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Siebenrock Roman: Katholizität: Konkordanz der Gegensätze - Disputatio zur Eröffnung der Jesuitenkirche
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Katholizität: Konkordanz der Gegensätze - Disputatio zur Eröffnung der Jesuitenkirche
(Eine kleine Theologie des Barock)

Autor:Siebenrock Roman
Veröffentlichung:
Kategoriefak
Abstrakt:Im Rahmen einer Feier der Theologischen Fakultät in der Jesuitenkirche am 5.Oktober 2004 hielt Koll. Siebenrock einen Vortrag über die Theologie der Barockkirche. Auf den Vortrag reagierten Angehörige der Fakultät (Studierende Juliana Meier und Mathias Moosbrugger, "Mittelbauvertreter" Martha Heizer, Silvia Hell und Wilhelm Guggenberger, Professoren Martin Hasitschka und Edmund Runggaldier) in einer Art "disputatio" mit kurzen Coreferaten.
Publiziert in:# Originalbeitrag für den Leseraum
Datum:2004-10-07

Inhalt

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Barocco“ wird in mehreren Sprachen eine nicht ganz runde, etwas schief geratene, aber dennoch kostbare Perle genannt. Als Perle erstrahlt diese Kirche, unsere Jesuiten- und Universitätskirche. Schief würde ich sie zwar nicht nennen, aber steht sie nicht doch quer zu uns, unserer Zeit und unserer Universität? Ist unsere Kirche nur eine museale Erinnerung, eine lästige Baulast der Säkularisation, unzeitgemäß, gewiss kunsthistorisch wertvoll, aber ansonsten? Oder birgt sie eine gefährliche Erinnerung an uns: gefährlich, weil sie uns in Unruhe versetzt mit einem Auftrag und einer Mahnung?

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Wie kaum ein anderer Baustil darf der Barock als rhetorisch bezeichnet werden. Er ist Stein, Stuck, Malerei, Licht gewordene Predigt. Der Barock vermittelt in der Semiotik der Architektur eine umfassende Glaubens, Welt- und Menschensicht, in der ich als Besucher und Betrachterin hineingezogen werde. Auch wenn Sie jetzt sitzen müssen, so bringt der barocke Sakralbau Menschen in wörtlicher und übertragener Bedeutung in Bewegung. Die barocke Bauinstallation stellt keine Kulisse dar, sondern eröffnet einen Raum in zahllosen Perspektiven, der sich in Tag und Jahr mit seinen verschiedenen Lichtverhältnissen in Auge und Herz seiner Besucherinnen immer neu gestaltet. Der Raum kommuniziert mit jedem Augenpaar neu, anders, mitunter ungewohnt.

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1. Eine Kirche aus dem Wurzelgrund der Moderne

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Wir wissen, dass diese Dreifaltigkeitskirche einige Vorgängerinnen hatte. Und die unmittelbare, 1619-22 gebaut, stürzte 1626 ein. Die heutige Kirche, von 1627 – 40 errichtet, entstand in einer bewegten, uns bis heute bewegenden Zeit. Die Innsbrucker Jesuitenkirche wurde in der Gründungszeit unserer Gegenwart, der Moderne, gebaut.

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Wenige Jahre zuvor starb in Peking Pater Ricci SJ (1552-1610), der die weltweite Perspektive des Jesuitenordens mit der Fähigkeit sich ganz auf die chinesische Kultur einzulassen verband. P. Schall von Bell SJ (1591-1662) war zur Bauzeit Astronom am Hofe in Peking. Er wird 1644 mit der Reform des Kalenders beauftragt und steigt zum Mandarin der 1. Klasse auf. Doch konfliktfrei waren die neuen Methoden nicht. 1623 wurde mit Hilfe Kardinal Bellarmins die Missionsmethode Pater de Nobili SJ, der 1656 in Madras starb, durch Papst Gregor XV. anerkannt. P. Friedrich Spee von Langenfeld SJ (1591-1635), dessen „Cautio criminalis“ 1621 auf Latein und 1647 auf deutsch erschien, kämpfte mit wenig Erfolg gegen den Hexenwahn; doch seine Gedichte („Zu Bethlehem geboten“; „Oh, Heiland reiß die Himmel auf…“) singen wir noch heute in Advents- und Weihnachtszeit.

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Österreich war bis 1683 in die Türkenkriege verwickelt, ganz Mitteleuropa aber versank seit 1618 im 30-jährigen Krieg. Die Friedensunfähigkeit der Christen in ihren konfessionalisierten Kleinstaaten zerriss endgültig das Band der Christenheit; und es beginnt die Suche nach einer neuen Grundlage von Staat und Gesellschaft. Ich erinnere an Hugo Grotius (1583-1645) und seinen Entwürfen eines neuen Staats- und Völkerrechtes, aber auch an John Locke (1632-1704), der aus der Erfahrung der englischen Bürgerkriegen am Ende dieses Jahrhunderts eine auf dem Individuum basierende Gesellschaftsordnung entwickelt (unter Ausschluss der Katholiken und Atheisten, weil diese nicht eidesfähig seien). Staat und Kirche, Öffentlichkeit und Religion werden getrennt, der konfessionalisierte Glaube privatisiert. Dem einzelnen, seinem Gewissen und seiner Lebensauffassung, werden grundlegende Rechte gegenüber der Obrigkeit zugedacht: Staat und Gesellschaft als kündbares Vertragswesen, der Einzelne als Bezugspunkt der Welt. Und bei allen großen Versuchen erkennen wir die insgeheim je nach Region die Ausgeschlossenen: Katholiken und Protestanten; - immer aber die Juden.

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Während der Bauzeit dieser Kirche kommt einem französischem Jesuitenschüler in einem Feldlager bei Nördlingen jener Grundgedanke des neuzeitlichen Denkens, den Hegel in seiner Philosophiegeschichte mit einem triumphierenden „Land in Sicht“ kommentieren wird. René Descartes (1596-1650) meint dem von einem grundstürzenden Zweifel heimgesuchten Menschen einen Weg der Selbstbefreiung weisen zu können: „Cogito ergo sum“. Jenes Subjekt ist darin erschlossen, das die barocke Schloss-, Stadt- und Kirchenarchitektur ebenso durchzieht, wie wir bis heute Kinder dieses Gedankens und seiner Folgen sind: „Ich leide, also bin ich“; - oder besser: „Ich kaufe, also bin ich!“

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Das Zeitalter des Rationalismus brach an; und mit ihm die moderne Naturwissenschaft. Kurz vor dem Bau dieser Kirche entdeckte Galilei (1564-1642) die Fallgesetze und Kepler (1571-1630) beschreibt die Planetenumlaufbahnen. Doch 1632/33 der Bruch: Galilei wird der Prozess gemacht. Aber Bacon hatte mit seinem „Novum Organon“ (1620) den englischen Empirismus bereits grundgelegt: eine nicht-, ja antimetaphysische Interpretation der Welt war geboren. Dass Hobbes (1588-1679) seinen Leviathan 1660 veröffentlichte, rundet das Bild. Fürwahr: Unsere Kirche wurzelt in der Zeit der werdenden Moderne: Naturwissenschaft und Rationalismus, auf dem Naturrecht und dem Einzelnen gründende Staatsauffassung und die in allen Bereichen sich entfaltende Entdeckung des Subjekts.

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Die in diesem Jahrhundert aufgebrochenen und erfahrenen Gegensätze haben nicht nur die weitere Geschichte bestimmt, sondern scheinen heute endgültig auseinander gefallen zu sein: Glauben und Vernunft, Individuum und Gesellschaft, Weltgesellschaft und Nation, Arbeit, Alltag und Fest, Gefühl und Verstand, Natur und Kultur, Ästhetik und Rationalität Irrgarten und Planung, Theater, Tod und Leben, Schein und Wirklichkeit, Himmel und Erde, Zeit und Ewigkeit. Radikaler Pluralismus, Anerkennung der Vielfalt, ist das Motto des Tages. Das Ende der großen Erzählungen wird verkündet; und unablässig in Talkshows bequatscht. Die Welt wird beredet, bis zur Unkenntlichkeit zerredet. Doch bereits werden neue Trends feilgeboten: das Bild löse das Buch ab, der Iconic-Turn die Gutenberggalaxie. Wer barocke Installationen kennt, kann über solche ‚Neuheiten’ nur schmunzeln. Wer, wie ich im oberschwäbischen Barockkatholizismus groß geworden ist, spricht nicht von einem ‚Turn’. Das kommt ihm wohlbekannt vor, weil ihm das Ganze der Welt und seines Lebens in den symbolischen und rituellen Vollzügen einer alle Sinne ansprechenden katholischen Installation, sei es Hochamt, Prozession oder Biergarten, erschlossen worden ist. Wäre es nicht angemessener von einem medialen Neo-Barock zu sprechen?

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Doch der Barock gibt sich mit einem bloßen Nebeneinander nicht zufrieden: Er strebt vielmehr in einem grandiosen Gesamtkunstwerk die Konkordanz der Gegensätze an, die sich draußen vor der Kirche auf dem Platz in einer Stadtarchitektur bis hinauf zu den Gipfeln der Berge mit ihren Gipfelkreuzen symbolisch fortsetzt. Der Barock ist der letzte große Versuch alles Wissen und Sehen in einer großen, spannungsreichen Zusammenschau zu integrieren. Der Barock inszeniert eine Dramaturgie der Gegensätze, in der durch Verhältnis und Symmetrie, wechselseitiger Interpretation und Korrektur ein vernetzter Raum des Verstehens erzeugt wird, in dem These und Antithese, Leben und Tod, Sinnlichkeit und Geist sich ausbalancieren, der sich aber durch Virtualität und Schein noch einmal dekonstruiert, weil er, und hier allein ist er auf seinem Höhepunkt mit einem Augenzwinkern humorvoll selbst zu ironisieren vermag. Dann können wir auch in dieser prachtvollen Kirche die Stimme Kohelets hören: „Alles ist Windhauch“; - und das liturgische Wort des Aschermittwochs: „Gedenke Mensch, dass Du Staub bist …“. Dem Barock ist das „Memento Mori“ tief eingeschrieben. In den prachtvollsten Stillleben lebt der Wurm und über der Sakristei von St. Peter erinnert der Tod mit Stundenglas und Sense in der Hand jeden Papst an sein unausweichliches Ende. Und diese scheinbar so hoffnungslos dem Tod ausgelieferte Erde heiligt dieser Bau. Er heiligt uns Sterbliche, in dem er die Welt von jedem Platz dieser Kirche aus auf den Himmel hin öffnet.

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Erst wenn diese Erinnerung an unsere Sterblichkeit verloren geht, bricht die imperiale Macht des Absolutismus durch. Auch von dieser Gefahr muss die Rede sein, wenn wir uns nun in unserer Kirche etwas umsehen.

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2. Barock: Gebaute Weltanschauung: die Heiligung der Welt

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Wie jede große Kirchenarchitektur verdichtet auch diese Kirche symbolisch Erde und Himmel, Zeit und Ewigkeit. Der Rückgriff auf den Tempel Salomos und der Ausblick auf das himmlische Jerusalem, die Stadt Gottes werden lebendig, wenn in der Liturgie die irdische mit der himmlischen Kirche, mit den Engeln und allen Geheiligten seit Adam in das Lob Gottes einstimmen. Diese kosmische Liturgie, der Lobgesang des Alls findet ihren Ausdruck in zahlreichen Engeln im Gewölbe, den immer neuen Ornamenten und Ranken und vor allem in der Grundsymbolik des Kuppelbaus. Die Kuppel als Abbild des Himmels, steht auf vier Eckpfeilern, und ist in einem Oktogon gestaltet, die sich in einer Abschlusslaterne noch einmal dem Himmel in der Symbolgestalt der Heiligsten Dreifaltigkeit entgegenstreckt. In der Energie des Heiligen Pneumas, der Vollenderin der Welt, dessen Symbol das Mitteljoch ziert, setzt das Licht diese Kirche je neu in Szene: In Deinem Licht sehen wir das Licht. Vier Eckpfeiler verweisen auf die vier Elemente der Erde. Vier ist die Einheit des dreifaltigen Gottes und seiner Schöpfung. In vier Himmelsrichtungen kann die Welt durchmessen werden.

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In diese Himmelsrichtungen ist die junge Gesellschaft Jesu ausgezogen. Wie sie müssen auch wir etwas beginnen, dessen Bahn und Ende nicht bei uns liegt. Dass die Weltperspektive, nicht die gegenreformatorische Attitüde, den rasch wachsenden Orden beflügelte, zeigen uns die beiden hinteren Kapellen. Die Ignatiuskapelle, in der jetzt das Tiroler Herz-Jesu-Bild steht, symbolisiert um den Stern des Westens (oder des Abendlandes) die europäischen Provinzen: Spanien, Germanien, Italien und Frankreich. Die gegenüberliegende Franz Xaver-Kapelle öffnet um den Stern des Ostens die neue Welt: Japan, China, Indien und die Molluken. Dabei erinnert das Bild der ersten Märtyrer in Japan unter der Kuppel an den Preis dieses Einsatzes; - und die Gedenktafel an die Märtyrer und Zeugen aus der Zeit des Nationalsozialismus. Wir haben es noch kaum bemerkt, gerade weil das Martyrium von den Herrschenden unkenntlich gemacht worden ist: Das Jahrhundert der größten Christenverfolgungen war das zwanzigste.

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Vom reformatorischen Bildersturm zeugt die Kapelle des Heiligen Pirmins. Schon zu Lebzeiten ein Wanderer und Nomade, wurde er noch posthum exiliert und fand Asyl in Innsbruck. Ab 3. November wird sein Schrein wieder auf seinem Altar stehen. Seine Legende erzählt die Aufgabe jeder Kultur: aus einer von Schlangen und Skorpionen bevölkerten Horrorinsel eine frucht- und bewohnbare Welt entstehen zu lassen.

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Dieser Lebenskultur ist die gegenüberliegende Marienkapelle ebenfalls gewidmet. Mit besonderer Liebe hat der Barock das Geheimnis der Menschwerdung und der Aufnahme Mariens in den Himmel gestaltet; und darin immer die beginnende und vollendete Heiligung des Kosmos gefeiert: hier nur verhalten angesprochen, barocke Vollendungstheologie!

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Aber eine barocke Kirche ist kein Durcheinander. Sie ist streng symmetrisch, rational geordnet. Der Blick verwildert nicht, auch wenn er sich zu verlieren droht. Denn im Kosmos von Vielfalt und wechselndem Lichtspiel wird meine Aufmerksamkeit durch die Orientierung am Hochaltar je neu ausgerichtet. Im Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit, im Geheimnis des menschgewordenen Gottes und der dadurch gestifteten Dynamik kann in einer Barockkirche schließlich alles Platz haben, selbst Gewürm, Ranken, virtuelle Scheinräume und deshalb auch ich, nicht weniger ein Sack voller Widersprüche. Ich werde mitgezogen, mitgetragen vom großen Heilsdrama Gottes mit und in der Welt.

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Ist diese Kirche eine große Bühne, ein Ballsaal der Gnade, und daher vielleicht doch nur eine grandiose Ablenkung, ein ‚divertimento artificiale’, wenn auch ‚furioso’? Sehen auch wir im neuen Glanz dieser Kirche ein typisches Beispiel des Triumphalismus des gegenreformatorischen Katholizismus: nur ‚theologia gloriae’? Gewiss haben solche Motive in vielen Barockbauten mitgespielt; und natürlich auch persönliche Eitelkeit, Zeigelust und der Versuch, noch die Erinnerung künftiger Generationen zu besetzen. Doch: Sind wir ganz frei davon? Wer will solch’ irdische Motive nur verachten, wenn man die Heiligung der Sinnlichkeit und der Begierde nicht als aussichtslos ansieht? Aber weil große Architektur mehr baut und zeigt, als auf den ersten Blick sichtbar wird, sollen wir auch unsere Kirche näher erfahren. Das Kreuz ist das bestimmende Symbol dieser Kirche. Am Eingang grüßen wir es, die Wappen der Gesellschaft Jesu und die Altarbilder zeigen es, und in der Liturgie wird es gegenwärtig. Mehr noch: Die Kirche als ganze steht auf dem Kreuzesfundament, weil ihr Grundriss ein Kreuz darstellt: Kreuzkuppelkirche. Auch wenn der Barock die Frucht der Erlösung, die siegreiche Gnade in der Verherrlichung des Kosmos und darin meines eigenen Lebens enthusiastisch kündet, trägt er stets die Botschaft in sich: Jede ‚theologia gloriae’ kann nur auf dem Fundament einer ‚theologia crucis’ wachsen. Ignatius wusste sich und seine Gefährten seit La Storta dem armen und kreuztragenden Jesus beigesellt: Eine Bezeichnung, die allen Glaubenden in der Nachfolge Christi angemessen ist.

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3. Gefährliche Erinnerung

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Ich sprach davon, dass diese Kirche eine gefährliche Erinnerung darstellt; - nicht nur für die theologische Fakultät, ich meine auch für die Gesamtuniversität. Ich meine dies in einem doppelten Sinne, nämlich in jene Sinne, wie Geschichte und Gegengeschichte, bewusste Erinnerung und darin verschlossene Ausblendung und Vergessen miteinander immer verwoben bleiben.

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Die Kirche verbindet Gegensätze, sagte ich, und ihre Botschaft lautet: Kultur besteht im Durchtragen der Gegensätze, im Anerkennung des Anderen; ja Kultur ist Pflege der Differenz zum Wohle aller. Vielleicht stehen wir nur am Ende einer Moderne, die sich durch Gegenidentitäten auszeichnete, durch Ausschlüsse und daher durch politisch stigmatisierte Sündenböcke. Können wir diese Gefahr dadurch vermeiden, indem wir formale Kriterien regieren lassen? Könnte unsere Kirche uns nicht vielmehr zu einer katholisch-ökumenischen Moderne inspirieren?

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Diese Kirche hat einen klaren Standpunkt. Hier steht sie, scheinbar unverrückbar zwischen den Flügeln der Alten Universität. Und so eröffnet sie eine Weltperspektive. Sie vereinigt in sich Region und Globalität, ja Universalität in nicht überbietbarem Sinne, weil sie schon von ihrem Namen her, Gott, Mensch und Welt miteinander ins Spiel bringt. Auch unsere Universität muss mit beiden Schwingen fliegen lernen. Sie ist Tiroler Landesuniversität und als solche in Partnerschaft mit Universitäten, Gruppen und Schicksalen auf der ganzen Welt. Doch die Gefährdung ist heute von radikal dramatischer Art als noch im 17. Jahrhundert. Damals konnte man meinen, dass die Konflikte im fernen China uns kaum berührten. Heute aber sind wir in einer unlösbaren Schicksalsgemeinschaft als Menschheit miteinander in einem Boot. Und gefährlich ist die Logik der Konkurrenz im globalen Verdrängungswettbewerb. Denn wer glaubt in diesem entfesselten Rivalitätskampf schließlich als Sieger übrig bleiben zu können, wird nur als letzter untergehen. Müssten wir nicht von der Kreuzesstruktur dieser Kirche uns aufschrecken lassen, uns gefährlich daran erinnern lassen, dass wir von der Not und dem Elend der Menschen in die Pflicht genommen uns immer mehr überlegen müssten, wie eine gerechte und Frieden ermöglichende und wahrende Ordnung der einen Welt aussehen könnte? Die Menschheit sei an Abgründen aufgestellt, sagte Georg Trakl vor knapp einem Jahrhundert. Daran hat sich wenig geändert. Kultur, so erzählt das Bild in der Kapelle des Heiligen Pirmins, entsteht dadurch, dass die Schlangen des Todes und des Elendes vertrieben werden. Es reicht aber nicht mehr, sie in Nachbars Garten zu locken. Sie müssen vielmehr verwandelt werden.

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Eine zweite gefährliche Erinnerung birgt diese Kirche in ihrer Integration der verschiedenen Fähigkeiten des Menschen: Sinnlichkeit und Rationalität, Gebet und Anstrengung, Gottvertrauen und radikaler Einsatz, Gefühl und Intelligenz, großes Raumgefühl und Geborgenheit, Glauben und Wissen. Ich meine: Jene Struktur von Gesellschaft, Wissen und Leben, die in der Bauzeit dieser Kirche entstand, ist noch nicht zu Ende. Sie ist nur am Zerfallen und daher steht sie in der großen Gefahr zu verwildern, weil sich die Polen gegeneinander richten. Damit wird aber das geheime Band der Kultur zerstört. Eine Universität sollte aber der Ort sein, an dem alles Wissen und alle Fähigkeiten des Menschen, ja alle Lebens- und Weltansichten einer Gesellschaft, deren adäquate Perspektive heute nur die Menschheit sein kann, zum Thema werden muss. Diese „Universitas“ ist immer ein Ideal, ein Ziel, ein Orientierung; nie Besitzstand. Wenn wir aber solche Orientierung ausblenden, dann werden wir uns nur im Kreise drehen.

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Von einem Benediktiner wird folgende Geschichte erzählt. Bei der Überfahrt mit einem Ruderboot wurde er von seinem Passagier gefragt, ob die Gebetszeiten nicht unnütz verschwendet Zeit sei. Daraufhin ruderte der Mönch nur noch mit einem Ruderblatt weiter; - und natürlich drehte sich das Boot im Kreis. Verwundert fragte sein Gast, warum er solchen Unsinn treibe. Daraufhin machte ihn der Mönch darauf aufmerksam, dass auf einem seiner Ruderblätter das „Ora“ eingeprägt sei, auf dem anderen das „labora“. Und er sagte: „Wer meint, dass er schneller vorwärts komme, wenn er nur das Ruderblatt „Labora“ eintaucht, drehe sich im Kreis. Nur mit beiden Ruderblättern geht es voran: Ora et labora, Arbeit und Fest, Glauben und Wissen, Rationalität und Herz, Kontemplation und Aktion, Natur und Gnade.

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Gefährliche Erinnerungen hält diese Kirche speziell für uns, die theologische Fakultät, bereit.

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Zunächst eine historische Reminiszenz. In meiner Heimat war die barocke Baulust des 18. Jahrhunderts der erste Aufschwung nach den lang anhaltenden Verwüstungen des 30jährigen Krieges. Doch kaum waren die Klöster in Pracht und Glanz erbaut, waren sie übernacht weg: säkularisiert. Auch unsere Fakultät wurde schon zweimal über Nacht dicht gemacht. Immer haben wir Theologie zu treiben mit all unseren Fähigkeiten und Grenzen, obwohl wir nicht das Ende sehen oder gar bestimmen können.

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Die Erinnerung an den Tod kann für uns zur guten Mahnung werden, Beten und Denken miteinander zu verbinden, Theologie zu treiben aus einer tiefen Glaubenswurzel; und diese nicht zu verstecken. Dazu kann uns auch die Krypta, die ja nun offen steht, ermutigen. Wir stehen auf einer großen Tradition, die uns nicht erschlägt, sondern die uns trägt. Wir sind Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen. Theologie wird nicht mehr gegen die anderen, nicht gegen die Wissenschaft und ihre Rationalität, nicht gegen die Philosophie und ihre mahnende Erinnerung an Standards, nicht als Absetzungsbewegung gegen vorangegangene Generationen oder gar gegen die Kirche oder die moderne Gesellschaft getrieben. Dabei erinnert uns der Titel unserer Kirche, Dreifaltigkeit, daran, dass wir in dieses Forum mit der Mitte unseres Glaubens einzutreten haben. Offenheit und Standpunkt bedingen sich wechselseitig. Nur auf bestem Fundament kann sich große Weite eröffnen. Der erste Bau an dieser Stelle ist ja nicht grundlos eingestürzt.

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Damit komme zur wichtigsten gefährlichen Erinnerung dieser Kirche an uns, die ich aus ihren verborgenen, aber dennoch entschlüsselbaren Gegengeschichten heraushöre. Wir sehen die ersten Märtyrer aus Japan, wir kennen die Missionsmethoden von Ricci und de Nobili: aber darin sind auch Gegengeschichten verschlüsselt, die anzunehmen Johannes Paul II. mit seiner Mahnung zur Reinigung des Gewissens in der Vorbereitung auf das dritte Jahrtausend eingemahnt hat. Solche Reinigung des Gewissens wird aber ein andauernder Prozess bleiben, weil Mission immer auch Kolonialisierung, Barock immer auch Macht und Absolutismus, und Katholizismus auch Gegenidentität und soziale Disziplinierung besagte. Dazu mag uns die Deckeninschrift in der Kapelle des Heiligen Franz Xaver erinnern: Dort heißt es: ‚Lucifer orientis’: Lichtbringer des Ostens. Haben die Autoren an die seltsame Doppeldeutigkeit des Wortes „Lucifer“ gedacht? Lichtbringer sind immer ambivalente Gestalten: ‚Lucifer’ - ein gefallener Engel. Die Statue des guten Hirten steht in der Kapelle und ein Missionar trägt einen Einheimischen auf seinen Schultern. Doch die christliche und säkulare Missionsgeschichte Europas, die ja heute von den Weltkonzernen weitergeführt wird, war nicht so. Vielmehr wurde der gute Hirt völlig pervertiert und die Einheimischen mussten die Europäer schleppen. Wie ambivalent diese kleine Inschrift doch ist: ‚Lucifer orientis’. Und wir: Licht- und Lastenträger oder doch eher Luzifers und Lastenauferleger. Wie tief ambivalent sind doch die Metapher und die Geschichte der Aufklärung bis heute?

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Auch wenn die Architektur dieser Kirche Katholizität als universale Weite der bewohnbaren Welt und deshalb als Ökumene definiert, müssen wir uns auch theologisch eingestehen: Es war nicht immer so. Erst im Zweiten Vatikanischen Konzil hat die Kirche jene Weite wieder gewonnen, die im Code dieses Baus entschlüsselt werden kann und der die Theologie des ersten Jahrtausends bis weit hinein ins Mittelalter bestimmt hat.

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Die barocke Integration der Gegensätze war immer durch den katholischen Integralismus bedroht, der zur Uniformierung und gesellschaftlicher Machtstruktur pervertierte. Das ist aber kein Problem der Glaubenden allein: Das Zeitalter der Großideologien ist noch nicht zu Ende: In der Vereinigung von neoliberalem Kapitalismus, naturalistischem Welt- und Menschenverständnis und reinem Systemformalismus entwickelt sich eine neue uniforme Metaphysik, der wir an unserem Ort entgegentreten müssen.

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Aber eingedenk der Ambivalenz unserer eigenen Geschichte, die in dieser Kirche auch erzählt wird, erheben wir nur mit glaubwürdiger Haltung und dem besseren Argument Anspruch auf Gehör und Zustimmung: „nec aliter veritatem sese imponere nisi vi ipsius veritatis, quae suaviter simula ac fortiter mentibus illabitur“: „denn anders erhebt die Wahrheit nicht Anspruch als kraft der Wahrheit selbst, die sanft und zugleich stark den Geist durchdringt“ (DiH 1). Sorgen auch wir dafür, dass unsere Fakultät und unsere Universität ein Ort der Wahrheitssuche ist, die niemals endgültiger Besitz, und auch nicht ohne die Gegenrede und die Freiheit des Wortes in unseren zerbrechlichen irdischen Gefäßen Wohnung nehmen wird. Erinnern wir uns immer neu an die Ambivalenz des Lichtbringers: Erleuchtung und/oder Lucifer?

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Die barocke Konkordanz bewahrt die Differenz, löst sie nicht auf. Dennoch bezieht sie einen klaren Standpunkt. Wir haben unsere Gesellschaft immer von jenem Standpunkt aus zu entschlüsseln hat, der uns durch den Namen des „Socius Christi“, der GefährtInnen Christi aufgetragen ist: vom Standpunkt der Armen, der Opfer und der Kreuztragenden. Sonst wäre diese Kirche Popanz und letztlich zynisches Theater. Beides gehört zusammen: „Gloria in excelsis Deo – et in terra pax hominibus“: Ehre sei Gott in der Höhe – und auf Erde Friede den Menschen. Irenäus formulierte dazu unübertreffbar: „Gloria Dei – vivens homo“: Denn die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch!

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Stellungnahme von: Juliana Letina Meier (Studentin, “Fachschaftsvorsitzende”)

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Sehr geehrter Herr Dekan, Studiendekan, werte Lehrende und Studierende, liebe Fakultätsangehörigen. Es ist nicht einfach in Kürze zu einem solch umfangreichen Thema, wie es der Barock ist, Stellung zu nehmen. Dennoch will ich es versuchen. Mein Blick richtet sich dabei auf die Frage:

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Was hat die Theologie des Barock und diese wunderschöne renovierte Dreifaltigkeitskirche mit unserem Menschsein, mit unserem Christsein zu tun?

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Barock als Vermittler einer umfassenden Glaubens, Welt- und Menschensicht, als Konkordanz der Gegensätze, welche versucht in einem Verhältnis von Symmetrie das Gegensätzliche, das vermeintlich Andere auszubalancieren, ihm Raum und Platz, Identität zu gewähren.

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Prof. Siebenrock hat es schon angedeutet, die Jesuitenkirche symbolisiert diesen Kanon der Verschiedenheit, von Himmel und Erde, Orient und Okzident, Leben und Tod, Zeit und Ewigkeit. Als Menschen sind wir eingebettet in diese Vielheit. Sei es als Studenten an der Theologischen Fakultät mit dem größten Anteil an ausländischen Studierenden an der Universität Innsbruck, als Teil eines Wissenschaftsapparates von Lehrenden und Studierenden, oder als Christen in einer von Rationalität und Säkularisation geprägten Welt, deren Gesellschaft den Pluralismus gegen Globalisierung und Vielfalt gegen Vereinheitlichung eingetauscht hat.

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In einer Gesellschaft, in der nur noch jenes zählt, was dem Staate nützt, nicht was dem Individuum auf der Suche nach dem Sinn des Lebens behilflich ist.

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Das Kreuz ist das bestimmende Symbol dieser Kirche – In dieser Zeit der Post-moderne wird die Jesuitenkirche somit nicht nur zu einem Symbol der Vielheit, sondern auch zu einem Mahnmal für uns Christen. Als Kreuzkuppelbau weist sie auf das Leben, Leiden und Sterben Jesu Christi hin. Mehr noch, sie erinnert uns an unser eigenes Leben und Sterben, an das Leiden und die Not anderer, dem wir nicht tatenlos zusehen können, denn als Christen sind wir aufgefordert unserem Bruder, unserer Schwester in Not zu helfen und an einer gerechteren Welt mitzuarbeiten. An einer Welt in der das Gegensätzliche, die Anerkennung des Anderen ihren Platz hat, Koinonia gelebt und Differenz gepflegt wird, ohne dabei auf unseren Standpunkt zu vergessen, sprich auf die Gewissheit der siegreichen Gnade in der Verherrlichung des Kosmos deren kritisch-dramatische Botschaft der „theologia crucis“ das Fundament und letztlich Bedingung der Möglichkeit unseres Glaubens ist.

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Barock als letzter große Versuch alles Wissen und Sehnen zu vereinen, wie es Prof. Siebenrock nennt. Die Jesuitenkirche, ein Ort an dem eben dieses ihren Platz findet, sei es in der Architektur oder in den Personen, die die Kirche betreten. Ein Ort, der zum Verweilen, zum Meditieren einlädt, an dem der Mensch Ruhe und Stille findet, sich besinnen und sich Gott zuwenden kann, sich verliert in der angedeuteten Unendlichkeit des Seins und einstimmt in den Lobgesang der Engelchöre.

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Ein Ort, der trotz seiner langen dramatischen und bewegenden Geschichte nicht an Aktualität, Glanz und Pracht verloren hat. Eine wahre Perle des Barock.

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Stellungnahme von: Mathias Moosbrugger (Student)

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Die Ausführungen von Prof. Siebenrock sind natürlich zu inhaltsreich, um in diesem Rahmen zu ihnen als Ganzem Stellung zu nehmen. Das Folgende kann nicht mehr sein als der Versuch, ein Mosaiksteinchen des Ganzen genauer zu betrachten.

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Prof. Siebenrock spricht davon, dass man unsere heutige Zeit, die in immer stärkerem Maße geprägt ist von der Ablöse des Buches bzw. des Wortes durch das Bild, mit Fug und Recht als „neobarock“ bezeichnen dürfte.

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Ich habe mich nun auf der Grundlage seiner Ausführungen gefragt, ob es wirklich angemessen ist, unsere Gesellschaft und die des klassischen Barock unter einem zu sehen.

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Wir haben gehört, dass der Barock sich nicht in einer großartigen, farbenfrohen und überschwänglichen Perfektion erschöpft, sondern immer in allem Glanz und aller Glorie das Moment des Vergänglichen, des Erinnerns an den Tod mit sich trägt. Nie muss die Einfachheit und Schlichtheit der Aussage angesichts der Vielfalt und Pracht der Formen verstummen. Das wird in jeder wirklich barocken Sakralarchitektur deutlich – überall ist eine nicht auflösbare Konkordanz der Gegensätze das, was den Barock erst zum Barock macht, was ihn nicht zur Verkitschung werden lässt.

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Aber nicht nur die Kirchenbauten von damals waren von dieser Gegensätzlichkeit gekennzeichnet, auch der durchschnittliche Lebensentwurf eines barocken Katholiken war von einer vergleichbaren Gegensätzlichkeit geprägt, in der sein ganzes Leben aufgerichtet war. Man muss sich vorstellen: ein Christ des 17. Jahrhunderts, der nicht selten in äußerst schlichten, oft elenden Verhältnissen seinen Alltag zubrachte, über dem stets das Damoklesschwert der Vergänglichkeit hing, ob nun in Form von Naturkatastrophen oder Missernten, dessen Alltag immerzu von Arbeit und Mühsal bestimmt war – wie muss er sich beim sonntäglichen Kirchgang gefühlt haben, wenn er ein Gotteshaus wie dieses betrat? Es mag für ihn wie der Eintritt in eine andere Welt gewesen sein. Diese erlebte glanzvolle Formenvielfalt und Pracht, die Herrlichkeit des dort zelebrierten Geheimnisses stand in geradezu diametralem Gegensatz zu seiner Alltagswelt. Dass in dieser geradezu unheimlichen Schwebe zwischen Alltag und Feiertag eine ganz spezifische Spiritualität erwachsen konnte, braucht wohl nicht betont zu werden.

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Lässt sich demgegenüber das Leben eines heutigen Mitteleuropäers in ähnlicher Weise als barock – eben als neobarock – bezeichnen?

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Tatsächlich sind wir von einer auf Hochglanz polierten Perfektion umgeben, die auf den ersten Blick barock anmutet. Die Massenmedien, die Werbung und die aus dem Boden schießenden Einkaufstempel überrollen uns mit einer Bilderflut, die in der Geschichte der Menscheit einzig da steht. Von überall her springen uns Bilder an, Models führen uns Makellosigkeit vor Augen, niemand entkommt der massenmedialen Maschine.

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Und diese permanente Bombardierung mit Pracht und Glanz, das Nicht-mehr-entkommen-können, das Fehlen eines gegensätzlichen Ausgleichs ist meiner Meinung nach das, was uns von der Großartigkeit des Barock in immer stärkerem Ausmaß unterscheidet.

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In der audiovisuellen Überflutung hat nichts Gegenteiliges mehr Platz. Was nicht konform geht mit dem Glanzvollen muss übertüncht, ja am besten weggespült werden. Ein Hin und Her, eine Dynamik des Subjekts also, ist zu unsicher für herrschende Strukturen; deshalb statische Festschreibung des Angebots an immer gleichem Glanz ohne jeden Ausgleich und damit versuchte Festschreibung des menschlichen Subjekts als stets willigen Konsumenten. Wenn der Mensch aber statisch geworden ist und kein Aufgerichtetsein zwischen zwei Abgründen mehr aushält, ist es fraglich, ob aus ihm eine Spiritualität erwachsen kann, die diesen Namen verdient.

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Will man unsere heutige Zeit wirklich noch als neobarock bezeichnen, so wohl nur als vulgärbarocke Parodie, die nur noch das Einerlei zulässt.

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Während vor der Herrlichkeit Gottes das noch Erlösungsbedürftige nicht vergehen muss, duldet die Herrlichkeit

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Stellungnahme von: a.o. Univ.-Prof. Dr. Silvia Hell

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1. Der Vortrag hat mit einem sehr schönen Gedanken von Irenäus geendet: “Gottes Ruhm ist der lebendige Mensch” und - wie Irenäus fortsetzt - “das Leben des Menschen aber ist die Anschauung Gottes” (Irenäus, adv. haer. 4,20,7)

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Das frisch renovierte Kirchengebäude ist mehr als nur ein schönes Gebäude, mehr als nur ein Kunstobjekt oder Museum. Die entscheidende Frage, die sich mir angesichts von Revitalisierung und Erneuerung stellt, ist: Gelingt es der Kirche, ihre Botschaft zu vermitteln (damals und heute)? Was ist überhaupt ihre Botschaft? Welche Rolle hat die Kirche in unserer modernen, technisierten Welt? Sind barocke Kirchen überhaupt noch „in“?

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2. Der barocke Kirchenbau spiegelt etwas vom damaligen Weltbild wieder. Deutlich wird eine gewisse Ambivalenz: Auf der einen Seite haben wir es mit einem relativ geschlossenen, aus dem Mittelalter stammenden System zu tun. Die einzelnen Bereiche (Familie, Gesellschaft, Kirche) gleichen unterschiedlich großen Kreisflächen, die mehr oder weniger deckungsgleich waren. Auf der anderen Seite finden sich in der beginnenden Neuzeit zahlreiche Aufbrüche. Man braucht nur an die naturwissenschaftlichen Forschungen zu denken, an die Eroberung fremder Welten und an die Entdeckung des Subjekts.

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Bei aller Ambivalenz gelingt es dem Barock, an sich Widersprüchliches in eine große Gesamtschau zu integrieren: Armseligkeit und Pracht, Leben und Tod, Menschliches, oft nur allzu Menschliches und Göttliches, Diesseits und Jenseits.

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Angesichts des schön renovierten barocken Kirchengebäudes tauchen in mir aber höchst problematische Kirchenbilder auf. Problematisch deshalb, weil eine gewisse Spannung einseitig aufgelöst wurde: ein triumphalistisches Kirchenverständnis (Macht gegen Ohnmacht), ein Verständnis von Kirche als Bollwerk gegen eine feindlich empfundene Umwelt und als alleinige Besitzerin der Wahrheit (Rechtgläubigkeit gegen Unwahrheit). Antireformatorische und apologetisch-rechthaberische Töne haben sich damals zu Wort gemeldet und tun es auch heute noch. Solche Töne vergiften die Atmosphäre.

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Solchen Engführungen entgeht man, indem man das Spannungsverhältnis von „theologia gloriae“ und „theologia crucis“ beachtet. Im Vortrag von Roman Siebenrock wurde beides genannt. Es handelt sich dabei nicht um zwei nebeneinanderstehende Aspekte von Theologie oder Kirche. Beide Dimensionen müssen zusammengeschaut werden. Die Herrlichkeit Gottes offenbart sich in seiner Niedrigkeit - „sub contrario“, wie Luther zu sagen pflegte; die Herrlichkeit der Kirche verwirklicht sich in ihrer Knechtsgestalt. Das Zweite Vatikanische Konzil sagt dazu: Wir alle müssen uns darum bemühen, „daß die Kirche, die die Niedrigkeit und das Todesleiden Christi an ihrem Leib trägt“ (II. Vat., UR 4), von Tag zu Tag geläutert und erneuert werde. Ganz im biblischen Sinn ist sehr realistisch von den Makeln und Runzeln der Kirche die Rede. Wir alle wissen, was darunter zu verstehen ist und dass die Kirche, d.h. letztlich wir alle, unter der Aufforderung der ständigen Erneuerung stehen („ecclesia semper reformanda est“).

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3. Die Kirche, so hat es im Vortrag geheißen, verbinde in ihrer Form und in ihrem Gehalt Gegensätze. Gerade dies könne uns zu einer „katholisch-ökumenischen Moderne“ inspirieren. Es gehe darum, die eigene Identität nicht durch Abgrenzung zu gewinnen, sondern durch eine synthetische Zusammenschau, ohne den eigenen Standpunkt aufzugeben. Der Blick auf das Ganze, auf die „Schicksalsgemeinschaft der Menschheit“ im Angesicht Gottes verhindert kleinkarrierte Enge und rechhaberisches Gehabe.

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Um sich nicht in einem unverbindlichen Allgemeinen zu verlieren, braucht es jedoch „Warnsignale“ - im Vortrag war von einer „gefährlichen Erinnerung“ die Rede, die konkret im Kreuz Christi Gestalt angenommen hat und weiterhin in den Kreuzen der vielen unschuldigen Menschen Gestalt annimmt. Zur gefährlichen Erinnerung gehört m.E. folgendes:

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(1) Spannungen aushalten können, jedoch eintreten, wo Spannungen zu einer Unrechtssituation führen

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(2) den Blick auf das Ganze nicht verlieren (weltkirchlicher Aspekt, Aspekt der globalen Venetzung der Menschheit)

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(3) die Dimension der Transzendenz nicht ausblenden (Kirche als „Ikone der Dreifaltigkeit“).

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Die Gestalt der Kirche als Kreuzkuppelbau könnte uns helfen, die gefährliche Erinnerung wachzuhalten. Dass die Kirche der Heiligsten Dreifaltigkeit geweiht ist, zeigt, dass die Erinnerung nicht ins Leere geht, sondern mit Beziehung, Leben und Zukunft zu tun hat. „Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch; das Leben des Menschen aber ist die Anschauung Gottes“.

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Stellungnahme von: Vertr.-.Ass. Dr. Wilhelm Guggenberger

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Auch die theologia gloriae des Barock- so hat Roman Siebenrock betont - ruht auf der theologia crucis auf und das nicht nur nebenbei angedeutet, sondern ganz fundamental - im wahrsten Sinn des Wortes. Aber demjenigen, der diese Kirche betritt, sie durchwandert, wird das nicht unbedingt augenfällig; sein Blick richtet sich unwillkürlich nach oben, nicht auf die Struktur des Grundrisses. Selbst am großen Kreuz im Eingangsbereich der Kirche kann man sich ganz gut vorbeidrücken, ohne es wirklich wahrzunehmen.

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Die gebaute Theologie des Barock betont somit ganz andere Aspekte der christlichen Botschaft, als das große Vorgängerinnen getan hatten. In diesem Raum habe ich nicht den Eindruck einer befestigten Burg unter der Herrschaft des Königs am Kreuz, die vor einer feindlichen, dämonischen Welt beschützt. In diesem Raum habe ich nicht den Eindruck einer das Leid betonenden Mystik, deren nach oben gerichteter Blick sich im Dunkel eines geheimnisvollen Gottes verliert. Hier sind die strengen Linie immer wieder aufgebrochen in Ellipsen und Rundungen, alles wird durchgängig und durchscheinend für die Realität des Himmels, der offen steht, zugänglich ist. Das himmlische Jerusalem wird zur Realität, die weitgehend unverhüllt vor Augen steht, auch in dieser konkreten barocken Sprache, die etwas von der Nüchternheit des Jesuitischen behält.

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Angesichts dessen könnte man fragen: Welche architektonische Sprache ist die bessere, welche Theologie die richtigere? Eine solche Frage scheint mir jedoch unangemessen. Gerade wenn und weil die Ehre Gottes der lebendige Menschen ist, verbietet sich eine solche Frage. Ganz besonders dann, wenn man im Auge behält, was viele an dieser Fakultät als Dramatik bezeichnen. Die Beziehung zwischen Himmel und Erde, Zeit und Ewigkeit, Gott und Mensch bleibt eine dramatische, weil die Freiheit keines der beiden Pole in der Heilsgeschichte gebrochen wird. Das Wort Gottes und die Antwort der Menschen begegnen uns daher in unterschiedlichem Gewand je nach Zeit, je nach Situation, unbeschadet einer bleibenden Gültigkeit, die in der Treue des personalen Gottes wurzelt.

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Was heißt das für die Theologie, sowohl für die gebaute als auch für die gelehrte?

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Gerade wenn die Ehre Gottes der lebendige Mensch ist, ist es Aufgabe und Ziel aller Theologie, nicht nur zutreffend zu sein, sondern auch betreffend; sie hat nicht nur die Wahrheit Gottes zu treffen, sondern auch die Situation der Menschen.

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Es mag jeder für sich entscheiden, wie sehr ihn oder sie die Theologie dieses Raumes betrifft. In ihre Zeit - die ja keineswegs eine rosige war - sprach diese Kirche aber zweifellos eine Botschaft, die Not tat. Die Anfrage an unsere Theologie - die gebaute, besonders aber die gelehrte - ob sie das in dieser Zeit ebenso vermag, das ist für mich die gefährliche zumindest aber beunruhigende Botschaft dieses Gotteshauses.

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Stellungnahme von: Univ.-Prof. Dr. Martin Hasitschka

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Gekürzt wiederhole ich einen Satz aus dem Statement von Roman: „Der Rückgriff auf den Tempel Salomos und der Ausblick auf das himmlische Jerusalem werden lebendig, wenn in der Liturgie die irdische mit der himmlischen Kirche … in das Lob Gottes einstimmen.“ Aus biblischer Perspektive sind der Tempel Salomos und das himmlische Jerusalem wie zwei Orte, die ein Weg verbindet. Es ist der Weg des Gottesvolkes durch die Geschichte. Der herrliche Tempel Salomos gehört der Vergangenheit an. Das himmlische Jerusalem ist ein noch fernes Ziel.

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Sowohl das Allerheiligste im Tempel als auch die himmlische Stadt sind Orte der praesentia Dei. In der himmlischen Stadt wird es deshalb keinen Tempel mehr geben, weil der lebendige Gott in einzigartiger Weise gegenwärtig sein wird und die Menschen unmittelbar seine Nähe erfahren werden.

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Die Christen verstehen sich als das wandernde Gottesvolk auf dem Weg zum ersehnten neuen Jerusalem. In der Antike fielen sie dadurch auf, dass sie an keinem Tempelkult teilnahmen und keine Gotteshäuser bauten. Sie trafen sich vielmehr in Häusern zu einem rituellen Brotbrechen.

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Auch das wandernde Gottesvolk erfährt praesentia Dei. An die Stelle eines aus Steinen gebauten Tempels tritt für sie jedoch eine Person, nämlich Jesus Christus. Er, der irdische und auferweckte Herr ist für sie „Ort“ der Gegenwart Gottes. Die geheimnisvolle Realpräsenz des Auferstandenen bei der Feier des Brotbrechens bedeutet zugleich Präsenz Gottes.

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Das IHS am Barockaltar unserer Kirche, der Jesusname erinnert uns daran, dass für uns wie für die frühe Christenheit das Brotbrechen, die Eucharistie lebensnotwendig ist auf dem Weg des Glaubens.

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Stellungnahme von: Univ. Ass. Dr. Martha Heizer

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Damit die Kirche nicht verstaubt, gar zerfällt, muss sie sich immer wieder einem Erneuerungsprozess unterziehen, genauer: sie darf diesen Prozess gar nie abreißen lassen. Und von Zeit zu Zeit bedarf es großer Aktionen.

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Dabei ist es gar nicht so leicht, Staub von Kunst, Überlagertes vom Fundamentalen zu unterscheiden. Es braucht eine „Konkordanz all unserer Fähigkeiten“: Verstand und Gefühl, Wissen und Können, Behutsamkeit und Mut, eine engagierte Aufmerksamkeit, Anstrengung und Geld. Aber trotz allen Aufwands: diese Arbeit muss getan werden. Rechtzeitig, bevor zu vieles verloren geht!

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Wenn die Kirche ihre Aufgabe erfüllen will, die Welt zu heiligen, wie Roman das formuliert hat, Gegensätze „in einer großen, spannungsreichen Zusammenschau zu integrieren“ und die „gefährliche Erinnerung“ wach zu halten, dann braucht sie Anziehungskraft, einen Glanz, der die Augen der Menschen zum Leuchten bringen kann, dann braucht sie zur „theologia crucis“ auch die „theologia gloriae“.

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In unserer Jesuitenkirche ist das gelungen. Ein großer Erneuerungsprozess ist zum (vorläufigen) Abschluss gekommen. Die Kirche glänzt. Unsere Augen leuchten heute.

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Aber jedeR „HäuselbauerIn“ weiß: wenn nichts mehr geschieht, beginnt der Verfall schon heute. Der mühsame Weg der vielen kleinen, beinahe täglichen Ausbesserungsarbeiten liegt vor uns.

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So ist das mit Erneuerung: es gibt ständig dieses Wechselspiel von großen Aktionen und mühsamer Kleinarbeit.

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Das gilt immer - für unsere Kirchenbauten, für unsere Kirche und für uns selbst. Bei den Kirchenbauten ist der Widerstand am geringsten.

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