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Vorwort – Universität Innsbruck
Symbolbild Vorwort

Vorwort

Mit Hoffnung Zeichen der Zeit lesen

Wilhelm Guggenberger

Am Ende eines langen Studienjahres möchte man gern einen Schlussstrich unter das ziehen, was in den zurückliegenden Monaten zu einem guten Ende gebracht, was erfolgreich unter Dach und Fach gebracht werden konnte. Dann, so hoffen Lehrende, Studierende und Mitarbeiter:innen, lassen sich eine weniger arbeitsreiche Semesterpause und Ferien-, bzw. Urlaubszeit genießen. Dies sei auch allen Studierenden und Kolleg:innen herzlich gegönnt, denn es ist ja wirklich Vieles gelungen. Die, wie es scheint, mehr und mehr aus dem Lot geratenden internationalen Beziehungen und bedenkliche Gegebenheiten in zahlreichen, auch europäischen Gesellschaften, die wenig überraschend auch die Katholische Kirche nicht unberührt lassen, beschweren aber doch die Leichtigkeit, mit der wir alle gern in den Sommer gingen. Nahezu ununterbrochen erfahren wir von anhaltenden oder neu aufflammenden Kriegsereignissen, von erschütternden Gewalttaten im eigenen Land und von eskalierender politischer Rhetorik.

Nun mögen Ihnen liebe Leser:innen auch noch zahlreiche der folgenden Berichte dieses Newsletters in ihrer Thematik schwer, ja sogar belastend erscheinen. Dies ist im Grunde wenig überraschend, hat sich eine Katholisch-Theologische Fakultät in ihrer Arbeit doch den Zeichen der Zeit zu stellen, diese zu lesen und nach Möglichkeit zu interpretieren, auch und gerade wenn diese beunruhigend sein mögen.

Mit großer Dankbarkeit nehme ich als Dekan die Bereitschaft meiner Kolleg:innen wahr, sich auf die brennenden Fragen der Gegenwart einzulassen, sei das im Bereich des gesellschaftlichen Klimas im Allgemeinen, der Politik, der Technologieentwicklung, der interreligiösen Begegnung etc. Die Vortragsreihe „Truth, Trust, and Democracy“ bringt dies ebenso zum Ausdruck, wie die Einbindung des Innsbruck Center for Philosophy of Religion in den sozialwissenschaftlichen Forschungsschwerpunkt EPoS, die verstärkten Bemühungen um interreligiöse Zusammenarbeit mit unseren muslimischen Kolleg:innen etwa im Zentrum für Interreligiöse Studien, sowie das Engagement im Studiengang DIGISOC mit den Universitäten von Neapel und Olmütz.

Im Anschluss an unsere diesjährige Veranstaltung zu Theologie im Gespräch meinte Bischof Hermann Glettler mir gegenüber, dass ein Nachmittag, der sich mit den langen Schatten von Kriegen beschäftigt, wohl kein Straßenfeger sei, dass wir solch bittere Themen aber freilich nicht ausblenden dürfen. Dies umso mehr, als gerade jüngste politische Entwicklungen zeigen, dass Menschen-, Welt- und Gottesbilder unmittelbaren Einfluss auf gesellschaftliche Dynamiken haben. Die rationale und selbstkritische Beschäftigung mit Religion darf hier nicht fehlen. Als christliche Philosoph:innen und Theolog:innen können wir uns belastenden Herausforderungen aber immerhin mit einer grundlegenden Hoffnung nähern, die wir natürlich immer auch reflektieren, wie das etwa in der gut besuchten Ringvorlesung zum Thema Spiritualität der Fall war. So darf ich mit diesem Newsletter unseren Leser:innen einen Sommer wünschen, der trotz allem, was Sorgen bereiten mag, dennoch eine Zeit sein kann, die auch zur Ruhe kommen lässt.

Wilhelm Guggenberger, Dekan

 

Für den Newsletter verantwortliches Redaktionsteam:
Monika Datterl, Wilhelm Guggenberger, Liborius Lumma, Federica Malfatti, johannes Panhofer, Dietmar Regensburger


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