Franz Hillebrand
Ausgewählte Schriften zur Wahrnehmungspsychologie und Erkenntnistheorie (1889–1926)
Herausgegeben und eingeleitet von Pierre Sachse und Peter Goller
ISBN 978-3-99106-038-3
brosch., 796 Seiten
2021, innsbruck university press • iup
Preis: 44,90 Euro
Im Oktober 1896 hat Franz Hillebrand (1863–1926) seine Innsbrucker Antrittsvorlesung „Die experimentelle psychologie, ihre Entstehung und ihre Aufgaben“ gehalten.
Obwohl als Professor der („reinen“) Philosophie berufen wurde für Hillebrand die Arbeit als Experimentalpsychologe entscheidend. 1897 konnte er das Innsbrucker „Institut für experimentelle psychologie“ errichten. Franz Hillebrands Arbeiten zur Geometrie der Raumwahrnehmung, zu den Beziehungen zwischen wahrgenommener Größe und Beobachtungsentfernung oder seine Studien über Scheinbewegungen und zur Stabilität der visuellen Wahrnehmung zählten um 1900 zu den Pionierleistungen der noch jungen experimentalpsychologischen Disziplin. Hillebrands Nachfolger Theodor Erismann, Ivo Kohler und Manfred Ritter haben die Innsbrucker wahrnehmungspsychologische Forschungsrichtung fortgeführt.
Franz Hillebrand war Wiener und Prager Schüler von Franz Brentano, Ewald Hering und Ernst Mach. Seine Arbeit spiegelt nicht nur die philosophischen Streitfragen der Jahrhundertwende um 1900 wider, so Franz Brentanos „deskriptive psychologie“, Edmund Husserls „Phänomenologie“, Alexius Meinongs „Gegenstandstheorie“ oder Ernst Machs positivistischen „Empiriokritizismus“, sondern vor allem das ganze Spektrum der sich seit den 1870er Jahren etablierenden, auf den Vorarbeiten der „Psychophysiker“ Gustav Theodor Fechner, Johannes Müller oder Ernst Heinrich Weber aufbauenden Experimentalpsychologie. Seinem Prager Lehrer, dem Physiologen Ewald Hering, folgend entwickelt sich Hillebrands Arbeit in ständigem Dialog mit Fachgrößen wie Wilhelm Wundt, Hermann Helmholtz, Carl Stumpf, Johannes Kries, Georg Elias Müller, Hermann Ebbinghaus, Oswald Külpe, Max Wertheimer oder Wolfgang Köhler.