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LeseLupe Ukraine – Buchempfehlungen – Universität Innsbruck

LeseLupe Bücher

LeseLupe Ukraine: Weitere Literaturempfehlungen

Im Rahmen der Veranstaltung (29.11.2022):

  • Taras Prochasko "Daraus lassen sich ein Paar Erzählungen machen" (Suhrkamp, 2009)
  • Vladimir Jabotinsky "Die Fünf" (Die Andere Bibliothek, 2012)
  • Walerjan Pidmohylnyj "Die Stadt" (Guggolz Verlag, 2022)

Im Rahmen der Facebook-Challenge (November 2022):

In Vorbereitung auf unsere Veranstaltung haben wir eine Facebook-Challenge durchgeführt– #ukrainianliterarymonth. Dazu haben wir auf unserer Facebook-Seite jeden Tag ein Bild mit einer ukrainischen Buchempfehlung für Sie gepostet, um auf die Vielseitigkeit der ukrainischen Literatur hinzuweisen und Ihnen allen Leseanregungen zu geben. Ob Prosa, Lyrik, Essayistik, Klassiker oder zeitgenössische Literatur – alle Vorschläge waren willkommen!
#ukrainianliterarymonth und #leselupeosteuropa

 

Hier finden Sie die gesammelten Empfehlungen dieser Challenge:

Yana Lyapova (Institut für Slawistik, Innsbruck) empfiehlt:
Oksana Sabuschko "Die längste Buchtour" (Droschl, Üb. Alexander Kratochvil)

Ein toller Einstieg mit einer brandaktuellen Publikation – "Die längste Buchtour" von Oksana Sabuschko liefert eine Perspektive auf die Vorgeschichte der russischen Invasion im Februar! Polemisch, stark argumentativ und mitreißend macht Sabuschko gleich Lust auf mehr ukrainische Literatur!

 

Miriam Finkelstein (Institut für Slawistik der Universität Graz) empfiehlt:
den Gedichtband "Further from Heaven" aus dem Jahr 2018 (Russisch und Ukrainisch) / "Подальше от рая" von Iya Kiva (Kyiv, Verlag Kajala)

Auf eine eindringliche Art und Weise thematisiert die in Doneck geborene Kiva in ihren russisch- und ukrainischsprachigen Gedichten Vertreibung und Flucht aus der Heimatstadt, das Trauma der Entwurzelung, aber auch die Sehnsucht nach Liebe, Nähe und Geborgenheit in Zeiten des Krieges (hier der Krieg in Donbas vor Februar 2022).

 

Nataliia Sorokina (Nationale Taras-Ševčenko-Universität Kyiv / Kiev) recommends:
"Insects' Bungee" (2009) by Natalka Snyadanko – a Ukrainian writer, journalist, translator from Polish, German, Russian.

Natalka is the author of seven novels and a short story collection, whose works have been translated into eleven languages.
She is the master of cultivated details wrapped with the laces of feelings, emotions, and reflections. "Insects’ Bungee" is a sentimental psychological story about people’s relationships, meaning of time and space, told from a female perspective.

 

Emanuel Klotz (Institut für Slawistik der Universität Innsbruck) empfiehlt:
den Roman "Darina, die Süße" von Maria Matios (aus dem Ukrainischen von Claudia Dathe, Innsbruck: Haymon, 2013)

Die Lebensgeschichte der seltsamen Darina wird derart kindlich-leicht erzählt, dass man ihre unheimlichen Eigenheiten geradezu liebgewinnt. Umso erschütternder ist das Ende, an dem sich herausstellt, dass es sich um die Geschichte eines vom Krieg traumatisierten Mädchens handelt; ein Schicksal, das als beispielhaft für jenes von unzähligen Ukrainerinnen und Ukrainern gelten kann – damals wie heute.

 

Svitlana Pidoprygora (Petro Mohyla Black See National University, Mykolaiv, Ukraine) recommends:
Tamara Duda’s novel "Daughter" (Kyiv: Bilka, 2019)

The events of the novel unfold in the spring and summer of 2014 in Donetsk. Donbas is the epicenter of events; it is a place of strength where the country’s most important questions arise. And it is only there that the necessary answers are hidden. The book has an exciting plot and deep historical as well as philosophical notes, even though its style is quite realistic.

 

Wolfgang Stadler (Institut für Slawistik der Universität Innsbruck) empfiehlt:
Oksana Sabuschkos Roman "Museum der vergessenen Geheimnisse" (Wien: Droschl, 2010, Üb. Alexander Kratochvil) / Originalausgabe: "Muzej pokynutych sekretiv" (Kyiv, 2009)

Packend. Spannend. Verschwiegenes aufdeckend. Mit der Geschichte abrechnend. Die gesellschaftlichen Verhältnisse in der Ukraine schonungslos, wenn auch mit einem gewissen Selbstmythos darstellend. Eine "Familiensaga" mit vielen Handlungssträngen und unterschiedlichen Zeitläufen – und nebenbei auch passabel übersetzt.

 

Gernot Howanitz (Institut für Slawistik der Universität Innsbruck) empfiehlt:
den Roman "Depeche Mode" von Serhij Žadan (aus dem Ukrainischen von Juri Durkot und Sabine Stöhr, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2007)

Ein wilder Ritt ins Charkiv der 1990er, gleich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Žadan zerstrudelt Rausch, Sowjetnostalgik und Turbokapitalismus zu einem ganz eigenen Rhythmus. Und: für mich eins der schönsten Coverbilder ever!

 

Elisabeth Stadlinger (Absolventin der Universität Wien) empfiehlt:
"A Loss. The Story of a Dead Soldier Told by His Sister" von Olesya Khromeychuk (Stuttgart: ibidem Press, 2021, foreword by Andrej Kurkow)

Unlängst durfte ich in Leipzig einem bewegenden Vortrag der ukrainischen und in Jugendjahren nach London ausgewanderten Historikerin, Dramaturgin und Schriftstellerin Olesya Khromeychuk beiwohnen. Danach war die Lektüre ihres Buches ein Muss – als junge Zeitzeugin aus der Ferne und doch ganz nah am Geschehen schildert sie mit analytischem Blick den persönlichen Kampf, im und um das Kriegsgeschehen nach der russischen Invasion des Ostens der Ukraine 2014, jenen ihres Bruders und ihrer Familie, in der Vergangenheit wie in der mittelbaren und unmittelbaren Gegenwart. Khromeychuk erzählt diese Splitter der Erinnerung schonungslos offen, verbindet emotionale Trauerreflexion mit Betrachtungen der verschiedenen Kulturen, in denen sie zuhause ist – ohne zu Ende gelesen zu haben, ist es unmöglich, Khromeychuks Textgeflecht aus Autobiographie, Essay und Fabel aus der Hand zu geben.

 

Fabio Maion (Institut für Slawistik der Universität Innsbruck) empfiehlt:
"Wodka für den Torwart: 11 Fußball-Geschichten aus der Ukraine" (fotoTapeta, 2012, herausgegeben vom Übersetzerverein translit. e.V.)

10 Jahre ist es her, dass die EM von Polen und der Ukraine gemeinsam ausgetragen wurde. Die Rückschau lohnt sich aus zwei Gründen: Der Sammelband versammelt 11 der wichtigsten Schriftstellerstimmen des Landes und ermöglicht der Leserschaft die Reflexion darüber, welchen Weg die Ukraine seitdem zurückgelegt hat. Und welches Buch kann man sonst lese- und fußballbegeisterten Menschen zugleich empfehlen?

 

Ramona Rakić (Osteuropazentrum der Universität Innsbruck) empfiehlt:
den Roman "Blauwal der Erinnerung" von Tanja Maljartschuk (Köln, KiWi Verlag 2019, übers. von Maria Weissenböck)

Gekonnt und klug verwebt Tanja Maljartschuk das Leben der jungen Ich-Erzählerin in der Gegenwart mit Wjatscheslaw Lypynskyj, der Anfang des 20. Jahrhunderts lebte und wirkte und Zeit seines Lebens für die ukrainische Eigenstaatlichkeit kämpfte. Dabei schafft sie es, detailreich und in poetischer Sprache eine persönliche Geschichte, die von Angst geprägt ist, mit der Geschichte einer Nation und ihren "Bruchstellen" zu verbinden. Ein spannender und origineller Roman.

 

Valentin Peschanskyi (Institut für Slavistik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster) empfiehlt:
Jurij Andruchovyčs Roman "Perversion" (suhrkamp, 2013, aus dem Ukrainischen von Sabine Stöhr)

Zusammen mit dem obskuren ukrainischen Undergrounddichter Stanislav Perfec’kyj besuchen wir in Venedig ein Seminar zum "post-karnevalistischen Irrsinn der Welt". Das Seminarthema bildet zugleich das Leit- und Strukturprinzip dieses postmodernen Pageturners, dessen Sprache und Form vor Witz und Einfallsreichtum nur so sprühen. Und ein wenig karnevalistischer Irrsinn kann in Zeiten des imperialistischen Wahnsinns gewiss nicht schaden – greifen Sie also beherzt zu!

 

Magdalena Leichter (Institut für Komparatistik der Universität Innsbruck) empfiehlt:
"Daraus lassen sich ein paar Erzählungen machen" von Taras Prochasko (suhrkamp, 2009, aus dem Ukrainischen von Maria Weissenböck)

Taras Prochasko webt ein Netz von unzähligen Momenten, aus denen sich mehr als nur ein paar Geschichten machen ließen. Er stellt das weltpolitisch-historische und familiär-alltägliche wie selbstverständlich nebeneinander und lässt es gelegentlich auch verschmelzen. "Daraus lassen sich ein paar Erzählungen machen" fasziniert mit buchstäblichen Leerstellen im Text, die ihn mal wie Fenster, mal wie Gitterstäbe aussehen lassen.

 

Oleksandra Terentyeva (University of Innsbruck, Department of Political Science) recommends:
Olesya Yaremchuks "Unsere Anderen: Geschichten ukrainischer Vielfalt" (Stuttgart: ibidem, 2021, aus dem Ukrainischen von Christian Weise)

This book was written by Olesya, after she had visited several regions of Ukraine, where Ukrainian minorities (Meskhetian Turks, Crimean Tatars, Slovaks, Poles, Swedes, Roma and others) live compactly. The book made me remember how hospitable and open our land can be. Moreover, most of these peoples survived several deportations and extermination, so they often appeared on the territory of Ukraine against their own will. Nevertheless, our country constantly finds the strength to live on even in the darkest times.

 

Viktor Palnychenko (a passionate poetry lover) recommends:
Lina Kostenko "And again the prologue" (Lviv publishing house "VNTL – Classics", 2020) with parallel texts in Ukrainian and German, translated by the well-known Austrian Slavist, Professor of the Institute of Slavic Studies of the University of Vienna Alois Woldan.

Lina Kostenko is a poet who is both highly literary, but also very honest and accessible. Kostenko is one of a generation of writers known as the "Sixtiers" who challenged Soviet oppression of Ukrainian culture during the decade of the Beatles and Flower Power. Her work reminds us that love, seemingly vulnerable, will persist and overcome fear and despair.

 

Stefan Feihl (Arbeitsbereich Italienisch, FTSK der JGU Mainz) empfiehlt:
Der ZEIT-Journalist Steffen Dobbert liefert in "Ukraine verstehen" aus dem Herbst 2022 eine sehr gut lesbare Erzählung der ukrainischen Geschichte. In einer Mischung aus Geschichtsbuch und Reportage beschreibt er die Ursprünge des ukrainischen Nationalstaats seit dem Mittelalter, legt aber den Fokus auf die Geschichte der vergangenen hundert Jahre und liefert schließlich eine stellenweise packende Schilderung der Orangenen Revolution von 2004, des Euromaidan 2014 und des aktuellen Krieges. Die sachliche und ausgewogene Darstellung lässt bei aller Bereitschaft zur Differenzierung keinen Zweifel daran, wer hier einen hybriden Angriffskrieg führt und wer sein Recht auf Selbstbestimmung verteidigt.

 

Chiara Carpi (Institut für Slawistik der Universität Innsbruck) empfiehlt:
Serhij Zahadans Roman "Internat" (suhrkamp, 2017, aus dem Ukrainischen von Jurij Durkot und Sabine Stöhr)

Der Roman führt der Leserschaft den seit 2014 anhaltenden Krieg im Osten der Ukraine vor Augen. Die Sicht ist jene der Zivilbevölkerung, verkörpert durch den Antihelden des Romans, dem 35-jährigen Ukrainischlehrer Pascha, der seinen Neffen aus dem Internat abholen will und sich dafür mitten in das Kampfgeschehen wagt. In alternierend grellen und düsteren Bildern schildert der Autor die Odyssee Paschas und wirft dabei folgende Fragen auf: "Wer ist der wahre Feind und wer der Freund? Kann man in einem Krieg neutral bleiben?" Schockierend und doch voller Hoffnung, ein Roman, dessen Lektüre sich lohnt!

 

Agnes Tauscher (Osteuropazentrum der Universität Innsbruck) empfiehlt:
Zweiter Anlauf. Ukrainische Literatur heute (Karl Stutz Verlag, 2004) – mit einem Vorwort von Karin Warter und einem Nachwort von Alois Woldan; aus dem Ukrainischen von Alois Woldan und Roman Dubasevych

Diese Anthologie zeitgenössischer ukrainischer Literatur vereinigt acht Autor:innen dreier Generationen aus dem Osten und Westen dieses großen Landes mit einem Schwerpunkt auf Lyrik – und das in zwei Sprachen (ukrainisch-deutsche Paralleltexte): Juri Andruchowytsch, Halyna Petrosanjak, Tymofi Hawryliw, Natalka Bilozerkiwez, Oksana Sabuschko, Serhi Schadan, Taras Prochasko und Mykola Rjabtschuk.
Einige dieser Namen sind inzwischen sicher auch im Westen bekannt, aber ein zweiter Anlauf für erste literarisch-sprachliche Entdeckungen lohnt sich hier auf jeden Fall!

 

Natalie Syzonenko (Kyiv National Linguistic University, Ukrainian School in Prague) recommends:
"Kaharlyk" by Oleh Shynkarenko (London: Kalyna Language Press, 2016, translated from Ukrainian by Stephen Komarnyckiy)

Kaharlyk, a Ukrainian satirical dystopia novel by Oleg Shynkarenko. That’s how Wiki describes it. An urban novel? A story about the town and its people? I passed by this settlement of Kaharlyk many times, it’s not far from Kyiv, my friend lives there and can talk about the town and its beauty unstoppably. So when I saw the familiar name in the shop window, I decided to read it. I personally am a "realism literature" reader. BUT.... I opened totally opposite world for me.
The novel was started on December 12, 2012, as a Facebook page, where the author published 100 words every day. They were messages from parallel reality of a future in my country. Then the book was published. The plot seems macabre and prophetic. The novel depicts life in Ukraine a hundred years after the present time. Ukraine returned to the Middle Ages because of consequences of Russian occupation. Here I want to stop – you will read the novel to understand what can happen if tyrannical conquerors come to your land. Oleg Shynkarenko tells the story of prediction, searches and findings. Not only to find your family but to find your Ukrainian identity and national gencode.

 

Philipp Kaysers (Fachbereich Slawistik, Universität Salzburg) empfiehlt:
"Ein Held wider Willen". Nach einer Erzählung von Iwan Franko (Leopold Verlag, 2017) – mit einem Vorwort von Alois Woldan.

Ivan Frankos Erzählung "Ein Held wider Willen" wurde zunächst 1889 in polnischer Sprache veröffentlicht. Im Jahr 1904 erschien die ukrainische Ausgabe der Geschichte über den ukrainischen Beamten Kalinowicz aus L’viv, der 1848 eher unfreiwillig, dafür aber unmittelbar die Auswirkungen des Völkerfrühlings in der belagerten Stadt zu spüren bekommt. Frankos Text wurde von Mihai Tymoshenko und Cyril Horiszny zu einer Graphic Novel umgearbeitete, und führt den Leser:innen eindrucksvoll die Barrikadenkämpfe und den Freiheitskampf in Galizien im Jahr 1848 vor Augen sowie die Passivität, Zerrissenheit und letztlich auch die Schicksalsergebenheit des Protagonisten.

 

Rebecca Kaysers (Fachbereich Romanistik, Universität Salzburg) empfiehlt:
Das letzte Territorium. Essays (Suhrkamp Verlag 2003)

Andruchowytsch zeichnet in seinem Essayband das ‚höchst eigene‘ Grenzland Ukraine nach. Die einzelnen Texte widmen sich der Vergangenheit und der Zukunft des Landes, insbesondere aber der Region Galiziens. Die Frage nach der Zugehörigkeit zu Ost und West sowie die Frage nach der eigenen kulturellen Identität bestimmen die Geopoetik der Texte. In dem Versuch der Beschreibung seiner Heimat wird auch das österreichisch-ungarische Erbe der Region prüfend betrachtet. Das breite landschaftliche Panorama, das Andruchowytsch in seinen Texten zeichnet, lässt seine LeserInnen vieles entdecken und macht die Sammlung zu einer spannenden Lektüre.

 

Mariya Donska (Institut für Slawistik der Universität Graz) empfiehlt:
den Gedichtband "Apricots of Donbas" (2021, Lost Horse Press – bilinguale Edition)

Ljuba Jakymčuk ist eine Dichterin, Drehbuchautorin und Kulturmanagerin aus dem ukrainischen Gebiet Luhans’k. Ihre Poesie wurde bereits in mehr als 15 Sprachen übersetzt. Der Gedichtband "Абрикоси Донбасу" wurde 2015 auf Ukrainisch bei Vydavnyctvo Staroho Lava in L’viv veröffentlicht. Die englische Übersetzung "Apricots of Donbas" ist 2021 bei Lost Horse Press als bilinguales Buch erschienen! Toll für alle, die gerade Ukrainisch lernen!
Jakymčuks Gedichte sind meist in vers libres geschrieben und beschreiben die Region Donbas mit ihren Kriegstraumata, Erinnerungskultur sowie Genderrollen inmitten der prächtigen und eigenartigen Landschaft. Jakymčuks Lyrik überzeugt durch prägnantes Sprachspiel und den Einsatz absurder Elemente. Sie beruht sich dabei auf die ukrainische Tradition der s.g. erschossenen Renaissance (in etwa den Futuristen Mychajl’ Semenko). Eine schöne Lektüre – wegen der Qualität der Texte und auch, um die Region etwas besser zu verstehen.
Besonders toll: Auf Bandcamp ist das Album "Абрикоси Донбасу" zu hören – Gedichte auf Ukrainisch, gelesen von der Autorin unter der Kontrabass-Begleitung von Mark Tokar: https://abrykosy-donbasu.bandcamp.com/.

 

Eva Hausbacher (Fachbereich Slawistik, Universität Salzburg) empfiehlt:
"Euromaidan. Was in der Ukraine auf dem Spiel steht" (Suhrkamp Verlag 2014) – Herausgegeben von Juri Andruchowytsch. Mit einem Fotoessay von Yevgenia Belorusets.

Der Sammelband über den Euromaidan und die anschließende Absetzung Viktor Janukowytschs umfasst vierzehn Essays und Kommentare ukrainischer EssayistInnen, SchriftstellerInnen und WissenschaftlerInnen, aber auch europäischer und amerikanischer UkrainistInnen. So finden sich Beiträge von Katja Petrowskaja, Martin Pollack, Jurko Prochasko oder auch Andrzej Stasiuk und Alisssa Ganijewa. Die Polyphonie der Stimmen und Eindrücke gibt ein umfassendes Bild über die Geschehnisse in den Jahren 2013 und 2014. Aus heutiger Sicht lesen sich manche Beiträge als prophetisch und haben nichts an ihrer Aktualität eingebüßt.

 

Karolina Wieserová (Fachbereich Slawistik, Universität Salzburg) empfiehlt:
"Der Kobsar" von Taras Schwetschenko (Verlag für fremdsprachige Literatur Moskau 1951)

Der 1840 erschiene Gedichtband Kobsar stellt wohl, denkt man an die Vielzahl der Denkmäler Ševčenkos in der Ukraine, eines der wichtigsten Werke des literarischen Kanons des Landes dar. Gleichzeitig handelt es sich beim Kobsar um den wichtigsten und bedeutendsten Gedichtzyklus des Nationaldichters. Das Motiv des Dichtersängers steckt schon im Titel des Bandes, denn Kobsar meint im eigentlichen einen ukrainischen Volkssänger, der auf der Kobsa – einem Instrument ähnlich der Laute – Volkslieder spielt. Ševčenkos romantische Gedichte, die einhergehen mit dem nationalen Erwachen der Ukraine, eigenen sich daher für jede LeserIn, die am Beginn der modernen ukrainischen Literatur ansetzen möchte.

 

Gabi Wild (Programmgestalterin im Literaturhaus am Inn) empfiehlt:
Andrej Kurkow: Tagebuch einer Invasion. Haymon 2022. Aus dem Englischen von Rebecca De Wald

... weil Andrej Kurkow morgen (Sonntag, 27.11.), um 14.00 Uhr im Literaturhaus am Inn zu Gast ist!
Andrej Kurkow zeigt in seinen Tagebucheinträgen, erschienen im Haymon Verlag, historische Kontinuitäten auf und macht den Kampf der Ukrainer:innen um Selbstbestimmung begreifbar. Er schreibt die Geschichten nieder, die keinen Platz in den Kurzmeldungen finden: Er erzählt von Brennpunkten und Schicksalen. Er erzählt von den Menschen. Aufzeichnungen aus dem Krieg, die sehr persönlich und dennoch an jemand anderen gerichtet sind: an die Welt, an uns alle. Um zu bezeugen, was war, was ist, wie es vielleicht sein wird – danach.
Andrej Kurkow wurde 1961 im damaligen Leningrad, geboren und lebte bis vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine in Kyjiw. Studium von Fremdsprachen (spricht insgesamt elf Sprachen), seit 1996 freier Schriftsteller, Publikation (zuletzt): Kartografie der Freiheit (Haymon, 2018).

 

Mariya Donska (Institut für Slawistik der Universität Graz) empfiehlt:
"Mesopotamien" von Serhij Zhadan (suhrkamp, 2017, aus dem Russischen von Sabine Stöhr und Juri Durkot)

Vor der Invasion Russlands haben nur weniger von der Stadt Charkiw im Osten des Landes gehört. "Mesopotamien" von Serhij Zhadan ist ein Stadttext. Der Roman beschreibt in mehreren scheinbar nicht zusammenhängenden Kapiteln verschiedene Menschen, die einen Sommer lang durch den Handlungsort – das Zentrum der Stadt Charkiw – miteinander verbunden werden. Sie treffen sich, schlendern durch die Stadt, sprechen über Alltägliches, werden durch zufällige Schüsse getötet, rauchen am Balkon, lieben sich, fahren mit dem Nahverkehr, feiern Hochzeitspartys usw. Was Menschen eben tun. Ein Roman zum Eintauchen in die Welt Charkiws – der Stadt zwischen zwei Flüssen, daher ‚Mesopotamien‘.
Als willkommener Zusatz zu den neun Erzählungen enthält der Band dreißig wunderbare Gedichte, die ‚Präzisierungen‘ des Erzählten genannt werden.
P.S. Ich hoffe, dass Sie sich nach dem Lesen in die Stadt Charkiw verlieben und dass es bald – nach dem Sieg der Ukraine – wieder möglich sein wird, die Stadt ohne Sicherheitsrisiken zu besuchen.

 

Peter Deutschmann (Fachbereich Slawistik, Universität Salzburg) empfiehlt:
"Radio Nacht" von Juri Andruchowytsch (Suhrkamp Verlag 2022)

Juri Andruchowytsch hat mit "Radio Nacht" ein Buch geschrieben, das evokativ wirkt wie eine nächtliche Radiosendung mit guten Musikeinlagen - die von der Hauptfigur Josip Rotsky, als Radio-DJ abgespielten Songs lassen sich via QR-Code auf einer Playlist abrufen. Die Erzählung von den Fährnissen Rotskys wirkt – mit oder ohne digitaler Erweiterung – zugleich ätherisch und weltbezogen. Die Referenzen auf die zeitgenössische Welt (die ukrainische Originalausgabe wurde 2020 veröffentlicht) erscheinen auf reizvolle Weise gebrochen und polyvalent: Es geht also nicht etwa "eindeutig" um die Ukraine vor dem Krieg (der Landesname kommt nicht einmal verklausuliert vor); die fiktionale Welt des Romans lässt die reale Welt wie einen Globus vor dem finsteren Hintergrund des Universums erscheinen.

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