Begegnung mit dem göttlichen Drama: Eine vergleichende Analyse der christologischen Perspektiven von Aloysius Pieris und Raymund Schwager

Aloysius Pieris, ein Jesuitentheologe aus Sri Lanka, entwirft die Christologie neu aus der Perspektive der Befreiung, der Solidarität und des Dialogs. Sein Konzept der Bundes-Christologie entwickelt eine Sicht von Christus, die lehrmäßige Grenzen überschreitet und die verschiedenen Manifestationen göttlicher Gegenwart im asiatischen Kontext einbezieht. Nach Pieris steht die Taufe Jesu im Jordan für die Entschlossenheit Jesu, einen offenen Dialog mit den Kulten und Religionen seiner Zeit zu führen, während der Tod Jesu am Kreuz (die Taufe auf dem Kalvarienberg) für die Identifikation und Solidarität Jesus mit den Armen und Ausgegrenzten steht. Christologie im Kontext der Religionen und der Armen zu betreiben, ist der Kerngedanke der Christologie von Pieris.

Ausgehend von den Traditionen des abendländischen theologischen Denkens entfaltet sich Schwagers Christologie als ein fesselndes Drama der barmherzigen Liebe Gottes, der Erlösung und der Versöhnung. In seinem dramatischen Modell verweist er auch auf den geschichtlichen Prozess der Dogmenentwicklung als einen dramatischen Prozess. Die Glaubwürdigkeit des Dogmas kann nur am dramatischen Handeln Gottes in der Geschichte und am Handeln und Leiden Jesu selbst gemessen werden, nicht am ethischen Handeln der Kirche. Im interreligiösen Dialog fordert die dramatische Sicht die Religionen auf, gewaltfreie Interpretationen der Lehre zu fördern und den Opfermechanismus in der Weltgemeinschaft zu minimieren. Mit seiner dramatischen Christologie zeigt der Schweizer Jesuitentheologe die verwandelnde Kraft von Leben, Tod und Auferstehung Christi und lädt uns ein, als Mitwirkende auf der Bühne der Menschheitsgeschichte am fortschreitenden Drama der Erlösung teilzunehmen.

Diese Dissertation nimmt sich vor, das Herzstück des christologischen Diskurses zu erforschen. Durch die vergleichende Herangehensweise werden in dieser Forschung Schlüsselthemen wie Pieris' Christologie des Bundes und Christus jenseits des Dogmas, Pieris' und Schwagers Herangehen an den interreligiösen Dialog sowie Schwagers dramatische Christologie erforscht. Im Dialog mit Pieris' kontextueller Theologie, die in den soziokulturellen Realitäten Asiens verwurzelt ist, und Schwagers dramatischer Theologie, die in der westlichen theologischen Tradition verankert ist, erforscht diese Arbeit die Konvergenz, die Divergenz und die dialogischen Möglichkeiten zwischen diesen unterschiedlichen theologischen Entwürfen. Durch die vergleichende Analyse untersucht "Begegnung mit dem göttlichen Drama" die Überschneidungen und Gesprächsmöglichkeiten zwischen asiatischen und westlichen christologischen Perspektiven und lädt WissenschaftlerInnen und TheologInnen zu einem bedeutsamen Dialog und zur Reflexion über die fortdauernden Geheimnisse des christlichen Glaubens ein. Auf diese Weise sollen tiefere Einsichten in die transformative Kraft der Botschaft Christi von Liebe, gerechtigkeit und Versöhnung in der heutigen pluralistischen Welt gefördert werden.