Text: Florian Martin Prirsch und Katharina Scherer
Die vielfältigen Tätigkeiten studentischer Mitarbeiter:innen bleiben meist im Verborgenen. Dabei leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag für Lehre, Forschung und Verwaltung an Universitäten. Martin Ager und Andreas Fink wirkten während ihrer Studienzeit über mehrere Semester als studentische Mitarbeiter in der Lehre sowie an verschiedenen Projekten des Instituts für Zeitgeschichte in Innsbruck mit. Im Gespräch berichten sie von ihren Arbeitsbereichen und Aufgaben sowie den dabei durchlaufenen Lernprozessen.
Dirk Rupnow als Wegbereiter und Mentor
Sowohl für Martin Ager als auch für Andreas Fink spielte der damalige Institutsleiter Dirk Rupnow während ihrer Anstellung am Institut eine wichtige Rolle. Martin Ager sammelte bereits als Redaktionsmitglied der Online-Zeitschrift historia.scribere der Institute für Alte Geschichte und Altorientalistik, Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie sowie Zeitgeschichte zur Publikation studentischer Arbeiten Erfahrung als studentischer Mitarbeiter. Bei den Ausgaben historia.scribere 7 (2015) und historia.scribere 8 (2016) war er neben der administrativen Tätigkeit im Redaktionsteam für das Lektorat der Arbeiten zuständig. Schließlich kam er über Dirk Rupnow ans Institut, den er fortan unterstützte. Auch Andreas Fink arbeitete hauptsächlich für Dirk Rupnow, nachdem er sich nach einer gemeinsamen Exkursion bei diesem als studentischer Mitarbeiter beworben hatte. Vom Sommersemester 2015 bis zum Sommersemester 2017 war er unter anderem für die Begleitung von Lehrveranstaltungen und die Verwaltung der digitalen Kursunterlagen zuständig. Darüber hinaus wurde er mit Aufgaben in der Kommunikation des Instituts nach außen betraut, worunter die Erstellung von Inhalten für den institutseigenen Newsletter bzw. die Instituts-Website sowie die organisatorische Unterstützung bei Veranstaltungen und Konferenzen fielen.
Mitwirken an Forschungsprojekten
Als besonders prägend bezeichnen die beiden ihr Mitwirken an Forschungsprojekten während ihrer Zeit am Institut. Für Fink war es wie für viele studentische Mitarbeiter:innen eine Premiere, so richtig in die akademische Forschung und einen breiteren Forschungsverband eintauchen zu können. Als studentische Hilfskraft war er bei der Studie betreffend die Kinderbeobachtungsstation der Maria Nowak-Vogl, die gemeinsam von Dirk Rupnow, Elisabeth Dietrich-Daum und Michaela Ralser herausgegeben wurde, für die Koordination der Endfassung der Publikation, das Layout sowie die Vereinheitlichung von Grafiken, Tabellen und Zitationsweisen verantwortlich. Nach der Fertigstellung im März 2017, die für ihn mit einem hohen Aufwand einherging, empfand er das Gefühl einer enormen Selbstwirksamkeit, wie er erzählt. Nicht zuletzt deshalb bezeichnet er das Halten des Berichts in den eigenen Händen als ganz besonderen Moment im Rahmen seiner Zeit als studentischer Mitarbeiter am Institut.
Auch Martin Ager leistete im Hintergrund Wichtiges für eine Publikation Dirk Rupnows. Anlässlich des 350-jährigen Jubiläums der Universität Innsbruck gab dieser gemeinsam mit Margret Friedrich zwei Bände zur Geschichte der Universität Innsbruck 1669–2019 heraus. Ager übernahm Archiv- und Fotorecherchen und durfte Quellen exzerpieren. Vor allem die Arbeit mit Akten erachtete er damals als große Herausforderung, im Nachhinein empfindet er es jedoch als großen Vertrauensbeweis, der ihm mit der Übertragung dieser Aufgabe entgegengebracht wurde. Im Rahmen der Mitarbeit an der Jubiläumspublikation verfasste Ager auch seine Masterarbeit über Die Studierenden der Universität Innsbruck in der Zeit des Nationalsozialismus (1938–1945), die von Dirk Rupnow betreut wurde. Im Zuge seiner Masterarbeit wollte er die Studierenden, die in der Regel die größte Personengruppe einer Universität verkörpern, sichtbar machen. Ein zentraler Teil der Arbeit beschäftigte sich mit den Nationalsozialist:innen unter den Studierenden, die es zuhauf gegeben hatte. Zudem wollte er herausfinden, wie es den Studierenden während ihres Studiums in Kriegszeiten ergangen war, wie sie auf die Restriktionen des nationalsozialistischen Regimes reagierten und inwiefern es auch Opfer der NS-Verfolgungspolitik unter den Studierenden gab.
Das wissenschaftliche Arbeitsumfeld
Ihre Zeit als studentische Mitarbeiter fassen die beiden als intensiv, aber gleichzeitig auch als sehr lehrreich und spannend zusammen. Das erstmalige Eintauchen in das wissenschaftliche Arbeitsumfeld, die Art und Weise, wie ein Forschungsprojekt aufgezogen bzw. umgesetzt wird, war für beide eine Erfahrung und prägte sie auch auf ihren weiteren Berufswegen. So fand Martin Ager über die Arbeit als studentischer Mitarbeiter seinen Weg in das Tiroler Landesarchiv, wo er bis heute für die Überlieferungsbildung zuständig ist. Der Weg von Andreas Fink führte in die universitäre Wissenschaft. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter wirkt er aktuell am interdisziplinär angelegten Projekt Die Aushandlung von Erziehungsräumen in der Heimerziehung 1970−1990. Ein interdisziplinärer Vergleich von Wohlfahrtsregionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Innsbruck mit. Seine Aufgaben umfassen dabei die Archivrecherche, das Führen von Interviews und Publizieren von Texten sowie die Aufbereitung von Websiteinhalten. Im Oktober 2024 kehrt er mit einer Dissertationsstelle ans Institut zurück und wird sich mit Homosexualität in Tirol und Vorarlberg zwischen 1930 und 1938 beschäftigen.
Positive Erinnerungen haben Ager und Fink auch an das gute Arbeitsklima am Institut. Bei aller Leistungsdynamik und den hohen Anforderungen erlebten sie Teamgeist und Zusammenhalt. Das trug nicht nur zu Spaß an der Arbeit und einem produktiven Miteinander in der Forschung bei, sondern sie konnten diese forschungsunabhängigen Tugenden aus ihrer Zeit als studentische Mitarbeiter auch für ihre weiteren Karrieren mitnehmen. Nicht zuletzt deshalb würde der gebürtige Südtiroler Andreas Fink dem Institut für Zeitgeschichte zu seinem 40. Geburtstag eine gute Flasche Rotwein aus dem Überetsch schenken. Da das Institut seit seinem Bestehen eine wichtige Drehscheibe der kritischen Forschung zur jüngeren Landesgeschichte Südtirols darstellt, wäre eine Flasche Rotwein ein ideales Präsent. Dagegen hätte auch der waschechte Nordtiroler Martin Ager nichts einzuwenden.

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