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Aguntum-Atriumhaus – Universität Innsbruck

FWF-Projekt: Das Atriumhaus von Aguntum

Projektleitung: Dr. Michael Tschurtschenthaler

2008-2013

 

Einleitung

Seine außerordentliche Größe von annähernd 6000 m2 und die hellenistisch-römische Form seines Herrschaftstraktes machen das Atriumhaus von Aguntum zu einem im gesamten Alpenraum herausragenden innerstädtischen Wohn- und Repräsentationskomplex. Das Atriumhaus setzt sich aus drei großen, in sich wiederum gegliederten Einzelkomplexen zusammen. Der zentral angeordnete Wohn- und Repräsentationstrakt mit symmetrisch gestaffeltem Atrium, Garten-Peristyl und Sommertriklinium wird im Osten, Westen und Süden von ausgedehnten Repräsentations- und Wirtschaftsgebäuden sowie einer kleinen Badeanlage und Gärten umgeben.

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Abb.1: Gesamtplan des Atriumhauses von Aguntum (grün – Gartenbereich, orange – Zentralbereich mit Atrium und Peristyl, gelb – Osttrakt des Gebäudes).

Noch im ersten Jahrhundert n.Chr. ist das Atriumhaus als herrschaftlicher Sitz rein mediterranen Typs mit Atrium und angeschlossenem Peristyl errichtet und in den folgenden vier Jahrhunderten durch bauliche Veränderungen den härteren klimatischen Bedingungen des Alpenraums angepasst worden. Dadurch entstand letztlich ein bisher einzigartiger „mediterran-alpiner Zwitterbau", in dem die Offenheit des Südens (Atrium mit offenem Dach, Garten-Peristyl, Sommertriklinium) mit der Abgeschlossenheit der Berge (Einbau des unkanonischen Ganges 50 als „Klimazone" zwischen Atrium und Cubicula, nachträgliche Abtrennung des ursprünglichen Sommertrikliniums vom Garten-Peristyl, Errichtung ausgedehnter Heizanlagen in einem zur Kühlung bestimmten Bautyp) verknüpft sind. Das im Garten-Peristyl eingebaute, etwa 16m x 14 m große kanalartige Zierbecken mit zentraler Insel vermittelt durch den verschwenderischen Umgang mit Marmor, seine hohe Verarbeitungsqualität und infolge seines teilweise ausgezeichneten Erhaltungszustandes noch heute einen instruktiven Eindruck des Reichtums seiner damaligen Eigentümer. Die repräsentative Ausstattung des Herrschaftstraktes zeigt sich auch an weiteren kostbaren Baumaterialien, an den Mosaikböden und zahlreichen Resten der Wandmalerei. Damit konnte der Eigentümer Wohlstand und Macht präsentieren. Die repräsentative Wirkung eines Atriumhauses mit angeschlossenem Peristyl dürfte den Erbauer bei seiner Entscheidung für diesen bestimmten Bautypus stark beeinflusst haben. Die Bevorzugung dieser genuin mediterranen Bauform, die eine Verknüpfung griechischer (Peristyl) und italischer Elemente (Atrium) darstellt und damit schon allein durch seine Genese für das Klima Osttirols bzw. der Nordprovinzen insgesamt ungeeignet ist, macht jedenfalls die Hintanstellung rein praktischer Überlegungen deutlich. Das Atriumhaus von Aguntum hat als Symbol römischer Kultur auf die Bevölkerung gewirkt und diese Wirkung ist vom Erbauer wohl auch angestrebt worden.

aguntum_atriumhaus_abb2 Abb.2: Das Marmorbecken im Peristylhof des Atriumhauses nach der Freilegung im Jahr 1997.

Forschungsgeschichte

Die moderne Wiedererstehung Aguntums nahm ihren Ausgang im letzten Drittel des 19. und am Beginn des 20. Jhs.. Die Interpretation der seit dem 16. Jh. des Öfteren erwähnten Ruinenbei Dölsach in Osttirol als bedeutenden Überrest des römischen Municipiums Claudium Aguntum durch Theodor Mommsen im Jahre 1873 und umfassende theoretische Vorarbeiten durch A.B. Meyer und A. Unterforcher hatten die ersten archäologischen Ausgrabungen in Aguntum unter Innozenz Ploner, Rudolf Egger und Erich Swoboda in den Jahren 1912 bis 1913 und 1931 bis 1935 zur Folge. Seit 1950 werden jährlich systematische Grabungen durchgeführt, die bis 1955 von Franz Miltner und von 1956 bis 1990 von Wilhelm Alzinger geleitet worden sind. 1991 ist das Institut für Klassische und Provinzialrömische Archäologie der Universität Innsbruck (Vorstand E. Walde, seit 2006 Institut für Archäologien, Vorstand W. Leitner) mit der Fortführung der Grabungen betraut worden. Zwischen 1994 und 2006 stand das bereits von F. Miltner und W. Alzinger in größeren Teilen freigelegte Atriumhaus von Aguntum im Mittelpunkt des Interesses der Ausgrabungen der Universität Innsbruck.

 

Projektziele

Die Auswertung der Befunde und Funde aus dem Aguntiner Atriumhaus dient einerseits zur Erstellung einer detaillierten Bauabfolge des mehrphasigen Wohnhauses und anderseits werden neue Informationen über die Bewohner des Baus greifbar. Mit dem Atriumhaus von Aguntum liegt ein Baukomplex vor, der mit allen Umbauten vom ersten bis zum fünften Jahrhundert n. Chr. bewohnt war und dessen Ruinen noch darüber hinaus benutzt wurden. Damit sind die Voraussetzungen für eine chronologische Auswertung des Fundmaterials über fünf Jahrhunderte gegeben, wobei sich besonders in Bezug auf die sogenannte „norische Gebrauchskeramik“ durch archäologische und archäometrische Analysen chronologisch und wirtschaftshistorisch neue Erkenntnisse gewinnen lassen.

Ein Vergleich der baulichen Gestaltung des Hauptgebäudes und des Osttraktes des Atriumhauses lässt Rückschlüsse auf die Vorbilder und Vorbildwirkung dieser Architektur zu. Nach der Klärung von Datierung und Funktion der einzelnen Bauphasen steht die sozialhistorische Interpretation des Gesamtbefundes im Mittelpunkt.

 

Mitarbeiter

Vollzeit

Mag. Martin Auer, Kleinfundbearbeitung, Koordination der archäometrischen Untersuchungen, Befundauswertung.

Teilzeit und Werkverträge

Mag. Claudia Brandlechner, Digitalisierung.

Mag. Lisa Obojes, Kleinfundbearbeitung (Metall).

Claudia Ottino, Bakk. (Archäobotanik).

Mag. lukas Rittler, Kleinfundbearbeitung (Glas).

 

Projektpartner

Archäozoologie

S. Deschler-Erb, IPNA, Universität Basel (http://ipna.unibas.ch/personen/deschlers.htm).

Archäobotanik

Univ. Prof. Mag. Dr. Klaus Dieter Oeggl, Universität Innsbruck (http://orawww.uibk.ac.at/public_prod/owa/pk214.person?pers_id_in=3377)

 

Gesteinsbestimmungen

Fachbereich Geographie und Geologie an der Universität Salzburg: CHC – Research Group for Archaeometry and Cultural Heritage Computing – (https://www.sbg.ac.at/chc/chc_site_en/chc_ziele.html).

 

Archäometrische Keramikanalysen

G. Schneider, FU Berlin (http://www.chemie.fu-berlin.de/cgi-bin/personen?Dr.+Gerwulf+Schneider) und M. Daszkiewicz, ARCHEA Warszawa – DBS for Ancient Ceramics (http://www.archaeometry.pl/index.php?lang=pl&id=p4).

L. Cramp, University of Bristol (http://www.bristol.ac.uk/school-of-arts/people/lucy-j-cramp/index.html).

 

 

Abbildungsunterschriften:

Abb.1: Gesamtplan des Atriumhauses von Aguntum (grün – Gartenbereich, orange – Zentralbereich mit Atrium und Peristyl, gelb – Osttrakt des Gebäudes).

Abb.2: Das Marmorbecken im Peristylhof des Atriumhauses nach der Freilegung im Jahr 1997.

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