"Oft drängt man jahrelang auf Veränderungen … und dann kommen sie – aber anders als erwartet"
Foto: o.Univ.-Prof. Dr. Roland Psenner (Vizerektor für Lehre und Studierende)
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Die Universität Innsbruck erfreut sich bei Studierenden ungebrochener Attraktivität: so ist die Anzahl der Studentinnen und Studenten im Wintersemester 2012 auf 27.700 gestiegen, was über den Zeitraum seit 2010 betrachtet einer jährlichen Zunahme von 2% entspricht. Noch stärker sind die Zahlen der Neuzugelassenen (von denen mehr 40% aus dem Ausland kommen) angestiegen, und zwar um durchschnittlich 6% pro Jahr auf über 4.500 im letzten Wintersemester. Frauen machen 53% aller Studierenden und 56% aller Neuzugelassenen aus. Erfreulicherweise sind auch die Studienabschlüsse auf ein neues Hoch von 4.248 geklettert, was einer mittleren jährlichen Zunahme von 13% entspricht, sodass die Neuzulassungen und die Abschlüsse sich nahezu die Waage halten.
Steigt die Kapazität der Universität mit diesen prinzipiell erfreulichen Zahlen? Die für heuer angekündigte „kapazitätsorientierte studierendenbezogene Universitätsfinanzierung“ klingt nach der lang ersehnten Neuerung und Kapazitätsanpassung: dass die Universität ihre Strukturen, ihren Personalstand, ihre Labors, Hörsäle und Seminarräume dem Bedarf anpasst, kann bei Studierenden, Lehrenden und Forschenden nur auf ungeteilte Zustimmung stoßen. Aus diesem Grund sollte das Gesetz, welches voraussichtlich am 1. Jänner 2013 rückwirkend in Kraft tritt und das die Zulassung zum Studium der Architektur, der biologie, der Informatik, der Pharmazie und der Wirtschaftswissenschaften regelt, von allen Seiten gutgeheißen werden, geht es doch von den aktuellen Studierendenzahlen oder sogar von deren Steigerung aus.
Die Universität Innsbruck wird also versuchen, im Einklang mit den anderen österreichischen Universitäten ein zweistufiges Zulassungsverfahren für diese Fächer einzurichten. Der Haken an der Sache besteht darin, dass nur die Zahlen für die Zulassung zum jeweiligen Studium von der Regierung festgelegt und in einigen Fällen sogar erhöht wurden, die „Kapazität“ (Professuren, Hörsäle, Geräte, Infrastruktur) jedoch gleich bleibt oder wegen des in der Leistungsvereinbarung 2013-2015 beschlossenen Sparbudgets sogar sinken wird. Wir haben es also mit einem klassischen österreichischen Paradoxon (oder besser Oxymoron) zu tun, dem wir nach bestem Wissen und Gewissen zu entsprechen versuchen, was die Kapazität sehr vieler Personen binden wird – vielleicht daher der Ausdruck „kapazitätsorientiert“?
Es gibt aber auch Veränderungen, die fast ausschließlich positive Reaktionen hervorgerufen haben, wie zum Beispiel die Gründung der 16. Fakultät, der School of Education, die für die Ausbildung aller Lehramtsstudierenden verantwortlich sein wird, wobei sie auf das an 8 weiteren Fakultäten angesiedelte Fachwissen baut – ein hoher Anspruch, den nur eine Volluniversität einlösen kann. Auch das Studium der Mechatronik gemeinsamen mit der UMIT ist eine positive neue Entwicklung, die mit der Neuausrichtung der Technischen Fakultät (früher: „Bau-Fakultät“) Hand in Hand geht.