Angewandte Zoologie: Tierwohl
Angesichts der weltweit steigenden Nachfrage nach Fisch und der raschen Ausweitung der Aquakultur wird es immer wichtiger, das Wohlergehen der Fische bei der Schlachtung zu gewährleisten, da sie sehr schmerzempfindlich sind und unter Stress leiden. Um eine humane Schlachtung zu erreichen, müssen die Fische entweder sofort getötet oder bis zu ihrem Tod bewusstlos gemacht werden. Die Unterscheidung zwischen totem, bewusstlosem oder bewegungsunfähigem Zustand während des Schlachtvorgangs stellt jedoch eine große Herausforderung dar. Um dieses Problem zu lösen, arbeiten Dr. Jeroen Brijs und Prof. Thorsten Schwerte von der Universität Innsbruck und Dr. Albin Gräns von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften in einem internationalen Projekt zusammen. Ihr Ziel ist die Entwicklung einer tragbaren, benutzerfreundlichen Methode, die eine Echtzeitbewertung verschiedener Betäubungs- und Schlachttechniken in Aquakulturanlagen ermöglicht. Bei diesem innovativen Ansatz wird die Gehirnaktivität überwacht, um festzustellen, ob die Fische durch die Betäubungs- oder Schlachtmethoden sofort tot oder irreversibel bewusstlos werden. Durch die Bereitstellung von Erkenntnissen zur Verbesserung von Betäubungs- und Schlachtmethoden soll dieses Projekt das Leiden unzähliger Fische lindern.
Nicht-invasive Technik zur Bestimmung von Veränderungen des Bewusstseinszustandes bei Fischen. (A) Der tragbare und robuste Feldaufbau zur Bewertung der Wirksamkeit von Schlachtpraktiken vor Ort in einer Aquakulturanlage. (B) Die speziell angefertigten kutanen Gehirnelektroden, die zur Messung des Elektroenzephalogramms (EEG) von Regenbogenforellen verwendet werden und die Erkennung von visuell evozierten Reaktionen (VERs) durch ein blinkendes Stroboskoplicht ermöglichen. (C) Ein deutliches Beispiel für VERs im EEG eines bewussten Fisches vor der Betäubung sowie (D) die Auswirkungen auf die Gehirnaktivität eines Fisches nach einer wirksamen Betäubung (grüne Linie, VERs nicht vorhanden, Fisch bewusstlos) und einer unwirksamen Betäubung (rote Linie, VERs vorhanden, Fisch bei Bewusstsein).