(In) Grenzen denken: Vortragsreihe
Im Sommersemester 2023 fand eine von den Doktorand:innen selbstorganisierte Vortragsreihe statt, in der Kollegiat:innen des DKs medien- und literaturwissenschaftliche Perspektiven auf Grenzen in Sprache, Literatur und Medien warfen, Einblicke in ihre Forschung gaben und zur Diskussion einluden. Das Organisationsteam bildeten Magdalena Leichter, Gabriele Hassler, Monika Riedmann und johannes Vith.
Eine Nachlese dazu ist im Science Blog des FSP Kulturelle Begegnungen - Kulturelle Konflikte erschienen: Hier geht's zum Artikel!
Programm
Dienstag, 02.05.2023 | Judith Stelter | HS 5 ¾
Fakt versus Fake: Kommunikative Strategien zur Begrenzung von Fake News
Die Corona-Krise hat für Unsicherheit in der Gesellschaft gesorgt und damit einen Nährboden für Fake News geschaffen. Vor allem in sozialen Medien wird eine bewusste Desinformation betrieben, um User*innen zu emotionalisieren, zu verwirren und zum Erreichen politischer respektive wirtschaftlicher Ziele zu manipulieren. Zur Begrenzung von Corona-Fakes und gemäß ihrer informationsorientierenden Funktion treten Medien wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel als sog. „Faktenchecker“ auf und greifen dabei auf multimodale Strategien zurück. Diese sollen im Vortrag einer exemplarischen, qualitativen Analyse unterzogen werden.
Ins Zentrum rücken dabei Handlungen, welche die Positionierung des Spiegel Magazin von und zu Corona-News stützen und zur (Neu-)Positionierung anregen sollen. Sie ziehen nicht nur eine Grenze zwischen Fakt und Meinung, sondern können Aufschluss über das Rollenverständnis von (Online-)Medien im Rahmen einer Krisenkommunikation geben.
Moderation: Magdalena Leichter
Dienstag, 16.05.2023 | Evelyn Ferrari | Raum 52U105
Am Beginn des 20. Jahrhunderts, mit der Entstehung des Nationalismus und dem darauffolgenden Drang zum Kolonialismus, verbreitete sich in Europa eine hitzige Diskussion über die möglichen (negativen) Konsequenzen interkultureller Ehen und Beziehungen zwischen Europäer*innen und Kolonisierten, welche stark verpönt und sogar gesetzlich verboten waren (Stichwort: Eugenik). Zu diesem Thema hat sich u.a. auch die Schriftstellerin Annie Vivanti, insbesondere in den Romanen Vae Victis! (1917) und Mea Culpa (1927), geäußert, in denen jedoch einen interessanten (und für die damalige Zeit ziemlich ungewöhnlichen) Gesichtspunkt vertreten wird: Die Hybridität von an der Schnittstelle zwischen Kulturen stehenden Individuen wird nämlich nicht als eine Bedrohung für die Integrität einer Nation betrachtet, sondern vielmehr als eine Versöhnungsmöglichkeit zwischen Kulturen.
Moderation: Monika Riedmann
Dienstag, 23.05.2023 | Monika Riedmann | Raum 52U105
Die Science-Fiction ist eine Literatur der Möglichkeiten (vgl. Robles Moreno, 2018), in welcher immer wieder mit subversiven und transgressiven posthumanen Figuren gespielt wird. Die narrative Inszenierung durchaus ambivalenter Figuren durchbricht dadurch die binären Strukturen des westlichen hegemonialen Denkens und ‚denaturalisiert‘ diese (vgl. Haraway, 1991). Aus der Sicht des Posthumanismus, welcher sich gegen die anthropozentrische Sichtweise positioniert (vgl. Braidotti, 2022), stellen diese Figuren eine Möglichkeit dar, über den Körper der Zukunft zu diskutieren. Ziel dieses Vortrags ist es deshalb, diese Transgressionen anhand exemplarischer Texte der zeitgenössischen italienischen und spanischen Science-Fiction-Literatur aufzuzeigen und zu analysieren.
Moderation: johannes Vith
Dienstag, 6.6.2023 | Ines Gstrein | Raum 52U105 - ABGESAGT
Dramatische Prosa: Janice Galloway als Grenzgängerin zwischen literarischen Gattungen
Wie Austin Wright hervorhebt, gehören Kurzgeschichten zur Prosa und sind damit von dramatischen Texten zu trennen (1989: 50). Die schottische Schriftstellerin Janice Galloway stellt mit ihrem Kurzgeschichtenzyklus Blood (1991) jedoch klare Genrezuordnungen in Frage. Fünf der in diesem Band enthaltenen Texte, die allesamt „Scenes from the Life“ im Titel tragen, zeichnen sich durch ihre Annäherung an Dramentexte aus. Sie sind als „complex and variable hybrid products“ (Sacido-Romero 2018: 101) anzusehen. In meinem Vortrag werde ich verschiedene Arten der Grenzüberschreitung zwischen Drama und Prosa in den „Scenes from the Life“ aufzeigen und dabei insbesondere auf die formale Ausgestaltung der Dialoge eingehen.
Moderation: Yana Lyapova
Dienstag, 20.06.2023 | Sarah Back | Raum 52U105
Chimamanda N. Adichies Onlinefeminismus: Grenzüberschreitungen in zeitgenössischer Autorinnenschaft
Der Vortrag untersucht Grenzverschiebungen und Grenzverflüchtigungen in zeitgenössischer feministischer Autorinnenschaft am Beispiel von Chimamanda N. Adichie. Anhand von drei Beispielen wird die Fluidität der feministischen Autorinnenpersona durch die – insbesondere durch Soziale Netzwerke geprägte – auktoriale Inszenierung dargestellt. Zum einen wird gezeigt, dass Adichies Autorinnenschaft intermedial konstruiert ist (Texte und Paratexte sind in intermedialen Netzen verwoben) und die daraus resultierenden Grenzverschiebungen bezüglich Text und Paratext werden veranschaulicht. Des Weiteren werden die feministischen Diskurse, die eine zentrale Rolle in Adichies intermedialer Inszenierung spielen, genauer betrachtet – insbesondere in Hinblick auf auftretende Grenzauflösungen zwischen Werk und Autorin. In jedem Beispiel wird die die Rolle, der Rang und die Positionierung des Textes in seinem intermedialen Netz sowie die Politischen Praktiken (feministische Messages), die aus dem Netz hervorgehen, definiert.
Moderation: Beate Steinhauser
Programm zum Download: pdf