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Niederbacher Bruno: Freut euch allezeit im Herrn! - Gaudete 2019
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Freut euch allezeit im Herrn! - Gaudete 2019
(Predigt in der Innsbrucker Jesuitenkirche zum 3. Adventsonntag "Gauidete" 2019)

Autor:Niederbacher Bruno
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2019-12-29

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

1
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Einleitung: Gaudete in Domino semper! Freut euch allezeit im Herrn! „Die Freude am Herrn ist unsere Stärke“, heißt es beim Propheten Nehemia. Diese Freude nähren wir, indem wir auf Gott schauen, oder besser gesagt: indem wir schauen, wie Gott uns anschaut. Ich beginne meine Gebete mit der Vorstellung, dass Gott mit Liebe und Freude auf mich schaut, dass ich sein Geschöpf bin, dass er es gut mit mir meint und mich niemals verloren gibt. Jesus hat ganz aus diesem Blick gelebt, aus diesem Geist, der ständig auf ihn ruhte. „Der Geist des Herrn ruht auf mir“. Das war seine Stärke und das ist auch unsere Stärke. Stellen wir uns nun in diesen Blick…

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Predigt: „Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“ Diese Frage stellt johannes der Täufer, und es ist auch heute eine Frage: „Unter den Milliarden von Menschen, die auf diesem Planeten gelebt haben und leben: Bist du der, der kommen soll? Soll ich in meinem Leben auf dich setzen? Bist du es, der am Ende der Tage, am Ende meiner Tage kommen wird? Oder muss ich auf einen anderen warten? Oder soll ich besser aufhören zu warten, weil gar niemand ist und kommt, der mich vor dem ewigen Tod retten kann?“

3
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Jesus antwortet mit den Erkennungszeichen, die der Prophet Jesaja nennt: Blinde sehen, Lahme gehen, Taube hören, Tote stehen auf und den Armen wird die frohe Botschaft verkündet.

4
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Das ist lange her. Aber was kann Menschen heute dazu bringen, an Jesus Christus zu glauben? Was würde ich ihnen sagen? Ich würde ihnen zuerst sagen, was ich, rein menschlich betrachtet, an Jesus bewundere.

5
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- Ich mag, dass er seine Zeit Menschen schenkte, die am Rand der Gesellschaft waren. In seiner Gegenwart fanden sie ihre Würde wieder. In seiner Gegenwart spürten sie: „Auch ich bin ein liebenswürdiger Mensch.“ Die Frau, die man steinigen wollte, rettete er mit einem einzigen Satz, den er den Steinigern entgegenwarf: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie.“ Dieser Satz machte auf den englischen Schriftsteller Oskar Wilde großen Eindruck. Oskar Wilde, bekannt für seine spritzigen Theaterstücke und wunderbaren Märchen, wurde ins Zuchthaus gesteckt. Dort machte er eine starke Wandlung durch und entdeckte Christus für sich. In seiner Schrift aus dem Gefängnis „De profundis“ schreibt er über diesen Satz Jesu: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie“: „Es hat sich gelohnt zu leben, allein um das gesagt zu haben.“ Und er meint: „Das ist der Charme Christi, wenn alles gesagt ist: er ist wie ein Kunstwerk. Er belehrt einen nicht, aber in seiner Gegenwart wird man jemand… Mindestens einmal im Leben geht jeder mit Christus nach Emmaus.“

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- Ich bewundere an Jesus, dass er keine Angst davor hatte, was andere über ihn dachten, welche Meinungen sie über ihn hatten. Er war ein freier Mensch. Einmal war er bei Simon zum Essen eingeladen. Da kam eine stadtbekannte Frau, eine Prostituierte, wie es heißt. Sie weinte an Jesu Füßen und küsste sie. Für einen wie mich wäre das unsäglich peinlich. Mir würde eine einzige Frage im Kopf herumgehen: „Was werden wohl nun all die angesehenen Leute von mir denken?“ Ich würde mich von ihr distanzieren wollen. Jesus aber lässt sich von den Meinungen der Leute nicht beeindrucken. Im Gegenteil, er stellt die Würde dieser Frau her: „Weil sie viel geliebt hat, wird ihr auch viel vergeben. Wer aber nur wenig liebt, dem wird auch nur wenig vergeben.“

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- Ich bewundere an Jesus, dass er Pazifist war. Er hat einmal im Zorn die Tische der Geldwechsler im Tempel umgestoßen, und in seinen Äußerungen gegen die religiösen Autoritäten war er nicht zimperlich. Er hat sie scheinheilig genannt! Aber er hat nie zu Gewalt aufgerufen, er hat keine Kriege geführt und keinem Menschen für sich geopfert. „Stecke dein Schwert in die Scheide!“, befahl er Petrus, als dieser sich mit Gewalt wehren wollte. „Wer das Schwert ergreift, wird durch das Schwert umkommen.“ Anstatt andere Menschenleben zu opfern, hat er sich lieber selbst hingegeben.

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- Zu Jesu Spitzenworten gehört für mich auch dieses: „Eine größere Liebe hat niemand, als wenn jemand sein Leben hingibt für seine Freunde.“ Überhaupt hat er eine sehr anspruchsvolle Moral gepredigt, die weit über das hinausgeht, was die Pflicht gebietet: dass wir die Feinde lieben sollen und beten für die, die uns verfolgen, und bereit sein zu verzeihen: siebzigmal siebenmal; eine Moral, die mich oft überfordert. Und doch spricht sie mich an und ich möchte mein Leben an keiner anderen orientieren. Jesus hat diese Moral nicht nur gepredigt, er hat sie gelebt. Das spricht für ihn.

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- Ich bewundere Jesus als religiösen Menschen. Er hat manche Nacht im Gebet verbracht. Er hat meditiert und in der Meditation war er mit Gott verbunden. Er konnte zu Gott „Abba“ sagen, lieber Vater, und erfuhr sich als sein vielgeliebter Sohn. Aus diesen Gebetserfahrungen kamen auch seine Reden über Gott. Er redete in Bildern und Vergleichen über Gott. Wer Gottes Gegenwart wirklich entdeckt, so sagte er einmal, wird es gehen wie einem Menschen, der einen Schatz im Acker findet; der in seiner Freude alles verkauft, um den Acker mit dem Schatz zu erwerben. Gott ist wie ein Hirte, der das verlorene Schaf sucht; wie eine Frau, die das ganze Haus auf den Kopf stellt, um die kleine Münze doch noch zu finden; wie ein Vater, der alle Etikette vergisst, sich geradezu lächerlich macht, und seinem Kind entgegenrennt. Jesus hat Schönheit gesehen und Gottes Gegenwart in kleinen Dingen: im Senfkorn, in den Lilien auf dem Felde, in Brot und Wein. Mit diesen Vergleichen öffnete er Millionen von Menschen Wege zu Gott.

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Das sind bereits einige Gründe, Jesus interessant zu finden und zu sagen: Er ist ein Vorbild für mich… Aber es gibt noch mehr. Ein wichtiger Zugang ist für mich das stille Gebet selbst. Der Advent lädt besonders dazu ein. Ich nehme mir Zeit, verweile in der Stille und sage ganz still und leise seinen Namen: „Jesus Christus“. Und ich warte und schweige und höre und höre und höre... Manchmal ahne ich dann, wie ich hineingenommen werde in die Gegenwart und das Leben Gottes. Manchmal finde ich dann zum Schatz im Acker. Da kommt mir vor, dass all die Gründe, die zu Jesus führen, wie Krücken sind, auf denen ich mich fortbewege. Manchmal kann ich dann, wenn auch nur für kurze Zeit, diese Krücken wegwerfen, kann ich das, woran ich mich festgehalten habe, loslassen. Ich vergesse dann die Gründe. Das ist der durch Liebe geformte Glaube, und mir fällt ein, was Rainhard Fendrich einmal gesungen hat:

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„Weust‘ den Grund, warumst bei mir bist, nimma wasst,
Weust‘ an mir afoch an Norr‘n g‘fressen host,
Weul I nur bei Dir daham bin,
Weust‘ a Wahnsinn bist für mi, steh‘ I auf di.“

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