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Forschung – Universität Innsbruck
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Forschung

Neues vom ZIRS // Truth, Trust, and Democracy // Forschungskooperation zur Rolle Künstlicher Intelligenz // ICPR im Forschungsschwerpunkt EPoS // Neuerscheinungen

Neues vom Zentrum für Interreligiöse Studien (ZIRS)

Homepage ZIRSSeit 1. März 2025 hat sich die Leitung des Zentrum für Interreligiöse Studien (ZIRS) neu formiert. Der bisherige Leiter von islamischer Seite, Zekirija Sejdini, hat mit Beginn des Sommersemesters die Professur für Islam in der Gegenwartsgesellschaft an der Universität Wien angetreten. Die ZIRS-Leitung hat er an Mehmet Tuna übergeben.

Schon im Herbst 2024 hat auf christlicher Seite Karin Peter die Agenden von Martina Kraml übernommen.

Das neue Team – mit den beiden ZIRS-Koordinator:innen Antigona Shabani und Johannes Härting – präsentiert sich auch mit einem neuen Webauftritt.

Auf der Website zu finden sind Einblicke in aktuelle Forschungsaktivitäten und in die generell zwei Mal im Semester stattfindenden Online-Veranstaltungen der Reihe „Miteinander Zukunft gestalten. Eine interreligiöse Gesprächsreihe“. Diese online durchgeführten und auch im Nachhinein abrufbaren Veranstaltungen bringen zu den verschiedensten Themen islamische und christliche Perspektiven miteinander ins Gespräch.

Die letzte Online-Veranstaltung am 29. April 2025 war dem Thema „Was Schöpfungserzählungen uns heute sagen“ gewidmet. Die nächste Veranstaltung findet am Dienstag, 21. Oktober 2025, um 18.00 Uhr zum Thema „Fundamentalistische Strömungen in den Religionen – herausfordernder denn je?“ statt.

Herzliche Einladung, sich auf der ZIRS-Website zu dieser und anderen Veranstaltungen zu informieren – und immer wieder auch teilzunehmen!

(Karin Peter)

Truth, Trust, and Democracy

Vortragsreihe TruthSeit einigen Jahren verbreiten sich zunehmend autoritäres Denken, Populismus, kalkulierte Desinformation und das Säen von Misstrauen und Hass im politischen Diskurs – Entwicklungen, die die Errungenschaften und Prinzipien liberaler Demokratien gefährden. Unter den Katalysatoren dieser Entwicklungen sind auch die Neuen Medien, die als Plattformen einer „Post-Truth-Kultur“ missbraucht werden und mit deren Hilfe sich besonders leicht Lüge, Bullshit, Fake News und globale Verschwörungsmythen verbreiten lassen. Häufig sind diese – ob verdeckt oder offen – durchsetzt mit rechtsradikalem Gedankengut. Rationales, aufgeklärtes Denken dagegen sieht sich zunehmend in der Defensive; Urteilskraft und der Wille und die Fähigkeit, Wahrheit zu erkennen und zu respektieren, erodieren.

Die neue Vortragsreihe „Truth, Trust, and Democracy“, organisiert von Christoph Jäger vom Institut für Christliche Philosophie und Michaela Quast-Neulinger vom Institut für Systematische Theologie, analysiert diese Entwicklungen, sucht nach Erklärungen und diskutiert Strategien zu ihrer Bewältigung. Führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen philosophischen, theologischen und sozialwissenschaftlichen Disziplinen – darunter Fächer wie die soziale Erkenntnistheorie, politische Philosophie, Ethik, Medien- und Kommunikationstheorie, Geschichtswissenschaft, Soziologie und Anthropologie untersuchen die Kernfragen des Themas in mehreren Vorträgen pro Semester, teils begleitet von vertiefenden Workshops zu spezifischen Inhalten.

Vortragende des Sommersemesters 2025 waren Justin McBrayer (Fort Lewis), James Beebe (Buffalo), Stefan Kosak (München/Innsbruck), Marietta van der Tol (Cambridge), Monika Kirner-Ludwig (Innsbruck), Massimo Faggioli (Villanova University) und Christoph Jäger (Innsbruck). Alle aktuellen Informationen, Vortragstitel, Abstracts usw. finden Sie auf der Hompage der Reihe.

Forschungskooperation zur Rolle Künstlicher Intelligenz

Symbolbild KIIm Rahmen eines Forschungsaufenthaltes am Institut für Christliche Philosophie arbeitete Matteo Baggio (Postdoc an der Universität Turin) gemeinsam mit Federica Malfatti an einem philosophischen Projekt, das sich mit grundlegenden Fragen an der Schnittstelle von Erkenntnistheorie, Philosophie der Künstlichen Intelligenz und Philosophie des Verstehens auseinandersetzt. Ziel ihrer Zusammenarbeit ist die gemeinsame Ausarbeitung eines wissenschaftlichen Artikels, in dem die epistemische Relevanz von KI-Systemen kritisch analysiert wird.

Unsere Abhängigkeit von KI-Systemen nimmt stetig zu. Das Sprachmodell ChatGPT z. B. wird immer öfter als Quelle von Informationen verwendet. Die Leistung von ChatGPT ist oft beeindruckend: das System liefert klare Antworten auf unsere Fragen; es hilft uns, uns in ganzen Themenbereichen zurechtzufinden; es erklärt hochkomplexe Inhalte in einfachen Worten, ohne sie zu trivialisieren; es gibt uns Ratschläge zu verschiedenen Themen wie bewerbungen, moralischen Entscheidungen, geistige und körperliche Gesundheit und romantische Beziehungen; es löst hochkomplexe mathematische Probleme Schritt für Schritt und vieles mehr.

All dies wirft sehr wichtige Fragen auf, wie z. B.: Inwiefern und unter welchen Bedingungen kann eine Software wie ChatGPT als Quelle von Erkenntnissen und epistemischen Gütern fungieren? Und außerdem: Inwiefern und unter welchen Bedingungen könnte man behaupten, dass eine Software wie ChatGPT uns, die Welt oder einen gewissen Themenbereich versteht?

Baggio und Malfatti argumentieren dafür, dass bestimmte KI-Systeme – etwa fortgeschrittene Sprachmodelle wie ChatGPT – unter geeigneten Bedingungen einen wertvollen Beitrag zu epistemischen Praktiken leisten können, obwohl sie kein genuines „Verstehen“ im phänomenologischen oder intentionalen Sinn besitzen. Die Arbeit wird mithelfen, den Zusammenhang zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz zu erhellen.

(Federica Malfatti)

Anschluss des Innsbruck Center for Philosophy of Religion an den Forschungsschwerpunkt EPoS (Economy, Politics and Society)

Veranstaltung ICPRDas Innsbruck Center for Philosophy of Religion (ICPR) erforscht aus einer philosophischen Perspektive Religion in all ihren Facetten. Aber die Philosophie muss mit anderen Wissenschaften, insbesondere den empirischen Disziplinen, im engen Austausch bleiben. Denn nur so kann man hoffen, die Vielseitigkeit eines spirituellen, kulturellen, psychologischen und nicht zuletzt auch politischen und wirtschaftsrelevanten Phänomens wie der Religion in ihrem Gesamtumfang zu verstehen. Die Stärken der Philosophie liegen in ihren analytischen Denkwerkzeugen, ihrer Präzision, Logik und Klarheit sowie ihrer Fähigkeit, strukturelle Ähnlichkeiten und Unterschiede auf abstrakter Ebene einzuordnen. Diese wirken allerdings am besten, wenn sie von den empirischen Methoden und dem konkreten Erkenntnisstand anderer Disziplinen bereichert werden. Außerdem bietet der interdisziplinäre Austausch spannende Denkanstöße und Inspirationen, die uns allen helfen, über den Tellerrand unserer eigenen Denkstrukturen zu schauen sowie unsere unhinterfragten Voraussetzungen sichtbar zu machen. Nicht zuletzt ist die interdisziplinäre Kooperation in einer komplexen Welt mit über Einzeldisziplinen hinausgehenden Fragestellungen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit, Frieden und Toleranz, Digitalisierung und KI usw. unabdingbare Komponente wissenschaftlicher Aktivität im Allgemeinen. Aus diesen Gründen haben sich die Mitglieder des ICPR besonders darum bemüht, neue und bereichernde interdisziplinäre Kooperationen innerhalb der Universität Innsbruck zu finden. Diese hat das ICPR immer durch Kooperationen an und außerhalb der Universität Innsbruck verwirklicht. Nun ist es aber gelungen, uns dem inter- und transdisziplinären Forschungsschwerpunkt Economy, Politics, and Society (EPoS) der Universität Innsbruck offiziell anzuschließen. In ihm werden wirtschaftliche, organisationale, politische und gesellschaftliche Strukturen, Zusammenhänge und Entwicklungen erforscht. EPoS umfasst Mitglieder aus der Betriebswirtschaft, Bildungswissenschaft, Medienwissenschaft, Arbeits- und Organisationspsychologie, Philosophie, Politikwissenschaft, Soziologie, Statistik und Volkswirtschaft. Wir freuen uns sehr auf künftige Gespräche und Projekte.

(Katherine Dormandy)

Neuerscheinungen

Cover Der neue GottClaudia Paganini:

Der neue Gott. Künstliche Intelligenz und die menschliche Sinnsuche.

Herder 2025, 192 S.
ISBN: 978-3-451-60146-0

Ist Künstliche Intelligenz der neue Gott des digitalen Zeitalters? In diesem religionsphilosophischen Essay entfaltet Claudia Paganini eine brisante These: Erstmals erschafft der Mensch einen Gott, statt ihn nur zu denken. Die KI übernimmt zunehmend, was einst der Religion vorbehalten war: Sinnstiftung, Orientierung, allzeit verfügbare Antworten. Paganini untersucht die spirituellen Konsequenzen dieser Entwicklung und zeigt: Im anbrechenden dritten Jahrtausend könnten nicht nur Menschen durch KI ersetzt werden, sondern auch kein geringerer als Gott selbst.

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Cover Social FabricFederica Malfatti:

The Social Fabric of Understanding.
Synthese Library

Springer 2025, 165 S.
ISBN: 978-3-031-92684-6

This book is a journey of in-depth exploration into the social dimensions of understanding. As human beings, we strive to understand the world around us. The path to understanding, however, is rarely walked alone; we walk the path with others. We understand more together, by joining forces, than we would understand alone. When we understand something and come to see things clearly, it is probably because someone else has taught us, enlightened us, shared his or her perspective with us, or shaped our environment so that our attempts to make sense of the world were likely to succeed. Understanding, then, is a social rather than an individual achievement. The book will be of great interest to philosophers working in epistemology, philosophy of science, and the philosophy of education.

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