Das bibliotheksgebäude wird 1924 als Teil der Universität Innsbruck eröffnet
Die Gründung der Universitätsbibliothek Innsbruck erfolgte formal im Jahr 1745 durch Kaiserin Maria Theresia auf der Grundlage eines Beschlusses von Karl VI., in Innsbruck eine öffentliche bibliothek an der Universität zu errichten. Die Räumlichkeiten wurden am 2. Juli 1746 feierlich eröffnet. (Sprung, Seite 5) Der erste bibliothekssaal wurde im Rennwegflügel des damaligen Statthaltereigebäudes untergebracht. Anton Hittmair berichtet in seiner Geschichte der k. k. Universitätsbibliothek in Innsbruck jedoch, dass schon im Jahr 1785 diese Räume nicht mehr ausreichend waren. So erfolgte im Jahr 1786/87 die Übersiedlung in die Universitätsstraße, in das Gymnasialgebäude neben der Jesuitenkirche. Auch wenn diese Räumlichkeiten ebenfalls im Laufe der Zeit nicht mehr den Ansprüchen einer Universitätsbibliothek genügten, konnte die Universitätsbibliothek Innsbruck erst im Jahr 1924 in die damals neuen Gebäude am Gelände des „Prügelbaus“ umziehen. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden die bereits 1914 fertiggestellten Räumlichkeiten zunächst als k. u. k. Militärlazarett und später von der italienischen Verwaltung genutzt. Erst nach einer erneuten Sanierung der Gebäude erfolgte am 28. Juni 1924 die feierliche Eröffnung der Universität Innsbruck am Standort Innrain. Neben dem Universitäts-Hauptgebäude erhielt die bibliothek nun einen repräsentativen, freistehenden Bau samt Bücherspeicher und großem lichtdurchfluteten Lesesaal, der bis heute den baulichen Mittelpunkt der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol bildet.
In diesem Kalender werden Bildbeiträge aus Publikationen, die die Geschichte der Universitätsbibliothek Innsbruck darstellen, durch Baupläne der Gebäude ergänzt. Zum Teil wurden für ein Kalenderblatt Bilder aus mehreren Publikationen kombiniert, um die Entwicklung der Räumlichkeiten anschaulicher zu machen. Auf der Rückseite des jeweiligen Kalenderblatts finden sich die Bildnachweise und Zitate aus den entsprechenden Publikationen. Dabei setzen die Zitate beim Standort Universitätsstraße ein und zeichnen den Wechsel bis hin zum Bezug der Gebäude am Innrain nach. Die bibliotheksdirektoren Anton Hittmair und Heinrich Pogatscher gehen in ihren Publikationen einerseits auf die Geschichte der bibliothek ein sowie auf die bibliotheksordnung, dargestellt für Studierende im Jahr 1925/26. Oskar Friedrich Luchner und Rudolf Huber haben Führer zur gesamten Universität Innsbruck erstellt, die jeweils touristische Aspekte aber auch Kapitel zur bibliothek enthalten. Die Darstellung von Julius von Ries bildet eine Ausnahme, weil sie sich ausschließlich auf die Zwischennutzung des bibliotheksgebäudes als k. u. k. Militärlazarett konzentriert. Der Historiker Otto Stolz nimmt einige Jahre nach Eröffnung der Universität 1924 eine Einordnung des neu errichteten Universitätsviertels vor. bibliotheksdirektor Ludwig Sprung wird ausschließlich in dieser Überblicksdarstellung zitiert.
Jänner
„1786/87 übersiedelte die bibliothek aus dem Rennwegflügel des alten Statthaltereigebäudes in das Gymnasialgebäude neben der Jesuitenkirche, wo sie bis 1924 blieb. Im letzteren Jahr übersiedelte sie in den Neubau neben der Universität, der bereits 1914 ziemlich fertiggestellt war.“
Pogatscher (1925), S. 29.
Februar
„Der Ausstellungsraum ist der Erschöpfung so nahegebracht, daß er bis zur Fertigstellung eines Neubaues nicht mehr zureicht. Ein solcher ist seit längerem beschlossen, da eine Ausdehnung der bibliothek in ihrem Gebäude, ein Zubau zu demselben, die Übertragung in einen anderen freiwerdenden Bau untunlich sind.“
Hittmair (1910), S.152/153.
März
„Die Innsbrucker Universitätsbibliothek zählt zu den reich dotiertesten Österreichs und birgt in ihren verrauchten, dunklen Räumen im alten Jesuitenkolleg gar kostbare Schätze, […]. Ein neues, weiträumiges bibliotheksgebäude mit lichtstarken, bequemen Lesesälen geht seiner Vollendung entgegen. In ihm wird der Reichtum dieser einzig dastehenden Büchersammlung erst voll zur Geltung kommen.“
Luchner (1913), S. 38.
April
„Wo aber vordem Kartoffel und „Türken“ wuchsen und bunte Glockenblumen läuteten, da stand breit und mächtig ein zweiteiliger Bau: die eine Hälfte mit einem Gitterwerk von kleinen Fenstern glich einem großen Magazin, bestimmt, die Geistesschätze von Jahrhunderten in sich aufzunehmen, während an der andern Hälfte hohe Fenster einen gewaltigen, lichtdurchfluteten Saal erraten ließen. Der Bau war die Neue Universitäts-bibliothek.“
Ries (1918), [Bl. 4].
Mai
„Und dann brauste das Kriegswetter Lande einher. Auch am Neubau rüttelte und schütterte es. Und siehe da: in den Sälen, wo schon Professoren und Studenten zwischen Bücherschränken und Wissensschätzen zu schreiten gedachten, huschten nun weiße Schwestern von Bett zu Bett und vor dem Hause wehte die Fahne mit dem rotem Kreuz - die Neue Universitäts-bibliothek war ein Kriegsspital geworden.“
Ries (1918), [Bl. 4/6].
Juni
„Ja der große Saal könnte viel erzählen: von froher Festfeier an patriotischen Gedenktagen, von Festen spendefroher Liebe, wenn zu Weihnachten reiche Gaben an die Verwundeten ausgeteilt wurden, Kino und Lichtbildervorträgewurden hier gehalten, Theater aufgeführt und Konzerte gegeben. Und noch mehr könnte der Saal erzählen, […] von manch stiller Liebestat, die der großen Öffentlichkeit verborgen blieben und nur von Gottes Engel aufgezeichnet wurden.“
Ries (1918), [Bl. 6 und 8].
Juli
„So erstand denn auch als erster unter den bewilligten Universitäts-Neubauten auf dem „Prügelbau", in freier,sonniger Lage die neue Universitätsbibliothek: ein stattlicher Bau in den Formen eines modernisierten Barock, nach den Plänen von Zotter durch die Unionbaugesellschaft mit einem Kostenaufwand von 400.000 Kronen erstellt.“
Huber (1914), S. 46.
August
„Die Mitte des ganzen Gebäudekomplexes soll das große Hauptgebäude einnehmen: im Norden eines freien Platzes von 150 m Länge und 55 m Breite. Westlich wird dieser Platz flankiert werden von dem medizinisch-theoretischen Institut, während ihn im Osten die der Vollendung nahe Universitätsbibliothek abschließen soll.“
Huber (1914), S. 40.
September
„Längst waren aber auch das Hauptgebäude der Universität und das Gebäude der Universitätsbibliothek, die seit der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1776 der Universität zugewiesen waren, viel zu eng geworden. Kurz vor dem Ausbruch des Krieges wurden nun für beide Anstalten ebenfalls im Westen der Stadt, der sich auf diese Weise zu einem richtigen Universitätsviertel entwickelt hat, neue, sehr stattliche Gebäude errichtet.“
Stolz (1928), S. 14.
Oktober
„Es empfiehlt sich aber, die bibliotheksgeschichte nach den Regierungszeiten ihrer Vorstände zu gliedern. Da diese immer freie Hand hatten und noch haben für die Einrichtung und Verwaltung ihrer bibliotheken, so prägt sich ihre Person in die Geschichte ihrer Anstalt viel mehr ein als die Zeitereignisse oder andere außerhalb der bibliothek befindliche Einflüsse.“
Hittmair (1910), S. 4.
November
„Ein Nebeneingang in der der Universität zugewandten Schmalfront führt durch einen langen Gang, in dem die Fahrräder einzustellen sind, und durch eine Flügeltür in das Stiegenhaus, in das man durch den Haupteingang direkt kommt. Dort erinnern zwei Gedenktafeln an die Gründung der bibliothek durch die Kaiserin Maria Theresia, sowie an den Neubau 1912–1914, die Wiederherstellung und den Bezug der bibliothek 1924.“
Pogatscher (1925), S. 30.
Dezember
„Gleich beim Eingang rechter Hand ist die Bücherausgabe- und -abgabestelle für die Benützung im Lesesaal; in der Mitte des Saales sitzt auf erhöhtem Podium der Aufsichts- und Auskunftsbeamte. Vor ihm steht ein Pult, auf dem zur freien Benützung durch die Lesesaalbesucher Handkataloge über die wichtigsten in der bibliothek vorhandenen Bücher liegen.“
Hittmair, Anton (1910). Geschichte der k. k. Universitätsbibliothek in Innsbruck. [Innsbruck]: [Wagner], Sonderdruck aus, Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg, 3. Folge H. 54.1910.https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubi:2-3620
Pogatscher, Heinrich (1925). Die Universitäts-bibliothek : eine Einführung für Studenten. Enthalten in, Innsbrucker Universitäts-Kalender, Innsbruck: Universitäts-Verlag Wagner, [1925], Studienjahr 1925/26, Seite 27-44. https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubi:2-46483
Stolz, Otto. (1928). Die Innsbrucker Universität im Strome der Geschichte. Enthalten in, Die Universität Innsbruck : aus Geschichte und Gegenwart, hrsg. vom Universitätsamt Innsbruck in Verb. mit d. Tiroler Landes-Verkehrsamt, Innsbruck: Wien [u.a.]: Tyrolia, Seite 7-16.
Detailprojekt für den Neubau des bibliotheksgebäudes der k. k. Universität in Innsbruck; Bl. N° 8; Vorderansicht.
Detailprojekt für den Neubau des bibliotheksgebäudes der k. k. Universität in Innsbruck; Bl. N° 4; 1. Stock.
Der Großteil der genannten Werke wurde im Rahmen des EU-Projekts EODOPEN digitalisiert und online verfügbar gemacht.
ULB Tirol
Jänner: Rennweg mit Hofburg und Stadttheater. in: Huber (1914), [S. 51].
März: Saal im alten bibliotheksgebäude in: Huber (1914), S. 45; Arkadenhof in der Universität in: Luchner (1913), S.31; Die alte Universität in: Luchner (1913), S. 30; Hittmair (1910), S. 57.
April: Federzeichnung eines Verwundeten in: Ries (1918), [Bl. 3].
Mai: Nordseite der neuen Universitäts-bibliothek. in: Ries (1918), [Bl. 7].
Juni: Der große Lesesaal der neuen Universitätsbibliothek Innsbruck. in: Ries (1918), [Bl. 7].
Juli: Die bibliothek der neuen Universität; Phot. Müller in: Stolz (1928), S. 11.
August: Die neue Universität; Phot. Dr. Defner in: Stolz (1928), S. 7.
September: Die neue Universität vom Flugzeug aus; Phot. Dr. Mycinski in: Stolz (1928), S. 15.
Oktober: Anton Roschmann. Johann Primisser. Dr. Friedrich Leithe in: Hittmair (1910), [S. 2].
November: Detailprojekt für den Neubau des bibliotheksgebäudes Bl. N° 8; Vorderansicht.
Dezember: Detailprojekt für den Neubau des bibliotheksgebäudes Bl. N° 4; 1. Stock.