In Wirklichkeit sagte ich nichts
Erzählungen
Erscheinungsdatum: Februar 2010
Hardcover mit Schutzumschlag, 128 Seiten
Preis: € 15,90
ISBN 978-3-902719-38-6
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Pressestimmen
Es sind Erzählungen, doch es sind nicht die Spannungsbögen, sondern die Sätze, an denen ich hänge und mich nicht sattlesen kann, Sätze wie nur beispielsweise dieser: "Um sie war eine Stille wie dunkles Licht." Hier wird uns etwas vom Licht und den Lichtern erzählt. In allen Texten auffällig: diese ewige faszinierte und faszinierende Fixiertheit aufs Licht. Der Autor, ein Maler.
Hermann hat keine der gerade angesagten Taschenspielertricks auf Lager. Er, als einer - so viel kann ich sagen - der sprachmächtigsten deutschsprachigen Schriftsteller, muss von nichts ablenken. Nicht, dass die Geschichten keine Bögen hätten, das haben sie; aber die Bögen sind nicht das Wichtige. Und es ist nicht einmal wichtig, dass es einzelne Geschichten sind. Am Ende hat man ohnehin das Gefühl, einen Text gelesen zu haben - alles gehört zusammen, wird zusammengehalten von einer heiteren Wärme, die - wie es anders sagen? - Liebe heißt, Liebe zum Leben, Dasein, trotz allem. Wer sich auf diese Literatur einlässt, wird mit dieser Wärme belohnt, die beständig zwischen den Zeilen strahlt - ja, wie ein eigenes Licht.
Reinhard Kaiser-Mühlecker, ALBUM - DER STANDARD
Ähnliche, zwischen Essay und Erzählung changierende Texte finden sich in der parallel zum neuen Roman erschienenen Prosasammlung "In Wirklichkeit sagte ich nichts". Gleich der Auftakt ist ein fulminantes Panorama der touristenfreien Stadt Tunis im Winter, gezeichnet aus Beschreibungen, Erzählfragmenten und Informationen bis hin zum Verdienst eines Wächters im Vergleich mit dem Schwarzmarktpreis für Bananen. Politische Analyse steckt darin, doch sie verdeckt nie die Beschreibungen der Armen- und Villenviertel, macht die Gänge in Cafés oder die Erfahrungen beim Einkaufen nicht überflüssig.
Ein Höhepunkt des Bandes ist der Titeltext – der Monolog eines Clochards in Paris, der in einem Luftschacht lebt, denn: "Die Quais sind nicht mein Ort. Ich bin nicht kaputt genug für die Quais." Der Stadtdschungel aus dem Blick eines Obdachlosen: die Tritte der Spätheimkehrer in der Samstagnacht, die vibrierende Gier der Ratten und der Blick auf die "normalen" Menschen – "Ich bin ihr Albtraum. Werden wie ich, das ist ihr Albtraum." Auch im Monolog des Clochards geht die Wahrnehmung über in Selbstanalyse: "Nichts mehr stimmt mit sich überein. Ich habe nur Zwischenräume."
An einer Stelle steht ein Satz, der fast ein poetisches Credo des Autors sein könnte: "Die Brüche im Menschen machen ihn abbildbar. Die Brüche." Darauf versteht sich Hermann in verschiedenen Genres und unterschiedlichen Methoden. Brüche haben sie alle: der kauzige Herr Faustini, der abstürzende Erfolgsschriftsteller Marten oder der namenlose Mann, dessen Monolog sich auf den Satz zuspitzt: "Ich erinnere mich, auch ich war einmal ich." Typische Hermann-Sätze sind sehr einfach. Schade, dass sie noch immer unterschätzt werden.
Cornelius Hell, Die Presse
Wolfgang Hermanns Prosaband ist ein Glücksfall: Mit diesem Ineinander von brennend aktuellen Themen, erzähltechnischer Vielfalt und unerhört frischer Sprache eröffnet er den Weg zu Leseerfahrungen, die über die magische Kraft der Sprache immer wieder zum Staunen und in die Tiefen des Lebens führen.
Herbert Först, Literaturhaus Wien
In gewisser Weise handelt es sich um ein einziges Feingespinst von Themen und Tonlagen, die sich in den Büchern kristallisieren, wobei die Grenzen durchlässig sind.
Leopold Federmair, NZZ
Das kann der Vorarlberger Autor Wolfgang Hermann einfach – er versteht sich wie kaum ein anderer darauf, mit Worten Bilder zu malen. Er malt sie gekonnt, perfekt auf ihre Weise und fernab jeder Postkartenidylle. Sein aktueller Erzählband „In Wirklichkeit sagte ich nichts“ ist nur ein weiteres Beispiel dafür.
Neun Erzählungen versammelt Hermann so in diesem schmalen Bändchen, das zeigt, dass es nicht vieler Worte, aber der richtigen bedarf. Die findet Hermann treffsicher von der ersten bis zur letzten Seite.
Vorarlberger Nachrichten
Der Vorarlberger Wolfgang Hermann zählt zu den stilistisch prägnantesten Autoren seiner Generation. In seinem neuen Erzählband "In Wirklichkeit sagte ich nichts" schickt Hermann seine Protagonisten nach Tunis und Paris, um sich wiederum von der Außenwelt, die bei Hermann stets auch Innenwelt ist, überwältigen zu lassen.
Wolfgang Paterno, profil
In dem heuer erschienenen Erzählband "In Wirklichkeit sagte ich nichts" lässt sich der Autor Zeit, um genau hinzusehen, auf eine schnelllebige, geistig meist abwesende Gesellschaft und scheint sich so, ähnlich seinen Figuren, selbst außerhalb des Lebensspiels zu positionieren.
Julia Zarbach, Falter
Der Autor beweist mit seinem neuen Erzählband "In Wirklichkeit sagte ich nichts" Fein- und Sprachgefühl.
Imogena Doderer, ORF a.viso
In den neun Erzählungen präsentiert sich der Vorarlberger Schriftsteller einmal mehr als ein genauer Beobachter der Stadt und ihres Lebens, als ein Autor, der es versteht, Einsamkeit, gewollte und ungewollte Anonymität und Isolation darzustellen. Für LiebhaberInnen des typischen Wolfgang Hermann-Stils und für solche, die es noch werden wollen, eine empfehlenswerte Lektüre.
Stefanie Preiner, bibliotheksnachrichten
Die neun Erzählungen beeindrucken durch sprachliche Präzision, transparente Genauigkeit und einen jeweils unterschiedlichen, perfekt getimten Rhythmus, die jeder Erzählung ein stimmige Geschlossenheit verleihen. Die Erzählungen finden auch über kurze, nut wenige Seiten währende Distanz zu einer novellenartigen Eskalation, die sich im Verlauf der Handlung andeutet und deren Höhepunkte überfallsartig und kühl einsetzen. Hermanns short stories atmen eine selbstverständliche Welthaltigkeit, in der sich die Atmosphäre großer Städte in den Text einschreibt. Im großartigen Opener „Die tunesische Nacht“ legt Wolfgang Hermann die Raumatmosphäre und Umrisse des Stadtbildes von Tunis über die nächtliche Erfahrung eines Besuchers, der in die Fremde der Hafenstadt eintaucht und sie als befreiend erfährt, als Ablösung alter Wahrnehmungsmuster zugunsten einer neuen Qualität des Sehens, Begreifens und Erfassens von Phänomenen, für die sich Worte erst allmählich erschließen. Dieses Vertrauen in das Unerfasste und die Suche nach dem Unsagbaren durchzieht den nur äußerlich schmalen Band. Die Erfahrung, „In Wirklichkeit sage ich nichts“, wie es der Titel ankündigt, ist nicht Sprachlosigkeit, sondern eine neue Evidenz der Weltaufnahme und der Mitteilung. In der dröhnenden Vielfalt der Information und der gebrochenen Beziehungen gilt die Suche des Erzählers dem „Zwischenraum, in dem der Atem wohnt.“ Pausen und Intervalle weiten sich so zu eigentlichen Spielräumen des Erzählflusses, der eine gleichsam musikalische Qualität gewinnt, vergleichbar dem Umkreisen des Schweigens, das wir am eindringlichsten bei großen Jazzpianisten hören können.
Hans Heiss, Mitteilungen aus dem Brennerarchiv 29/2010
Wolfgang Hermann lässt seine Erzählungen nie mit einem Tusch einsetzen. Er erzählt, man liest, und plötzlich mitten in der Stille ist alles da. Eine Welt voller Bausteine, von denen es oft nur zwei braucht, um einen ganzen Kosmos zu konstruieren.
Helmuth Schönauer, Buchkultur
"Ich spüre, wie die Nacht zögert. Schritt für Schritt weicht sie zurück. Eine Handbreite noch, und der Tag ist über die Schwelle", heißt es am Ende der Erzählung Die Tunesische Nacht, in welcher der Erzähler versucht, dem Winter zu entkommen und – wie die meisten von Wolfgang Hermanns Figuren – ein Leben zu führen, das ihm ganz allein gehört. Wie der Protagonist der Erzählung Die Treppe, der sich nach langer Krankheit auf die Seite der "Zeitdiebe" schlägt. Oder jener am Pariser Flughafen gestrandete Iraner, dem der Leser in Warte im Schatten auf mich begegnet. Es geht darin um nichts und doch um alles. Aus der Gleichzeitigkeit des Schönen und des Schrecklichen, dem ständigen Grenzgang zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit entwickeln diese Erzählungen ihre Kraft und ihre Zerbrechlichkeit.
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