Im September 2019 erfolgte der Auftakt für das vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) geförderte vierjährige Leitprojekt ULTIMOB, kurz für „Ultimative Integrierte Mobilitätslösungen.“ Dafür wurden vier Pilotregionen in ganz Österreich mit unterschiedlichsten Verkehrs- und Mobilitätsproblemen ausgewählt. Stellvertretend für die österreichischen Tourismusdestinationen beteiligte sich das Ötztal als Partner aus Tirol. Unter der Leitung der Universtät Innsbruck arbeiteten dort neben den Forschungspartnern FH Oberösterreich und netwiss auch die Umsetzungspartner Ötztaler Verkehrsgesellschaft, Verkehrsverbund Tirol und die Mitfahrplattform ummadum mit. „In der Pilotregion Ötztal entwickeln und erproben wir in ULTIMOB Lösungen, die zu einer nachhaltigen Tourismusmobilität und weniger Verkehr in der Region beitragen sollen. Mit der Ötztaler Verkehrsgesellschaft und dem VVT haben wir hier starke lokale Partner, die an Forschung und Umsetzung mitwirken“, erklärt Projektleiter Markus mailer, Mobiltätsforscher an der Uni Innsbruck. Starke Unterstützung kam auch vom Ötztal Tourismus. „Für uns war der Fokus auf Ideen für die touristische Mobilität wesentlich. Dies beginnt bereits bei der Anreise mit Gepäckservice bis hin zu Services vor Ort wie dem Fördern von Ride-Sharing“, berichtet Dominik Linser, Destinationsleiter Sölden bei Ötztal Tourismus.
Service und Komfort als Motivationsbooster
Ein konkretes Ergebnis aus dem ULTIMOB-Projekt ist das Schaffen von multimodalen Knoten an der Haltestelle Postamt in Sölden und bei der Gaislachkoglbahn in Zusammenarbeit mit Gemeinde und Bergbahnen. „An diesem wichtigen Frequenzpunkt werden mehrere Verkehrsmittel verknüpft wie Bus, Seilbahn oder die Möglichkeit zum Ride-Sharing. Zudem dienen diese den Kund:innen als Informationsplattform mit zeitgemäßer Technik in Form von interaktiven LED-Bildschirmen“, erklärt Franz Sailer, Geschäftsführer der Ötztaler Verkehrsgesellschaft. Hinzu kommen Rad- und Gepäckaufbewahrungsboxen inklusive Bedienterminal an einem zentralen Standort mitten in Sölden sowie ähnliche Infrastruktur am wichtigen Verkehrspunkt Ötztal-Bahnhof. „Wir haben zentral in Sölden zehn Radboxen aufgestellt und vier davon mit Böden ausgestattet, um dort auch Gepäck verwahren zu können. Die Boxen können unkompliziert über eine Buchungsplattform und eine App gebucht werden und sind so auch einfach für Gäste nutzbar“, so Alexandra Medwedeff, Projektleiterin Innovationen & Projekte beim VVT. Nachhaltige Ressourcenplanung bei der Busdisposition wird außerdem durch Kamerasysteme an stark frequentierten Haltestellen ermöglicht. „So behalten wir die Auslastung im Blick, wissen ob die geplanten Kapazitäten ausreichen und können Überlastungen durch zeitgerechte Optimierung verhindern. Das entlastet nicht nur unsere Fahrer, sondern bringt auch Vorteile für unsere Kund:innen durch ein attraktives öffentliches Verkehrsangebot“, ergänzt Sailer. Um das Gepäckservice zu verbessern, wurde eine zentrale Zustellmöglichkeit für Gäste eingerichtet, die ihr Gepäck nicht direkt in die Unterkunft senden können. Hinzu kam die Konzeption und Erprobung einer elektronischen Logistikbörse, welche Zustellfahrten reduzieren und die Servicequalität erhöhen kann. Die Ergebnisse daraus erhielten auch die Verantwortlichen der ÖBB präsentiert. Weitere Erkenntnisse lieferten Befragungen von Gästen und Einheimischen. „Diese belegen deutlich, dass eine hohe Qualität beim Öffentlichen Verkehr und Zusatzangebote in der Vor-Ort-Mobilität die Bereitschaft erhöhen, mit der Bahn anzureisen. Dazu konnten wir erstmals konkrete Zahlen ermitteln“, fasst Markus mailer zusammen.
Vorteile für Bevölkerung und andere Regionen
Die Übertragbarkeit der Lösungen auf andere Regionen in Österreich war ebenso ein wichtiger Aspekt wie die Vorteile, die sich für die Mobilität in den Regionen insgesamt ergeben. „Beim Projekt ging es nicht nur um den Tourismus, sondern auch darum, Ideen und Maßnahmen für die Bevölkerung und Mitarbeiter:innen zu entwickeln und dieser Gruppe ein nachhaltigeres Mobilitätsverhalten zu ermöglichen“, betont Hansjörg Falkner, Obmann des Planungsverbands Ötztal. Geschehen ist das etwa durch das Etablieren eines zeitgemäßen Ride-Sharing-Systems, welches von Einheimischen und Gästen genutzt werden kann. Sein Fazit aus dem ULTIMOB-Projekt lautet: „Ich hoffe, dass die bei uns im Ötztal gewonnenen Erkenntnisse anderen touristischen Regionen helfen, Mobilitätslösungen für die Zukunft zu entwickeln. Generell sehe ich das Ötztal in diesem Bereich auf einem guten Weg mit unserer Mobilitätsstrategie 2030, dem ganzjährigen Halbstundentakt durchs Tal oder Bedarfsmobilität wie dem Anrufsammeltaxi Gries.“