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In memoriam Papst Franziskus: Unterwegs nach Emmaus |
Autor: | Niewiadomski Jozef |
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Veröffentlichung: | |
Kategorie | predigt |
Abstrakt: | |
Publiziert in: | |
Datum: | 2025-04-22 |
1![]() | Predigt / Meditation zum Ostermontag |
2![]() | Zuerst Ratlosigkeit und Trauer. Dann Furcht und Entsetzen. Aufgebracht stürzt Maria von Magdala in den Raum, in dem sie sich verbarrikadiert haben, labbert etwas vom Leichenraub und sorgt damit für Panik. Auf die Nachricht hin verlassen einige eiligst die Stadt, fliehen nach Emmaus. Sie wollen das Kapitel Jesus von Nazareth in ihrem Leben endlich abschließen, keine Scherereien mit der Polizei, mit der Tempelwache und weiß Gott mit wem auch immer haben; sie wollen wiederum ein normales Leben führen, gemütlich mit ihrer Familie frühstücken, ihrem Job nachgehen, konsumieren, und höchstens ihren Enkeln erzählen von den alten Zeiten, als man da ausgerissen ist aus ihrem bürgerlichen Alltag. |
3![]() | So gehen sie und grübeln über das, was sie da in den letzten Tagen erlebt haben. Sie verstehen es nicht. |
4![]() | Und plötzlich kommt einer dazu. Sie erkennen ihn nicht. Er fragt, warum sie so traurig sind und worüber sie da reden. |
5![]() | “Bist wohl der Einzige in der Stadt, der von der Katastrophe mit Jesus nichts mitbekommen hat, von seinem qualvollen Sterben...” (Vgl. Lk 24,18) Die zwei Männer auf dem Weg nach Emmaus machten sich nicht die geringste Mühe, ihre Enttäuschung zu kaschieren. |
6![]() | Liebe Schwestern und Brüder, ich lade sie nun zu einer kleinen Meditation ein. Sie ist durch meinen Lehrer P. Raymund Schwager SJ inspiriert. Und da der Papst Franziskus (der auch ein Jesuit war) vor Kurzem gestorben ist, sei ihm diese Meditation gewidmet. Im Anschluss füge ich den Text des Gebets für ihn hinzu, den ich im Jahr 2014 geschrieben habe. Die Strukturierung des Gebetes durch das Geschehen der Karwoche und der Abschluss bei Emmausgeschichte mag ein Zufall sein. Für mich stellt der Zufall ein Zeichen dar. Die Form der Meditation stellt einen inneren Monolog (oder doch einen Dialog) Jesu auf dem Weg nach Emmaus dar. Was konnte Jesus sich da gedacht haben? |
7![]() | “Soll ich ihnen nicht erzählen, wie ich diese Tage erlebt habe” - dachte Jesus im Stillen. –„Doch wo soll ich beginnen? Direkt bei der Auferweckung? Nicht einmal ich selber habe begriffen, was sich da eigentlich ereignet hat. Schon eher bei der Stunde des Todes! Sie kam ja nicht so unerwartet. Die Schlinge wurde ja immer enger, der Kreis der Vertrauten immer kleiner und die Gegner übermütiger. Es ging ja die letzten Tage nur noch bergab. Verraten und verkauft, sinnlos geschlagen, verspottet, mit dem Kreuz beladen, angenagelt und hochgezogen. Wie oft habe ich solche Bilder schon gesehen? Wie oft dachte ich an fromme Menschen und deren tagtägliche Passionsgeschichten? Wie oft versicherte ich mich der Hoffnung, dass Gott denjenigen rettet, der auf ihn vertraut? Bin ich nicht selber diesen Weg gegangen, damit die Hoffnungen gestärkt werden? Und doch bin ich abgestürzt. Und dies nicht nur, weil es mir schwarz vor Augen wurde. Nicht des unerträglichen Schmerzes wegen. Der Spott der Meute unterm Kreuz: - ‚Wo ist nun dein Gott?‘ verletzte mich mehr als alle Schläge. Ja, eben: WO? Noch am ‚Palmsonntag‘ war die Sache klar. Immer dort, wo Grenzen gesprengt wurden, Isolation verwandelt und Liebe - auch schon stückweise - gestärkt wurde, war der ‚Liebhaber des Lebens‘ am Werk. Auch in meinen eigenen Worten und Taten. Wo ist er aber in meinem Leiden am Kreuz gewesen? Kein Boden mehr unter den Füßen. ‚O Gott, mein Vater, warum hast Du mich verlassen?‘ Mein Fall in diese grundlose Tiefe schien keine Grenzen zu kennen. Und warum? Oder besser gefragt: wozu? |
8![]() | ‚Nehmt und esst, das ist mein Leib ... Hingegeben für Euch!‘ Mein Gott: Das war doch erst Donnerstag abends. Nun kommt es mir vor, als ob es eine Ewigkeit her wäre. Hingegeben – für wen eigentlich? Was wollte ich bewirken durch das Brotbrechen und das Teilen des Kelches an diesem letzten Abend mit meinen Freunden? Wollte ich nur den Abschied feiern? Ein kleines Zeichen setzen für den göttlichen ‚Liebhaber des Lebens‘?“ |
9![]() | Am Abgrund der Beziehungslosigkeit der Hölle angelangt sieht Jesus sein letztes Abendmahl im Lichte seiner Passion, bewertet es auch neu. „Ich wurde durch die Kräfte des Bösen in diesen Abgrund hinuntergestoßen, und zwar bis auf den Grund. Das war die sichtbare Dimension des Geschehens. Und die tiefere? An Karfreitag stieg Gott, der Liebhaber des Lebens, in meiner Person in diese Sinnlosigkeit hinab. Ich fiel in diesem Geschehen so tief, wie kein Mensch je zu fallen vermögen wird. Ich fiel hinunter und brachte damit in die allerletzten Sackgassen des Lebens, des Todes, ja der Hölle, den Funken der Liebe des göttlichen Lebensliebhabers. Durch die Kraft meiner Hingabe! |
10![]() | ‚Hingegeben für Euch ... für alle!‘ Schon die Worte beim Letzten Abendmahl waren stärker als das Geheimnis des Todes. Sie geben ja der namenlosen Masse der Verzweifelten die Namen zurück. Und was ist mit der Beziehungslosigkeit ihres Sterbens? Ob mein Absturz auch dieser Isolation ein Ende bereiten wird? Die Kraft der Hingabe ist doch stärker als der Tod. ‚Es ist vollbracht!‘“ |
11![]() | „Herr, bleibe bei doch uns, es wird ja bald Abend ...“ |
12![]() | „Mensch, wir sind ja in Emmaus… Und die Männer drängen mich bei ihnen zu bleiben.“ Erst jetzt merkte Jesus, dass er die ganze Zeit mit den zwei Wanderern sprach… Nun ging er mit ihnen in das Haus hinein und brach das Brot... „Da gingen ihnen die Augen auf...“ (Lk 24,31) |
13![]() | Gebet für Papst Franziskus |
14![]() | Als „Ergänzung“ dieser Mediation sein noch mein „GEBET FÜR PAPST FRANZISKUS“ angeschlossen, verfasst im Jahr 2014 für den Sammelband: „Gebete für Papst Franziskus“ (erschienen im Styria-Verlag 2014) |
15![]() | Vom ersten Augenblick seines Pontifikats an, o Herr, |
16![]() | Vom Geist erfüllt, rief Franziskus der ahnungslosen Menge zu: „Buona sera“, |
17![]() | All die Suchenden aber, und auch all jene, deren Herz schon längst brannte, |
18![]() | Vom Rausch des Palmsonntags trunken, fragen wir uns ängstlich, o Herr, |
19![]() | Wir bitten dich, o Herr, für ihn und wir bitten für deine Kirche |
20![]() | Wir bitten dich, o Herr, für die Kirche des Karfreitags: die Kirche der Leidenden, |
21![]() | Und wir danken dir für all die Dramatik der kirchlichen Karwoche, |
22![]() | Franziskus hat es ja begriffen. Sein Herz brennt ja schon längst. |
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