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Fächer – Universität Innsbruck

 

Die am Institut vertretenen Fächer

Fundamentaltheologie und Religionswisschenschaft

Die Fundamentaltheologie ist Auslegung der Vernunft des Glaubens ("intellectus fidei") durch grundlegendes Vernehmen des Wortes Gottes ("auditus fidei") und durch Explikation seines Wahrheitsanspruches in der Situation radikaler Bestreitung heute. Deswegen kann sie auch Pioniertheologie in der Form des Dialogs im Herausforderungskontext der Zeit sein. Sie hat eine Argumentationsform auszubilden, die als Brücke zwischen Glaubenden und Nicht-Glaubenden dienlich ist. In ihren generellen inhaltlichen Themenbereichen – Gott, Offenbarung und Christus, Kirche – kommen in wechselseitiger Vertiefung von Innen (Hermeneutik als Glaubensverständnis: Identitätsfrage) und Außen (Apologetik als Glaubenserweis für andere: Relevanz) die Sach- und Sprachperspektiven aller theologischen Aussagen und Wahrheitsansprüche in grundlegender Form zur Geltung. Daher haben alle theologischen Fächer als Basis ihres rationalen Vorgehens die Fundamentaltheologie zur Voraussetzung. Dieses ist fundamentaltheologisch in der theologischen Prinzipien- und Erkenntnislehre ausdrücklich zu reflektieren und wissenschaftstheoretisch zu vertiefen. Der Kontext des Dialogs ist bestimmt durch das Thema der Religionen und die verschiedenen Formen weltanschaulich geprägter Stellungnahmen zum Glauben (Agnostizismus, Indifferenz, Atheismus – insbesondere mit den epistemischen Ansprüchen der Sozial- und Naturwissenschaften). Ausdrückliche Themenbereiche werden daher in neuer Weise: Glaube und Geschichte, die religiöse Sprache, Formen der Mystik, Theologie im Verhältnis zur Philosophie und zur Wissenschaft, Theologie der Religionen, der Mensch als Hörer des Wortes.
 
Religionswissenschaft als moderne akademische Disziplin hat ihren Ursprung im 19. Jahrhundert. Von Beginn an ist sie mit der Theologie in enger Beziehung und doch methodisch klar zu differenzieren. Beide Wissenschaften haben ihren je autonomen Forschungsbereich, teilen aber wesentliche Brennpunkte ihres Forschungsinteresses. Für das Theologiestudium hat Religionswissenschaft in ihrer methodischen Eigenständigkeit eine unverzichtbare Bedeutung. Sie ist der Fundamentaltheologie verbunden, weil dieses Fach die vernunftgeleitete Argumentation der Theologie ausbildet und systematisch die Grundlagen der christlichen Theologie der Religionen und des interreligiösen Dialogs in der Gegenwart entfaltet. Eine systematische Orientierung ist aber ohne ein Bewusstsein der theologiegeschichtlichen Entwicklungen unmöglich. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den abrahamitischen Traditionen in ihren diachronen und synchronen Verflechtungen.

Dogmatische Theologie 

Während das kirchliche lehramt in seiner langen Geschichte v.a. zu einzelnen Fragen Stellung bezogen hat, geht es in der Dogmatischen Theologie darum, vom biblischen Fundament her eine Gesamtschau der kirchlichen Lehre darzulegen (dies entspricht dem Wunsch des Zweiten Vatikanischen Konzils – Optatam totius 16 – die Dogmatische Theologie primär als "Heilsgeschichtliche Dogmatik" zu betreiben). Dabei stellen sich Fragen, wie die einzelnen kirchlichen Aussagen sich wechselseitig ergänzen oder kritisch eingrenzen, und ob es im Laufe der Geschichte zu Brüchen und Reinterpretationen gekommen ist. Durch die kirchliche Lehre hindurch soll für die Studierenden das christliche Glaubensgeheimnis des trinitarischen Gottes in seiner faszinierenden Kraft aufleuchten und es soll die innere Einheit des Handelns Gottes in Christus, in der Kirche, in anderen Religionen und in der Welt einsichtig werden. Dabei ist es zugleich Aufgabe der Dogmatischen Theologie, die christliche und kirchliche Lehre mit den kulturellen und gesellschaftlichen Grundvorstellungen unserer Zeit in einem dramatischen Dialog zu konfrontieren, um einerseits Ideologien und Mächte, die einen götzenhaften Charakter haben, zu kritisieren, anderseits aber auch zu fragen, wie die überlieferte Lehre im veränderten Kontext glaubwürdig ausgesagt werden kann. Da zu diesen Veränderungen einerseits auch die zu Beginn des dritten Jahrtausends deutlich feststellbare "Rückkehr der Gewalt" ins gesellschaftliche Leben zählt, anderseits die verstärkte Präsenz Gläubiger anderer Religionen, v.a. der Muslime im Einzugsgebiet der Landesuniversität ist der dramatische – auf eine qualitative Toleranz hin ausgerichtete Dialog mit anderen großen Religionen der Welt (gerade unter der Perspektive: Religion-Gewalt) unumgänglich. Zu dieser umfassenden Aufgabe leistet auch die Dogmatische Theologie ihren Beitrag, indem sie die dogmatischen Wahrheiten im Kontext der Frage nach Gewaltüberwindung und jener Religionsfreiheit, die im Geschick Jesu sichtbar wurde, interpretiert.

Ökumenische Theologie 

Ökumenische Theologie gehört als Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) zu den verpflichtenden Fächern des Theologiestudiums. Im Ökumenismusdekret „Unitatis redintegratio“ (UR) legt das Konzil wert auf die Kenntnis des Denkens und der Kultur der getrennten Brüder und Schwestern. „Dazu bedarf es notwendig des Studiums, das der Wahrheit gemäß und in wohlwollender Gesinnung durchzuführen ist.“ (UR 9) Diese Bestimmung wurde im „Direktorium zur Ausführung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus“ (1993) näher entfaltet. Einerseits soll die ökumenische Dimension alle theologischen Fächer durchdringen, andererseits ist es wichtig, dass es einen eigenen Kurs für Ökumene gibt, der verpflichtend ist (vgl. Nr. 72, 79–81). Ökumenische Theologie ist keine neue Theologie, sondern bietet eine Perspektive auf die gesamte Theologie, auch in ihren unterschiedlichen konfessionellen Ausprägungen. Diese Perspektive ist geprägt durch die Suche nach Wahrheit, sie wurzelt in den Quellen und Ursprüngen des christlichen Glaubens, hat die Gemeinschaft aller christgläubigen Menschen zum Ziel und ist in der Liebe verwurzelt und gegründet. In der Liebe und in der Wahrheit können Wunden heilen und Ökumene nicht als Einbahnstraße, sondern als gegenseitiger Lernprozess hin zum dreifaltigen Gott erfahren werden.

Moraltheologie 

Die Moraltheologie reflektiert das christliche Handeln. Dies geschieht, indem die Transzendenzverwiesenheit des Menschen, seine Gotteserfahrung und die Beziehung zu Jesus Christus dem Normanspruch moralischen Handelns zugrunde gelegt und im Zusammenhang der ganzen Geschichte eines christlichen Lebens verstanden werden. Ihre Ausrichtung auf die christliche Heilsgeschichte verdankt die Moraltheologie der Gnadentheologie; sie schließt an eine Tradition an, in der Dogma und Moral zusammen bedacht wurden. Das II. Vatikanische Konzil war auch für die Moraltheologie ein Meilenstein in der Wiederentdeckung der Heiligen Schrift als Grundlage des christlichen Lebens: "Besondere Sorge verwende man auf die Vervollkommnung der Moraltheologie, die, reicher genährt aus der Lehre der Schrift, in wissenschaftlicher Darlegung die Erhabenheit der Berufung der Gläubigen in Christus und ihre Verpflichtung, in der Liebe Frucht zu tragen für das Leben der Welt, erhellen soll." (Optatam totius Art. 16). Die Moraltheologie folgt dem II. Vatikanische Konzil nicht nur in der Verbindung von Dogma und Moral sowie von Moral und Bibel, sondern auch in der Verbindung von spiritueller Theologie bzw. Spiritualität und Moraltheologie (vgl. DV 8).

Die Fundamentalmoral hat aufzuweisen, wie eine verantwortete Begründung normativer ethischer Geltungsansprüche in der gegenwärtigen Situation eines ethischen Pluralismus argumentativ eingelöst werden kann. Eine christliche Anthropologie hat den Auftrag des II. Vatikanischen Konzils (vgl. GS 5) zu erfüllen, ein ganzheitliches Menschenbild zu erstellen. D.h., den biologischen, psychologischen und spirituellen Dimensionen des Menschen gerecht zu werden. Dies ist heute nicht möglich ohne die Reflexion der Geschlechtlichkeit und der Beziehung der Geschlechter zueinander in Liebe und Gerechtigkeit.

Die spezielle Moraltheologie behandelt ausgewählte moralisch relevante Probleme, die die sittlich-rechtliche Ordnung der Gesellschaft als Voraussetzung des individuellen christlichen Handelns betreffen, wie z.B. Leben und Tod (Euthanasie, Abtreibung, Krankheit, Behinderung, Schutz des Lebens, Lebensrechte), das persönliche Leben (Familie, Freunde, Sexualität, Tugenden) und Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit (sexuelle und rassische Diskriminierung, Bestrafung Krimineller, Todesstrafe, ökonomische Gerechtigkeit, Eigentum, internationale Verpflichtungen, der Hunger in der Welt).

 

Christliche Gesellschaftslehre 

Die Christliche Gesellschaftslehre versteht sich als theologische Disziplin. Dabei kommt ihr ausdrücklich die Bedeutung eines "Instrumentes der Glaubensverkündigung" zu (Centesimus annus = CA 54). Es geht diesem Fach nicht so sehr um die Ausformulierung konkreter sozialtechnischer Ordnungsmodelle, sondern um die Deutung der Wirklichkeit und eine grundsätzliche Orientierung zum Handeln. Der Lehre des Evangeliums kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu (Sollicitudo rei socialis = SRS 41, CA 5), da sich die Gesellschaftslehre in ihrem Licht mit den konkreten gesellschaftspolitischen Fragen wie Menschenrechten, Familie, Staat, nationaler und internationaler Ordnung, Migration, Wirtschaftsleben, Kultur, Krieg und Frieden und der Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung und einer lebenswerten Welt für kommende Generationen befasst. Methodisch steht daher eine Hermeneutik im Zentrum, "um das Leben, die Welt, die Menschen besser zu verstehen. Keine Synthese ist nötig, sondern eine geistige Atmosphäre der Suche und der Gewissheit, gegründet auf die Wahrheiten der Vernunft und des Glaubens" (Veritatis gaudium = VG 3). Diese ermöglicht eine sorgfältige Reflexion der "komplexen Wirklichkeiten menschlicher Existenz in der Gesellschaft und auf internationaler Ebene, und dies im Licht des Glaubens und der kirchlichen Überlieferung" (SRS 41). Da angesichts technologischer und demographischer Umbrüche und einer massiven, weltweiten ökologischen Krise eine „mutige kulturelle Revolution“ (Laudato si 114) erforderlich scheint, die weit über den kirchlichen Bereich hinausgehen muss, ist für die Christliche Gesellschaftslehre der interdisziplinäre Dialog mit Philosophie, Human-, Sozial- und Naturwissenschaften unverzichtbar (CA 54; VG 4,c). Im Zentrum der akademischen Lehre und des Wissenstransfers stehen die systematische Entfaltung der amtlichen Katholischen Soziallehre, sowie die Felder politische Ethik, Friedensethik, Umweltethik, Ethik der Technik, Wirtschaftsethik und Ethik der internationalen Beziehungen.

Spirituelle Theologie 

Die Spirituelle Theologie reflektiert die Gottesbeziehung der Christen. Sie hilft, theologische Kriterien für die eigene Gottesbeziehung zu entwickeln, sowie Fähigkeiten zur Beurteilung geistlicher Erfahrungen in der geistlichen Begleitung zu erwerben. Dabei werden die gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Bezüge der Gottesbeziehung besonders beachtet. Jesus Christus wird als Mitte des christlichen Glaubens erkannt und als das Kriterium gesehen zur Beurteilung gegenwärtiger spiritueller Phänomene und Bewegungen innerhalb und außerhalb der Katholischen Kirche sowie in deren reicher spiritueller Geschichte mit ihren vielfältigen spirituellen Traditionen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Ignatianische Spiritualität und die Tradition der großen Mystikerinnen und Mystiker des Christentums gelegt.
 
Spirituelle Theologie ist ein Fach, das alle theologischen Disziplinen durchdringen soll, vergleichbar auch einem "Unterrichtsprinzip". Deshalb ist sie in der Tradition verschiedenen theologischen Fächern zugeordnet worden (z.B. Dogmatik, Pastoral- oder Moraltheologie). Wenn derzeit die Spirituelle Theologie von der Systematischen Theologie her betreut wird, dann sollte dabei besonders auch die Zusammenarbeit mit anderen Fächern angestrebt werden.
 
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