Leokadia Justmans Überlebensgeschichte
Dominik Markl und Niko Hofinger vom Stadtarchiv Innsbruck haben ein Forschungsprojekt zu Justmans Erinnerungen gestartet, die sie 1945–1946 in Innsbruck in polnischer Sprache auf fast 500 Seiten niederschrieb. Im Jänner 2025 soll zum 80. Jahrtag des Ausbruchs der jungen Frauen sowie der Befreiung von Auschwitz eine deutschsprachige Ausgabe der Erinnerungen Justmans im Tyrolia-Verlag erscheinen. Zugleich wird eine wissenschaftliche Online-Edition vorbereitet. Die Dokumente aus Justmans Nachlass wurden von ihrem Sohn Dr. Jeffrey Wisnicki (Florida) zur Verfügung gestellt. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg, dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv und anderen Institutionen entwickelt. (Dominik Markl)
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie hier.
Die spirituelle Relevanz unserer Theologie und Philosophie
Vorgetragen wurden acht Beiträge aus den Bereichen Psychologie und Spiritualität (Johannes Panhofer, Enrico Grube), spirituelle Anstöße aus dem Alten Testament (Dominik Markl, Katherine Dormandy) sowie spirituelle Erfahrung und Alltagsmystik (Bruno Niederbacher, Benedikt Collinet, Willibald Sandler). An jeden Beitrag schloss sich ein respondierendes Koreferat aus einem jeweils anderen Institut an.
Die Forschungstage wollen eine institutsübergreifende theologische Interdisziplinarität fördern. Aus diesem Grund und wegen der besonderen inhaltlichen Dichte dieses Forschungstages war eine Ausweitung der Teilnehmenden auf Studierende und andere Interessierte leider nicht möglich, obwohl Interesse dafür bestanden hätte. Deswegen ist für das Studienjahr 2024/25 eine Ringvorlesung in Planung, um die Beiträge des Forschungstages für Studierende und in Verbindung damit für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auch eine Publikation ist in Überlegung. (Willibald Sandler)
Kolloquium „Trinitarische Technikanthropologie“
Die Teilnehmer*innen antworteten auf die Ausgangsthesen von Hoff und Dürr aus ihren jeweiligen philosophischen und theologischen Perspektiven heraus: Den historischen Hintergrund dreigliedriger Anthropologie stellten Christian Fröhling (Mainz) mit Bezug auf Meister Eckhart und Enrico Grube (Innsbruck) mit Bezug auf Augustinus vor. Caroline Helmus (Köln) stellte kritische Bezüge zur gegenwärtigen deutschen Transzendentaltheologie Thomas Pröppers her, während Alessandro de Cesaris (Turin) sie in Beziehung zu Kants später Anthropologie und zeitgenössischer Medienphilosophien setzte. Jan Juhani Steinmann (Paris) verortete die Frage im Blick auf eine Theologie der ‚Vergöttlichung‘ (Theosis), während Nicolas Matter (Fribourg) die Thematik aus der Perspektive einer leibphänomenologischen und narratologischen Theologie behandelte.
Der Zusammenklang dieser vielfältigen theologischen Ansätze wurde von den Teilnehmer*innen als sehr inspirierend und fruchtbar erfahren. Dabei erwies sich die Trinitarische Technikanthropologie als vielversprechender, viele theologische Traditionen überspannender Ansatz, der auf die gegenwärtigen Herausforderungen der Digitalisierung und des Transhumanismus fundierte Antworten zu bieten hat. Die Beiträge des Kolloquiums werden Anfang 2025 in überarbeiteter Form als Sonderheft der Zeitschrift für Theologie und Philosophie herausgegeben. (Enrico Grube)
Neuerscheinungen
Building a Book of Books. Textual Characteristics of the Early Greek Majuscule Pandects (Arbeiten zur neutestamentlichen Textforschung 54).
De Gruyter Berlin 2024, 382 S.
ISBN 978-3-11-099457-5 (gebunden)
ISBN 978-3-11-098127-8 (eBook)
This book analyses how the early Greek whole-Bible manuscripts (pandects) change and preserve the text. Dormandy refutes the method based on singular readings and so investigates all the ways in which each pandect differs from the initial text, both changes introduced by its own scribe and by the scribes of earlier manuscripts. He surveys sample chapters in John, Romans, Revelation, Sirach and Judges (including discussing the “new finds” of Sinaiticus). Dormandy’s observations of Codex Ephraemi challenge accepted transcriptions. Dormandy argues that Sinaiticus and Vaticanus may plausibly have been made in response to commissions by Constantine and Constans. Dormandy concludes that generally, across all the Biblical books considered, the pandects preserve the initial text well. Transcriptional and linguistic variations are more common than harmonisations or changes of content. The more precise profiles of each manuscript vary between Biblical books. The pandects thus create bibliographic unity from textual diversity. This shows their significance in the history of the Christian Bible: they reflect in bibliographic form the hermeneutical move to consider all the books of the Christian Bible as one corpus.
Zur Verlagsseite
Für den Frieden kämpfen. In Zeiten des Krieges von Gandhi und Mandela lernen. Friedensethische Überlegungen
Tyrolia Verlag Innsbruck 2024, 120 S.
ISBN 978-3-7022-4179-7
Terroranschläge, Kriege, Aufrüstung – ob Ukraine, Israel/Palästina oder Äthiopien: In vielen Teilen der Welt scheint Frieden in weite Ferne gerückt zu sein. Wolfgang Palaver nimmt die Gedanken und spirituellen Quellen von Mahatma Gandhi und Nelson Mandela zur Gewaltfreiheit als Ausgangspunkt seiner friedensethischen Überlegungen. Seine Erkenntnisse verbindet er mit den Aussagen bekannter Friedensdenker wie Václav Havel, Dietrich Bonhoeffer oder Papst Franziskus. Nicht blinder Pazifismus ist demnach gefragt, sondern verantwortetes und spirituell verwurzeltes Handeln im Sinne der gerechtigkeit.
Pluralität durchleben. Religionen- und konfessionenübergreifende Zusammenarbeit an Tiroler Höheren Schulen (Studien zur interreligiösen Religionspädagogik 7).
Kohlhammer Stuttgart 2023, 258 S.
ISBN 978-3-17-042484-5
Religionen- und konfessionenübergreifende Zusammenarbeit findet seit Jahren in unterschiedlichen Formen an Tiroler Schulen der Sekundarstufe II statt. AkteurInnen evaluieren, adaptieren und entwickeln diese dabei laufend weiter. Diese Studie bietet einen Einblick in Grundsätzliches, in die Dynamik dieser Zusammenarbeit und in Muster, welche sich auch über dieses regionale Beispiel Westösterreichs hinaus an anderen Orten und in anderen Kontexten abspielen. Konkret fokussiert sich diese Studien auf die qualitativ-empirische Analyse der Sichtweisen von Schulleitungen sowie christlichen und muslimischen Religionslehrpersonen. Durch die Verschränkung der Schulleitungsperspektive mit der Lehrpersonenperspektive zeigen sich unterschiedliche Herausforderungen, Chancen und Grenzen auf systemischer, inhaltlicher und individueller Ebene. Gleichzeitig wird deutlich, dass die RuKüZa Teil einer zukunftsfähigen religiösen Bildung ist, die interreligiöse, inklusionsorientierte sowie migrations- und pluralitätssensible Dimensionen in sich schließt.
Der Pfarrer – ein herausgeforderter Amtsträger. Aufgaben, Rechte, Pflichten und Perspektiven eines kirchlichen Berufs
Pustet Verlag Regensburg 2023, 552 S.
ISBN 978-3-7917-3451-4
Kirchliche Ämter stehen in vielerlei Hinsicht im Feuer der Kritik – und die Amtsträger damit vor enormen Herausforderungen. Angesichts der gravierenden Verunsicherung auf allen Ebenen der Kirche tut eine gediegene Aufklärung über die Aufgaben, Rechte, Pflichten, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten des Pfarrers not. Was ist seine ureigene Funktion in der Gemeinde, welche Pflichten hat er in Bezug auf die Gemeindeleitung, den Verkündigungsdienst, die Sakramentenspendung, die Liturgie, die Vermögensverwaltung? In welcher Beziehung steht der Pfarrer zum Bischof, zum Vorgesetzten im Dekanat, zu den pfarrlichen Räten, zu seinen Mitarbeiter:innen? Vor welchen Herausforderungen steht er angesichts immer größer werdender Pfarreienverbände, der gravierenden Reformforderungen vieler Gläubigen oder der Diskussion um nichtpriesterliche Gemeindeleiter*innen?