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Maria Ducia-Forschungspreis 2024 verliehen – Universität Innsbruck
Gruppenfoto mit vier Personen.

Heike Welte, Judith Goetz, Elisabeth Fleischanderl, Alexandra Weiss (von links nach rechts).

Maria Ducia-For­schungs­preis 2024 ver­lie­hen

Am 13. März 2024 erhielt MMag.a Judith Goetz für ihr Dissertationskonzept „Geschlechterpolitiken der Identitären – Ein Beitrag für die politische Bildung gegen Rechtsextremismus“ den mit 2.000 Euro dotierten Maria Ducia-Forschungspreis. Gestiftet wird der Preis inzwischen zum 8. Mal vom Landtagsklub der SPÖ Tirol.

Der Maria Ducia-Forschungspreis, der heuer zum 8. Mal vergeben wurde, verfolgt zwei Ziele: Der Preis über 2.000 Euro soll Nachwuchswissenschafter:innen bei der Fertigstellung ihrer Arbeit unterstützen und er soll für kritische, feministische Frauen- und Geschlechterforschung eine breitere Öffentlichkeit herstellen.

Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf Analysen historischer, politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen aus einer feministischen und geschlechterreflektierten Perspektive. Besonders unterstützt werden Arbeiten, die eine hohe gesellschaftspolitische Relevanz besitzen. Mit dem Ducia-Preis soll auch eine Wiederannäherung von Wissenschaft und Politik gefördert werden, eine Verbindung, die in den letzten Jahrzehnten loser geworden ist, die aber für beide Seiten mit einem fruchtbaren Austausch verknüpft war und wieder sein kann.

Die Preisträgerin …

Judith Goetz studierte an der Universität Klagenfurt und dann an der Universität Wien Vergleichende Literaturwissenschaft und parallel dazu Politikwissenschaft, beides mit dem Schwerpunkt Gender Studies. In dieser Zeit absolvierte sie auch ein Jahr in Buenos Aires im Rahmen des Joint Studies Lateinamerikastipendiums zum Forschungsschwerpunkt Frauen- und Lesbenbewegung sowie einen eineinhalb-monatigen Forschungsaufenthalt in Ljubljana. Beide Studien schloss sie mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Ihr Dissertationsstudium hat sie in Wien begonnen und ist vor zwei Jahren nach Innsbruck ans Institut für Erziehungswissenschaften gewechselt, wo sie nun als Universitätsassistentin im Fachbereich Politische Bildung und soziale Ungleichheit tätig ist.

Judith Goetz kann eine sehr breite Forschungs-, Publikations- und Vortragstätigkeit zu den Themen Rechtsextremismus, Antifeminismus und patriarchale Gewalt, (österreichische) Gedenkpolitiken, geschlechterreflektierte politische Bildung und Pädagogik sowie feministische Theorie, geschlechter- und sexualitätsbezogene Ideologien der Ungleichheit vorweisen. Dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus, Antifeminismus oder Ideologien der Ungleichheit oft mit Angriffen und Diffamierungen einhergeht, darauf hat Judith Goetz in ihrer Rede zur Preisverleihung hingewiesen. Eine noch bedrohlichere Form nimmt dies an, wenn es sich dabei nicht nur um anonyme Angriffe in sozialen Medien handelt, mit denen inzwischen viele Forscher:innen in diesem Bereich konfrontiert sind, sondern Vertreter der Identitären oder der FPÖ öffentlich, in Zeitungen oder im Parlament, Forscher:innen angreifen, wie im Fall von Judith Goetz. Für Universitäten stellt sich hier zunehmend die Frage, wie man mit solchen Angriffen umgehen soll und wie Forscher:innen unterstützt und geschützt werden können.

und ihre Arbeit

In ihrer Dissertation setzt sich Judith Goetz mit der Geschlechterpolitik der Identitären – ein wichtiger Akteur des außerparlamentarischen Rechtsextremismus in Österreich und Deutschland – auseinander. In den vergangenen eineinhalb bis zwei Jahrzehnten nahmen die Angriffe von rechten und rechtsextremen Akteuren auf Errungenschaften von Frauenbewegung und -politik zu. Stärker als früher greift die extreme Rechte, auch vertreten in Männerrechts- und Väterrechts-Vereinen, Frauenpolitik oder Instrumente wie Gender Mainstreaming und Gleichstellungspolitik als überzogen an. Verteidigt wird dabei eine als „natürlich“ dargestellte, geschlechtshierarchische Ordnung und die damit kompatiblen Männlichkeits- und Weiblichkeits-Entwürfe.

Weil gerade die Identitären ein sehr modernes Auftreten und identitätsstiftende Anerkennungs- und Zugehörigkeitsangebote aufweisen, sind sie für junge Menschen besonders attraktiv. Eine geschlechterreflektierte Analyse dessen, was den Reiz dieses politischen Angebots für junge Frauen und Männer ausmacht, steht bisher aber noch aus und soll, so Judith Goetz, Ausgangspunkt einer fundierten politischen Bildungs- und Präventionsarbeit sein.

Jury-Vorsitzende Heike Welte betonte vor dem Hintergrund des politischen Rechtsrucks in Österreich und Europa, in ihrer Laudatio die äußerst hohe gesellschaftspolitische Relevanz des Themas. Denn, wie Heike Welte, aus dem Gutachten zitierend, festhielt: „Die Geschlechterpolitik der rechtsextremen Identitären ist zweifellos eine extrem zugespitzte, radikale antifeministische Position, die jedoch auch als Ausdruck eines allgemein zunehmenden Antifeminismus in Politik und Gesellschaft eingeordnet und interpretiert werden kann.“

Judith Goetz ist ein äußerst spannendes, wissenschaftlich anspruchsvolles, gesellschaftspolitisch höchst aktuelles Konzept gelungen, das neugierig auf die fertige Arbeit macht. Heike Welte: „Ich bin überzeugt, dass diese Arbeit ihr Ziel erreicht – Judith Goetz und ihr bisheriger Werdegang erfüllen alle Voraussetzungen dafür.“

(Alexandra Weiss, Büro für Gleichstellung und Gender Studies)

 

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