischen Frankreich und Algerien durch jenen Krieg (1954-62) verwickelt, der jahrelang das Ende der Kolonialzeit in Nordafrika prägte. Bis heute sind seine Wunden noch nicht verheilt, auch wenn auf vielfältige Weise neue und alte Beziehungen zwischen Frankreich und Algerien bestehen. P. de Chergé war, wie gesagt, in Algerien aufgewachsen und als Offizier im Algerienkrieg in die Gräuel verwickelt. Hier prägte ihn die Erfahrung, dass ein junger Muslim, der hernach von ihm getötet gefunden wurde, ihm das Leben gerettet hatte. Er hatte sich gegenüber den algerischen Freiheitskämpfern geweigert, den französischen Offizier zu verraten. In der folgenden, postkolonialen Zeit stellte sich nicht nur für ihn verstärkt die Frage, wie die christliche Präsenz in einem muslimischen Land aussehen könnte. Damit war eine Frage aufgeworfen, die weltweit bedeutsam wurde, und viele Diskussionen des Zweiten Vatikanischen Konzils prägte. Dabei ging es nicht allein um den Aufbau einer eigenständigen Ortskirche mit ihrem Episkopat, sondern entscheidend um den Sinn und die Gestalt des christlichen Zeugnisses in einer mehrheitlich von anderen Religionen geprägten Kultur und Gesellschaft.

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Das Konzil prägte auch diese Mönche mit seiner Idee von der Kirche als dem universalem Sakrament des Heils (Lumen gentium 25; Gaudium et spes 44), der Bereitschaft zum Dialog unter den Religionen als Beitrag glaubender Menschen zum Einswerden der Menschheit (Nostra aetate) und vor allem durch das Engagement der Kirche für Versöhnung, Gerechtigkeit, Frieden, Freiheit und Anerkennung der Würde des Menschen (Gaudium et spes) in einer prinzipiellen Offenheit für den Dialog mit allen Menschen. Diese Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils ist tief geprägt von einer kenotischen Christologie, d.h. der arme, sich entäußernde, gewaltfreie und in seiner Liebe noch den Mördern vergebende und sie so auch erlösende Logos in Jesus Christus wird zur Orientierung allen kirchlichen Tuns.

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Für die Mönche sind nicht nur die Leitaussagen der Erklärung des Konzils zur Haltung der Kirche zu den nicht-christlichen Religionen (Nostra aetate) wichtig geworden, sondern speziell darin die Aussagen zum muslimischen Glauben. Lumen gentium lehrt, dass die Muslime mit den Christen den einen Gott anbeten (Lumen gentium 16). Das Konzil spricht die Muslime in ihrem Glauben ausdrücklich mit Hochachtung an (Nostra aetate 3), benennt ihren entschiedenen Monotheismus, sieht Gemeinsamkeiten in der Verehrung Mariens, weiß aber auch um Differenzen in der Beurteilung von Jesus Christus und fordert alle Glaubenden auf, sich für Freiheit und Würde des Menschen einzusetzen. Mit der Enzyklika von Papst johannes XXIII. „Pacem in terris“ (Frieden auf Erden) war das Konzil fest davon überzeugt, dass ein Dialog mit allen Menschen guten Willens im Mühen um Frieden und Gerechtigkeit möglich sei. Dieser Aufgabe im speziellen, aber auch der traditionellen Verpflichtung zu Liebe und Zeitgenossenschaft, waren die Mönche viele Jahren in ihrem Alltag mit großer Selbstverständlichkeit verpflichtet. Der Film erzählt zutreffend und einfühlsam die selbstverständlich gute Nachbarschaft zwischen dem Kloster und den BewohnerInnen des angrenzenden Dorfes. In der großen Tradition des Islam hatten die Mönche schon immer eine besondere Stellung. Wohl vor allem wegen Ihres Gebets blieb ihr Glaube vom Verdacht der Machtausübung und Geschäftemacherei ausgenommen.

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Die Gemeinschaft der Trappisten lebte ihren stillen Weg der Barmherzigkeit und Gastfreundschaft viele Jahre mit hoher Zustimmung und Anerkennung. Doch die Zeiten verschärften sich erheblich, auch durch die schlechte wirtschaftlichen Entwicklungen in den 90er Jahren. Als sich ein Sieg der Islamischen Heilsfront (Front islamique du salut, FIS) in den Parlamentswahlen von 1991/1992 abzeichnete, wurden die Wahlen abgebrochen, der Präsident trat zurück und Algerien wandelte sich zu einer Militärdiktatur, die die Vernichtung des FIS ankündigte. Nach offiziellen Schätzungen fielen den Auseinandersetzungen bis 1999 mehr als 100.000 Menschen zum Opfer. In diesem Kontext setzt der Film im Jahre 1995 ein. Welche Gestalt sollte die Sendung der Trappisten in einer Zeit annehmen in der, wie 1993/94, fast 1000 Personen pro Woche ermordet wurden. Ganze Dörfer wurden auch in der Nähe des Klosters ausgerottet. Und neben vielen ausländischen Schwestern und Geistlichen starb auch mancher muslimische Gelehrte – auch aus dem Freundeskreis der Mönche, weil er die Koranauslegung der Terroristen nicht unterstützte. In diesem Kontext schreibt P. Christian de Chergé OSCO dieses Testament, nachdem er die Entscheidung für sich gefällt hat, wieder nach Algerien zurückzukehren. Ein ähnliches Schicksal erlitt die gesamte Ortskirche in Algerien. Auch der für das Kloster zuständige Bischof von Oran, Pierre Claverie wird am 1. August 1996 ermordet. Zum Verständnis ist die Einbettung der Mönche in die Ortskirche nicht unwichtig. Vor allem die Gestalt des Erzbischofs von Algier, Henri Antoine Marie Teissier (1988-2008). Während die katholische Kirche Algeriens zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch ungefähr 1 Million Mitglieder zählte, waren es im Jahre 2002 wohl nur noch 10.000. Nach dem Aufruf der Regierung vom Jahre 2007, dass die Katholiken das Land verlassen sollten, kann heute nur noch ein ganz kleine Gruppe von glaubenden Katholiken vermutet werden.

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Ein Dokument des wahren christlichen Martyriums

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Im Blick auf unsere Suche nach Kriterien des christlichen Martyriums scheint mir dieses Zeugnis eine Schlüsselfunktion einzunehmen. Auch wenn wir bis heute nicht wissen können, ob es P. Christian de Cherge OSCO geschenkt war, in dieser, hier zum Ausdruck kommenden Haltung zu sterben, halte ich diesen Text auch in seiner Offenheit in Bezug auf die Vollendung der Mönche für ein „Wunder der Gnade“. Hier sammelt und erneuert sich in bewußter oder impliziter Erfahrung der Höhen und Tiefen des christlichen Martyriums eine lange Lebens- und Leidensgeschichte. Was christliches Martyrium bedeutet, kann in diesen wenigen Sätzen in bewundernswerter Klarheit erfahren und gelernt werden. Eine christliche Theologie des Martyriums kann nur versuchen, dieser gelebten Nachfolge des armen, demütigen und deshalb leidenden Christus in unserer Erinnerung Geltung zu verschaffen.

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Die Aussagen des Testamentes von P. Christian sind vollkommen vom Kriterium der „Gnade des Martyriums“ erfüllt. Er kann sich den Tod nicht wünschen. Es wäre zudem ein zu hoher Preis, wenn er dieses einem Muslim schulden müsste. Das Testament ist frei von jedem ontologischen oder geschichtsphilosophischen Dualismus, ohne die eschatologische Drangsal zu überspielen. Er selber sei ein Komplize des Bösen gewesen. Ja, dieses Böse scheint in der Welt scheinbar vollkommen überlegen zu sein. Dennoch kappt er gerade an diesem neuralgischen Punkt der Tradition die „Freund-Feind-Unterscheidung“. Das Böse ist Wirklichkeit auch in seiner Geschichte. Auch er ist, was er ist, aus Gnade. Einer Gnade, die alle Menschen anrührt.

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Seine Beziehung zum muslimischen Glauben ist beeindruckend. Er habe den eigenen Glauben im Respekt vor den Muslimen gelernt; auf den Knien der Mutter. Wie sollte er, der Idealist, seinen Glauben aus dieser Beziehung nehmen? P. de Chergé denkt nicht an billigen Proselythismus. Er verdanke sein Leben Muslimen und viele seiner muslimischen Freunde wurden bereits ermordet. Algerien und Islam sind für ihn wie Leib und Seele. Auch kennt der Text keinen falschen Heroismus. Vielmehr betet der Verfasser darum, aufrichtig vergeben und verzeihen zu können. Deutlich kommt die Instanz zum Ausdruck, in deren Macht diese letzte Tat der Vergebung allein möglich sein kann: Gott und die Menschen, die er als die eine große Familie Gottes ansieht. Jede Tötung ist Brudermord, wie schon die erste von Kain gegen Abel.

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Das Testament ist, im Unterschied zu den antiken Dokumenten, von hoher politischer Sensibilität. Es wendet sich gegen den Missbrauch seines Todes.5 Er möchte aber auch nicht, dass der Islam zu unserer Selbstberuhigung entstellt wird. Durch seinen Tod mögen die beliebten Vorurteile nicht verlängert werden. P. de Chergé stellt seinen Tod ausdrücklich in die Heilung der Beziehung, die durch seinen Tod zerrissen werden könnten. Er versucht von sich aus alles, damit sein Tod nicht zur Waffe wird, sondern als „Sakrament der Versöhnung“ wirken kann.

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Das traditionelle Motiv des eschatologischen Ausblicks erfährt bei ihm eine bewegende Neudeutung. Seine stechendste Neugierde bestünde darin, dass er mit Gott, dem Vater aller, die anderen in der Herrlichkeit Christi anschauen darf. Auch für ihn steht noch etwa aus. Daher schließt er in diese Bitte auch seinen Mörder, als Freund seines letzten Augenblicks ein. Aber nicht in souveräner Überlegenheit, sondern als Schächer. Dass der Text schließlich alles in die Hand Gottes gibt, und zwar in arabischer Sprache, vollendet dieses Dokument christlicher Vollkommenheit. Was christliches, dem Evangelium gemäßes Martyrium bedeutet, lässt sich in diesem Testament so klar wie selten erblicken. Das Testament integriert und versöhnt und hofft, mit den Augen Gottes alle seiner Kinder anschauen zu dürfen.

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Aus der Sicht eines möglichen Opfers erklärt das Testament auch, warum P. Christian nach Algerien zurückkehrt. Keine koloniale Ambition, kein Versuch, gegen den Islam zu kämpfen oder andere ähnliche Motive sind zu erkennen. Das Motiv kann mit „Heimat“ umschrieben werden. Er fühlt sich dem Land von Kindheit an und durch die Erfahrungen des Krieges zutiefst verbunden. Diese Heimat Algerien ist ihm zur Sendung geworden, zumal die Mönche ihre Freunde nicht im Stich lassen konnten. Daher erinnert der Tod der Mönche immer auch an den Tod so vieler Menschen, vor allem Muslime und Algerier, die Opfer der Gewalt geworden sind, einer Gewalt der Verwicklungen und undurchschaubaren Machenschaften, die bis heute nicht geklärt werden konnten (oder sogar sollten). Deshalb muss die besondere politische Sensibilität des Dokuments unterstrichen werden. Damit kann es, wenigstens von seiner Absicht her, den Kreislauf der Rache (und sei sie auch noch so sehr mit „Gerechtigkeit“ getarnt) wenn nicht aufhalten, so doch von Seiten aller jener, die diese Mönche in ehrender Erinnerung behalten wollen, unterbrechen.

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Solches Erinnern hat bereits begonnen. Eine muslimische Ärztin schrieb in den Tagen der Trauer um die Mönche an Erzbischof Henry Teissier, seit 1988 Erzbischof von Algier: „Wir müssen die Samen, die unsere Mönche hinterlassen haben, wässern. Unsere Pflicht ist es, den Frieden, die Liebe zu Gott und den Respekt vor Menschen, die anders sind als wir, zu fördern.“6 Sie habe, so erklärt sie dem Erzbischof, das Testament von P. Christian in ihrem Wohnzimmer aufgehängt, damit ihre ganze Familie sich stets daran erinnere. P. Christian war Mitglied der großen Vereinigung von Mönchen im interreligiösen Dialog (MIC: Monastich interreligious Dialogue). Sein Testament ist kein Zeugnis gegen, sondern die Vollendung jenes Dialogs dem das letzte Konzil einen Weg ebnen wollte.7 Deswegen muss das Gedächtnis des Wortes „Martyrium“ gereinigt werden. Gerade weil es eine solche Hochkonjunktur erlebt, wird es unzureichend mit einer Begriffsdefinition geklärt. Die abschließende Zusammenfassung dieser Untersuchung wird auf doppeltem Wege deshalb erfolgen. Sie fasst zunächst die Zeugnisse der Menschen systematisch zusammen. Systematik ist deshalb an einem historischen Thema möglich, weil alle diese Menschen, sowohl die Märtyrer als auch ihre Martyrologen, am Beispiel Jesu Christi Maß nehmen wollten. Vom Beispiel Jesu Christi her ist daher auch die abschließende systematische Kriteriologie zu verstehen. Sie will der kritischen Beurteilung des hoch ambivalenten Phänomens dienen. Damit aber stelle ich mich in die Reihe einer christlichen Theologie, die von Anfang an kritisch die Realität der Glaubensgemeinschaft an der Vorgabe des Evangeliums, die letztlich die Person Jesu von Nazareth selbst ist, reflektiert.

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Der Schlüssel zur Deutung des Martyriums: Die Frage nach Macht und Gewalt

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Im Blick auf die lange Geschichte des christlichen Martyriums ist festzuhalten, dass sich das christliche Martyrium immer im Kontext einer politisch-gesellschaftlichen Situation entwickelt, die das Zeugnis wesentlich bestimmt. Nicht zuletzt aber lässt das Martyrium eine zentrale Frage aufkommen, die mit dem Machtkontext politischer Verfolgung zusammenhängt. In welcher Macht handelt der Märtyrer und / oder sein Henker? Wenn die Passio Christi als Beispiel und Vorbild des wahren Martyriums ernst genommen bleibt, dann kann die höchste Macht in unserer Wirklichkeit inmitten unserer menschlichen Geschichte nur in der Form der radikalen Ohnmacht handeln und erscheinen. Das lässt sie verwechselbar werden und gereicht so zum Spott. Doch lässt sich begründend aufzeigen, dass sich das wahre Zeugnis von der Allmacht und Erhabenheit Gottes nur in der „Kenosis“ (der Entäußerung) und der Ohnmacht (der Liebe) Gott nicht in die mimetische Rivalität der Mächte und Gewalten in dieser Welt und Geschichte hineingezogen wird.8 Deshalb müsste schon längst die Attributenregel der Gotteslehre nach den infralapsarischen Konnotationen überprüft werden. Ich habe den Verdacht, dass wir die göttlichen Eigenschaften immer in der Verlängerung unserer Möglichkeiten gelesen haben. Dadurch haben wir Gott in das mimetische Spiel der Rivalität gestellt. Denn dadurch wird er zum Erzrivalen des Menschen. Es wäre an der Zeit, vom Phänomen des Martyriums aus,die Frage nach der Gegenwart der unbedingten und letztgültigen Wahrheit in unserer Geschichte zu stellen. Die Option könnte doch wohl nur lauten: die unbedingte Wahrheit Gottes, die uns auf Zeit und Ewigkeit in Anspruch nimmt, kann deshalb nur unter uns in der Form der Schwachheit und Entäußerung gegenwärtig sein, weil sie nur so unsere Freiheit und unsere Einsicht anzurufen vermag. Nur die in Liebe geleitete Freiheit und Vernunft aber vermag, eine solche „Wahrheit in der Fremde und Entäußerung“ als Gottes nicht überbietbares Zeichen und Wort zu vernehmen. Insbesondere das Testament von P. Christian de Cherge OSCO fordert uns dazu auf, im Kontext so vieler Zeuginnen und Zeugen, die in ähnlicher gewaltfreier und vergebenden Liebe im 20. Jahrhundert ihr Zeugnis für Jesus Christus mit dem Tod besiegelt haben, als Orientierung und kritische Unterscheidung systematische Kriterien des christlichen Martyriums zu entwickeln.

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Wer ist ein Märtyrer? Eine christliche Kriteriologie aus katholischer Perspektive

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Eine christliche Theologie des Martyriums in römisch-katholischer Tradition orientiert sich an der Kriteriologie von Papst Benedikt XIV. (1740-1758). Der erste Gesichtspunkt („martyrium materialiter“) schreibt vor, dass die Person gewaltsam getötet worden sein muss. Martyrium besagt „Blutzeugnis“. Die Frage nach den Motiven („martyrium formaliter“) wird geteilt: Zunächst stellt sich die Frage nach den Beweggründen der Tötungsgewalt („ex parte tyranni“). Die Tötungsmacht muss aus Kirchen- bzw. Glaubenshass gehandelt haben. Dieses Kriterium schließt nicht nur Zufälle und Strafdelikte aus, sondern sucht nach dem Motiv der Christenverfolgung. Auf Seiten des Opfers („ex parte victimae“) wird gefragt, ob die Person im Zeugnis des Glaubens ausdrücklich gehandelt habe. Es wird also damit ebenfalls Zufall und Fremdmotive ausgeschlossen.

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Auch wenn es zu einigen Verschiebungen kommt, ist die amtliche Orientierung in ihrer operationalen Bedeutung von bleibender Bedeutung.9 Die klassischen drei Aspekte werden aber teilweise erheblich modifiziert.

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– Der Märtyrer ist eine Person, die gewaltsam getötet wird oder an den Folgen der Haft und der Folter stirbt. Das materiale Kriterium bleibt seit Polykarp sinnvoll und mindert nicht die Qualität des Bekenntnisses von Menschen, die nicht getötet worden sind, sondern unter Umständen ein Leben lang unter Haft und Verfolgung gelitten haben.

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– Das Martyrium ist ein Glaubensakt, in dem Christus selber repräsentiert wird und daher alle kirchlichen Vermittlungen überragt. Damit wird das christliche Martyrium in seiner Wesensmitte aus der Beziehung mit Jesus Christus verstanden und als Vollendung der Taufe interpretiert. Dieser zunächst formal eingeführte Aspekt ist im Einzelnen zu entfalten. Darin werden die entscheidenden Momente des christlichen Glaubens selbst erkennbar.

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Dieser Glaubensakt ist frei. Das Martyrium ist ein Charisma, das selber nicht erzwungen, provoziert oder anderen auferlegt werden darf. Die Beziehung zu Jesus Christus als Herz des christlichen Glaubens wird auch in dieser extremen Situation immer als Freiheitsverhältnis zu leben und auszulegen sein.

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Dieser Glaubensakt steht treu in der Nachfolge des demütigen und armen Jesus Christus und repräsentiert die gewaltlose, erlösende Liebe Gottes am Kreuz. Das Martyrium ist ein, ja das Sakrament der Erlösung in einer Welt diffuser Gewalt, dem wesentlich eine Dimension innergeschichtlicher Befreiung, mindestens einen Akt der Gewaltunterbrechung eignet. Deshalb ist das Martyrium im intensiven Sinne gewaltfrei. Der Märtyrer wendet nicht nur keine Gewalt an, sondern wird durch die Gnade Christi dazu befähigt, den Kreislauf der Gewalt durch seine an Gott gerichtete Vergebungsbitte zu unterbrechen. Im Martyrium kommt die Feindesliebe der Bergpredigt zur Geltung, wie sie Raymund Schwager im dritten Akt der von ihm entwickelten dramatischen Theologie beschrieben hat. Auch der Märtyrer antwortet auf die Entfesselung der Gewalt mit dem doppelten Einsatz der Liebe.

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Dieser Glaubensakt kann sich mit der Todesangst Jesu im Garten vereinen und muss daher nicht angstfrei erlebt werden. Vielfach wird in der jüngeren Glaubensgeschichte bezeugt, wie die Personen einen Weg durchleiden, der sie mit Christus dramatisch vereint. Die darin bezeugte Dekonstruktion des Heroismus unterscheidet die Märtyrer von den Helden der Filme und Propaganda. Damit wird nicht nur der implizite Dualismus von Gut und Böse als Zuschreibungskategorien für Menschengruppen überwunden, sondern vor allem die tragende Christusbeziehung der Märtyrer(innen) bezeugt, die sich wie der Schächer am Kreuz dem Herrn im Bittgebet anempfehlen. Deshalb ist auch ein sakrifizieller Sühnegedanken auszuschließen, demzufolge Gott Opfer benötige. Nein, im Martyrium kommt die eschatologische Macht Gottes, wie sie uns Christus gezeigt hat, als Macht der ohnmächtigen Liebe zur Geltung. Daher ist das Martyrium immer politisch und öffentlich. Deshalb ist es für die Gemeinschaft der Glaubenden notwendig, auch wenn die Tötungsgewalt ihre Opfer anonymisiert oder aus dem allgemeinen Gedächtnis verbannen möchte, diese öffentlich in Erinnerung zu halten. In dieser Form öffentlicher Erinnerung wurzelt die kirchliche Heiligenverehrung als Orientierung christlichen Lebens.

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Dieser Glaubensakt wird – zumal im 20. Jahrhundert – oftmals als sittliche Konsequenz des Glaubens öffentlich; sei es individualethisch oder sozial-politisch. Diese Konsequenzen lassen sich mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil als Eintreten für Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden und Würde des Menschen beschreiben und als geschichtliche Indikatoren der Gegenwart des Reiches Gottes auslegen. Der darin wirksam werdende universale und personale Aspekt als kritische Utopie zur jeweiligen Gegenwart führt zum Konflikt mit der Tötungsgewalt, die dadurch ihr totalitäres Wesen zeigt.

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Dieser Glaubensakt kann auch von Nicht-Getauften als Eintreten für Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden von allen Menschen vollzogen werden. Auch wenn es zu einem solchen Zeugnis von kirchlicher Seite noch keine ausdrückliche Stellungnahme auf offizieller Ebene gibt, ist in einem solchen Akt jene Beziehung zu Tod und Auferstehung Jesu Christi gegenwärtig, die allen Menschen durch die Kraft des Geistes eingestiftet ist (Gaudium et spes 22). In unserer Geschichte könnte die Kirche solche Personen als Märtyrer der Gerechtigkeit und Wahrheit dann anerkennen, wenn sie das Kriterium der armen Liebe Gottes als Gewaltfreiheit und Vergebungsbereitschaft zu erkennen vermag und andere Gemeinschaften darin keine falsche Vereinnahmung sehen müssten.

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– Der Märtyrer wird (oftmals nur) getötet, weil er sich zum Glauben und zur Kirche bekennt; ja bisweilen nur, weil er Mitglied der Glaubensgemeinschaft ist. In diesem Akt entzieht er jeglicher weltlichen Macht ihren Totalitätsanspruch auf den Menschen. Aus diesem Grund kann das Martyrium als Kampf von eschatologisch-apokalyptischen Mächten interpretiert werden. Ausgangspunkt des Konflikts war und ist – zugeschärft im 20. Jahrhundert – oftmals die bloße Zugehörigkeit zur Kirche gewesen. Öfters aber ist der Anlass das Eintreten der Personen für die sozialpolitischen Konsequenzen des Glaubens, wodurch die totalitären Tendenzen einer Gesellschaft aufgedeckt werden. Dadurch aber entbirgt er einen Mächtekonflikt, der die Frage aufwirft, welcher Macht wir zu gehorchen gedenken.

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– Der kirchenbekennende Akt des Märtyrers stellt eine ökumenische Option für die Einheit der Kirche ebenso dar, wie dieser Akt eine gefährliche Unruhe auf jene ausüben soll, die sich mit dem zerrissenen Rock Christi abfinden wollen. Der Märtyrer bekennt sich in der Herkunft aus einer geschichtlich-konkreten Glaubensgemeinschaft zu jener Kirche, die eschatologisch in der Liturgie vorweggenommen wird. Daher kann das künftige Martyrium nicht mehr gegen andere Christ(inn)en ausgespielt werden. Es verpflichtet die Kirchen selbst auf die radikale Gewaltlosigkeit Jesu Christi und zu verstärktem Einsatz für die sichtbare Einheit der Kirchen. Dadurch aber vollzieht es den entscheidenden Akt konkreter Kirchenkritik. Es ist zu hoffen, dass es bald zu einem gemeinsamen christlichen Erinnern an die Märtyrer, nicht nur des 20. Jahrhunderts, kommen wird.

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– Das Gedenken an die Märtyrer hat daher drei Dimensionen. Erstens wird im Eingedenken an sie ein Gedächtnis für alle Opfer öffentlich bewahrt. Dieses Eingedenken enthält in sich implizit oder explizit die maßlose Hoffnung, dass es eine Macht geben möge, die diesen Opfern Gerechtigkeit und Leben zukommen lassen möge. Das Eingedenken erinnert daran, wie es zu diesen Gewaltakten hat kommen können. Das Versagen und die Tragödien werden dadurch in Erinnerung gehalten und die Gegengeschichten der Vertuscher und Verharmloser – auch in der eigenen Glaubensgemeinschaft – widerlegt. Daraus erwächst drittens der Ruf, wachsam zu sein. Damit werden die Kirche und die Glaubenden immer wieder nach ihrem Ort und Standpunkt in der Gesellschaft befragt.

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In Erweiterung der bekannten Formel des Augustinus10 kann daher formelhaft gesagt werden: Nicht die Strafe, nicht allein die Ursache, vor allem die Haltung aus der Beziehung zu Jesus Christus macht das Martyrium aus. In dieser Sicht des Martyriums kann unter den Bedingungen dieser Geschichte der soteriologische Grund des christlichen Glaubens auch für eine „säkulare“ Perspektive ansichtig werden. Damit wird dieses Glaubensgeheimnis nicht begründet oder argumentativ abgeleitet, sondern in seiner realen Möglichkeit verdeutlicht. Diese Haltung impliziert auch die Versöhnung innerhalb der Glaubensgemeinschaft mit den Schwachen. Wagen wir daher abschließend noch einen Blick auf das Martyrium als Vergegenwärtigung des Erlösungstodes Jesu Christi.

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Martyrium als erlösender Tod: Soteriologische und säkulare Aspekte

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Ich meine, dass das Martyrium ein Zeichen der Erlösung in dieser Welt darstellt. Es kann als vollendetes Sakrament des Reiches Gottes in dieser Geschichte angesehen werden. Die Begründung für diese Behauptung steht aber noch aus. Sie ist nur möglich, wenn dieses Zeichen der Erlösung bereits in der Gegenwart unter den Menschen Versöhnung und Frieden stiftet ohne die Wahrheit des Geschehenen zu leugnen oder zu vertuschen.

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An Christus hält der Christ nicht nur angesichts des angedrohten Todes fest, er möchte in dieser Beziehung auch seinen Weg vollenden. Alle weltliche Macht wird dadurch dem eschatologischen Vorbehalt des Reiches Gottes unterstellt; - auch das eigene Urteil und die eigene Existenz. Dadurch kommt es im Konflikt zu einer Repräsentation in Differenz. Dies besagt, dass der Märtyrer zwar Christus repräsentiert, aber in dieser Repräsentation die Differenz zum Herrn nicht verschleiert: Gebet, Dialog und Bitte und die Gnade des Martyriums vor allem unterstreichen dies. Die dadurch errungene Einschränkung der Tötungsmacht macht Freiheit erst möglich. Jesus Christus aber gewinnt, wie es das Evangelium bezeugt, seine ihn in der Passion tragende Freiheit allein die Beziehung zum Vater. Dadurch dass sich der Glaubende ganz der vorausgehenden Beziehung zu Gott durch Christus anvertraut, entzieht er sich einer doppelten diabolischen Mächtigkeit. Er entzieht sich der prekären Beziehung zwischen Opfer und Täter, in der das Opfer nicht nur getötet, sondern entstellt wird und sich selbst bestraft. Jean Améry11 hat nachgewiesen, wie in extremen Foltersituationen die Rollen von Tätern und Opfern verschwimmen. Er hat aber auch gezeigt, wie sich gerade fromme Juden und Christen sich durch ihren Glauben dieser mimetischen Verstrickung entziehen konnten. Józef Niewiadomski12 hat von dieser Analyse her mit dem Blick Girards das perverse Spiel der Tortur als letzte Perversion des Opfer- und Gewaltdynamismus entlarvt. Monika Renz13 hat in einer bibeltheologischen und psychotherapeutischen Studie diese Beziehung Jesu zu seinem Vater als die entscheidend erlösende Dimension der Botschaft und Existenz Jesu entschlüsselt, die auch heute noch die Erfahrung von Heilung vermitteln kann. Die jesuanische Durchbrechung dieser Perversion ist eine doppelte. Einerseits gewinnen die Glaubenden durch ihre Integration in eine dritte, rettende Beziehung eine innere Freiheit. Andererseits aber ist den Opfern auch die Möglichkeit gegeben, sich von ihrem Opferstatus, und damit von ihrer sublimsten Knebelung an die Täter, in der Gnade der Vergebung zu befreien. Dieses kann nicht verlangt werden. Dieses Vergeben ist, wie das Martyrium selbst, eine Gnade; - und als solche eine rettende Möglichkeit.

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Die Gnade des Martyriums entzieht alles Handeln in diesem Bereich der Instrumentalisierung und Funktionalisierung. Es bedeutet nicht allein eine Anerkennung der Freiheit, sondern eine Realisierung des Liebesgebots des Evangeliums in einer Extremsituation. Deshalb kann ein Märtyrer das Martyrium und weitere Martyrien nicht wollen. Es gleicht jenem Opfer Christi, das künftige Opfer überwunden hat. Das Martyrium realisiert die Passion Christi als Verwirklichung der Thoraauslegung Jesus („Liebe Gott, und Deinen Nächsten wie Dich selbst“) in extensiver und intensiver Weise. Es stellt die gelebte Bergpredigt dar und hält den Heilsdialog Gottes mit den Menschen in der Nachfolge des Beispiels Jesu selbst noch in der radikalen Ablehnung aufrecht. In Einklang mit den Worten über Brot und Wein im Abendmahlgeschehen wird deutlich, „dass die Gabe der Gottesherrschaft in der ‚Situation der Ablehnung nur dank einer Feindesliebe möglich war, die auf die gewaltsame Ablehnung mit einer noch größeren Hingabe antwortete“ (Schwager 1996, 148). Evangeliumsgemäß ist also jener Akt der freien Selbsthingabe des Lebens, die auf den gewalttätigen Angriff in verdoppelter Liebe antwortet und dadurch den Heilsdialog Gottes mit den Menschen in der Geschichte zeichenhaft repräsentiert.

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Weil das Opfer Jesu Christi alle Opfer der Geschichte prinzipiell überwunden hat, zielt das christliche Martyrium auf die Überwindung der Tötungsgewalt in der Geschichte in allen ihren Variationen: individuell, gesellschaftlich und politisch, sei es durch direkte Tötung oder durch Strukturen der Sünde, die einen vorzeitigen Tod zahlloser Menschen als „Kollateralschaden“ einer (pervers) schönen, neuen Welt fatalistisch in Kauf nimmt. Das christliche Martyrium zielt daher nicht nur auf die Aufhebung dieser Tötungsmacht der staatlichen Gewalt und plädiert gesellschaftlich und politisch für eine staatlich anerkannte „Religions- und Überzeugungsfreiheit“, sondern auch für die Utopie des Reiches Gottes, in der Gerechtigkeit und Frieden erfahrbar wird. Es spricht gegen diese Hoffnung kein Naturgesetz. Warum erscheint sie aber so utopisch?

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Stets war und ist das christliche Martyrium von eminenter politischer Bedeutung. Der Glaubende kann Christus nicht lästern und seine Botschaft vom Reiche Gottes aufgeben. Er würde sonst die Quelle des eigenen Lebens aufgeben. Im Martyrium wird der Körper nicht zur Waffe, sondern zum Sakrament der Versöhnung. Wie der Tod Jesu stellt das Martyrium den die Gewalt überwindenden, ja von der Gewalt erlösende Tod deshalb dar, weil er den gewaltsamen erlittenen Tod nicht mit Gewalt beantwortet, sondern in der Vergebung sogar für den Mörder potentiell „fruchtbar“ werden lässt. Sollte diese Überwindung der Spirale der Gewalt nicht absurd sein, dann setzt diese sich aller Gewalt entledigende wehrlose Hoffnung eine Macht voraus, die stärker ist als der Tod und deshalb der Tötung nicht das letzte Wort lassen braucht. Daher lautet die Frage angesichts des Testaments von P. Christian de Chergé OSCO: Auf welchen Grund der Hoffnung hat er seine Lebenshingabe gesetzt? Was sind die Bedingungen der Möglichkeit dafür, dass dieses Testament gültig sein kann, auch und gerade in seiner letzten im Gebet gewagten Sehnsucht? Sind seine Gründe auch unsere Möglichkeiten?

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Dokumentation: Das Testament von P. Christian de Cherge OSCO

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Quand un A-DIEU s'envisage... S'il m'arrivait un jour - et ça pourrait être aujourd'hui -

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d'être victime du terrorisme qui semble vouloir englober maintenant tous les étrangers vivant en Algérie, j'aimerais que ma communauté, mon Église, ma famille, se souviennent que ma vie était DONNÉE à Dieu et à ce pays.

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Qu'ils acceptent que le Maître Unique de toute vie ne saurait être étranger à ce départ brutal. Qu'ils prient pour moi : comment serais-je trouvé digne d'une telle offrande ? Qu'ils sachent associer cette mort à tant d'autres aussi violentes laissées dans l'indifférence de l'anonymat. Ma vie n'a pas plus de prix qu'une autre. Elle n'en a pas moins non plus. En tout cas, elle n'a pas l'innocence de l'enfance. J'ai suffisamment vécu pour me savoir complice du mal qui semble, hélas, prévaloir dans le monde, et même de celui-là qui me frapperait aveuglément. J'aimerais, le moment venu, avoir ce laps de lucidità qui me permettrait de solliciter le pardon de Dieu et celui de mes frères en humanité, en même temps que de pardonner de tout coeur à qui m'aurait atteint. Je ne saurais souhaiter une telle mort.

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Il me paraît important de le professer. Je ne vois pas, en effet, comment je pourrais me réjouir que ce peuple que j'aime soit indistinctement accusé de mon meurtre. C'est trop cher payé ce qu'on appellera, peut-être, la "grâce du martyre" que de la devoir à un Algérien, quel qu'il soit, surtout s'il dit agir en fidélité à ce qu'il croit être l'Islam. Je sais le mépris dont on a pu entourer les Algériens pris globalement. Je sais aussi les caricatures de l'Islam qu'encourage un certain islamisme. Il est trop facile de se donner bonne conscience en identifiant cette voie religieuse avec les intégrismes de ses extrémistes. L'Algérie et l'Islam, pour moi, c'est autre chose, c'est un corps et une âme. Je l'ai assez proclamé, je crois, au vu et au su de ce que j'en ai reçu, y retrouvant si souvent ce droit fil conducteur de l'Évangile appris aux genoux de ma mère, ma toute première Église, précisément en Algérie, et déjà, dans le respect des croyants musulmans.

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Ma mort, évidemment, paraîtra donner raion à ceux qui m'ont rapidement traité de naïf, ou d'idéaliste : "qu'Il dise maintenant ce qu'Il en pense !". Mais ceux-là doivent savoir que sera enfin libérée ma plus lancinante curiosité. Voici que je pourrai, s'il plaît à Dieu, plonger mon regard dans celui du Père pour contempler avec lui Ses enfants de l'Islam tels qu'Il les voit, tout illuminés de la gloire du Christ, fruits de Sa Passion, investis par le Don de l'Esprit dont la joie secrète sera toujours d'établir la communion et de rétablir la ressemblance, en jouant avec les différences. Cette vie perdue, totalement mienne, et totalement leur, je rends grâce à Dieu qui semble l'avoir voulue tout entière pour cette JOIE-là, envers et malgré tout. Dans ce MERCI où tout est dit, désormais, de ma vie, je vous inclus bien sûr, amis d'hier et d'aujourd'hui, et vous, ô amis d'ici, aux côtés de ma mère et de mon père, de mes soeurs et de mes frères et des leurs, centuple accordé comme il était promis !

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Et toi aussi, l'ami de la dernière minute, qui n'aura pas su ce que tu faisais. Oui, pour toi aussi je le veux ce MERCI, et cet "A-DIEU" en-visagé de toi. Et qu'il nous soit donné de nous retrouver, larrons heureux, en paradis, s'il plaît à Dieu, notre Père à tous deux. AMEN! INCH'ALLAH!

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Alger, 1er décembre 1993 Tibhirine, 1er janvier 1994 Christian+

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„Wenn es mir eines Tages geschehen sollte – und das könnte heute schon sein – ein Opfer des Terrorismus zu werden, der sich nun auch gegen alle Fremden in Algerien zu richten scheint, so möchte ich, dass meine Gemeinschaft, meine Kirche, meine Familie sich daran erinnern, dass mein Leben Gott und diesem Land geschenkt war.

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Sie mögen annehmen, dass der einzige Meister eines jeden Lebens diesem schrecklichen Hinscheiden nicht fremd gegenüberstehen kann. Sie mögen für mich beten: Wie soll ich würdig sein für ein solches Opfer? Sie mögen diesen Tod im Zusammenhang mit so vielen Toden sehen, die ebenso gewalttätig waren, aber in der Gleichgültigkeit dieser Zeit namenlos geblieben sind. Mein Leben hat keinen höheren Preis als ein anderes; es hat aber auch keinen geringeren. Auf keinen Fall hat es aber die Unschuld der Kindheit bewahrt. Ich habe genügend lange gelebt, um zu wissen, dass auch ich Komplize des Bösen geworden bin, das – leider – in der Welt die Oberhand zu behalten scheint, Komplize gar dessen, der mich dereinst blind erschlagen wird. Ich möchte, wenn dieser Augenblick kommt, so viel ruhige Klarheit haben, dass ich die Verzeihung Gottes und meiner Menschengeschwister anrufen kann, aber ebenso, dass ich dem aus ganzem Herzen vergeben kann, der mich umbringen wird. Ich kann einen solchen Tod nicht wünschen.

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Es scheint mir wichtig, das zu bekennen. – Ich sehe nicht, wie ich mich freuen könnte, dass dieses Volk, das ich liebe, ohne Unterschied wegen meiner Ermordung angeklagt wird. Das, was man „die Gnade des Martyriums" nennen mag, ist zu teuer bezahlt, wenn man sie einem Algerier schuldet, wer dieser auch immer sei. Vor allem dann, wenn er sagt, er handle aus Treue zu dem, was er für den Islam hält.

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Ich weiß wohl, wie sehr man die Algerier in ihrer Gesamtheit mit Verachtung belegt hat. Ich kenne auch die Karikaturen des Islam, die ein gewisser islamischer Fundamentalismus hervorgerufen hat. Es ist zu leicht, sich ein ruhiges Gewissen zu machen, indem man den religiösen Weg des Islam mit dem fundamentalistischen Integrismus und seinen Extremisten gleichsetzt. Algerien und der Islam: für mich ist das etwas anderes, für mich ist das wie Leib und Seele! Ich habe es genügend beteuert: Im Hinblick auf alles, was ich erhalten habe, glaube ich hier so oft den klaren Leitgedanken des Evangeliums wiederzufinden, das ich damals auf den Knien meiner Mutter, die meine allererste Kirche war, gelernt habe, genau hier in Algerien, und damals schon im großen Respekt vor den muslimischen Gläubigen.

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Mein Tod scheint denen Recht zu geben, die mich immer schnell als naiv oder zu idealistisch angesehen haben. „Er mag uns jetzt sagen, was er darüber denkt!" Aber jene, die so dachten, müssen wissen, dass nun endlich meine stechendste Neugier zufriedengestellt sein wird: Nun werde ich, wenn es Gott gefällt, meinen Blick mit dem Gottes, des Vaters, vereinen dürfen, um so mit Ihm seine Kinder aus dem Islam zu betrachten, und zwar so, wie Er sie sieht, ganz erleuchtet von der Herrlichkeit Christi, auch sie Früchte seines Leidens, angetan mit den Gaben des Geistes, dessen tiefverborgene Freude immer die sein wird, die Gemeinschaft zu begründen und die Ähnlichkeit wiederherzustellen, indem er mit all den Unterschieden unter den Menschen spielt. Dieses verlorene Leben, das so ganz meines ist, es wird ebenso ganz das ihre sein. Ich danke Gott, von dem mir scheint, er wollte dieses Leben ganz für diese Freude, gegen alles und trotz allem. In diesen Dank, mit dem nun alles über mein Leben gesagt ist, schließe ich sicherlich Euch ein, Freunde von gestern und von heute, Ihr lieben Freunde von hier, zur Seite meiner Mutter und meines Vaters, meiner Schwestern und Brüder, hundertfach hinzugeschenkt, wie es versprochen war.

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Und auch Du bist eingeschlossen, Freund meines letzten Augenblicks, der Du nicht weißt, was Du tust! Ja, auch für Dich will ich diesen Dank und dieses A-Dieu, das Du beabsichtigt hast. Dass es uns geschenkt sei, uns als glückliche Schächer im Paradies wiederzusehen, wenn es Gott, dem Vater von uns beiden, gefällt. Amen. Inch´Allah.

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Algier, 1. Dezember 1993 Tibhirine, 1. Januar 1994 Christian14

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Anmerkungen

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1In umfassender Weise setzt sich mit diesem Phänomen der bald erscheinende Band auseinander: Opfer – Helden – Märtyrer. Das Martyrium als religionspolitologische Herausforderung. Herausgegeben von Józef Niewiadomski und Roman A. Siebenrock in Zusammenarbeit mit Hüseyin I. Cicek und Mathias Moosbrugger. Innsbrucker Theologische Studien 83. Innsbruck-Wien 2011.

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2Die Absicht des Ordens, das Kloster wieder zu beleben, wurde im Jahre 2000 zu verwirklichen versucht. Doch da sich in der Nähe wieder die Anschläge vermehrten, erschien ein weiterer Verbleib als zu riskant.

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3Dieses Testament wurde am Pfingstsonntag 1996 geöffnet.

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4Siehe die einfühlsame Darstellung ihrer Geschichte bei: Kiser, John, W., Die Mönche von Tibhirine. Märtyrer der Versöhnung zwischen Christen und Moslems. München 2002; Baumer, Iso, Die Mönche von Tibhirine. Die algerischen Glaubenszeugen - Hintergründe und Hoffnungen. München 2010

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5 Wie wichtig das ist, zeigen viele Diskussionen gerade in jüngster Zeit. Auch wenn sich eine extremistische Gruppe zu der Tat bekannt hat, reißen Hinweise und Recherchen, die auf andere Täter verweisen nicht ab. P. Armand Vieilleux OSCO, der frühere Prokurator des Ordens, vermutet Gruppen in der algerischen Armee, die die Öffentlichkeit gegen die muslimische Opposition aufbringen wollten. Gut begründet und belegt ist die Auffassung, dass die Mönche nicht von islamistischen Extremisten, sondern von der algerischen Geheimpolizei, deren Verbindung mit französischen Kreisen nicht unbekannt sind, ermordet worden seien. Siehe der Bericht: Thomas Schmid, Der Mord an den Trappisten von Tibhirine, in: Le Monde diplomatique, 12. März 2004. Jüngst wurde dieser Verdacht mit weiteren Argumenten verdichtet in: Woodrow, A., The Mystery of the martyred monks, in: The Tablet 4. 12. 2010, 10.11. Als mögliches Szenario schildert er die Entführung der Mönche durch einen Doppelagenten namens Zitouni, der aber in den anderen Gruppen der Aufständischen nicht hinreichend darüber Autorität fand, was mit ihnen geschehen sollte. Er könnte beim Versuch, die Mönche zurückzubringen, von Aufständischen getötet worden sein. Dann wäre es möglich, dass beim Versuch der Armee, die Mönche zu befreien, sie durch Napalm oder Kugeln der Armee – wohl unbeabsichtigt – getötet worden seien. Wegen den möglicherweise entstellten Körpern hätte man dann – von der Seite der Armee – nur die Köpfe finden lassen. Die katholische Kirche von Algerien hat für die Mönche und zwölf weitere Ordensleute, die ermordet worden sind, Seligsprechungsprozesse eingeleitet.

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6Zitiert nach: Kiser 2002, 317.

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7Siehe vom Autor: (2005b)Identität und Dialog. Die Gestalt des Gotteszeugnisses heute. Einführung; Theologische Grundlegung des Dialogs; Was heißt Dialog; Dramatischer Dialog des Heils, in: Herders Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil. Hg. Peter Hünermann – Bernd Jochen Hilberath. Bd. 5: Die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils. Theologische Zusammenschau und Perspektiven. Freiburg-Basel-Wien, 2005, 311-379. In den Beiträgen dieses Abschnittes sei besonders verwiesen auf: Fuchs, O., Dialog im „Martyrium“ der Wahrheit, ebd., 357-371.

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8Siehe vom Autor: Kenotische Vernunft. Zur Bestimmung des sapientialen Charakters theologischer Rationalität, in: Josef Meyer zu Schlochtern – Roman A. Siebenrock (Hg.), Wozu Fundamentaltheologie? Zur Grundlegung der Theologie im Anspruch von Glauben und Vernunft. Paderborner Theologische Studien 52, Paderborn u.a. 2010, 93-112.

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9Siehe für das 20. Jahrhundert die neu entstandenen Martyrologien: Riccardi, Andrea (2002), Salz der Erde, Licht der Welt. Glaubenszeugnis und Christenverfolgung im 20. Jahrhundert. Freiburg-Basel-Wien 2002; Moll, Helmut, Die katholischen deutschen Märtyrer des 20. Jahrhunderts. Ein Verzeichnis. Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Paderborn u.a.. 42005; Proschki, Rudolf – Marte, Johann (Hg.), Europa, vergiss Deine Märtyrer nicht! Aus jüdischer und christlicher Sicht. Pro Oriente Studientagung. Wien 2006; Schultze, Harald – Kurschat, Andreas (Hg.) „Ihr Ende schaut an...“. Evangelische Märtyrer des 20. Jahrhunderts. Leipzig (22006).

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10Siehe Augustinus: „Non poena, sed causa facit martyrium – nicht die Strafe, sondern der Grund bewirkt das Martyrium“ (Sermo/Predigt 53a; Epistola 108).

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11Amery, J., Jenseits von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines Überwältigten. München 1966.

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12Niewiadomski, J., Victima versus sacrificium. Nuancen der spannungsreichen Beziehung von Liebe und Opfer, in: Lieben. Provokationen. Hg. Gregor Maria Hoff. Innsbruck-Wien, 2008, 176-209.

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13Renz, M., Erlösung aus Prägung. Botschaft und Leben Jesu als Überwindung der menschlichen Angst-, Begehrens-, und Machtstruktur. Paderborn 2008.

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14(Zitiert nach der Veröffentlichung auf der Homepage des Trappistenordens: http://www.ocso.org/HTM/testc-vv.htm). Auf dieser Seite sind wertvolle Informationen zu den Mönchen und ihrer bis heute anhaltenden Geschichte zu finden.

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