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FWF-Projekt an Land gezogen – Universität Innsbruck

FWF-Projekt an Land gezogen
Die Freude ist groß am Institut für Praktische Theologie der Universität Innsbruck

Bild fwf Projekt an Land gezogen


Der FWF hat ein Forschungsprojekt genehmigt, das Univ. Prof. Mag. Mag. Dr. Dr. Andreas Kowatsch, LL.M., Institut für Kirchenrecht und Religionsrecht der Universität Wien, und em. o. Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Rees, Institut für Praktische Theologie, Fachbereich Kirchenrecht, der Universität Innsbruck zum Thema „Freedom of Religion and Belief in Times of Pandemic. A multilevel comparative law project on state and religious legal reactions to the SARS-CoV-2 pandemic” beantragt haben.

Zur Bekämpfung der Corona-Pandemie griff der Staat in einer Weise in Grundrechte ein, die bislang in den liberalen Demokratien unvorstellbar gewesen war. Betroffen war davon auch das Grundrecht auf freie Religionsausübung und die seelsorgliche Betreuung Alter, Kranker und Sterbender. Die Maßnahmen wirken auch nach dem Ende der Pandemie in vielfältiger Weise fort. Das Ende der Pandemie bietet aber auch die Möglichkeit der Aufarbeitung mit dem Ziel, für ähnliche Herausforderungen in der Zukunft besser gewappnet zu sein. Das Projekt hat das Ziel, mittels eines mehrdimensionalen Rechtsvergleichs zu eruieren, innerhalb welcher rechtlicher Rahmenbedingungen das Gleichgewicht zwischen einem effektiven Gesundheitsschutz und der größtmöglichen Bewahrung der eigenverantwortlich gelebten Freiheit der Bürgerinnen und Bürger am besten gewährleistet werden kann. Ausgangspunkt ist dabei die Hypothese, dass der in Österreich beschrittene Weg einer engen Einbindung der Religionsgemeinschaften bei der Beschränkung der Religionsausübung und die Ermöglichung von religionsinternen Normen betreffend die Feier öffentlicher Gottesdienste dazu führte, dass das Ziel der Pandemiebekämpfung auch ohne zwangsbewährte Maßnahmen erreicht werden konnte. Der verfassungsrechtlich vorgesehene öffentlich-rechtliche Status der anerkannten Religionsgemeinschaften gewann eine ungeahnt aktuelle Bedeutung. Abgesehen von einer wichtigen Entscheidung des VfGH, die Fragen der Gleichbehandlung von Religion und Kunst aufwarf, mussten sich die Gerichte in Österreich kaum mit den Auswirkungen der Schutzmaßnahmen auf die Religionsfreiheit befassen. Die österreichischen Erfahrungen werden einem Rechtsvergleich mit Frankreich und Deutschland unterzogen. Das Religionsverfassungsrecht Deutschlands ist dem österreichischen ähnlich. Durch die ausgeprägteren Länderkompetenzen wurden aber sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht, die rechtlich systematisiert werden sollten. Frankreich kennt als laizistische Republik kaum Möglichkeiten einer institutionalisierten Kooperation zwischen dem Staat und den Religionsgemeinschaften. Im Laufe der Pandemie kam es zu teilweise schroffen Abwehrreaktionen seitens maßgeblicher religiöser Stakeholder. Die auffallende Differenz sowohl zum österreichischen als auch zum deutschen Religionsrecht dient als rechtsvergleichende Probe. Qualitative Befragungen der religiösen Entscheidungsträger in den drei Ländern sollen den rechtlichen Befund bestätigen bzw. kontrastieren. Die Mehrdimensionalität des Projekts ergibt sich schließlich durch die explizite Einbeziehung des katholischen Kirchenrechts. Inwiefern hat die Pandemie das interne Recht der größten institutionalisierten Religion dynamisiert? Welche Impulse gingen auf minoritäre Religionen aus? Brachte die Pandemie nicht nur einen Backslash in traditionelle Geschlechterrollen, sondern vielleicht auch in ein überwundenes Bündnis des Staates mit einer bestimmten, gesellschaftlich gar nicht mehr vorherrschenden Religion?

Gerade die letztgenannten Forschungsbereiche, die qualitativen Befragungen der religiösen Entscheidungsträger in den drei Ländern und die kirchenrechtlichen Aspekte du Auswirkungen, liegen in der besonderen Verantwortung des Instituts für Praktische Theologie, der empirische Bereich bei Priv.-Doz. Mag. Dr. Johannes Panhofer, der kirchenrechtliche Bereich bei em. o. Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Rees.

Andreas Kowatsch, Johannes Panhofer, Wilhelm Rees

To combat the COVID19-pandemic, the state interfered with fundamental rights in a way that had previously been unimaginable in liberal democracies. This also affected the fundamental right to the free exercise of religion and the pastoral care of the elderly, sick and dying. The measures continue to have an impact in many ways even after the end of the pandemic. However, the end of the pandemic also offers the opportunity to come to terms with the situation with the aim of being better prepared for similar challenges in the future. The aim of the project is to use a multidimensional legal comparison to determine the legal framework within which the balance between effective health protection and the greatest possible preservation of the freedom of citizens to exercise their own responsibility can best be guaranteed. The starting point here is the hypothesis that the path taken in Austria of closely involving religious communities in restricting the practice of religion and enabling internal religious norms regarding the celebration of public religious services has led to the goal of combating the pandemic being achieved even without coercive measures. The constitutionally provided public-law status of recognized religious communities took on an unexpectedly topical significance. Apart from an important decision by the Constitutional Court, which raised questions about the equal treatment of religion and art, the courts in Austria have hardly had to deal with the effects of the protective measures on religious freedom. The Austrian experience is subjected to a legal comparison with France and Germany. Germany's constitutional law on religion is similar to that of Austria. However, due to the more pronounced competences of the Länder, very different experiences have been made, which should be legally systematized. French secular law offers hardly any opportunities for institutionalized cooperation between the state and religious communities. In the course of the pandemic, there were sometimes harsh defensive reactions from key religious stakeholders. The striking difference to both Austrian and German religious law serves as a comparative legal test. Qualitative interviews with religious decision-makers in the three countries are intended to confirm or contrast the legal findings. Finally, the multidimensionality of the project results from the explicit inclusion of Catholic canon law. To what extent has the pandemic dynamized the internal law of the largest institutionalized religion? What impact did it have on minoritarian religions? Did the pandemic not only cause a backslide in traditional gender roles, but perhaps also in an alliance between the state and a certain religion that no longer dominates society?

 

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