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#026: Fürsorge für Nahestehende – Universität Innsbruck

#026: Fürsorge für Nahestehende

 

Andrea Rumpold: Herzlich willkommen beim betriebsrat-Podcast, endlich wieder einmal. Und heute freue ich mich sehr besonders, und zwar, ich begrüße Frau Diplompädagogin Miriam Ruiz-Peyré vom Familienservice der Uni Innsbruck hier bei mir im Studio. Liebe Miriam, herzlich willkommen. 

Miriam Ruiz-Peyré: Hallo, herzlichen Dank für die Einladung!

Andrea Rumpold: Liebe Zuhörer:innen, sie werden sich jetzt denken, das gab es doch schon mal und das stimmt, am 5.12. 2022. Da hat meine Kollegin Julia Papst bereits ein sehr interessantes Gespräch mit dir geführt. Dabei ging es damals vorrangig um die Kinderbetreuung. Und jetzt wiederholen wir das ganz kurz: Da gibt es jetzt inzwischen auch was Neues.

Miriam Ruiz-Peyré: Genau! Also jetzt ganz kurz noch mal danke für die Gelegenheit, weil ich ja doch auch immer wieder erstaunt bin, dass viele das Familien-Service an der Universität gar nicht kennen. Da nutze ich jetzt gern die Gelegenheit, das auch noch mal ganz, ganz schnell vorzustellen. Also wir sind angesiedelt beim Büro für Gleichstellung und Gender Studies und unser Anliegen ist es, die Vereinbarkeit von Beruf, Studium und Familie zu verbessern. Und da machen wir Beratung, Information und haben auch konkret, wie du sagst, Kinderbetreuungsangebote. Einmal die flexiblen Kinderbetreuungs-Spielräume, Belegplätze in Kindergärten und Kinderkrippen und jetzt ganz neu auch eine Betriebstagesstätte, die eröffnet am 7. Oktober am Campus Universitätsstraße. Und das ist ein Wunsch vieler Eltern gewesen, dass wir auch andere Standorte an der Uni mit einbeziehen. Und da wird sich jetzt eine Betriebstagesmutter dann ab Oktober um die Kinder von Uni-Mitarbeitenden kümmern, im Alter von null bis sechs Jahren in ganz kleinen Gruppen.

Andrea Rumpold: Vorrangig jetzt von Mitarbeiter:innen vom Campus Universitätsstraße?

Miriam Ruiz-Peyré: Nein, von der ganzen Universität.

Andrea Rumpold: Ach so, ja.

Miriam Ruiz-Peyré: Nur eben genau, das ist am Standort Theologie. Da ist eine ganz schöne Wohnung, die wird gerade hergerichtet. Und das ist ganz wichtig zu sagen, wir fangen jetzt erst mal halbtags an, also nur von 8 bis 14 Uhr und schauen, wie es anläuft. Und da sind noch Plätze frei.

Andrea Rumpold: Gut zu wissen.

Miriam Ruiz-Peyré: Genau.

Andrea Rumpold: Gut zu wissen! Heute sprechen wir aber eingehend über etwas anderes, und zwar vorrangig verbinde ich selbst und viele andere wahrscheinlich das Familienservice ja wirklich mit Kinderbetreuung, also Themen rund um Kinderbetreuung. Aber ihr habt ja ganz was Wichtiges auch im Angebot, und zwar: Ihr bietet Hilfe und Unterstützung bei Fürsorge für Nahestehende. Das ist sehr wichtig. Ihr seid auch Anlaufstelle für Fragen rund die Pflege von Angehörigen.

Miriam Ruiz-Peyré: Genau. Also das ist, kann man schon sagen, mindestens genauso wichtiges Thema wie die Vereinbarkeit von Beruf mit Kinderbetreuung. Da sprechen auch die Zahlen für sich. Es sind fast eine Million Menschen in Österreich, die sich in irgendeiner Form der Pflege, Betreuung eines nahestehenden Menschen oder Angehörigen widmen. Es sind überwiegend Frauen und die große Mehrheit macht das zu Hause ohne professionelle Hilfe. Und das ist natürlich oft auch mit Belastungen verbunden, also körperlich, emotional, psychisch. Viele beklagen die zeitliche Bindung und den fehlenden Ausgleich. Die Selbstfürsorge kommt zu kurz oder auch der Austausch. Und dann wird es auch noch oft als selbstverständlich erachtet.

Andrea Rumpold: Das ist es wahrscheinlich, ja.

Miriam Ruiz-Peyré: Genau, was natürlich dann auch zu einer Erschöpfung führen kann. Umso besser ist es, dass es eben jetzt durch die letzte Pflegereform oder im Zuge der letzten Pflegereform Neuerungen gab. Also es gibt inzwischen mehr kostenlose Angehörigengespräche für Pflegende mit psychischen Belastungen, Hausbesuche sind erhöht worden, dann natürlich auch finanzielle Entlastungen für Pflegende, wie zum Beispiel der Angehörigenbonus.

Andrea Rumpold: Ich verstehe. Es gibt ja prinzipiell, es gibt ja sehr viele Anlaufstellen. Ich kann das ja sehr gut googeln und dann finde ich mannigfaltige Angebote, aber das überfordert mich ja. Was gibt es jetzt durch euch da Spezielles? 

Miriam Ruiz-Peyré: Also, es gibt wirklich unglaublich viele Anlaufstellen in Tirol. Und ich habe das ja damals, als ich 2018, 2019 angefangen habe im Familienservice im Rahmen vom Audit „Hochschule und Familie“ angefangen, zu bündeln und mal zu ordnen, auch eine Informations-Homepage zum Thema Pflege von Angehörigen aufzubauen und bin wirklich in diesem Dschungel erst mal versunken und habe das dann wirklich versucht, aufzubereiten und auf die Homepage zu stellen. Und es gab keine zentrale Anlaufstelle, also ganz viele einzelne Angebote, auch tolle Hilfsangebote, die jetzt auch alle bei uns auf der Homepage gebündelt sind. Und irgendwann, 2021, gab es dann die ersten Community-Nurses, wo ich dachte: Oh, mit denen müsste ich mich vernetzen. Die haben in den Stadtteilzentren angefangen zu arbeiten. Und inzwischen gibt es das Care-Management in Tirol. Und die haben dann eigentlich genau das Gleiche wie ich noch mal gemacht. Die haben das Ganze gebündelt und mit denen bin ich inzwischen auch ganz gut vernetzt. Die bieten Beratung an, die evaluieren die Angebote, die versuchen, die Angebote, die es gibt, die einzelnen Stellen, miteinander zu vernetzen.

Andrea Rumpold: Das klingt sehr gut. Und jetzt noch mal zurück auf die Uni. Wie gesagt, das ist alles sehr interessant. Und wenn ich jetzt sage: Ich arbeite ja in der Uni und ich habe jetzt das Familienservice, wie helft ihr mir denn weiter? Was bietet denn das Familienservice zu diesem Thema?

Miriam Ruiz-Peyré: Ja, kurz vorweg: Was gibt es an der Uni auch für Möglichkeiten? Denn auch das wissen viele nicht, die jemanden zu Hause pflegen.

Andrea Rumpold: Stimmt.

Miriam Ruiz-Peyré: Es gibt ja die Pflegefreistellung, es gibt die Pflege-und Familienhospizkarenz. Da ist es schon ganz sinnvoll, wenn man ab und zu mal ins Uni-Wiki schaut, wenn man irgendwie betroffen ist und dann das Stichwort Pflege eingibt. Da kommt dann auch eine Tabelle, wo die ganzen Möglichkeiten für Freistellungen zum Beispiel aufgelistet sind zum Thema.

Andrea Rumpold: Ja, und das Familienservice konkret?

Miriam Ruiz-Peyré: Wir haben natürlich Informationen und ich vermittle vor allem zu Anlaufstellen und zu Einrichtungen, zu den Hilfsangeboten, die dann eben auch in dem Fall konkret helfen. Genau, wir sind vernetzt mit vielen Einrichtungen in Tirol, in Innsbruck und wir organisieren auch Veranstaltungen Zu verschiedenen Care-Themen.

Andrea Rumpold: Zu den Veranstaltungen kommen wir noch. Ich will noch einmal einhaken und das ist das Tolle: Wenn ich also Hilfe brauche, ich muss nicht selbst, wie wir vorher gesagt haben, im Internet mühevoll suchen. Nein, ich kann mich an das Familienservice wenden und ihr helft mir dann weiter, die konkrete, die relevante Stelle zu finden. Ihr berät mich, ihr gebt Informationen weiter. Und das ist das Gute und das ist das Service, das die Uni Innsbruck über das Familienservice bietet.

Miriam Ruiz-Peyré: Genau, genau so ist es.

Andrea Rumpold: Jetzt habe ich dich unterbrochen zu den Veranstaltungen, weil da gibt es ja was.

Miriam Ruiz-Peyré: Genau. Wir haben einerseits eben uniintern eine Infoveranstaltungsreihe, die heißt „Care im Fokus. Damit haben wir allerdings angefangen in Corona-Zeiten, Da war der Zulauf recht gering. Ich denke, das war einfach auch damals Corona geschuldet.

Andrea Rumpold: Wahrscheinlich.

Miriam Ruiz-Peyré: Dann, andererseits bin ich auch uniübergreifend über das Netzwerk UniKid-UniCare Austria aktiv an einer Veranstaltungsreihe beteiligt und organisiere die mit. Die heißt „CAREseiten zeigen“. Und da ist schon ein sehr großer Zulauf, sehr großes Interesse. Wir haben immer zwischen 80 und 250 Teilnehmende. Das ist eine Online-Veranstaltung, kostenlos. Da hatten wir schon viele Themen bisher, also zum Beispiel „Distance Care Giving“, zum Thema „Alleinerziehende“, zu „Geistig fit bis ins hohe Alter“ hatten wir eine Veranstaltung, zum Thema „Demenz“, „Self-Care“, das auch sehr gefragt über den Vagusnerv damals, zum Thema „Väter“, „Trauer am Arbeitsplatz“, auch sehr gut besucht die Veranstaltung.

Andrea Rumpold: Entschuldige, das ist jetzt nicht unispezifisch, sondern das ist eine externe Veranstaltung? Aber ihr vermittelt mir das?

Miriam Ruiz-Peyré: Nein, das Netzwerk UniKid-UniCare Austria, da sind 19 Universitäten in Österreich vernetzt zu Vereinbarkeitsthemen. Wir tauschen uns regelmäßig aus, wir haben Netzwerktreffen. Das nächste findet jetzt auch in Innsbruck statt im Oktober. Und diese Veranstaltungsreihe, da kann man einfach auf der Homepage von UniKid-UniCare Austria schauen. Da sind die Veranstaltungen alle aufgelistet. Die nächste findet dann im Oktober statt, zum Thema „Kinder in psychischen Krisen“ statt. Und da kann man sich einfach einklinken. Es läuft über Zoom, praktisch.

Andrea Rumpold: Und da kann man dann als Interessierte …

Miriam Ruiz-Peyré: Also natürlich, es richtet sich vorwiegend an Uni-Angehörige, aber eben in ganz Österreich.

Andrea Rumpold: In ganz Österreich, das ist es. Und die Information finde ich auch auf eurer Website.

Miriam Ruiz-Peyré: Genau, auch bei uns unter „Aktuelles“.

Andrea Rumpold: Ja, das ist sehr gut. Das war meine nächste Frage: Wie wird denn das Ganze, diese Angebote, wie werden denn die für Betroffene, sage ich jetzt einmal, beworben? Eben auf unserer Website und vor allem auf eurer Website, auf der speziellen Website vom Familienservice.

Miriam Ruiz-Peyré: Genau.

Andrea Rumpold: Ja, sehr gut. Genau, da.

Miriam Ruiz-Peyré: Ja, und was man schon sagen muss, ist, andere Unis, die haben jetzt nicht nur diese Infoveranstaltungen, sondern viele andere Unis haben auch Pflegestammtische, speziell für Betroffene. Da hat zum Beispiel die TU Wien ganz früh schon mit angefangen. Die hatten eine diplomierte Krankenpflegerin und Psychologin. Die hat immer einen kurzen Input gegeben, vor allem so, das war so eine Mittagsinfo zu einem speziellen Pflegethema und danach gab es eben diesen Rahmen und diesen Raum für einen Austausch und das wird eben dort sehr, sehr gut angenommen. Inzwischen haben das andere Unis auch und haben sich sogar uniweit vernetzt und bieten Pflege-Online-Stammtische an.

Andrea Rumpold: Gibt es bei uns aber noch nicht, frage ich jetzt einfach so.

Miriam Ruiz-Peyré: Gibt es bei uns noch nicht. Allerdings ist es schon so, dass ich das gerne wieder aufgreifen möchte. Wir werden jetzt auch die Veranstaltungsreihe 'Care im Fokus' wieder aufgreifen im September und eine Veranstaltung machen. Und wenn sich daraus dann ein Vernetzungsformat ergibt, dann schön. Da würde ich mich freuen. Die Möglichkeit besteht natürlich dann.

Andrea Rumpold: Eben, das wäre doch was Gutes, auch wenn wir das hier einrichten könnten. Das ist sicher wichtig und wie gesagt gut. Und du hast vorhin schon gemerkt, ich stolpere so ein bisschen über das richtige Wort, über die richtige Bezeichnung. Wie steht es denn da rund ums Wording?

Miriam Ruiz-Peyré: Ja, das ist gar nicht so einfach in der Tat. Wir sprechen ja immer von Pflege oder von Care, aber ich denke, so das Wichtigste ist: Wer fühlt sich da überhaupt angesprochen?

Andrea Rumpold: Angesprochen, ja genau.

Miriam Ruiz-Peyré: Vor allem auch in Bezug auf die Veranstaltungen oder auch, überhaupt Hilfsangebote wahrzunehmen und anzunehmen. Weil wenn man selber das Gefühl hat: „Ach, ich bin ja gar nicht jetzt Pflegende.“ Dann werde ich mir auch keine Hilfe holen, obwohl ich vielleicht aber ja schon belastet bin.

Andrea Rumpold: Eben, wann bin ich denn Pflegende?

Miriam Ruiz-Peyré: Also ich denke, es geht um regelmäßige Fürsorgeaufgaben für Nahestehende. Das ist natürlich ein Prozess, der oft fließend ist oder schleichend auch kommt, dass ich erst mal kleinere Unterstützungsaufgaben im Alltag erledige, Einkaufen gehe für eine Person, dann zu Behörden begleite, später anfange auch zu kochen und beim Essen zu helfen, Medikament einnehmen helfen und dann natürlich auch Waschen, Betreuen, Pflegen. Und was man nicht vergessen darf: Viele pflegen ja auch jemanden aus der Distanz. Es ist ja gerade hier in Innsbruck so, dass Familienangehörige gar nicht hier leben, sondern in Deutschland, in Südtirol. Und dass man auch da aber eingebunden ist und sich um Dinge kümmert, organisiert. Ich denke, das sind einfach Dinge, die alle hier mit reinspielen und wo es wichtig ist, wenn es irgendwie klingelt … Ja, stimmt. Ich kümmere mich ja jetzt schon seit längerer Zeit, auch um eine Nachbarin, und bin da immer mehr involviert. Ist sicherlich auch … Aber klar, das Wording ist ein Thema.

Andrea Rumpold: Das ist sicher ein Thema. Aber wie du es jetzt angesprochen hast, das Gute ist, das Ganze soll, also euer Angebot, es ist wieder niederschwellig. Ich kann mich bei euch melden, wenn ich das Gefühl habe, ich pflege, ich bin überfordert. Vielleicht bin ich noch gar nicht überfordert, aber ich brauche auf jeden Fall irgendeine Information, irgendeine Hilfe, irgendeine Unterstützung. Genau. Ja, das ist das Gute. Und jetzt gehen wir noch einmal auf diese wichtige Veranstaltung ein.

Miriam Ruiz-Peyré: Also am 26. September, da lassen wir die Reihe „Care im Fokus“ noch mal aufleben, und zwar im Agnes-Heller-Haus um 11 Uhr, 26. September. Und dann, wie gesagt, eventuell als so einen Kick-off für so ein Vernetzungsformat, einen Pflegestammtisch. Wir machen das in Kooperation mit dem Care Management Tirol. Da kommen die beiden Zuständigen für Innsbruck. Die sind ganz toll, die stellen dann ihr Angebot vor, was sie machen, weil sie bieten ja auch Beratungsgespräche an und stehen dann für Fragen und Austausch zur Verfügung. Das ist kostenlos und das ist wirklich für alle, die sich angesprochen fühlen oder interessieren. In welcher Art auch immer?

Andrea Rumpold: Ja, genau. Für Studierende auch? 

Miriam Ruiz-Peyré: Auch, genau. Also auch wenn jetzt irgendwelche Führungskräfte zuhören oder wissen, Mensch, ich habe da in meinen Reihen Studierende, die betroffen sind oder die das interessieren könnte, einfach im Familienservice melden, eine E-Mail schreiben. Wir machen das genau, kostenlos und niederschwellig.

Andrea Rumpold: Sehr, sehr gut. Und dann wünsche ich euch und natürlich auch uns, dass aus dieser Veranstaltung heraus was Gutes, was Sinnvolles, was Weiterbringendes entsteht.

Miriam Ruiz-Peyré: Genau, ja. Das wäre sehr schön.

Andrea Rumpold: Das wäre schön, ja! So, und jetzt für alle, die zugehört haben und sich weiter einlesen wollen und sich informieren wollen und diesbezüglich Hilfe oder Unterstützung in Anspruch nehmen wollen: Man findet wirklich alle Informationen auf unserer Website und dann weiter auf eurer Website, und zwar so, wie du schon angesprochen hast, also unter Büro für Gleichstellung und Gender Studies und dann noch mal auf Familienservice. Und dann finde ich rechts die Unterteilung eben speziell für Fürsorge von Angehörigen. Das ist sehr gut.

Liebe Miriam, ich sage herzlichen Dank. Das war ein sehr interessantes, ein sehr wichtiges, ein sehr interessantes Gespräch zu einem sehr wichtigen Thema. Ich freue mich, dass wir das geführt haben und ich hoffe, liebe Hörer:innen, dass es für die eine, für den einen wirklich jetzt eine gute Information war, sich im Familienservice zu melden. Vielen Dank fürs Zuhören und vielen Dank fürs Kommen!

Miriam Ruiz-Peyré: Herzlichen Dank auch an dich und an euch.

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