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Ein Perspektivenwechsel auf antike Globalisierungstendenzen – Universität Innsbruck
Fünf Männer stehen für ein Gruppenfoto nebeneinander.

Von der Mosel an den Inn: Preisträger Univ.-Prof. Dr. Robert Rollinger von der Universität Innsbruck (Mitte) erhielt 2023 die Ausonius-Statuette. Laudator Prof. Dr. Christoph Schäfer, Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Jäckel, Prof. Dr. Uwe Jun, Dekan des Fachbereichs III, und Prof. Dr. Andreas Regelsberger, Dekan des Fachbereichs II, gratulierten (von links).

Ein Perspektivenwechsel auf antike Globalisierungstendenzen

Der Althistoriker Robert Rollinger hat den Ausonius-Preis der Universität Trier erhalten. In seinem Festvortrag wendet er sich gegen vorherrschende Standpunkte – etwa, dass die Globalisierung in der Antike erst mit mit dem Hellenismus begonnen habe.

Er tat sich ein wenig schwer mit der Ausonius-Statuette im Arm – im eigentlichen Wortsinn. „Könntet ihr in Trier nicht leichtere Preise verleihen?“, fragte der gerade ausgezeichnete Univ.-Prof. Dr. Robert Rollinger scherzhaft seinen Laudator und Althistoriker-Kollegen Prof. Dr. Christoph Schäfer. Gerade hatte der Professor der Universität Innsbruck die Symbole des Ausonius-Preises 2023 der Universität Trier in Empfang genommen: die massive Ausonius-Statuette, die Urkunde und das Preisgeld. Rollinger ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass der Ausonius-Preis nicht nur ein gewichtiger, sondern ein sehr wichtiger Preis für ihn ist. „Es ist eine besondere Auszeichnung, die ich in Ehren halten werde“, versprach er.

Laudator Christoph Schäfer machte mit den Hinweisen auf Robert Rollingers vielfältige und rege Forschungstätigkeit, die lange Liste seiner Publikationen, Gastprofessuren und Fellowships, Wissenschaftspreise und Gremientätigkeiten deutlich, dass der 25. Ausonius-Preis einen würdigen Besitzer gefunden hat. „Robert Rollinger reist sehr gerne auf den Spuren alter Kulturen, das trägt zu seinen souveränen wissenschaftlichen Analysen bei“, ergänzte Schäfer und vergaß nicht, ein anderes Gesicht des Preisträgers zu erwähnen: Rollinger als Autor eines Journals für Heavy-Metal-Musik.

Wie sehr das wissenschaftliche Herz des österreichischen Althistorikers für die Erforschung alter Kulturen und insbesondere Imperien schlägt, spiegelte sich in seinem engagierten Festvortrag. Unter dem Titel „Alte Geschichte und das achaimenidisch-persische Imperium: ein Perspektivenwechsel“ setzte er sich mit der vorherrschenden Annahme auseinander, die Globalisierung in der Antike habe mit dem Hellenismus begonnen. Rollinger vertritt dagegen die Ansicht, dass Globalisierung und Vernetzung bereits im achaimenidischen Reich stattfindet.

Die Verstetigung imperialer Strukturen hat laut Rollinger bereits im 10. und 9. Jahrhundert vor Christus begonnen. Diesen Standpunkt untermauert der Innsbrucker Althistoriker durch unterschiedlichste Quellentypen und eine Vielzahl an Belegen aus verschiedenen Bereichen vom Entstehen neuer Handelsrouten bis zur Verbreitung von Nutztieren, Gewürzen und Zitrusfrüchten. „Das achaimenidische Reich wird im Zusammenhang mit den Vernetzungstendenzen nicht erwähnt, obwohl es im Zentrum dieser Entwicklungen steht“, kritisiert Rollinger die gängige Meinung in der Altertumswissenschaft. 

Professor Christoph Schäfer erkannte in Rollingers Vortrag wichtige Verbindungen zur Forschung in den Altertumswissenschaften der Universität Trier, die sich schwerpunktmäßig auch mit antikem Handel und Handelsrouten zu Wasser und über Land befasst. Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Jäckel verwies in seiner Ansprache auf die Bedeutung der Altertumswissenschaften in der ältesten Stadt Deutschlands mit ihrem reichen historischen Erbe. „An der Universität Trier sind die Altertumswissenschaften eine Kür und keine Pflicht. Den Ausonius-Preis muss es daher auch in Zukunft geben“, so Jäckel. Im kommenden Jahr wird es am Fachbereich II und der Klassischen Philologie liegen, einen neuen Besitzer der Ausonius-Statuette 2024 auszuwählen. Der Preis wird im jährlichen Wechsel von den Fachbereichen II (Klassische Philologie) und III (Alte Geschichte) vergeben.

Zur Person

Robert Rollinger studierte von 1984 bis 1989 an der Universität Innsbruck unter anderem Geschichte und Alte Geschichte. Dort promovierte er 1993 und habilitierte sich 1999. Schon in der Frühphase seiner Laufbahn wurden ihm mehrere Wissenschaftspreise verliehen. Der Ernennung zum außerordentlichen Universitätsprofessor folgte eine zweijährige Gastprofessur an der Universität Graz. Seit 2005 ist Rollinger ordentlicher Professor an der Universität Innsbruck und leitet das Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik. Er übernahm Gastprofessuren an der Agha Khan University in London und an der Universität Hildesheim. 2008 wurde Rollinger als erster österreichischer Althistoriker Mitglied des European Network for the History of Ancient Greece gewählt. Er ist auch Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts und der European Academy of Sciences and Arts sowie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Professor Rollinger ist Autor von fünf Monografien, einer Vielzahl von Aufsätzen und Herausgeber einiger Standardwerke.

Der Ausonius-Preis 2023 wurde Professor Rollinger für seine herausragenden Leistungen insbesondere auf den Gebieten der Altorientalischen Geschichte, der antiken Historiographie und Ethnographie, der Imperiengeschichte, der Forschungs- und Rezeptionsgeschichte sowie für seine Arbeiten zu den Beziehungen zwischen Griechenland und dem Alten Orient verliehen.

Der Ausonius-Preis

Der mit 1.500 Euro dotierte Ausonius-Preis wird einmal jährlich in Anerkennung einer herausragenden wissenschaftlichen Arbeit oder eines wissenschaftlichen Gesamtwerks auf dem Gebiet der Klassischen Philologie oder der Alten Geschichte verliehen. Benannt ist der von den Fachbereichen II und III der Universität Trier gestiftete Preis nach dem spätantiken Lehrer, Dichter und Staatsmann Ausonius. Er wurde von Kaiser Valentinian I. als Erzieher des Kaisersohns Gratian nach Trier berufen, wo Ausonius etwa 20 Jahre lang lebte. Als Dichter ist er vor allem für sein Werk „Mosella“ bekannt.

(Uni Trier/red)

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